Die neue U-Bahn prägt zusammen mit dem ebenfalls 1912 in Betrieb genommenen Hauptbahnhof das jetzige Erscheinungsbild der Hamburger Innenstadt. Mit der U-Bahn entstand die Mönckebergstraße. Das ehemalige Gängeviertel in diesem Bereich wurde abgerissen.
Die Hochbahn wurde als eigenständiges Verkehrsmittel geplant und realisiert. Eine Zubringerfunktion der Straßenbahnlinien und später der Buslinien war nicht vorgesehen. Erst die Übernahme der Straßenbahnen durch die HHA führte zur Zubringerfunktion der Straßenbahnen und somit zu einem größeren Haltestellenabstand bei der später neu gebauten U-Bahn-Strecke Kellinghusenstraße–Stephansplatz.
Der bautechnisch interessanteste Teil dürfte der Streckenabschnitt zwischen dem Rathaus und der Haltestelle Rödingsmarkt sein. Hier steigt die Strecke in einer 1:20,7-Steigung in einer engen Krümmung aus dem Tunnel auf das Hafenviadukt.
![]() Das Hafenviadukt zwischen Baumwall und Landungsbrücken ist der Streckenabschnitt mit der schönsten Aussicht! |
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![]() Das Hochbahnnetz im Juli 1915 |
Die Stationen Ohlsdorf und Rothenburgsort der Stichstrecken liegen bzw. lagen unmittelbar neben gleichnamigen Stationen der Vorortbahn, so dass hier für die Fahrgäste ein Umsteigen möglich ist bzw. war.
Zum alleinigen Vorstand wurde Dr. Wilhelm Stein (*5.9.1870; †14.12.1964) bestellt. Er war bereits an den Planungen der Hochbahn beteiligt gewesen und leitete deren Bau. Als Prokuristen wurden Dr.Ing. Wilhelm Mattersdorff[Familiengrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof] und Charles Liez bestellt. Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde Albert Ballin (*15.8.1857 Hamburg; †9.2.1918 Hamburg). Albert Ballin war der damalige Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie, die unter ihrem alten Namen Hapag bekannt geworden ist.
Das anfängliche Aktienkapital der HHA betrug 15 Millionen Mark. Aufgebracht wurde es wie folgt:[27, Seite 27f und 49, Seite 6f]
Betrag (Mark) | Aufgebracht von |
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7 498 000 | Siemens & Halske Aktiengesellschaft |
7 499 000 | Allgemeine Electricitäts Gesellschaft (AEG) |
1 000 | Geheimer Baurat Dr. Emil Rathenau (Generaldirektor der AEG) |
1 000 | Geheimer Baurat Dr. Heinrich Schwieger (Vorstand Siemens & Halske) |
1 000 | Prokurist Paul Liez, Berlin (Prokurist Siemens & Halske) |
Die Betriebsorganisation der Hochbahn wurde von der preußischen Eisenbahnverwaltung übernommen (und, so sagt man, bis in die 1970er beibehalten). Für ihr 1911/1912 eingestelltes Fahrpersonal war die militärische Ausbildung eine Einstellungsvoraussetzung – ehemalige Unteroffiziere kamen gleich in den Aufsichtsdienst. Im Ersten Weltkrieg wurden allerdings die Reservisten eingezogen. Bereits 1914 waren es fast 75%, 1915 bereits 88% und 1916 gar 98% des Vorkriegsbetriebspersonals. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Hochbahn somit von Frauen betrieben. Nach der Demobilisierung kamen die Männer wieder in den Hochbahnbetrieb. Ähnliches geschah im Zweiten Weltkrieg.
Das Foto links zeigt die Rückseite einer Eisenmarke (Nominalwert 20 Pfennig) mit dem stiliserten
HHA-Logo der Jahre 1912 bis 1925. Auf der Platte unterhalb des Schwans befinden sich sonst im Logo die drei Buchstaben „HHA” in Dreiecksanordnung:
H | H | |
A |
Unterschiede zwischen der Berliner und der Hamburger Hoch- und Untergrundbahn jeweils bei Betriebsaufnahme | ||
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Berlin (1902) | Hamburg (1912) | |
Wagen und Züge | ||
Länge*Breite*Höhe über Schienenoberkante: | 12,7 * 2,36 * 3,18 m | 12,8 * 2,56 * 3,38 m |
Dachform: | Laternendach | Tonnendach |
Breite der Führerkabine: | gesamte Wagonbreite | zwei Drittel der Wagonbreite |
Kürzester Zug: | Triebwagen + Beiwagen + Triebwagen | Triebwagen + Triebwagen |
Antrieb je Triebwagen: | 3 Motoren, Leistung ? | 2 Motoren je 74 bzw. 81 kW |
Sitzplätze: | Triebwagen 39 Längssitze, Beiwagen 44 Längssitze | 16 Quersitze + 18 Längssitze |
Fahrstromversorgung | ||
Bahneigenes Elektrizitätswerk: | erzeugt Gleichstrom, 750 Volt | erzeugt Mehrphasenwechselstrom, 6000 Volt, Frequenz ? |
Stromzufuhr zur Strecke: | Vom Kraftwerk direkt | Vom Kraftwerk in Unterwerke, dort Wandlung in Gleichstrom, dann zur Strecke |
Stromschiene: | von oben bestrichen, Pluspol an Stromschiene, Minuspol an Fahrschienen | von unten bestrichen, Pluspol an Stromschiene, Minuspol an Fahrschienen |
Haltestellen | ||
Bahnsteige: | Länge 80m (maximal 6-Wagen-Züge), Außenbahnsteige | Länge 60 m (maximal 4-Wagen-Züge), Außenbahnsteige auf dem Ostring, sonst Innenbahnsteige |
Die Hamburger Wagons waren breiter als die Berliner Wagons, so dass in Hamburg die Verwendung von Quersitzen sinnvoll möglich war. Bei den Berliner Triebwagen bestand die Möglichkeit, eine vierten Motor nachzurüsten, um Zuggarnituren aus Triebwagen + Beiwagen + Beiwagen + Triebwagen bilden zu können.
Von der Gleichstromerzeugung mit nur 750 Volt ab Kraftwerk kam man in Berlin bald ab, da sich die Verteilungsverluste als zu hoch erwiesen.