Die Hamburger U-Bahn: HHA, Beförderungsfälle in den Jahren 1920 bis 1956
HHA, Millionen Beförderungsfälle in den Jahren 1920 bis 1956
Jahr
+0
+1
+2
+3
+4
+5
+6
+7
+8
+9
1920:
207
217
181
170
318
344
336
352
359
344
1930:
310
265
211
193
197
207
212
230
255
281
1940:
310
336
390
333
299
268
402
446
495
498
1950:
451
425
439
453
446
449
465
–
–
–
Die Tabelle enthält die Gesamtzahl der jährlichen Beförderungsfälle der Hamburger Hochbahn AG in den Jahren 1920 bis 1956.
Für die Jahre 1920 bis 1948 wurden die Zahlen dem Manuskript von Wilhelm Stein[47] entnommen. Für die Jahre 1949 bis 1956 stehen die Zahlen in dem Geschäftsbericht der HHA[144] für 1956. Jedoch enthält dieser Geschäftsbericht deutlich nach oben abweichende Zahlen für die Jahre 1945, 1947 und 1948:
1945: 291 Millionen,
1947: 490 Millionen und
1948: 528 Millionen Beförderungsfälle.
Eine weitere deutliche Abweichung ist bei den Fahrgastzahlen des Jahres 1922 vorhanden — vergleiche dazu mit dem Balkendiagramm auf der vorhergehenden Seite (Navigationsleiste oben).
In den Geschäftsberichten sind Einnahmen aus dem Verkauf von Dauerkarten für das jeweils folgende Geschäftsjahr enthalten. Im Manuskript von Wilhelm Stein sind nur die Einnahmen enthalten, die im betreffenden Betriebsjahr verdient sind.[47, Seite 2]
Balkendiagramm HHA, Millionen Beförderungsfälle in den Jahren 1920 bis 1956
1922, 1923: In den Inflationsjahren wanderten Fahrgäste von der Hochbahn zur S-Bahn ab, denn die Fahrpreise der S-Bahn folgten der Geldentwertung langsamer als die Fahrpreise der Hochbahn.
1930 bis 1933: Die steigende Arbeitslosigkeit aufgrund der Weltwirtschaftskrise wirkte sich reduzierend auf die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel aus. Außerdem hatte die S-Bahn günstigere Fahrpreise als die Hochbahn.
1933 bis 1939: Die Wirtschaft kam zögernd wieder in Gang, so dass mehr Berufstätige die öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte nutzten.
1933 bis 1943: Obwohl in dieser Zeit die Anzahl der Einwohner im Einflussgebiet fast gleich blieb, wurden die öffentlichen Verkehrsmittel zunehmend häufiger genutzt. Der Grund: Bereits kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Individualverkehr mit privaten Kraftfahrzeugen eingeschränkt. Bald darauf wurde auch der Fahrradverkehr eingeschränkt.
1943: Die intensive Bombardierung Hamburgs im Juli/August 1943 verringerte die Anzahl der Einwohner im Einflussgebiet von etwa 1,86 auf 1,28 Millionen. Trotzdem stieg die Anzahl Beförderungsfälle auch in diesem Jahr an.
1944 bis 1945: Die sinkende Fahrgastanzahl demonstriert den kriegsbedingten Niedergang der Wirtschaft.
1948: Der Anstieg der Beförderungsfälle bis auf den Rekordstand von 1948 ist auf Hamster- und Versorgungsfahrten zurückzuführen.[145,Seite 144] Die Einführung der Deutschen Mark (DM) am 20.6.1948 schuf wieder neues Vertrauen in die Stabilität des Geldes und beendete die damalige Tausch- und Schattenwirtschaft Ware gegen Ware.
Balkendiagramm HHA, Beförderungsfälle pro Jahr und Einwohner in den Jahren 1936 bis 1956
Von einem Diagramm[144, Seite 47] abgegriffen sind diese Werte. Sie umfassen lediglich die Jahre 1936 bis 1956. Dargestellt wird, wie häufig im Durchschnitt jeder Einwohner im Einflussbereich zum Beförderungsfall wurde. Ein Beförderungsfall ist die Fahrt in einem Verkehrsmittel: Wenn man z.B. sein Ziel mit einmal Umsteigen erreicht, so hat man zwei Beförderungsfälle verursacht. Die Rückfahrt, ebenfalls mit einmal Umsteigen, erzeugt zwei weitere Beförderungsfälle.
1954: Die rückläufige Anzahl der Beförderungsfälle ab 1954 begründete die HHA 1956 so: Die durchschnittliche Fahrtenhäufigkeit der Einwohner zeigt seit 1954 eine rückläufige Tendenz, weil mit fortschreitendem Ausbau der Verkehrsmittel das Übersteigen von einem Betriebszweig auf einen anderen mehr und mehr entfällt.[143, Seite 9]
1943: Die auffallende Spitze bei 1943 kommt durch die Art der Berechnung zustande: Es wird die die Anzahl Beförderungsfälle durch die Anzahl Einwohner am Jahresende dividiert. Die intensive Bormbardierung Hamburgs im Juli/August 1943 verringerte die Anzahl der Einwohner im Einflussgebiet von etwa 1,86 auf 1,28 Millionen.
Vergrößerung der durchschnittlichen Entfernung zwischen Wohnung und City vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahr
<4
4 – 8
8 – 12
>12
gesamt
Hinweis
1938
781
578
178
161
1698
Das Diagramm[171,Seite 31] und die links gezeigten zugehörigen Zahlenangaben in tausend Einwohnern veranschaulichen die Vergrößerung der durchschnittlichen Entfernung zwischen Wohnung und Innenstadt.
1950
439
590
295
296
1620
1964
433
658
409
359
1859
Die Änderungen zwischen 1938 und 1950 werden dadurch begründet, dass die massiven Bombardierungen des Sommers 1943 die innenstadtnahen Bereiche trafen. Somit mussten die Ausgebombten ihre Wohnungen in den weiter entfernten Stadtteile nehmen.
Der Vergleich 1950 mit 1964 zeigt, dass die Anzahl der Einwohner im innenstadtnahen Bereich trotz einer Vergrößerung der Gesamtzahl der Einwohner praktisch unverändert geblieben ist. Der Bevölkerungszuwachs fand in größerer Entfernung zur Innenstadt statt!
Durchschnittliche Entfernung zwischen Wohnung und City 1938 und von 1951 – 1955[143, Seiten 8f]
1938
1951
1953
1954
1955
<= 5 km:
1065806 63%
709790 43%
728583 42%
727329 42%
752978 42%
> 5 km:
633582 37%
948248 57%
994236 58%
1014796 58%
1028546 58%
Summe:
1698388 100%
1658038 100%
1722819 100%
1752125 100%
1781524 100%
Im Geschäftsbereicht der HHA für 1955 ist eine andere Einteilung der Entfernungszonen gewählt worden. Die der Innenstadt naheliegende Zone hat dadurch erheblich mehr Einwohner zugeteilt bekommen. Der Unterschied in der Verteilung vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ist jedoch auch bei dieser Darstellung deutlich!