Ich muss etwas gestehen: Bis heute habe ich nicht verstanden, wie ein Stehwellenmessgerät nun wirklich funktioniert und was Stehwellen nun wirklich sind. Alle Literaturstellen, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe, konnten mir nicht weiterhelfen.
Früher hatte ich mir einen Spaß daraus gemacht, andere Funkamateure zu diesem Thema zu befragen. Am Anfang der Befragung waren sie häufig der Überzeugung, dass sie bestens Bescheid wüssten. Am Ende solcher Befragungen hat sich diese Überzeugung häufig ins Nichts aufgelöst. Auch ich bin in der Lage, die Informationen zu Stehwellen, die man in der populären Amateurfunkliteratur findet, wiederzugeben. Das ist jedoch nur leeres Nachgeplapper, mir fehlt dazu leider das Verständnis!
![]() Glühlampenindikator zur Anzeige des Stehwellenverhältnisses |
Wie das Stehwellenverhältnis angezeigt wird, verstehe ich durchaus. Aber wieso tritt der Effekt mit den unterschiedlich leuchtenden Glühlampen auf ?
Die vom Sender erzeugte Sendeleistung wird bei einer Fehlanpassung der Antenne an die Speiseleitung nicht vollständig von der Antenne abgenommen. Die nicht abgenommene Energie wird reflektiert und läuft zum Sender zurück. Die rücklaufende Welle überlagert sich mit der hinlaufenden Welle, wodurch auf der Speiseleitung in regelmäßigen Abständen von halber Wellenlänge (in der nachfolgenden Grafik λ/2) Wellenberge und Wellentäler entstehen. Hinweis: Die Grafik ist lediglich eine Erklärungshilfe.
![]() | Das Verhältnis von maximaler Spannung (Umax) zu minimaler Spannung (Umin) ist das Stehwellenverhältnis. |
Bei einer optimalen Anpassung würde an der Antenne keinerlei Leistung reflektiert werden. Dann wären Wellenberg und Wellental eingeebnet, das Verhältnis Umax zu Umin wäre 1. Besser geht es nicht!
Wenn die Hälfte der Spannung reflektiert würde, betrüge das Stehwellenverhältnis 3. Der Wellenberg wäre in diesem Fall 1+½ hoch, das Wellental wäre 1-½ tief. Das Stehwellenverhältnis von 3 gilt in Amateurfunkkreisen als oberster tolerierbarer Wert- schlechter sollte er nicht sein! Das Stehwellenverhältnis von 3 liegt auf den Anzeigeinstrumenten immer in der Mitte der Skala.
Gemessen werden kann das SWR (Stehwellenverhältnis) zwischen Sender und Antenne und die Leistung eines Senders. Bei der Leistung sind zwei 2 Bereiche einstellbar: 200 und 2000 Watt. Das Messgerät ist für den Kurzwellenbereich bis 30 Mhz geeignet.
Der Bausatzpreis für den HM-102 betrug am 29.6.1977 DM 133,33. Darin enthalten war die Mehrwertsteuer zum damals üblichen Mehrwertsteuerhebesatz von 11% (selige Zeiten ― jetzt, anno 2009, dürfen wie 19% Mehrwertsteuer berappen).
![]() | Der HM-102 zeigt sich auf der Vorderseite sehr übersichtlich: ein großes, gut ablesbares Zeigerinstrument mit Dreifachskala und gut bedienbare Knöpfe. Zwei Skalenbereiche zeigen die Sendeleistung an, die dritte Skala das
Stehwellenverhältnis. Die Messgröße wird mit dem auf dem Bild linken Schalter ausgewählt. Mit dem rechten Schaltdrehknopf wird der Vollausschlag der zur Antenne fließenden Sendeleistung einjustiert.
Die Gehäusegrundfläche beträgt 13 mal 13 cm, die Höhe einschließlich der Gummifüßchen 13 cm. |
![]() | Die Geräterückseite zeigt die beiden Anschlussbuchsen der Bauart SO-239, einen Schalter und zwei Trimmeröffnungen zum Abgleich des Messgerätes. Es wird lediglich der Leistungsmessteil abgeglichen, beim SWR-Teil gibt es nichts zum Abgleichen. |
![]() Sehr praktisch: Der Messeinsatz kann vom Gehäuse getrennt werden, so dass eine optimale Aufstellung möglich ist |
![]() Prinzipschaltung des Heathkit AM-2 |
Mit dem Umschalter wird zwischen beiden Induktionsdrähten umgeschaltet. Mit dem Potentiometer wird in der Schalterstellung „Vorwärts” der Vollausschlag des Anzeigeinstruments eingestellt. In der anderen Schalterstellung kann man das Stehwellenverhältnis ablesen.
Das Anzeigeinstrument ist ein 100 µA Amperemeter, das Potentiometer hat 47 kΩ linearer Gang, die Kondensatoren 1 nF.
Die Bemessung der beiden Widerstände ist von der Impedanz des verwendeten Coaxkabels abhängig. Sie sollen den doppelten Widerstandswert der Kabelimpedanz haben. Für 50 Ω Impedanz haben sie je 100 Ω Widerstand.
Bei den preiswerten Stehwellenmessgeräten für den CB-Markt wird häufig genau das Prinzip dieser Schaltung benutzt. Der Speisedraht und die beiden Induktionsdrähte finden sich dort als Leiterbahnen auf der Platine wieder.