„90 Jahre Hamburger U-Bahn: Unruhige Zeiten”, erschienen in Hamburg Mobil vom 29.März 2002:
»Mit der Walddörferbahn wurden die Exklaven — Hamburgische Inseln in preußischem Gebiet — Farmsen, Berne, Volksdorf, Wohldorf und Großhansdorf an den U-Bahn-Ring und damit an das Stadtgebiet angebunden. Die nördlich von Großhansdorf gebaute Station Beimoor ging nie in Betrieb. Sie ist heute ein wertvolles Trockenrasenbiotrop mit einer Fledermaushöhle im Empfangsgebäude.«
Beimoor ist eine U-Bahn Station des östlichen Zweiges der Walddörferbahn. Im Juli 1914, während des Baus der Walddörferbahn, beschlossen Bürgerschaft und Senat die Verlängerung der Strecke von Großhansdorf bis Beimoor. Hier hatte man ein Wohngebiet und eine „Irrenanstalt” projektiert. Somit sollte Beimoor und nicht Großhansdorf die Endstation der Walddörferbahn sein. Es lagen Gleise hier und das Bahnhofsgebäude war praktisch fertig gestellt.
Nach dem Ersten Weltkrieg baute man die Gleise zwischen der Hoisdorfer Landstraße und Beimoor komplett ab. Die ebenfalls zweigleisig ausgestattet Strecke zwischen Großhansdorf und Volksdorf wurde auf eingleisig zurückgebaut.
Wegen der hohen Stahlpreise baute man das zwischen Buchenkamp (früher: Volksdorf-Ost) und Großhansdorf bereits verlegte zweite Gleis ab und verwendete es als Stromschiene.
Die […] zweiten Gleise wurden in der ungünstigsten Zeit der Inflation entfernt und für die Walddörferbahn als Stromschienen verwendet. Sie sind also dem Staate wieder zugute gekommen. Dieser Gleisaustausch wurde vorgenommen, weil Geldmittel für die elektrische Ausrüstung der restlichen Strecken der Bahn nicht verfügbar waren. So wurde auf verfügbares Material, das noch auf Jahre hinaus brach gelegen hätte, zurückgegriffen. Für das nunmehr notwendig gewordenen zweite Gleis musste daher das Material neu beschafft werden.[152, Band 2, Seite 35]
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg sprengte die Hitlerjugend übungshalber das Bahnhofsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchten die Leute aus dem Schutt die noch verwendbaren Mauersteine heraus. Sie mussten ihre Häuser erweitern, denn nach dem Zweiten Weltkrieg lebten in Großhansdorf viermal soviel Menschen wie vor dem Krieg.
Im Forum von www.geschichtsspuren.de gibt es einen Diskussionsfaden (thread) zum Thema „Beimoor”. Im Januar 2008 wurden dort die Bauvorleistungen an der Haltestelle Beimoor und das Thema des Gleisabbaus behandelt.
![]() Haltestelle Beimoor vom Beimoorweg aus gesehen |
![]() Haltestelle Beimoor, nördliches Brückenwiderlager in der Straße Mielerstede |
Von Großhansdorf aus zu Fuß nach Beimoor:
Am Bahndamm entlang Richtung Norden die Straße Schaapkamp.
Am Ende des Schaapkamps nach links in die Hoisdorfer Landstraße. Die erste Straße nach rechts ist bereits der Beimoorweg.
Besichtigungstipp: Man sieht mehr von den Resten des Zugangsgebäudes, wenn man zu einer Jahreszeit hingeht, in der die Bäume und Sträucher keine Blätter haben!
Ich bin Ende März 2002 hingefahren und habe einige Fotos von den Überresten gemacht. Die Fotos auf dieser Seite sind jedoch neuer.
Schönere und mehr Fotos finden sich auf →www.bahnfotokiste de (Jan Borchers).
Im Januar 2015 wurden →drei Beimoorfotos vom 11.05.1980 veröffentlicht.
Auf der Website des Kreisarchivs Stormarn[→Kreisarchiv Stormarn, Abruf am 25.8.2020] sind Fotos von Raimund Marfels (*11.3.1917; †26.10.1990) besonders aus den 1960ern bis 1980ern zu entdecken.
Sehenswert ist die hervorragende Dokumentation →Beimoor — der Geisterbahnhof der Hamburger U1, von Jochen Lambernd (26.10.2016, NDR 90,3) mit einer ausführlichen Fotostrecke aktueller und historischer Fotos sowie die dortige Verlinkung beim ersten Foto des Artikels nach →Verfallen und vergessen: Der U-Bahnhof Beimoor.
In dem Buch von Ulrich Alexis Christiansen[28] wird detailliert auf Entstehung und Schicksal der Haltestelle Beimoor eingegangen. Besonders interessant ist dabei eine Bauzeichnung des Empfangsgebäudes und des Bahnsteig im Querschnitt mit der Pfahlgründung der Bahnsteigdachkonstruktion.
Mir ist nur ein einziges Foto bekannt, das die Station im fertigen Zustand zeigt.[73, Seite 37]
![]() U-Bahn Station Beimoor, Eingang am 4.3.2007 |
Hinweis
Hinter dieser Tür befindet sich ein Winterquartier für die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse.
In den Räumen steht das Wasser 20 cm hoch. Somit ist ein Übernachten nicht möglich! Es befinden sich dort keine Gegenstände wie Werkzeuge oder ähnliches. Ein Einbruch ist zwecklos!
Bitte vermeiden Sie im Winter jede Art der Ruhestörung, da es für das Überleben der Tiere sehr wichtig ist, daß sie in ihrem Winterschlaf nicht gestört werden.
Gemeinde Großhansdorf
Der Bürgermeister
Der Eingang ist zugemauert. Die Öffnung ist für die Fledermäuse gedacht.
![]() U-Bahn Station Beimoor, Eingang am 6.7.2020 |
![]() U-Bahn Station Beimoor, Treppenaufgang von Gleisbett zum Bahnsteig |
![]() Beimoor, sommerliche Vegetation an der Bahnsteigkante |
![]() Beimoor, sommerliche Vegetation an der Bahnsteigkante |
![]() Beimoor, Weinbergschnecken an der Bahnsteigkante |