Hochbahnen, Eisenbahnen, deren Schienen auf besonderen Bauwerken (Viadukten) in solcher Höhe über den Straßen liegen, dass der Verkehr auf diesen nicht gestört wird, bes. in verkehrsreichen Städten, z.B. in Berlin (Stadt- und Ringbahn; elektr. Hoch- und Untergrundbahn), in Neuyork. | Untergrundbahnen, Tiefbahnen. Stadtbahnen (meist elektrisch), die sich in einem Tunnel unter der Straße oder der Sohle von Wasserläufen bewegen; bestehen u.a. in London, Neuyork, Philadelphia, Paris, Berlin, Budapest, Wien, Konstantinopel. |
Genau hier können wir Hamburger aber nicht nur mitreden, sondern übertrumpfen. Der Abstand zwischen den beiden U-Bahn Haltestellen Eppendorfer Baum und Klosterstern beträgt unter 200 m, wenn man zu Fuß geht. Man kann die Strecke auch per U-Bahn zurücklegen – dann muss man aber einmal umsteigen! Zu Fuß ist man viel schneller, denn mit der U-Bahn dauert es eine Viertelstunde. Es sind halt zwei unterschiedliche U-Bahnlinien, und an der Umsteigestation Kellinghusenstraße muss man den Bahnsteig wechseln.
Aber wir in Hamburg tun auch etwas zum Schutz der Fledermäuse! Die Fledermäuse in Hamburg haben ihre eigene U-Bahn-Station! Sie glauben es nicht ? Dann schauen Sie sich doch einmal die U-Bahn Station Beimoor an!
Bereits in den 1880er Jahren hatte Werner Siemens erste Planungen für eine Hochbahn in Berlin eingereicht.
Der größte Teil der Strecke in Berlin wurde als Hochbahn gebaut, nur der Teilabschnitt vom Nollendorfplatz bis Zoo wurde unters Pflaster gelegt, nicht zuletzt „behufs Vermeidung einer Beeinträchtigung des Anblicks der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche”.
Die Geschwindigkeit der Berliner U-Bahn war auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt. Gleichzeitig verlangte die Stadt einen Fünf-Minuten-Betrieb in beiden Fahrtrichtungen. Somit war die U-Bahn konkurrenzlos schnell. Rasch wurde die Ost- West-Verbindung durch weitere Strecken nach Nordosten, Westen und Südwesten ergänzt.
Die ersten Probefahrten der Hamburger Hochbahn begannen Mitte Oktober 1911.
Am Donnerstag, den 15. Februar 1912, wurden die ersten sechs Kilometer der Hamburger U-Bahnstrecke eröffnet. Es war die Teilstrecke Rathausmarkt – Berliner Tor – Barmbeck. Dazu fand ein großes Volksfest und eine Besichtigungsfahrt für
Ehrengäste, also Lokalpolitiker und Presseleute, statt. Auf den Fotos von diesem Ereignis sind seriös aussehende Herren zu sehen. Fast alle tragen einen Schnauzbart, viele haben einen Zylinderhut auf dem Kopf, weitaus die meisten tragen einen schwarzen Mantel.
Möglicherweise waren keine Damen unter den Ehrengästen. Jedoch erinnert sie Frau Katharina Kufuß: Ich machte die allererste U-Bahn-Fahrt 1912 mit, weil mein Vater keine Zeit hatte. Als Mitglied der Bergedorfer Bürgervertretung hatte man ihn eingeladen.
[147, Ausgabe 6.2.1987, im Anhang zu Egbert A. Hoffmann: Als Hamburg noch von der Schwebebahn träumte]
Die Eröffnungsfahrt ging um 12:00 Uhr von der Station Rathausmarkt nach den Werkstätten und Wagenhallen in Barmbeck zum üppigen Imbiss. Gefahren wurde mit zwei Zügen und ausnahmsweise auf beiden Richtungsgleisen gleichzeitig. Die HHA hatte bis zu diesem Eröffnungstag insgesamt 14 Wagen in Betrieb genommen: Wagen 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 131, 132, 133, 136, 137, 138 und 139. Alle diese Wagen führten ausschließlich die 3. Klasse. Die Gäste der Eröffnungsfahrt saßen demnach auf Holzlattenbänken.[Wagenliste T1 bis T15-Wagen der Hamburger Hochbahn]
Der Bürgermeister, Johann Heinrich Burchard, sagte bei der Einweihung: „Wir Hamburger sind nicht immer rasch von Entschluss, aber was wir in Angriff nehmen, pflegt gut zu werden.” Er sagte auch: „Für alle Hamburger ist die Hochbahn geschaffen – und allen soll sie nützen.” Für alle Hamburger wohlgemerkt, nicht unbedingt für die Preußen! Eröffnungsansprache[vollständig]
Der Bürgermeister Burchard hat sich nicht mehr lange an der neuen Hochbahn erfreuen können, denn er starb, noch im gleichen Jahr, am 12.September 1912. Sein von Fritz Schumacher geplantes und von Richard Kuöhl realisiertes Grab bildet – genau wie die erste Hochbahnlinie – einen Ring: Grabanlage Burchard auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Die Bevölkerung konnte in den letzten beiden Februarwochen kostenlos das neue Verkehrsmittel erproben, denn geschlossene Gesellschaften bekamen Gelegenheit, kostenlos an Probefahrten teilzunehmen. Hamburg hatte als zehnte (oder elfte) Stadt der Welt eine U-Bahn bekommen!
Am 29.Februar erteilte die Polizeibehörde die Genehmigung zur Aufnahme des Betriebes. Am 1.März begann der fahrplanmäßige Betrieb! Die HHA hatte bis dahin 28 Fahrzeuge in Betrieb genommen. Davon führten 14 die 3. und 14 die 2.und 3. Wagenklasse.[54,Seite 62] Die Fahrzeit von Barmbeck zum Rathausmarkt betrug 14 Minuten, der Zugabstand im allgemeinen 5 Minuten, der Fahrpreis 15 Pfennig. In Lebensmitteln ausgedrückt waren das 3 Eier beziehungsweise 5 Pfund Kartoffeln. Ein Arbeiter musste dafür etwa ¼ Stunde arbeiten.
Rasch folgten weitere Streckenabschnitte:
Die Planungen für diese „Hochbahn” begannen lange vorher im Jahre 1893 und sahen anfänglich eine Ringstrecke um die Außenalster und über die Lombardsbrücke vor. 1894 wurde vorgeschlagen, eine größere Ringstrecke nördlich um die Außenalster und im Süden bis an den Hafenrand heran zu bauen, um auch die Innenstadt und den Hafen zu erschließen.
1896 wurde vom Senat und der Bürgerschaft (beide Institutionen bilden die Hamburger Regierung) eine Verkehrskommission gegründet. Die Verkehrskommission musste aus drei Systemen auswählen: Normale (Dampf-) Eisenbahn, elektrische Hoch- und Untergrundbahn nach Berliner Vorbild oder elektrische Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild. Ein Vorschlag für eine Unterpflasterstraßenbahn wurde unter den Tisch gekehrt.
1901 wurde die Planung richtig konkret. Der Bürgerschaft wurde am 18.12.1901 ein Vorschlag zum Bau einer Stadt- und Vorortbahn vorgelegt. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Siemens & Halske, der AEG und der SEG. Allerdings wollten die am Projekt beteiligten Firmen eine Konzession auf 90 Jahre – das war der Bürgerschaft zu lange! War es wirklich zu lange? Städte in den USA wie Philadelphia, Boston, New York und Pittsburg gewährten um 1900 ihren Hochbahnunternehmungen Rechte mit einer Laufzeit von mindestens 99 Jahren – zumindest steht es so in dem Roman „Der Titan” von Theodore Dreiser.
Auch der 1902 von der Bürgerschaft angeforderte Plan einer Schwebebahn fand nicht deren Zustimmung, obwohl das →Gutachten über den von der Continentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg aufgestellten Entwurf einer Langen'schen einschienigen Schwebebahn für Hamburg, verfasst im August 1903 von den Professoren der technischen Hochschule zu Hannover: Barkhausen, Dolezalek, Hotopp mit dieser Zusammenfassung endet:
1. In Hamburg ist ein aus dem Stadtinneren in die Vororte führendes, nach Bedürfnis leicht zu erweiterndes und zu verlängerndes Strahlenetz, nicht aber eine Ringbahn zweckmäßig.
2. Wir halten es für nötig, das Bahnnetz wenigstens für den endgültigen Ausbau auf zwei die innere Stadt durchziehende Stammlinien zu gründen, welche in den Vororten gegabelt werden können.
3. Den Grundsatz, Stadtbahnen als von den Fernbahnen unabhängige Kleinbahnen zu behandeln und ihre Gleise an die der Fernbahnen nicht anzuschließen, halten wir für richtig.
4. Wir empfehlen für Hamburg von der Anlage von Untergrundbahnen abzusehen und halten allgemein bei neu anzulegenden Stadtbahnen die Anwendung des Erdbaues für verfehlt.
5. Die meisten Vorteile für die in Hamburg vorliegenden Verhältnisse bietet die Erbauung einer Schwebebahn mit allen Verbesserungen, auf welche die in Elberfeld gemachten Erfahrungen hindeuten; wonach auch einwandfreie Ausführung und sicherer Betrieb gewährleistet werden können.
6. Die billigeren Anlage- und Betriebskosten der Schwebebahn erlauben einen mäßigeren Tarif, entsprechen also dem vorliegenden Bedürfnisse und sichern die Rentabilität des Unternehmens besser als die Standbahn, so dass auch Schwierigkeiten der Bahngesellschaft und unvorhergesehene Belastungen des Staates sicherer vermieden werden.
7. Bei Anwendung der schmiegsamen Schwebebahn werden größere Umwälzungen und Störungen im Stadtinneren durch Bau und Betrieb vermieden.
8. Sicherheit und Annehmlichkeit der Fahrt auf der Schwebebahn sind größer als auf der Standbahn.
9. Die Schwebebahn gestattet die Verwendung größerer Strecken- und Reisegeschwindigkeit als die Standbahn.
10. Entwertungen von Grundstücken und Gebäuden werden durch die Schwebebahn nicht eintreten; es stehen vielmehr Wertsteigerungen der an der Schwebebahn liegenden Gebäude in sicherer Aussicht.
Das Gutachten besagt, dass eine Schwebebahn für Hamburg besser geeignet ist als eine „Standbahn”, dass eine Ringbahn nicht zweckmäßig ist, dass eine U-Bahn nicht zu empfehlen ist und dass man den Bau von Dämmen und Einschnitten (Erdbau) vermeiden soll. Genau die Dinge, von denen das Gutachten abrät, wurden realisiert.
Es gab aber auch andere Gutachten, und schließlich gewann die Standbahn das Rennen: Die Schwebebahn lässt sich zwar ideal über Fleete und Kanäle führen, aber sie passt nicht in enge Straßen und enge Tunnel.
1906 wurden die Verträge für den Bau und Betrieb der Ringlinie, sowie dreier Zweiglinien (nach Eimsbüttel, nach Rothenburgsort und zum Ohlsdorfer Friedhof) abgeschlossen. Bauträger waren die AEG und Siemens & Halske. Das Bauvorhaben wurde von einer Bauverwaltung unter dem Vorsitz des bereits vorher an der Planung beteiligten Regierungsbaumeisters a.D. Dr. Wilhelm Stein geleitet. 1898 hatten „Siemens & Halske” und die „Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft” ein Planungsbüro in Hamburg gegründet. Der Leiter dieses Planungsbüros war der ehemalige Regierungsbaumeister und Siemens-Mitarbeiter Dr. Wilhelm Stein. Er hatte Maschinenbau und Elektrotechnik studiert.
Die Bauarbeiten begannen am 7.10.1906 zwischen Uhlandstraße und Berliner Tor und sollten laut Planung 5 Jahre dauern. Wie wir wissen, dauerten sie ein halbes Jahr länger. Es traten einige Probleme auf – so wurden noch während der Bauzeit Trassen geändert, es gab Schwierigkeiten beim Grunderwerb und die Baukonjunktur in Hamburg war gut: An 280 Tagen (eine andere Quelle nennt 300) fanden Arbeitskämpfe statt, die jeweils auf einzelne Zweige des Baugewerbes beschränkt waren. Nur im Jahre 1908 fand ein Arbeitskampf des gesamten Baugewerbes statt.