Die Woltersdorfer Straßenbahn verbindet die Gemeinde Woltersdorf mit der S-Bahn-Station Rahnsdorf der Berliner S-Bahnlinie S3. Woltersdorf liegt in einem Erholungsgebiet — deshalb wird die Bahn nicht nur von Berufspendlern, sonder auch von Ausflüglern genutzt. Aber auch Straßenbahnfans betrachten die Woltersdorfer Straßenbahn als Sehenswürdigkeit. Hier besteht die Möglichkeit, auf einer normalspurigen eingleisigen Überlandstraßenbahnstrecke noch zweiachsige Gotha-Straßenbahnwagen T57/B57 im Linienbetrieb zu erleben.
Ab der S-Bahnstation fährt die Straßenbahn zunächst zwei Kilometer durch den Berliner Stadtforst. Noch vor der ersten Haltestelle Goetheallee befindet sich die Ausweiche „Kontrollpunkt”. Ab 1952 bis zum Mauerbau durften die West-Berliner Bürger nach Ostberlin einreisen; in die übrige DDR durften sie jedoch nicht ohne weiteres. Deshalb waren Kontrollpunkte zwischen Ost-Berlin und der übrigen DDR eingerichtet worden.
Erst in Woltersdorf verläuft die Strecke an einer Straße — zunächst neben der Berliner Straße auf eigenem Bahnkörper. Kurz vor der Haltestelle Fasanenstraße wird es eine echte Straßenbahn. Die zwischen dem Kalksee und dem Flakensee gelegene Woltersdorfer Schleuse wurde bereits 1548 erbaut. Hier bieten sich einige Wanderwege an.
![]() | Die Endhaltestelle der Linie 87 in Woltersdorf liegt im Süden
des Kalksees. Die Endhaltestelle der Linie 88 in Alt-Rüdersdorf liegt nördlich des gleichen Sees. Die Anschlusshaltestellen beider Straßenbahnlinien sind zwei benachbarte Haltestellen der
S-Bahn-Linie S3. Die Woltersdorfer Straßenbahn im Technik-Museum Prora. |
![]() | Linie 87 Mitte April 2009 am Bahnhof Rahnsdorf |
Auf der →Website der Woltersdorfer Straßenbahn wird hervorgehoben, dass während des Zweiten Weltkrieges die Beförderungsleistungq
überdurchschnittlich anstieg, da viele Berliner in den Stadtrandgebieten Zuflucht vor den Bombenangriffen suchten. So beförderte die Bahn 1944 2,9 Millionen Fahrgäste.
Woltersdorf hatte Ende 2017 rund 8200 Einwohner. Es ist wohl die kleinste deutsche Gemeinde mit einer eigenen Straßenbahn! Auf jeden Einwohner kommen rund 68 cm Straßenbahngleis!
Zusätzlich zum Linienbetrieb mit den Gotha-Wagen T57/B57 werden Sonderfahrten mit historischen Straßenbahnwagen angeboten. Das alles wird sehr detailliert auf der Website der Woltersdorfer Straßenbahn beschrieben. Auf der Website steht ein Hinweis auf die Anzahl Mitarbeiter — es sind nur 20 Mitarbeiter, die jährlich für gut 600000 Beförderungsfälle da sind (Stand 2008).
Die Fahrdauer für die gesamte Strecke beträgt 20 Minuten. Der Betriebshof in der Vogelsdorfer Straße 1 befindet sich nahe der Haltestelle Thälmannplatz.
Sofern man gut zu Fuß ist, bietet sich eine Miniwanderung zum Aussichtsturm auf dem Kranichsberg an. Dort sind einige interessante Informationen über Woltersdorf nachzulesen — zumindest war es im April 2009 der Fall.
![]() | Dies Foto entstand an der Haltestelle Blumenstraße am 14.4.2009. Der Fahrgastunterstand ist typisch für die Woltersdorfer Straßenbahn. |
![]() Der Betriebshof ist leicht zu finden. Er befindet sich hinter der sowjetischen Ehrenanlage beim Thälmannplatz. Allerdings scheint das Gebäude keinen
architektonischen Reiz zu versprühen! |
![]() Viel interessanter als das Betriebshofgebäude war für mich der zum Arbeitswagen umgebaute Reko-Wagen. Es ist ein ehemaliger Reko-ATZ der BVG. Er stand wohl nicht nur am 14.4.2009 vor dem Betriebshof. |
![]() | Auch dieser Triebwagen mit seiner interessanten Bemalung wird nicht erst seit gestern neben dem Betriebshofgebäude stehen! |
![]() | Gegenüber der Haltestelle Fasanenstraße steht ein fast schon historisches Steinhäuschen mit der Bezeichnung „Wartehalle”. Vielleicht war es ursprünglich für die Straßenbahnfahrgäste gebaut worden? |
![]() | Ab der Haltestelle mit Ausweiche Berliner Platz werden statt Rillenschienen Vignolschienen in Schotterbettung verwendet. Die Vignolschienen scheinen Eisenbahnschienen zu sein, denn sie haben eine breitere Lauffläche als die Rillenschienen. Das ist an der Verbindungsstelle zu erkennen (Bild rechts). Es ist auch zu sehen, dass das Rad der Straßenbahn nicht die volle Breite der Schienenlauffläche ausnutzt. |
![]() In der Berliner Straße am 14.4.2009 |
![]() An der Goethestraße hat das Versorgungsunternehmen E-On ein Betriebsgebäude passend zur Woltersdorfer Straßenbahn dekoriert |
![]() | Der historische Wagen 2990 fuhr früher für die Gesellschaft „Große Berliner Straßenbahn AG. Er gehört zur Serie der Maximumwagen Betriebsnummer 2850 bis 3166, Beschaffungszeitraum 1906 bis 1912. 2990 wurde 1910 geliefert und war bis 1996 in Betrieb. Bereits 1981 wurde er in seinen Auslieferungszustand zurückgebaut und diente als historisches Fahrzeug. 2006 kam er zur Aufarbeitung nach Woltersdorf. Er ist somit in Woltersdorf ein „Gastfahrzeug”.
Er ist 11 m lang, hat 30 Quersitze und wurde im Zeitraum zwischen 1906 und 1912 mit zwei 24 kW starken Motoren an die „Große Berliner Straßenbahn” ausgeliefert. Die beiden Antriebsmotore sind in dem einen Drehgestell untergebracht. Das andere Drehgestell ist antriebslos und hat kleinere Räder. |
![]() Woltersdorfer Straßenbahn, E-On-Haus |
![]() | So sieht ein Wagen der Woltersdorfer Straßenbahn von innen aus: Die Fahrgäste sitzen ordentlich gepolstert, der Fahrer / die Fahrerin hat an jedem Ende des Motorwagens eine geschlossene Kabine. Der Fahrgastraum wird durch Video überwacht. |
![]() | So sieht mein am 14.4.2009 erworbener Fahrschein der Woltersdorfer Straßenbahn aus! Er galt für eine Fahrt von Endstation zu Endstation am 14.4.2009. |