1891 revolutionierte Märklin den Markt durch eine Spielzeugeisenbahn mit Uhrwerkantrieb auf Schienen. Zur Jahrhundertwende um 1900 drehten bereits mit Elektrizität und Dampf betriebene Züge ihre Runden um den Weihnachtsbaum. War das Weihnachtsfest vorbei, wurde die Spielzeugeisenbahn wieder abgebaut, um zu besonderen Anlässen erneut aufgebaut zu werden.
Ein weiterer wesentlicher Schritt erfolgte 1922 durch die Firma Bing. Die Bing-Tischeisenbahn mit einer Spurweite von 16,5 mm war so klein, dass sie als Tischbahn auf einem großen Tisch zu betreiben war.
Die Gebrüder Bing begannen 1879 in Nürnberg mit der Herstellung von Blechspielzeug. In dieser Zeit entstanden in Nürnberg viele heute noch bekannte Firmen jüdischer Inhaber: die Fahrradfabrik Hercules, die Schuhfabrik Medicus, das „Waarenhaus” Hermann Tietz (nach der Arisierung wurde es in „Hertie” umbenannt) und eben die Spielwarenfabriken der Gebrüder Bing.
Zu Beginn des 1.Weltkrieges war Bing als Hersteller von Verkehrsspielzeugen, Dampfmaschinen und optischen Spielzeugen international bekannt.
Es entwickelten sich Handwerksbetriebe in Nürnberg. Deren Entwicklung zu Großbetrieben wurde durch zwei Ereignisse wesentlich gefördert:
Eine für die Blechspielzeughersteller wichtige Innovation war die Einführung des farbigen Blechdrucks (Lithographie). Sie setzte sich ab etwa 1890 durch.
1866 gründeten Ignatz und Adolf Bing einen Handelsbetrieb. Sie begannen ab 1879 nach und nach, die von ihnen verkauften Waren selbst zu fertigen. 1885 beschäftigte Bing bereits 500 Mitarbeiter. 1895 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Vor dem Ersten Weltkrieg bezeichnete sich Bing als die „größte Spielwarenfabrik der Welt”. Das Unternehmen hatte rund 5000 Beschäftigte und zahlreiche Niederlassungen in Deutschland und im Ausland.
Ignatz Bing verstarb 1918. In den 1920er Jahren diversifizierte die Firma. Bing hatte 1879 mit der eigenen Fertigung von Spielwaren begonnen. Finanzielle Probleme zwangen 1932 zur Einstellung der Spielzeugproduktion, um andere Konzernteile zu retten.
Die Firma Bing vertrieb ihre Bing-Tischbahn von 1922 bis 1932. Ab 1932 bis 1937 wurde die Tischbahn von der Nürnberger Firma Karl Bub als „Karl Bub Miniatur Eisenbahn” produziert und verkauft.
Wohl am bekanntesten ist die weiter unten abgebildete 2-4-0 Tenderlokomotive. Es gab sie mit Uhrwerkantrieb und später auch mit Elektroantrieb in verschiedenen Ausführungen, beispielsweise von der GWR und der L&NWR, oder als amerikanische Westernlok mit Kuhfänger.
Auch der Mitinhaber und Konstrukteur Stephan Bing blieb im Tischbahngewerbe. Er wechselte von Bing zu den „Trix vereinigte Spielwaren-Fabriken, Nürnberg” und brachte dort seine Ideen zur Entwicklung einer neuen Modelleisenbahn im Maßstab 1:90 ein. Dabei entstand die Nenngrößenbezeichnung 00. Sie hat heute eine etwas andere Bedeutung, vergleiche bei Spurweiten.
Mindestens zwei ehemalige Mitarbeiter von Bing machten sich erfolgreich selbstständig:
für uns Jungen (oder für sich) eine große Eisenbahn gekauft, Spur 1, große Wagen und Lokomotiven. Das war um 1932 herum, als die Firma Bing ihre Spielzeugproduktion eingestellt hatte.
Auf der Ausstellung befand sich eine aufgebaute und in Betrieb befindliche große Modellbahn, die zu über 90% aus Bing-Artikeln der Spur 1 im ungefähren Maßstab 1:35 bestand.
In dem Vortrag führte Herr Brommann weiter aus, dass Bing zeitweise der größte Spielzeughersteller der Welt mit Vertretungen in allen Ländern einschließlich Russland war. Demnach hatte Bing vor dem Ersten Weltkrieg allein in Nürnberg 5000 Mitarbeiter beschäftigt. Spielzeug war nur einer von vielen Produktionszweigen. Bing stellte u.a. optische Geräte, Grammophone, Filmprojektoren (Laterna magica), Badeöfen, Küchengeräte, Gartengeräte und kirchliche Kultgegenstände her.
Nach dem Ersten Weltkrieg befanden sich unter dem Dach der in Leipzig beheimateten Vertriebsfirma „Concentra” 23 verschiedene Produktionsfirmen. Mit dem „Schwarzen Freitag” an der Wall Street am 29.Oktober 1929 begann die Weltwirtschaftskrise. Das komplizierte Firmengefüge von Bing hat die Weltwirtschaftskrise nicht überstanden. Man saß auf zu großen Lagerbeständen, so dass es 1932 zum Zwangsvergleich kam. Bing musste Fertigungsmaschinen verkaufen und die Spielwarenproduktion aufgegeben.
Der größte Absatzmarkt für die Bing-Modellbahn war England und die USA. Deshalb wurden viele Modelle nach englischen oder amerikanischen Vorbildern gebaut. Für den deutschen Markt bekamen diese Modelle Puffer und deutschen Aufschriften, denn damals musste eine Modelleisenbahn hübsch aussehen und möglichst durabel sein. Auf Vorbildtreue kam es damals nicht so sehr an.
![]() Bing H0-Bahn Uhrwerkslokomotive der GWR, in der Modelleisenbahnabteilung im Museum für Hamburgische Geschichte |
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Fast schon Geschichte: Das 1:90 Handbuch des Trix-Eisenbahnbetriebs von 1937. |
Herr Brommann führte weiter aus, dass nicht Trix oder Märklin die H0-Spur 1935 auf der Leipziger Messe eingeführt hätten. Bereits 1923
brachte Bing, angeregt durch die englische Firma Bassett-Lowke, eine
Tischbahn in der H0 Spur ― damals mit 00 bezeichneten Spur ― heraus, anfangs mit Uhrwerkloks, 1925 dann mit elektrischen Lokomotiven.
Die H0-Modelle wurden von Bub bis 1937 weiter produziert. Die
ehemals Bingschen Mitarbeiter waren anderweitig tätig geworden. Aus ihrer Zusammenarbeit mit einer anderen Nürnberger Firma entstand das Unternehmen Trix-Express mit seinem 1935 vorgestellten 00-Programm.
Bing war auf dem deutschen Modelleisenbahnmarkt ein Billighersteller. Er setzte eher billigen Modelle oft in Zugpackungen, durch Basare, Warenhäuser und Versandhäuser
ab. Ein ganz anderes
Bild boten die Bing-Erzeugnisse für den amerikanischen und englischen Markt. Diese waren vorbildgetreu und solide gebaut. Viele Spitzenmodelle hat Bing auch für andere englische Firmen gebaut, so
für Bassett-Lowke. Durch diese befreundete Firma angeregt, schuf Bing wohl die schönsten Eisenbahnen überhaupt.
![]() Bing, ein verkürzter H0-Personenwagen in der Modeleisenbahnabteilung im Museum für Hamburgische Geschichte |
![]() Bing, HO-Dampflok mit Elektroantrieb in der Modeleisenbahnabteilung im Museum für Hamburgische Geschichte |
![]() | Die Weichen sind von Hand zu stellen. Signale mit Zugbeeinflussung gab es noch nicht, auch wenn einige Weichen schon elektromagnetisch zu stellen waren. |
![]() | Die ersten elektrischen Modelleisenbahnen wurden ohne Vorschaltung eines Trafos an die Lichtleitung angeschlossen, denn damals gab es noch Gleichstromlichtnetze. Vergleiche dazu die Textstelle über Hornby Trains. |
![]() | Oben auf dem Katalog ist das ab 1926 verwendete Firmenzeichen von Bing zu erkennen. |
Bing hat unterschiedliche Blechspielzeuge hergestellt. Einige Kindergrammophone sind hier zu finden.
Siehe auch unter Spielzeugmuseum Nürnberg.
2010 eröffnete im Landkreis Bad Dürkheim das →Historische Spielzeugmuseum Freinsheim. Sein Schwerpunkt liegt auf Bing.