Die Alsterschifffahrt in Hamburg: Die Alsterschiffe ab 1931 einschließlich der „St. Georg”
1935 übernahm die HHA vorzeitig wieder die Betriebsführung der Alsterdampfer von der Bugsierfirma Lütgens & Reimers.
Ein neuer Alsterschifftyp wurde 1935 eingeführt. Gebaut wurden neun der leicht unterschiedlichen Schiffe dieses Typs auf der Werft August Pahl in Finkenwerder. Lediglich die „Isebek”
wurde auf der Oelkerswerft gebaut. Somit wurden 10 neue Motorschiffe beschafft. Die „Isebek” erhielt als einziges Schiff dieses Typs hölzerne Aufbauten. Bei den übrigen neun Schiffe wurde
für die Aufbauten Stahlblech verwendet.
Merkmale der neuen Alsterschiffe: Dieselmotor rund 70 PS, Bedienung des Motors vom Steuerstand durch den Schiffsführer (kein Maschinist an Bord), 170 Fahrgäste, etwas über 20 m Schiffslänge.
In einem Zeitungsartikel vom 21.2.1935 wurde das erste der neuen Alsterschiffe als „Wasserautobus” bezeichnet. Der Artikel führt unter anderem aus, dass der schallgedämpfte Dieselmotor im vorderen Teil des Schiffes untergebracht sei. Die Kajütfenster konnten per Kurbeltrieb geöffnet und wieder geschlossen werden. Fast alle Sitzplätze in der Kajüte waren quer zur Fahrtrichtung links und rechts von einem breiten Mittelgang angeordnet. Zusammen mit der Führerstand im Bug des Schiffes ergab sich eine Anordnung wie in einem Autobus. Ein Maschinist war — im Gegensatz zu den Alsterdampfern — nicht an Bord, denn der Schiffsführer kann von seinem Stand aus den Dieselmotor bedienen.
Das erste neue Alsterschiff „Otto Blöcker” erhielt einen 70 PS starken Dieselmotor der Mannheimer Motorenwerke. Der „Bremsweg” aus voller Fahrt (13 km/h) wurde mit 1½ Schiffslängen angegeben.
Zumindest bei den nachfolgenden 7 weiteren Alsterschiffen wurde der Motor wieder weiter nach hinten fast genau in der Schiffsmitte angeordnet.
Die „Otto Blöcker” wurde am 26.2.1935 getauft.
Die ersten 8 neuen Alsterschiffe erhielten die Namen verdienter Parteikameraden — damals sagte man „Blutopfer der Bewegung”. 1945 wurden die Schiffe umgenannt. Eine andere
Information nennt Hans H. Müller.[14, Seite 48] Das Zitat aus seinem Buch bezieht sich auf die Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges:
Gleichzeitig wurden — erstaunlicherweise — auch die NS-Namen der übrigen Neubauten abgeschafft.
Für einige dieser Parteikameraden habe ich das Sterbedatum gefunden und in der folgenden Tabelle eingetragen. Sofern der Schiffsname vom tatsächlichen Personennamen abweicht ist der Personenname in Klammern angegeben.
Der SA-Sturmführer Heinrich Dreckmann erhielt 7.9.1930 bei der sogenannten „Schlacht an der Sternschanze” zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten im Bereich der Ecke
Susannenstraße/Sternschanze einen Messerstich ins Herz. Er erlag im Hafenkrankenhaus der Verletzung. 9 weitere Nationalsozialisten wurden mit Stichverletzungen ins Hafenkrankenhaus eingeliefert.[231, Seite 96] Vom 30.1.1934 bis Oktober 1945 hieß die „Susannenstraße” entsprechend
„Heinrich-Dreckmann-Straße”.
Die Straße „Falkenried” trug bis 1945 den Namen Otto-Blöcker-Straße. Der 17-jährige Schüler und Hitlerjunge Otto Blöcker wurde am 26.2.1933 bei einer Schlägerei mit Kommunisten im Eppendorfer Lokal „Falkenburg” am Falkenried von einer Kugel in den Bauch und einer Kugel ins Rückgrat getroffen. Er kam ins Eppendorfer Krankenhaus und stirbt dort.[231, Seite 230]
Der 26.2.1933 war der letzte Sonntag vor der Reichstagswahl am 5.3.1933. Die kommunistischen Täter wurden später zum Tode verurteilt.
Die SA-Männer Harry Hahn und Heinz Brands wurden am 10.4.1932 im Ausschläger Weg durch Kommunisten erschossen.[231, Seite 166]
Die SA-Männer Peter Büddig und Heinz Koch starben am „Altonaer Blutsonntag” 17.7.1932 durch Pistolenschüsse in der damaligen Marienstraße in Altona.[231, Seite 182, 273, 276, 283]
Am 31.10.1932 brachten Reichsbanner-Gruppen (Reichsbanner hieß der Wehrverband der SPD) Fahnen und Transparente in St. Georg an. Vor einem nationalsozialistischen Lokal kam es zum Streit. Der 22-jährige SS-Mann Johann Cyranka, erhielt dabei einen Schuss in den Bauch.[231, Seite 200] Er erlag am 5.11.1932 im Krankenhaus seiner Verletzung.
Cyranka (*10.10.1910 Oberschlesien) war Schneidermeister und ehemaliges bzw. abtrünniges Mitglied des Reichsbanners.
Hermann Prentzel wird als zuständiger Kreisleiter im Zusammenhang mit Großhansdorf erwähnt. In der Zeitung „Hamburger Fremdenblatt” vom 11.5.1937 wird unter der Überschrift „Zwei neue Alster-Motorschiffe” über die gemeinsame Taufe beider Schiffe berichtet. Dort steht u.a.: […] ferner Abordnungen der Kreise Walddörfer und Hamm-Süd, deren Leitung die Namensträger der beiden neuen Schiffe „Hermann Prentzel” und „Henry Döhrens” früher gehabt haben.
Die sterblichen Überreste einiger dieser Parteikameraden wurden am 9.11.1936 zur damaligen Ehrenanlage gefallener Kämpfer der NSDAP (Friedhof Ohlsdorf, Planfeld S26,22-32) überführt.
Links führen zu Fotos des betreffenden Schiffes.
Es sind nicht alle Alsterschiffe in dieser Tabelle enthalten!
Die Angaben zu den Schiffslängen und -breiten sind nicht unbedingt zuverlässig, da unterschiedliche Angaben kursieren. Gemeint sind Länge und Breite „über alles”. Nach Möglichkeit stammen die Angaben aus Typübersichtsblättern der ATG Alster-Touristik GmbH.
Die Endung „bek” bedeutet „Bach”.
Fußnoten
Das Anklicken der Fußnotennummer führt bei Desktop- oder Laptopnutzung in den Text zurück..
[↑1]
Der Schiffsname wird überwiegend mit „Lasbek” angegeben. Korrekt dürfte jedoch die Angabe des Schiffsnamens als „Labek” sein.[17, Seite 159]
»Unterhalb der Rönne mündet auf der Südseite ein vom Fahrenhorst zufließender, das Wakendorfer Moor entwäsernder Bach in die Alster.
Weiter östlich nahe der Stegener Grenze kommt von Norden aus dem Naher Moor der Labek, so geheißen, weil sein Wasser lau ist, d.h. im Winter angeblich nicht gefriert.«