Die Landstraßenbahnen östlich von Berlin:
Linie 89 - Strausberger Eisenbahn

Strausberger Eisenbahn, Trafohaus Foto links: Trafohaus nahe der Haltestelle „Am Stadtwald”Seit 1893 verbindet die Strausberger Eisenbahn das Stadtzentrum mit dem Bahnhof Strausberg. Gebaut wurde die Strausberger Kleinbahn, damit die Stadt Strausberg einen direkten Bahnanschluss an die Ostbahn Berlin-Küstrin erhält. Die Kleinbahn beförderte Personen- und Güter. Mittlerweile ist der Güterverkehr eingestellt. Geblieben ist der Personenverkehr im Straßenbahnbetrieb mit der Liniennummer 89.

Kurze Geschichte der Strausberger Eisenbahn
Die Bauausführung übernahm am 27.12.1892 die Berliner Firma Duhm. Bereits am 17.08.1893 konnte die dampfbetriebene Strausberger Kleinbahn den Betrieb aufnehmen. Zur Ostbahn bestand ein Übergangsgleis. Vielleicht verdankt die Strausberger Eisenbahn ihre Normalspurweite diesem Übergangsgleis!
Strausberger Eisenbahn, Wartehaus Schlagmühle Foto links: Historisches Wartehaus Schlagmühle am 18.4.2010. Die historischen Wartehäuser an den Haltestellen Landhaus und Hegermühle sind noch vorhanden.

Im August 1894 wurden die Haltepunkte Landhaus, Schlagmühle und Hegermühle mit hölzernen Wartehallen eingerichtet. 1914 wurde das Empfangsgebäudes am Bahnhof der Vorstadt erweitert und Wartehäuser aus Fachwerk eingerichtet. Die Fachwerkwartehäuser sind an den Haltestellen Landhaus, Schlagmühle und Hegermühle noch vorhanden (Stand April 2010).

Moderner Fahrgastunterstand an der Haltestelle Hegermühle (18.4.2010). Das nun unbenutzte historische Wartehaus steht unmittelbar neben der Haltestelle.

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm 1919 die Stadt die Strausberger Kleinbahn und baute die Kleinbahn in eine elektrischen Straßenbahn um. Im März 1921 konnte der elektrischen Betrieb aufgenommen werden.

Am 16.April 1926 wurde die Streckenerweiterung bis zur Wriezener Straße fertig gestellt. Per 01.10.1970 wurde diese Erweiterung stillgelegt.

1936 wurde eine Güterstrecke zu den „Märkischen Walzwerken” eingerichtet. 1939 kam eine Güterstrecke zum neuen Militärflugplatz Strausberg hinzu.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit der Kleinbahn zwei sowjetische Versorgungslager beliefert.

Am 12.Juni 1995 wurde als erster Straßenbahnwagen dieses Typs in Deutschland der KT8D5 mit der Betriebsnummer 21 von der Strausberger Eisenbahn in Betrieb genommen. Vorher lief er in Košice mit der Betriebsnummer 527. Noch in Košice hatte er für seinen Einsatz in Strausberg einige Umbauten erfahren. Die Schiebefenster wurden durch Klappfenster ersetzt und es wurden Türöffner für die Fahrgäste nachgerüstet. In Strausberg wurden seine Kunststoffsitze entfernt und es wurden Polstersitze eingebaut. (So steht es in Blickpunkt Straßenbahn, Heft 4/95.)

Nach der Wiedervereinigung ging der Güterverkehr der Kleinbahn auf Null zurück. Die Deutsche Bahn AG kündigte den Bahnanschluss im Oktober 2005 zum Jahresende 2005. Die entsprechenden Gleisanlagen wurden entfernt.

Tatra T6C5, Betriebsnummer 30, am Hausbahnsteig vor der S-Bahn-Haltestelle Strausberg

Betrieb heute (2008)
Der Betrieb wird mit Tatra Triebwagen KT8D5, Tatra T6C5 und Reko TZ69 abgewickelt. Außerdem besitzt die Strausberger Eisenbahn Beiwagen des Typs Reko BZ69, einen historischen Triebwagen, einen Werkstatt-Triebwagen und zwei E-Loks EL4. Die Strausberger Eisenbahn ist vermutlich der einzige deutsche Straßenbahnbetrieb, der den KT8D5 einsetzt. Die Straßenbahnwagen sind mit 2,50 Breite auffallend breit.

Die 6,2 km lange eingleisige Strecke beginnt am Hausbahnsteig der Strausberger Eisenbahn am S-Bahnhof Strausberg der S-Bahn-Linie-S5. Von hier aus verläuft die Trasse durch die Vorstadt, dann an dem ausgedehnten Stadtwald entlang bis zur Hegermühle.

Haltestellen der Strausberger Eisenbahn
  • S-Bahnhof Strausberg
  • Landhaus
  • Schlagmühle
  • Am Stadtwald
  • Hegermühle (hier Zugkreuzung)
  • Wolfstal
  • Käthe-Kollwitz-Straße
  • Elisabethstraße
  • Lustgarten
Weiter geht es entlang der Hauptstraße bis zur Altstadt und zum Lustgarten. Dort ist der frühere Kleinbahnhof mit dem Betriebshof und dem Kundenpavillon. Ein weiterer Verkaufspavillon befindet sich an der Straßenbahnendhaltestelle am Bahnhof Strausberg.

Parallel zu dieser Strecke, aber laut Landkarte neben dem Ort, verläuft die S-Bahn-Linie S5 mit den Haltestellen Strausberg, Hegermühle, Strausberg Stadt und Strausberg Nord.

Wagen 30 der Strausberger Eisenbahn am Stadtwald Foto links: Wagen 30 am Stadtwald (18.4.2010).

Bei dem Tatra T6C5 (Wagennummer 30) handelt es sich um einen Einzelgänger. Der Straßenbahnhersteller CKD Tatra in Prag lieferte ihn 1998 als Prototypfahrzeug nach New Orleans. Der Triebwagen kam 2001 nach Deutschland. Die Siemens AG hatte zwischendurch die Straßenbahnfertigung von CKD Tatra übernommen. Siemens verkaufte den Triebwagen 2003 nach Strausberg.

Fahrzeugliste Strausberger Eisenbahn
Num-
mer
HerstellerTypBau-
jahr
Anmerkungen
001RAW Schöneweide / LEWBZ6919691981 von Berlin (ex 269 047)
003RAW Schöneweide / LEWBZ6919691981 von Berlin (ex 269 043)
05 IIRAW Schöneweide / LEWTZ6919691981 von Berlin (ex 223 020)
06RAW Schöneweide / LEWTZ6919691981 von Berlin (ex 223 022)
07RAW Schöneweide / LEWTZ6919691986 von Woltersdorf (ex 39)
1981 von Berlin (ex 223 025)
13RAW Schöneweide / LEWTZA19681993 von Berlin (ex 721 040)
14LEWEL 41960elektrische Lokomotive, Fabriknummer 9890, geliefert im Juni 1960 an die Stralauer Glashütte. 1974 an die Strausberger Eisenbahn abgegeben.
15LEWEL 41963elektrische Lokomotive, Fabriknummer 10051, geliefert 1963 fabrikneu an die Strausberger Eisenbahn.
16Weyer / SSW19251940 von der Straßenbahn Düsseldorf (ex 7)
1937 von der Kreis Mettmanner Straßenbahn (ex 27)
21CKDTatra KT8D519901995 von Košice (ex 527)
22CKDTatra KT8D519891995 von Košice (ex 503)
23CKDTatra KT8D519891995 von Košice (ex 505)
30CKDTatra T6C519982003 von New Orleans
Quelle der Fahrzeugliste: Wikipedia, Stichwort Strausberger Eisenbahn, Stand April 2010
Tatra KT8D5, Wagen 21 der Strausberger Eisenbahn
Tatra KT8D5 der Strausberger Eisenbahn
Das Bild zeigt den vorderen Teil des Tatra KT8D5 mit der Fahrzeugnummer 21. Er wartet abfahrbereit Richtung S-Bahn-Haltestelle Strausberg am Nachmittag des 4.10.2011. Es war Schienenersatzverkehr eingerichtet und hier stiegen die Fahrgäste zwischen Autobus und Schienenfahrzeug um.
Am 12.6.1995 wurde dieser Wagen 21 bei der Strausberger Eisenbahn in Betrieb genommen. Die Zeitschrift „Blickpunkt Straßenbahn” brachte in Heft 4/95 einen Bericht über die Inbetriebnahme mit einem Foto des Wagens vom 14.6.1995. Die Zeitschrift kommentierte die Reklame am Straßenbahnwagen etwas säuerlich mit: „Würde dieser Wagen nicht völlig unpassend für ein „Autozentrum” Werbung machen, hätten wir ihn sicher auf der Titelseite untergebracht.” Die Werbung des Autozentrums Strausberg am Wagen 21 sah 1995 etwas anders aus als 2011, aber das Autozentrum Strausberg wirbt weiterhin am Wagen 21!
Tatra KT8D5, Wagen 21 der Strausberger Eisenbahn
Tatra KT8D5, Wagen 21 der Strausberger Eisenbahn, Innenansicht Das Foto oberhalb zeigt bis auf zwei Fenster, einer Tür und der in Fahrtrichtung hinteren Führerkabine den Wagen in seiner ganzen Länge.

Das Foto links zeigt eine Teil des Innenraumes von Wagen 21. Die Fahrgäste sitzen gepolstert auf Quersitzen.

EL4 der Strausberger Eisenbahn in Buckow
Lok 14 und Lok 15 in Buckow
Die beiden E-Loks wurden 2004 und 2005 als Dauerleihgabe an die Buckower Kleinbahn abgegeben.

Lok 14 ist rot, Lok 15 ist grün.

Die beiden Fotos links entstanden am 26.6.2011 im Bahnhof Buckow. Lok 15 wurde bearbeitet - am Fahrgestell fehlen Teile im Bereich der Rostschutzfarbe.

EL4 der Strausberger Eisenbahn in Buckow
Strausberger Eisenbahn: Betriebshof Am 16.10.2005 stand der Triebwagen 16 vor dem Betriebshof der Strausberger Eisenbahn.

Bildquelle: Wikipedia, Benutzer Stefan Kunzmann. Er hat das Foto gemeinfrei gestellt.

Strausberger Eldektrofähre Große Eisenbahnunternehmungen, die etwas auf sich halten, betreiben neben den Eisenbahnen auch Schiff- und Fluglinien. Selbstverständlich betreibt auch die Strausberger Eisenbahn eine Fähre. Wie es sich für einen Straßenbahnbetrieb gehört, wird die Fähre elektrisch betrieben und bezieht ihren Fahrstrom aus der Oberleitung. Zwischen beiden Fähranlegern liegen zwei Stahltrossen. Sie halten die Fähre auf Kurs und leiten den Strom zurück. Weit ist ihr Weg nicht: Die Fährstrecke ist 350 m lang und wird in 7 Minuten zurückgelegt.

Oberleitung und Stromabnahmerolle sind auf dem Foto zu erahnen.

Die Fährverbindung besteht seit 1894. 1915 wurde sie elektrifiziert. Das jetzige Fährboot wurde 1967 gebaut und fasst bis zu 100 Personen.
Letztes Upload: 12.08.2023 um 09:25:35 • Impressum und Datenschutzerklärung