Bahnbilder:
Norderney — am Yachthafen und die Militärbahn (2012)

Der Wagenkasten ex Inselbahn Juist am Yachthafen Norderney

Norderney, Wagenkasten am Yachthafen
Für eingefleischte Bahnliebhaber ist auf der Insel Norderney wenig los. Immerhin steht ein alter Wagenkasten am Yachthafen. Der Wagenkasten stammt von einem Umbauwagen (Fahrgestell von 1905, Aufbau erneuert 1966 in der Werkstatt Juist). Der neue Aufbau war an das Erscheinungsbildes der Triebwagen der Juister Inselbahn angepasst. 1982 wurde der Wagen abgestellt. Noch im gleichen Jahr kam der Wagen nach Norderney. Hier wurde das Fahrgestell verschrottet. Der Wagenkasten ist seit Sommer 1983 Bootshaus bzw. Cafeteria des SVN (Seglerverein Norderney e. V.).
In einem Fenster informiert ein kurzer Text und ein Foto über die Herkunft des Wagens. Der Text lautet: Dieser Waggon gehörte zur ehemaligen Inselbahn Juist. Wegen Neubau eines ortsnahen Hafens auf Juist wurde die Bahn im März 1983 stillgelegt. Seit dem Sommer 1983 dient dieser Waggon der gegenüberliegenden Bootsgruppe als Bootshaus.
Der Text ist etwas missverständlich formuliert. Genauer ausgedrückt, machten die Fährschiffe vor dem Bau des ortsnahen Juister Inselhafens an einer Landungsbrücke in der Wattfahrrille fest. Die Landungsbrücke lag etwa 1 km westlich des jetzigen Inselhafens. Von der Landungsbrücke führte ein auf Holzpfosten ruhendes Gleis (auf einer „Pfahljochstrecke”) nach Norden zur Insel. Die Fahrt auf der bei Sturmflut kaum noch sichtbaren und schwankenden Pfahljochstrecke wird als abenteuerlich beschrieben.

Am inselseitigen Ende der Pfahljochstrecke krümmte sich das Gleis nach Osten in Richtung zum Bahnhof (Bahnhofstraße).

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Bahnhof Stelldichein der Norderneyer Militärbahn

Eine Sehenswürdigkeit ist der Leuchtturm auf Norderney. Von dort aus kann man die Insel, das Wattenmeer und den kleinen Flughafen von oben betrachten. Von der Stadt Norderney aus gelangt man mit einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs dort hin. An der Kreuzung Birkenweg mit Richthofenstraße hat die Buslinie eine Haltestelle. Dort kann man aussteigen und hat dann nur noch rund 50 m bis zum Cumberland-Denkmal und zum Bahnhof Stelldichein.
Norderney, Bahnhof Stelldichein der Militärbahn Ein eindrucksvolles Schild hängt am Maschendrahttor. Es hat wohl keine Gültigkeit mehr. Man kann das kleine Geländestück problemlos betreten. Gegen das Fotografieren hat jetzt auch niemand mehr etwas einzuwenden. Da auf dem Schild nicht vermerkt ist, wer es angebracht hat, dürfte es grundsätzlich bedeutungslos sein.
Norderney, Bahnhof Stelldichein der Militärbahn Das kleine Bahnhofsgebäude präsentiert sich geradezu denkmalwürdig und sehr romantisch. Der Bahnhofsname „Stelldichein” unterstreicht den romantischen Eindruck!
Neben dem Bahnhofsgebäude wurden zwei kurze Gleisstücke verlegt. Eine ausführliche Informationstafel besagt, dass die Insel Norderney nach Kriegsbeginn 1914 zu einer starken Seefestung ausgebaut wurde. Für die beim Bau der Militäranlagen anfallenden Materialtransporte und wohl auch für die später erforderlichen Versorgungsfahrten entschied sich die Marine 1915 zum den Bau einer normalspurigen Transportbahn zwischen den Militäreinrichtungen und dem Hafen.

Nach Kriegsende 1918 blieben die Artilleriestellungen, der Seefliegerhorst und die Marinebahn von den Abrüstungsbestimmungen ausgenommen. Die Geschützstellungen wurden von der Reichswehr für Schießübungen genutzt, die Marinebahn blieb in Betrieb.

Ab 1935 wurden die Militäranlagen erweitert. Auch das rollende Material wurde ergänzt: Man kam auf drei Dampflokomotiven, zwei Motorlokomotiven und mehrere Motordraisinen.

Norderney, Bahnhof Stelldichein der Militärbahn
Norderney, Informationstafel beim Bahnhof Stelldichein der Militärbahn
Die von der Informationstafel abfotografierte Karte zeigt den Ausbau der Militäranlagen. Rot kennzeichnet das Gleisnetz während des Ersten Weltkriegs, blau die Erweiterungen bis 1945. Der Bahnhof „Stelldichein” ist auf der Karte mit „Standort” gekennzeichnet.

Zusammenfassung des Textes auf Informationstafel:

Nach Kriegsende des Zweiten Weltkrieges wurden mit Hilfe der Bahn die demontierten Militäranlagen abtransportiert. Im Herbst 1946 überließ die britische Militärregierung das gesamte Bahnmaterial der Reichsbahndirektion Münster. Es handelte sich im 20 km Schienen, 15000 Holzschwellen, 10 Rechtsweichen, 6 Linksweichen, 14 Rungenwagen, 12 offene Güterwagen, 4 Gerätewagen, 2 Diesellokomotiven, eine Dampflokomotive und um einen Gleiskraftwagen.

Ein Großteil der Schienen und der Fahrzeuge wurde im darauffolgenden Frühjahr 1947 zum Festland abtransportiert. Ein Großteil der hölzernen Bahnschwellen wurde auf der Insel als Heizmaterial thermisch verwertet. Von der Militärbahn blieb nur der 1917 gebaute Bahnhof Stelldichein erhalten.

Zum Nachlesen: Marineartillerie.Festungnorderney.de/

Letztes Upload: 24.03.2023 um 16:44:37 • Impressum und Datenschutzerklärung