![]() Das Modell der 1873 gebauten Alsterfähre im Maßstab 1:24 steht im Museum für Hamburgische Geschichte. Das Modell wurde 1970 nach Unterlagen von Pascal Horst Lehne gebaut.[17, Seite 76] |
1953 wurde die Fähre zur Verschrottung verkauft. Horst Pascal Lehne erfuhr davon. Er wurde aktiv und führte Vermessungen an dem ausgemusterten Schiff durch. Daraus entstanden die Unterlagen, die den Bau des Modells ermöglichten.
Die im Modell gezeigte Alsterfähre wurde 1873 von der Reiherstiegwerft als „Eisernes Doppel-Enden-Doppel-Schrauben-Dampfschiff mit Holzaufbauten” gebaut. Man beachte die Schrauben an beiden Enden!
Alles war mindestens doppelt — die Fähre hatte sogar zwei Besitzer, denen jeweils eine Hälfte gehörte: die beiden Alsterschiffs-Unternehmer Wichmann und Justus. Die Dampfmaschine leistete 45 PS. Die Fähre bot Platz für 104 Personen. 1907 wurde sie — als erstes Alsterschiff — zum Glattdecker umgebaut. Bei dieser Gelegenheit wurde sie um 1,46 auf 18,99 m verlängert, erhielt eine stärkere Maschine mit 75 PS und konnte nun 162 Personen befördern. Erst bei diesem Umbau erhielt sie Ruderstände an beiden Enden. Vorher befand sich der Ruderstand etwa bei einem Drittel der Schiffslänge.
![]() Die Alterfähre 1910 am Anleger Mühlenkamp. Das Gebäude mit dem hohen Turm auf der gegenüber liegenden Alsterseite ist das Uhlenhorster Fährhaus.[Repro aus 40] |
Das älteste betriebsfähig erhaltene Fahrzeug des Hamburger Nahverkehrs ist der 1876 gebaute Alsterdampfer „Falke”. Er wird jetzt als Museumsalsterdampfer „St. Georg” betrieben. Die Alsterdampfer leisteten einen wichtigen Beitrag zur Verkehrserschließung der damaligen Alstervororte und waren ein Träger des Personennahverkehrs. Zwei Reedereien bedienten drei Radial-, zwei Rund- und eine Fährlinie nach einem gemeinsamen Fahrplan.
![]() Alsterdampferannonce aus dem „Hamburger Reform-Kalender” für 1885 |
1887 fügte der Kaufmann Otto Wichmann die Reederei von Herrn Justus und seine Reederei zur Alsterdampfschiffahrtsgesellschaft m.b.H. zusammen.
1895 erhielten die drei kleineren gelb gestrichenen Alsterdampfer — die „Holländerboote” — einen weißen Anstrich. 1901 erhielten auch die bis dahin grün und rot gestrichenen größeren Alsterdampfer eine weißen Anstrich — die „Weiße Alsterflotte” war entstanden. 1905: Der neue Alsterdampfer „Elisa” ist der erste mit elektrischer Beleuchtung anstelle von Petroleumlampen.
Für die Alsterschifffahrt waren die Jahre ab 1904 bis 1913 gute Geschäftsjahre: 1904 fuhren 9,95 Millionen Fahrgäste mit Alsterdampfern; 1909 fehlten 1139 Fahrgäste, um 10 Millionen Fahrgäste zu erreichen. Die übrigen Jahre wurde die 10-Millionen Grenze überschritten, 1906 und 1907 waren es sogar über 11 Millionen Fahrgäste.[17, Seite 249]
Durch die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs wurde die Kohle knapp. Deshalb wurde 1917 die Alsterlinienschifffahrt mit Ausnahme der Fähre eingestellt. Die Schiffe begannen zu verrotten, die Alsterdampfschiffahrtsgesellschaft verlor ihre finanzielle Kraft. Später erreichte sie aufgrund der Entwicklung des schnelleren öffentlichen Personennahverkehrs (wie U- und Straßenbahnen) nie mehr die Bedeutung, die sie vor dem 1.Weltkrieg und somit vor Inbetriebnahme der U-Bahn-Ringlinie hatte.
Man machte sich bei der HHA Gedanken über die Alsterschifffahrt. Auch HHA-Vorstand Wilhelm Stein war kreativ.[47, Seite 38] Er hatte Vorschläge für einen Schwungradspeicher (Gyro-Betrieb) auf einem Alsterschiff gemacht. Daraus hatte die Firma Krupp den Entwurf für einen solchen Antrieb erstellt. Auf der Aufsichtsratsitzung der HHA vom 15.5.1922 wurden für einen solchen Versuch 1 Million Mark bewilligt. Die schnell fortschreitenden Inflation verhinderte die Ausführung des Vorhabens.
Im nächsten Jahr, mit Wirkung vom 15.9.1923, trat ein Vertrag mit der Ewerführerfirma Lütgens & Reimers in Kraft. Demnach wurde der Alsterpersonenschifffahrtsbetrieb der HHA für Rechnung von Lütgens & Reimers durchgeführt. Die HHA blieb Eigentümer ihres Inventars für die Alsterschifffahrt. Das Alsterschifffahrtsspersonal blieb bei der HHA. Die HHA wurde am Betriebsgewinn aus der Alsterschifffahrt von Lütgens & Reimers beteiligt.[47, Seite 42] Anders formuliert: Lütgens & Reimers pachtete den Alsterschifffahrtsbetrieb.
Linien der Alsterdampfschifffahrt bis zum 1. Weltkrieg | ||
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Linie | Häufigkeit (Minuten) | Fahrdauer (Minuten) |
Jungfernstieg–Barmbeck | 10 | 27 |
Jungfernstieg–Mühlenkamp | 10 | direkt 19, über Uhlenhorster Fährhaus und Sierichstraße 21 |
Jungfernstieg–Winterhude | 20 | 31 |
Jungfernstieg–Auguststraße und Walhalla | 20 | 14, über Rabenstraße 16 |
Rundfähre Rabenstraße/ Lohmühlenstraße abwechselnd über Schwanenwik oder Gurlittstraße | 10 | 17 |
Rundfähre Rabenstraße/Schwanenwik abwechselnd über Auguststraße oder Walhalla | 10 | 8 |
Fähre Harvestehude (Fährdamm) -Uhlenhorster Fährhaus | 10, bei Bedarf öfter | 3 |
Die Kartenskizze zeigt die Lage der Anleger der Alsterschifffahrt gegen 1910. Die Anleger Auguststraße und Schwanenwik wurden bis zum Zweiten Weltkrieg bedient. Der Anleger Walhalla befand sich Schöne Aussicht Höhe Uhlenhorster Weg. Von dort aus war es nicht weit zum beliebten Ausflugslokal „Walhalla” am Hofweg. Der Anleger wurde ab 1917 nicht mehr angelaufen.
Der Anleger Holzdammsteg hieß wohl ursprünglich Pantelmanns Steg. Die „Schüten-Vermieter” hatten ihre Stege am Jungfernstieg, d.h. in der Binnenalster. Von hier aus fanden Lustfahren auf der Alster statt. Gewürdigt wurden solche Fahrten besonders durch den von Otto Faster alias Oscar Fetrás (*16.2.1854 Hamburg; †10.1.1931 Hamburg) komponierten Konzertwalzer „Mondnacht auf der Alster”. 1844 erhielt der Bootsvermieter Pantelmann die erste Genehmigung für einen Bootssteg in der Außenalster. Der Steg befand sich auf der Höhe des jetzigen Hotels Atlantic.
Auf der Westseite der Außenalster gab es ursprünglich zwei weitere Anleger: Sophienterrasse und Alsterglacis.
Der Anleger Rabenstraße wurde 1909 modernisiert. Noch heute ist er mit seiner alten Zugangsbrücke zum Steg, unter der die Ruderboote hindurchfahren können, besonders reizvoll. Der Anleger Rabenstraße wird seit Beginn der Alsterschifffahrt 1859 angelaufen. Seit 1888 bestand eine hölzerne Steganlage, die der jetzigen Anlage ziemlich ähnlich sah (zumindest scheint es so, wenn man Postkarten aus der damaligen Zeit betrachtet). 1909 entstand der jetzige weit vom Ufer entfernte Anlegesteg mit der Zugangsbrücke aus Beton.
Eine Fähre an der „Alten Rabe” bestand bereits im 18.Jahrhundert. Schon damals stand hier das Wirtshaus „Die Rabe” mit einem Raben im Schild. Es wurde nach Eröffnung der benachbarten Gartenwirtschaft „Die neue Rabe” in „Alte Rabe” umbenannt. Ende 1813 wurde das Wirtshaus auf Befehl der französischen Besatzungsarmee niedergebrannt. Dies war eine militärische Notwendigkeit: Zur Vorbereitung der zur Festung erklärten Stadt Hamburg auf eine Belagerung wurde alles, was einem Belagerer vor den Stadtbefestigungen als Deckung dienen könnte, eingeebnet.
Sehenswert ist auch der eiserne Rabe am alsterseitigen Ende der Straße „Alte Rabenstraße”. Der eiserne Rabe gilt als Schöpfung von Franz-Andreas Meyer.[Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg, Köln 1996]
Aus einem Linienverzeichnis der „Alster-Dampfböte” aus der Zeit um 1910 |
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Jungfernstieg – Auguststraße direkt 20-Minuten-Verkehr, mit Mühlenkampböten mit Umsteigen an Rabenstraße 10-Minuten-Verkehr |
Jungfernstieg – Eilbeck – Barmbeck bis Von-Essen-Straße durch den Eilbecker Kanal über Richardstraße, Lessingstraße, Kuhmühlenbrücke und Mundsburger Brücke (10-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Uhlenhorster Fährhaus stündlich 9-mal. An Auguststraße Anschluss nach Lohmühlenstraße resp. Gurlittstraße 3-mal stündlich |
Jungfernstieg – Leinpfad und Frauenthal via Bellevue und Fernsicht (20-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Mühlenkamp via Rabenstraße und Sierichstraße (10-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Rabenstraße (6-7-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Schwanenwik (10-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Walhalla via Rabenstraße mit Mühlenkampböten (10-Minuten-Verkehr) |
Jungfernstieg – Winterhude – Eppendorf via Bellevue, Fernsicht und Frauenthal (20-Minuten-, an Sonntagen 10-Minuten-Verkehr) |
Rabenstraße – Auguststraße – Walhalla (10-Minuten-Verkehr) |
Rabenstraße – Barmbeck – Eilbeck (Von-Essen-Straße) via Schwanenwik, Kuhmühlenbrücke, Lessingstraße und Richardstraße (10-Minuten-Verkehr) |
Rabenstraße – Lohmühlenstraße (St. Georg) (10-Minuten-Verkehr) |
Rabenstraße – Gurlittstraße (St. Georg) (20-Minuten-Verkehr) |
Rabenstraße – Schwanenwik (10-Minuten-Verkehr) |