Die Alsterschifffahrt:
Alsterschiff Ammersbek

Alsterschiff Ammersbek auf der Außenalster
Die „Ammersbek” wurde, wie die „Sielbek”, 1938/1939 auf der Werft August Pahl in Finkenwerder gebaut. Bis auf das Gestühl waren beide Schiffe bei Kriegsbeginn fertig gestellt. Im Juli 1940 wurden sie — noch ohne Namen und im Eigentum der Werft — zur Alsterwerft in der Jarrestraße verholt. Die behördliche Zulassung beider Schiffe erfolgte erst 1947. Ihre Namen erhielten die Schiffe erst 1947.[17, Seiten 159 und 161]

Bei dem oberen Foto handelt es sich um eine Gegenlichtaufnahme, so dass die Farben etwas kläglich geraten sind!

Dies ist keine Gegenlichtaufnahme! Als Textentwurf für eine Boulevardzeitung könnte man dichten: »Nur wenige Sekunden vor dem drohenden Orkan strebt die „Ammersbek” am 24.September 2004 mit ihren waghalsigen Passagieren an Bord in voller Fahrt unter Leitung des mutigen und umsichtigen Kapitäns dem rettenden Hafen entgegen.«
Aber ein Alsterschiff erlebt nicht nur die stürmische See! Hier hat die „Ammersbek” am 5.Mai 2011 bei sonnigem Frühlingswetter am Anleger „Fährdamm” angelegt.

Schiffsdaten 1939
1979 wurde ein neuer 125 PS starker Dieselmotor eingebaut.

In der Winterpause 2012 auf 2013 erhält die „Ammersbek” auf der Alsterschiffswerft (ATG-Alsterwerft) erneut einen neuen Motor.[Jörg Köhnemann und Peter Sylent: Die Alster-Touristik (ATG) bereitet sich auf den Frühling vor, www.Bild.de vom 21.2.2013]


Die Reise nach Marseille
Am 23.5.1988 machte sich die in „Hamburg” umbenannte Ammersbek über Flüsse und Kanäle nach Marseille auf. Es galt, die 30jährige Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Marseille zu feiern und für den 800. Hamburger Hafengeburtstag im nächsten Jahr 1989 zu werben.

Der offizielle Besuch des Hamburger Ersten Bürgermeisters Henning Voscherau beim Marseiller Maîre Prof. Robert P. Vigouroux erfolgte am 12.9.1988 — in Anwesenheit des Alsterschiffes und einer Delegation, unterstützt durch klassische Musik und maritimen Gesang! Der maritime Gesang wurde vom entsprechend eingekleideten Hamburger Polizeichor dargebracht. Die „Hamburg” hatte am Quay d'Honneu festgemacht. Am Nachmittag gab es einen Empfang an Bord — das maritim ausgerichtete Buffet enthielt Aal, Krabben, Lachs und Makrelen. Fast hätte es mit dem Buffet nicht geklappt. Der französische Zoll sah die Einfuhr dieser (hoffentlich) frischen Köstlichkeiten als sehr bedenklich an.

Für die lange Fluss- und Kanalfahrt wurde der Alsterschiffkapitän Egon Krüger ausgewählt. Er wurde auf der langen Reise von seiner Frau Monika unterstützt. Sie fuhr als Steuerfrau mit — immerhin hatte sie ein Matrosenpatent.

Das Schiff wurde vor Reisebeginn ebenfalls umgebaut. Im Bugbereich erhielt es einen privaten Wohnbereich. Der Fahrgastraum wurde leergeräumt und zum Empfangsraum umgestaltet. Das wichtigste Inventarstück dürfte der Biertresen gewesen sein!

In einer Halterung außen am Steuerbordbug wurde ein Schiffsanker mit beweglichen Flügeln mitgeführt. Damit konnte man auch im Fluss ankern! Weiterhin wurde ein Echolot eingebaut und das Aufstellen eines Topmastes über dem Führerstand (Entschuldigung — es soll natürlich Ruderhaus heißen) ermöglicht.

Die Fahrt führte über viele Zwischenstationen — siehe folgende Tabelle.

Sicher ist Herr Voscherau schneller nach Hamburg zurückgekehrt als Frau und Herr Krüger auf der „Hamburg”. Sie kamen Mitte November 1988 heim.

Die Reiseroute und einige Anmerkungen
AnkunftinAbfahrt
Hamburg23.05.1988
24.05.Uelzen25.05.
25.05.Fallersleben26.05.
26.05.Peine27.05.
27.05.Hannover30.05.
30.05.Lübbecke31.05.
31.05.Osnabrück01.06.
01.06.Münster02.06.
02.06.Dortmund03.06.
04.06.Düsseldorf06.06.
06.06.Köln09.06.
09.06.Bonn13.06.
13.06.Andernach14.06.
14.06.Koblenz15.06.
15.06.St. Goar
Anschließend wurde das Binger Loch an der Loreley bezwungen. Gegen den Strom schaffte das Schiff hier nur 5 km pro Stunde!
16.06.
16.06.Rüdesheim17.06.
17.06.Mainz20.06.
20.06.Frankfurt21.06.
21.06.Aschaffenburg22.06.
22.06.Miltenberg23.06.
24.06.Würzburg27.06.
30.06.Nürnberg02.07.
(per Bus)Neuburg /Donau(per Bus)
05.07.Mannheim
unterhalb des Collini-Centers
06.07.
06.07.Heidelberg?
08.07.Stuttgart
Das Schiff hatte an der Wilhelma festgemacht. Es wurde ein „Hamburger Fischmarkt” veranstaltet.
12.07.
15.07.Colmar
Der Hafen war verschlickt, der Empfang fand vor den Toren der Stadt statt.
16.07.
20.07.Montbéliard21.07.
21.07.Baume-les-dames
Der Empfang erfolgte ohne Schiff. Grund: Kanalarbeiten.
22.07.
22.07.Bescancon24.07.
24.07.Dole25.07.
25.07.St-Jean-de-Losne26.07.
26.07.Chalon-sur-Saône27.07.
27.07.Mâcon28.07.
28.07Lyon1.08.
1.08.Vienne2.08.
2.08.Valence3.08.
4.08.Avignon5.08.
5.08.Arles7.08.
vierwöchige Pause
12.09.Marseille16.9.
3.10.Paris6.10.
7.10.Rouen9.10.
17.10.Brüssel19.10.
22.10.Gent23.10.
24.10.Rotterdam1.11.
31.10.Amsterdam
Hier wollte eine Niederländerin ihren kleinen Hund aus dem Hafenbecken retten. Dabei fiel sie von der Kaimauer ins Wasser. Die Dame rief um Hilfe. Sie und ihr Hund wurden von zwei Gästen und dem Kapitän aus dem 13° kühlen Wasser gezogen. Die Kapitänsfrau versorgte die Niederländerin mit trockener Frauenkleidung.
1.11.
4.11.Zwolle7.11.
19.11.Hamburg

(Dank an Herrn Dankward Sidow für den Hinweis auf diese Fahrt)

Weitere Quellen zur Reise nach Marseille:
Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft — AG 800: 1989. Hamburgs Hafen wird 800. Mit dem Alsterdampfer durch Europa, Hamburg, November 1988 (Reisedokumentation und Sammlung von Presseberichten).

Hamburger Abendblatt, Ausgaben vom 20.5.1988 und 13.9.1988. Der Artikel vom 20.5. zeigt auf einer Karte die Reiseroute und nennt die vorgesehenen Orte. Beide Artikel sind in der genannten Reisedokumentation mit enthalten.

Letztes Upload: 24.03.2023 um 09:11:33 • Impressum und Datenschutzerklärung