Fredriks Modelleisenbahn:
Bayerischer Abteilwagen

Bayerischer Abteilwagen 3. Klasse von Minitrix
Bayerischer Abteilwagen 3. Klasse von Minitrix Dies Modell des Wagens No 3895 der „K.Bay. Sts.B.” bildet das Hintergrundmotiv zu diesem Teil meiner Homepage.

In den Abteilwagen der 3.Klasse saß man zu fünft auf einer Bank (in der 4. Klasse stand man). Die Abteile waren gegeneinander abgeschlossen, von Abteil zu Abteil ging es über die Außentüren. Die Trittbretter, die über die gesamte Wagenlänge gingen, waren für die Schaffner bestimmt, die während der Fahrt von Abteil zu Abteil turnten.

Erst ab 1860 wurden die Züge mit Toiletten ausgestattet — im Pack- oder Abortwagen. Die Reisenden konnten sie nur beim Halt auf den Stationen aufsuchen. Später gab es Toiletten auch in Abteilwagen, aber da man als Reisender während der Fahrt nicht von Abteil zu Abteil gelangen konnte — wir erahnen die Tragödien!

Der Radstand eines solchen Abteilwagens von 1870 betrug etwa 5 m, die Dachlänge des hölzernen Aufbaus etwa 8 m, und das Dach befand sich etwa 3,5 m über dem Gleis. Bei dem hübschen Minitrix-Wagon beträgt der Radstand 25 mm, die Dachlänge 47 mm und das Dach ist 22 mm über dem Gleis.

Das Modell hat kein Bremserhäuschen, allerdings befinden sich auf der einen Stirnseite die erforderlichen Stufen für ein hochgestelltes Bremserhäuschen. Es wurden übrigens nur Wagons der 3. und 4. Klasse gebremst — Fahrgästen der 1. und 2. Klasse wollte man das Gezerre und den Lärm beim Bremsen nicht unmittelbar zumuten.

Aus Sicherheitsgründen wurde in Deutschland bei Personenzügen zwischen der Lokomotive und dem ersten Personenwagen fast immer ein Pack- oder Güterwagen geführt. War das nicht der Fall, wurde ein leeres Schutzabteil oder auch ein Dienst- oder Postabteil im ersten Wagon hinter der Lokomotive eingerichtet.

Die 3.Klasse bildete das Rückgrat der Personenverkehrs — weitaus die meisten Reisenden fuhren 3. Klasse.

1870 konstruierte Eduart Heusinger von Waldegg, der Maschinenmeister der Taunusbahn, den ersten Durchgangswagen. Es war ein Abteilwagen mit einem Durchgang an der Seite und einer Toilette am Wagenende. Diese Toilette war während der Fahrt erreichbar.

In Eduart Heusinger von Waldeggs „Handbuch für Specielle Eisenbahn-Technik”, herausgegeben in mehreren Bänden zwischen 1871 und 1882, stehen Informationen über die Ausstattung der Wagen:

»In der III. Wagenclasse, worin alle Polsterung in Wegfall kommt, ist ebensowohl darauf Bedacht zu nehmen, dass die Sitz- und Rückwandbretter eine den Körperformen sich anschließende Aushöhlung und Abrundung erhalten […]

Bei Wagen IV. Classe, den sogenannten Stehwagen, ist dafür zu sorgen, dass dieselben ähnlich wie die Wagen III. Classe gedeckt und mit Fenstern zum Niederfallen versehen, sowie entsprechend beleuchtet werden.

Gewöhnlich scheidet man das Innere dieser Wagen mit einer oder mehreren bis zur Schulterhöhe reichenden Zwischenwänden ab […]«

Reisende der 1. und 2. Klasse hatten es bereits damals erheblich bequemer. Hier steht:

»[…]dass man die Wagenabtheilungen I. und II. Classe so geschmackvoll und bequem garnirt, wie dies bei den Möbeln der besitzenden Volksclasse, unter Vermeidung eines übertriebenen Luxus, üblich ist. Besonders müssen die Sitze und Rückenmatratzen, sowie Kopf- und Armlehnen in den einem normalen, mittelgrossen, menschlichen Körper natürlich und bequem angepassten Maassen und Formen weich und behaglich gepolstert sein.«

Noch eine gute Nachricht: Die 4. Klasse wurde 1928 abgeschafft.


Es folgt eine verkürzte Zusammenfassung über Abteilwagen und Durchgangswagen:[101]

»Durch die Bauart des Kastens werden die Personenfahrzeuge in zwei große Gruppen geschieden: Abteilwagen und Durchgangswagen.

Die Abteilwagen sind gleich zu Beginn des Eisenbahnwesens in England entstanden. Sie haben ihren Ursprung in dem Absonderungs-Bedürfnis der einzelnen Bevölkerungsklassen […] Die Insassen des einzelnen Abteils bilden eine kleine Gemeinschaft für sich...Die Abteilwagen ermöglichen aber auch infolge der vielen Türen, die sie besitzen, ein sehr rasches Ein- und Aussteigen, weshalb sie auf Stadt- und Vorortbahnen mit kurzen Haltezeiten beliebt sind.

Heute strebt man danach, die vollständig gegen ihre Nachbarräume abgeschlossenen Abteile allmählich ganz zu beseitigen, weil hier und da vorgekommene Überfälle auf Reisende gezeigt haben, dass sie eine Minderung der Reisesicherheit bedeuten. Bei sehr stark besetzten Zügen verhindern die […] Querwände auch einen Ausgleich der Besetzung innerhalb eines Wagens. […] Die Berliner Stadtbahn besitzt heute Abteile, bei denen die Querwände gekürzt sind, so dass an einer Seite von einem Abteil ins andere hinübergegangen werden kann.

Die ersten Eisenbahnfahrzeuge, in denen an Stelle dieser stets schmalen Verbindungen ein bequemer und freier Durchgang von einer Stirnwand zur anderen möglich war, erschienen in Deutschland in den 1860er Jahren. Der Gang lag in der Mitte des Wagens. […] Es wird hierdurch bewirkt, dass das Zugpersonal seine überwachende Tätigkeit leichter ausüben kann. […] Bis dahin, insbesondere vor Einführung der Bahnsteigsperren, mussten die Schaffner, um die Karten der Reisenden nachzusehen, während der Fahrt auf den äußeren Trittbrettern an den Wagen entlang klettern. […] Die Einrichtung des für Fahrgäste freigegebenen Durchgangs bewirkt auch eine bequemere Unterbringung der Aborte.«

So also war es 1918!

Letztes Upload: 13.05.2023 um 07:39:34 • Impressum und Datenschutzerklärung