Die Landstraßenbahnen östlich von Berlin:
Linie 88 - Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn

Nachtrag 2012: Diese Seite basiert auf einem Besuch am 4.8.2009. Deshalb sind die drei KTNF6 ex Cottbus nicht berücksichtigt. Es handelt sich um Kurzgelenktriebwagen KT4D mit zusätzlichem Niederflurmittelteil.

Kleine Übersicht
Die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn verbindet die Gemeinden Schöneiche und Rüdersdorf mit der Station Friedrichshagen der Berliner S-Bahn-Linie S3. Die Gemeinden haben rund 23000 Einwohner.

Die Bahn „Tram 88” führt durch den Berliner Stadtforst und die „Waldgartenstadt” Schöneiche nach Rüdersdorf. Rüdersdorf ist heute ein Wohn- und Erholungsort - bei Gründung der Bahn war hier Kalkabbau und Zementindustrie beheimatet.

Die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn ist die einzige Schmalspurstraßenbahn im Raum Berlin.

Skizze Schöneicher-Rüdersdorfer und Woltersdorfer Straßenbahn Die Endhaltestelle der Linie 87 in Woltersdorf liegt im Süden des Kalksees. Die Endhaltestelle der Linie 88 in Alt-Rüdersdorf liegt nördlich des gleichen Sees. Die Anschlusshaltestellen beider Straßenbahnlinien sind zwei benachbarte Haltestellen der S-Bahn-Linie S3.

Der Betriebshof befindet sich in Schöneiche zwischen den Haltestellen Dorfstraße und Dorfaue.

Gesellschafter der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH ist seit 2001 zu 70% die Niederbarnimer Eisenbahn AG. Weitere Gesellschafter sind die Gemeinden Schöneiche und Rüdersdorf mit je 15%.

Schöne historische und aktuelle Bilder gibt es beim Tram88 e.V.

Kurze Geschichte der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn (bis 1977)
Diese Meterspurbahn wurde am 28.8.1910 auf dem ersten Teilstück vom Bahnhof Friedrichshagen bis Schöneiche in Betrieb genommen. Kleine Lokomotiven mit Benzolmotoren zogen die Personenwagen. 1912 wurde die Bahn nach Kalkberge (heute Rüdersdorf) verlängert. Seit 1914 fährt sie elektrisch.
28.08.1910Inbetriebnahme der eingleisigen 5,5 km langen Strecke vom Bahnhof Friedrichshagen bis Schöneiche-Schloßstraße. Die Bahn wird mit zwei Benzolloks mit jeweils zwei Beiwagen betrieben:
Lok 1, Länge 4100 mm, 13,3 kW, Hersteller Deutz
Lok 2, Länge 5300 mm, 44,1 kW, Hersteller Deutz.
05.11.1912Inbetriebnahme der 7,7 km langen Verlängerung bis Kalkberge (heute Rüdersdorf). Drei neue Benzollokomotiven kamen hinzu:
Länge 5000 mm, 44,1 kW, Hersteller Deutz.
30.05.1914Eröffnung des elektrischen Betriebs. Die Benzolloks hatten sich als zu schwach erwiesen. Die neuen 7 vierachsigen Straßenbahntriebwagen lieferte die Firma Lindner aus Ammendorf. Die schnelleren Fahrzeugen ermöglichten statt der bisher stündlichen eine halbstündliche Zugfolge.
1960 und 1961Inbetriebnahme von Kehrschleifen am S-Bahnhof Friedrichshagen und am anderen Ende in Rüdersdorf (Karl-Marx-Platz)
15.10.1977Der Streckenteil zwischen Rüdersdorf-Post und Rüdersdorf Karl-Marx-Platz muss dem fortschreitenden Kalkabbau geopfert werden.
06.11.1977Die Neubaustrecke Rüdersdorf-Post und Alt-Rüdersdorf geht in Betrieb. Vor dem 10.10.1977 war die Strecke 13,5 km lang, nun sind es 15,0 km.
Haltestelle Goethepark. Im Steingebäude steht eine Sitzbank.
Schöneiche Dorfstraße. Wagen 43 ist ein DÜWAG GT6 ex Heidelberg.
Haltestellen der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn
  • Berlin S-Bahn Friedrichshagen
  • Berlin Brösener Straße
  • Schöneiche Waldstraße
  • Schöneiche Goethepark
  • Schöneiche Rahnsdorfer Straße
  • Schöneiche Dorfstraße
  • Schöneiche Dorfaue
  • Schöneiche Schillerstraße
  • Schöneiche Grätzwalde
  • Schöneiche Jägerstraße
  • Schöneiche Kalkberger Straße
  • Rüdersdorf Berghof-Weiche
  • Rüdersdorf Berghof
  • Rüdersdorf Torellplatz
  • Rüdersdorf Heinitzstraße
  • Rüdersdorf Busbahnhof
  • Rüdersdorf Rathaus
  • Rüdersdorf Breitscheidstraße
  • Rüdersdorf Brückenstraße
  • Alt-Rüdersdorf

Die Dauer der Fahrt für die gesamte Strecke beträgt rund 30 Minuten.

Betrieb heute (2008)
Im Linienbetrieb fährt die Straßenbahn sechsachsige Zweirichtungsgelenktriebwagen des Typs DÜWAG GT6. Diese Fahrzeuge wurden von der Heidelberger Straßenbahn (HSB) erworben. Sie sollen für den Betrieb einer Landstraßenbahn aufgrund ihrer Robustheit und einfacher Instandhaltung besonders gut geeignet sein.

Leider hatte man mit einem dieser GT6-Fahrzeuge viel Pech gehabt ab. Der GT6-Gelenktriebwagen 45 (ex HSB 229) entgleiste am 2.Mai 2005 bei der Einfahrt in die Kehrschleife Alt-Rüdersdorf. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Triebwagen wurde so schwer beschädigt, dass eine der beiden Wagenhälften verschrottet werden musste. Das war am 11. Betriebstag dieses Gelenktriebwagens bei der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn. Als Ersatz wurde Triebwagen 46 (ex HSB 220) erworben.

Die Website der Bahn gibt (Stand 2008) 3400 werktägliche Beförderungsfälle an. Die jährliche Beförderungsleistung beträgt über 1 Million.


Haltestellen der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn
Bilder vom Betriebshof (4.8.2009)
In Schöneiche befindet sich zwischen den Haltestellen Dorfstraße und Dorfaue der Betriebshof. Eigentlich sind es zwei Betriebshöfe ― einer für betriebsbereite Fahrzeuge, einer für abgestellte Fahrzeuge. Die beiden folgenden Fotos betreffen den Betriebshofteil für betriebsbereite Fahrzeuge.
Der Betriebshof Schöneiche
Betriebshof Schöneiche: Links der Tatra KT4D Betriebsnummer 21 ex Cottbus, rechts ein DÜWAG GT6 ex Heidelberg
Schöneiche, abgestellte Fahrzeuge im Betriebshof Der Betriebshofteil „Alte Revision” für abgestellte Fahrzeuge benötigt keinen ständigen Gleisanschluss! Bis Herbst 2003 war hier eine Weiche eingebaut gewesen. Sie wurde durch eine transportable „Ausgleiseinrichtung” ersetzt. Mittels Gabelstapler wird diese Ausgleiseinrichtung auf die im Bild teilweise zu erkennenden Fundamente gelegt, das Straßenbahnfahrzeug fährt drüber weg, und der Gabelstapler entfernt die Ausgleiseinrichtung wieder vom Hauptgleis. Der Vorgang war bei der Betriebsabnahme am 10.8.2004 innerhalb von 12 Minuten abgeschlossen.[Blickpunkt Straßenbahn, Heft 5/2004, Seite 24]

Der im Hintergrund des Fotos sichtbare Tatra KT4D mit der Betriebsnummer 18 wurde am 19.8.2004 außer Betrieb genommen. Die beiden KT4D der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn (Wagen 18 und 21) sind Baujahr 1981. Sie kamen 1993 von Cottbus zur Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn.

Betriebshof Schöneiche, Fahrscheinverkauf Neben dem Betriebshof der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn steht dies Häuschen. Hier werden Fahrscheine zum Verkauf angeboten. Sicherheitshalber sind die Fenster vergittert!
Letztes Upload: 12.08.2023 um 09:25:35 • Impressum und Datenschutzerklärung