Die Alsterschifffahrt in Hamburg:
Alsterschiffe Isebek und Tarpenbek

Die Isebek

Im Januar 1935 wurde die spätere „Isebek” von der Schiffswerft Johann Oelkers in Wilhelmsburg-Neuhof fertig gestellt. Das neue Schiff erhielt am 26.2.1935 den Namen „Otto Blöcker”. Es war — abgesehen von den auf der Alster verkehrenden Barkassen — das erste Dieselfahrgastschiff auf der Alster. Es hatte hölzernen Aufbauten. Die folgenden Neubauschiffe erhielten stählerne Aufbauten.

Wohl 1945 erhielt das Schiff den neuen Namen „Isebek”.

1960/1961 wurde die „Isebek” auf einer Lübecker Werft wesentlich umgebaut. Das Schiff erhielt einen neuen Vordersteven, einen vollständig neuen autobusähnlichen Aufbau mit Panoramascheiben und sah anschließend ähnlich aus wie die „Seebek”.[99,Ausgabe 4/61 Seite 10]

Das Alstermotorschiff „Isebek am nördlichen Anleger Krugkoppelbrücke Das Foto links[Repro aus 167, Fotograf und Aufnahmedatum unbekannt] zeigt die „Isebek” am nördlichen Anleger Krugkoppelbrücke in Fahrtrichtung zum Jungfernstieg. Sie hat noch ihren ursprünglichen Aufbau; aber statt des rostbraunen Tarnanstrichs der Kriegszeit ist wieder ein helles Weiß aufgetragen. Somit wird das Foto irgendwann im Zeitraum von 1949 bis Ende 1960 fotografiert worden sein.[17, letzter Absatz auf Seite 34] Im Dezember 1960 erfolgte die Abreise zum autobusähnlichen Umbau nach Lübeck. Die hölzernen Aufbauten hatte man bereits vor der Abreise entfernt, damit das Schiff ohne Ballast unter den niedrigen Brücken hindurchfahren konnte.[17, Seite 146]
Zur Otto Blöcker — Isebek: Dieses Alstermotorschiff wurde auf der Schiffswerft von Johann Oelkers KG in Hamburg-Neuhof gebaut. Es konnte unter dem Namen „Otto Blöcker” ab dem 26. Februar 1935 auf der Alster eingesetzt werden. Es war ein war ein Glattdecker, hatte
  • eine Länge von 20,50 und beladen 1,46 m.
  • Die Tragfähigkeit betrug 24,413 m eine Breite von 4,70 m,
  • die Seitenschiffshöhe mittschiffs betrug 1,50 m.
  • Das Schiff hatte einen Tiefgang von 1,09 m leer, beladen von 1,30 m.
  • und konnte 171 Passagiere befördern.
  • Die Tragfähigkeit betrug 23,843 Tonnen,
  • die Motorleistung betrug 70 PS.
Die Otto Blöcker wurde von einem 6 Zylinder-Dieselmotor der Mannheimer Motorenwerke (MWM) mit Wendegetriebe in der vorderen unteren Schiffshälfte angetrieben. Das Schiff ließ sich Dank der nach dem Patent Hitzler eingebauten Ruderanlage (Hitzler-Patentruder) sehr gut manövrieren. Der Preis dieses Motorschiffes lag bei 72000 RM. Dieser Betrag hätte Ende 2021 eine Kauftraft von rund 328000 €.

Von 1953 bis 1945 war das Schiff bei der Süderelbbrücke ausgelagert. Im Jahre 1945 erhielt das Schiff den Namen Isebek, 1950 wurde ein neuer Motor eingebaut.

Im Jahre 1960/61 wurde das Schiff bei der Lübecker Werft Staak & Co. umgebaut. Es erhielt einen neuen Vordersteven sowie neue Aufbauten ähnlich den Hollandschiffen bzw. den Barkassen Aue und Kollau. Dabei wurde auch ein neuer 8 Zylinder-Motor von MAN mit einer Leistung von 100 PS bei 1500 U/min eingebaut. Der Motorschacht entfiel. Es wurden Tische und Polsterstühle für 70 Fahrgäste eingebaut. Die Gesamtkapazität verringerte sich auf 148 Fahrgäste. Das Schiff hatte jetzt

  • eine Länge von 21,16 m, eine Breite von 4,68 m.
  • Der Tiefgang betrug leer 1,10 und beladen 1,46 .
  • Die Tragfähigkeit betrug 24,413 Tonnen.

Da die neue Stromlinienform der Aufbauten für den Schiffsführer nicht blendfrei war, wurde im Juli 1972[sic][1,] das Führerhaus mit einem Blendschutz versehen. Diese Verbesserung wurde bei späteren Umbauten und Neubauten von Alsterschiffen ebenfalls durchgeführt.

1973 wurde eine Bar und Kühlschrank zum Verkauf von Getränken eingerichtet. Erst 1977 erhielt dieses Schiff Toilette, Fäkalientank, Waschbecken und Frischwassertank.

Nach weiteren Um- und Einbauten im Jahre 1980 — wie 4 Anlegemagnete mit je 80 kN und Aufstellen von Tischen und Stühlen — wurde die MSF Isebek für 130 Passagiere bei 96 Sitzplätzen an 16 Tischen zugelassen.

Das Schiff erhielt 1984 einen 6 Zylinder-DAF-Dieselmotor mit einer Leistung von 94 kW bzw. 128 PS bei 1800 U/min. Die hinteren Türen wurden entfernt. Der Tiefgang betrugt leer 1,10 und beladen 1,55 m. Die Tragfähigkeit betrug 18,3 Tonnen. Das Eigengewicht der MFS Isebek betrugt 62,6 Tonnen.

Nach den letzten Umbauten wurde das Schiff überwiegend im Touristik-Betrieb eingesetzt. Im Frühjahr 2003 wurde es noch für betriebsinterne Fahrten eingesetzt. Dann lag es im Sommer 2003 auf der Alsterwerft an der Jarrestraße.

Vom 20. bis zum 24.10.2003 wurden auf der Alsterwerft die Schiffsaufbauten bis zur Fensterunterkante entfernt. Damit konnte das Schiff mit eigener Kraft ohne Ballast am 25.10. als „Cabrio” durch Schleusen und Alsterfleet zur Elbe und weiter zur Werft Oortkaten (Spezialschiffbau) überführt werden. Dort wurde es weiter zerlegt. Erhalten blieb nur seine Antriebsmaschine als Ersatzteilspender.


Belegt ist, dass die „Isebek” einen bisher ungeschlagenen Geschwindigkeitsrekord hält. Dazu kam es so:

Der damalige Bundespräsident Walter Scheel(auch bekannt durch „Hoch auf dem gelben Wagen”] machte am 20.9.1974 anlässlich der Eröffnung der Köhlbrandhochbrücke seinen Antrittsbesuch in Hamburg. Dazu gehörte auch eine Alsterdampferfahrt auf der Isebek: Begleitet von der Ehefrau des damaligen Ersten Hamburger Bürgermeisters und ihrem Ehemann Peter Schulz ging Scheel um 12.30 am Jungfernstieg an Bord der „Isebek”, um 12.10 verließ er das Schiff wieder an der Station Uhlenhorster Fährhaus[14, Seite 60] Demnach war die „Isebek” das erste Alsterschiff, das sogar die Zeit einholen konnte.

Ganz anders berichtete die Kundenzeitschrift der HHA darüber:[99, Ausgabe 9/1974]

Vor der „Einschiffung” begrüßte der Vorstandssprecher der HHA, Dr. Hans Tappert, den Bundespräsidenten und seine Gattin auf dem Anlegesteg Jungfernstieg. Pünktlich legte die „Isebek” ab. Die Fahrt dauerte eineinhalb Stunden und endete am Anleger Winterhuder Fährhaus. Von dort ging es mit einer Wagenkolonne zum Flughafen.


Fußnoten
Das Anklicken der Fußnotennummer führt bei Desktop- oder Laptopnutzung in den Text zurück..
  • Bis auf den Hinweis zum Geschwindigkeitsrekord ist der Text in dieser Infobox eine Überarbeitung.[Urspungstext aus 40]
  • [1] Die Angabe „Juli 1972” ist falsch, denn in Ausgabe 2/1971 der HHA-Fahrgastzeitschrift „Fahr mit uns” zeigt ein Foto auf Seite 6 die „Isebek” mit blendfreiem Führerhaus.

Die Tarpenbek

Die Taufe der „Otto Blöcker” war eine eher stille Angelegenheit. Am 18.4.1935 wurde der Anlegesteg beim Uhlenhorster Fährhaus für die Taufe der „Hans Cyranka” genutzt. Diese Taufe war mit einem großen Festakt verbunden und hatte ein entsprechendes Echo in der Presse gefunden.

Die „Hans Cyranka” war von der Schiffswerft August Pahl in Finkenwerder gebaut worden. Der Kaufpreis betrug 71500 RM. Die „Otto Blöcker” war 500 RM teurer gewesen. Demzufolge erhielt die Werft August Pahl die Bauaufträge für alle weiteren Alsterschiffe bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

Wohl 1945 erhielt die „Hans Cyranka” den Namen „Tarpenbek”. 1946 bis 1947 fuhr das Alsterschiff auf der Strecke Jungfernstieg — Winterhude exklusiv für Angehörige der britischen Besatzungsmacht.

Die Tarpenbek war das erste der größeren Alsterschiffe, das mit Anlegemagneten ausgerüstet wurde. Dafür erhielt es auf jeder Längsseite zwei Elektromagneten und für die Fahrgäste zwei seitliche elektrisch angetriebene Omnibusfalttüren: eine mittschiffs, die andere vorne gleich hinter dem Arbeitsplatz des Steuermanns. Der Steuermann konnte die Türen per Knopfdruck öffnen und schließen. Eingestiegen wurde vorne, so dass der Steuermann die Fahrscheinabwicklung übernehmen konnte. Somit konnte die Schiffsmannschaft von zwei Personen (Steuermann plus Festmacher) auf eine reduziert werden. Eingesetzt wurde die „Tarpenbek” auf der Linie nach Mundsburger Brücke und Rabenstraße.[17,Seiten 37,147, 257 und 99, Ausgabe 3/63]

Alsterschiff ex Tarpenbek in Rendsburg

Alsterschiff ex Tarpenbek am 8.9.2012 in Rendsburg
Beide Fotos zeigen die ehemalige „Tarpenbek” in Rendsburg am regnerischen 8.9.2013 an ihrem damaligen Liegeplatz in Rendsburg: die Eidermündung in den Nordostseekanal. In den Karten wird die Eider an dieser Stelle als „Die Enge” bezeichnet.

Offenbar wurden bei einem späteren Umbau die Fahrgasttüren auf der Backbordseite entfernt.


Am 3.3.1988 sollte die „Tarpenbek” zur Überholung nach Finkenwerder verholt werden. Allerdings kenterte das Alsterschiff aufgrund einer fehlerhaften Ballastbeladung am Jungfernstieg und wurde nicht wieder in Fahrt gesetzt.
 Hein_Gas” ex „Tarpenbek”
1990 wurde die stillgelegte „Tarpenbek” an die Hamburger Gaswerke alias „Hein Gas” verkauft. Es lag dann als „Konferenzschiff” unter dem Namen „Hein Gas” im Hochwasserbasin in Hamburg zwischen Heidenkampsweg und S-Bahn-Trasse.[81, Heft 1/2016, Seite 28, dort falsche Jahreszahl]

2003 fusionierten die Hamburger Gaswerke mit der Schleswag und wurden mehrheitlich vom der E.ON übernommen. Die neue Firma erhielt den Namen „E.ON Hanse AG”. Danach wurde die „Hein Gas” nach Rendsburg verholt.[Information von März 2011]

Das Schiff wurde im März 2014 vom Restaurant „Brauers Aalkate” in Rade am Nordostseekanal erworben und dort an Land bis zur Wasserlinie eingegraben. Der VAD kaufte das eingegrabene Schiff am 13.12.2015. Am 14.12.2015 wurde es mit einem Kran aus der Erdkuhle herausgehoben. Es wurde zur Hitzler-Werft in Lauenburg transportiert. Dort sollte geprüft werden, ob es wieder in Fahrt gebracht werden kann.[81,Heft 1/2016, Seite 28]

Im Forum von www.elbdampfer-Hamburg.de zeigen zwei Fotos vom 4.4.2018 die wieder schwimmende „Tarpenbek” an der Werft Th. Buschmann am Reiherstieg. Mitte Februar 2020 lag die „Tarpenbek” im Päckchen neben der Alsterbarkasse „Kollau” in Hamburg-Harburg (Harburger Binnenhafen).

 Hein_Gas” ex „Tarpenbek”
Otto Blöcker / Isebek
Daten 1935
Hans Cyranka / Tarpenbek
Daten 1935
Länge über alles:20,50 m20,50 m
Länge zwischen den Steven:18,60 m?
Größte Breite über alles:4,70 m4,70 m
Tiefgang leer/beladen:1,09 m / 1,30 m1,08 m / 1,30 m
Antrieb:Mannheimer Motorenwerke,
70 PS Dieselmotor
6 Zylinder mit Wendegetriebe
vorne im Schiff
Jastram,
70 PS Dieselmotor
6 Zylinder mit Wendegetriebe
in Schiffsmitte
Zugelassene Personenanzahl:171180
Isebek
Umbau 1960/1961
Tarpenbek
Umbau 1979
Länge über alles:21,16 m20,50 m
Größte Breite über alles:4,68 m4,70 m
Tiefgang leer/beladen:1,10 m / 1,45 m? m / 1,55 m
Antrieb:MAN,
100 PS Dieselmotor
DAF,
125 PS Dieselmotor
Zugelassene Personenanzahl:148165
Gegenüber dem Auslieferungszustand von 1935 verringerte sich bei den Umbauten die zulässige Personenanzahl durch den Einbau von Tischen.
Die Tabelle beinhaltet nicht alle Umbaustände.[17]
Letztes Upload: 24.03.2023 um 09:11:33 • Impressum und Datenschutzerklärung