Die Bauverwaltung für die
Hamburger elektrische Hochbahn
Siemens & Halske und Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft,
Hamburg, Semperhaus
beehrt sich
Herrn Oberingenieur Teddy Bär
einzuladen, an der Eröffnungsfahrt der Hochbahn am 15.Februar 1912 teilzunehmen.
Die Fahrt beginnt pünktlich um 12 Uhr Mittags an der Haltestelle
Rathausmarkt ( Eingang an |
der kl. Johannisstrasse |
) und erstreckt sich bis zum |
Betriebsbahnhofe der Hochbahn in Barmbeck, daselbst Besichtigung des Kraftwerks und der Werkstättenanlage nebst Imbiß. Züge zur Rückfahrt fahren vom Betriebshof nach Mundsburg, Hauptbahnhof und Rathausmarkt von 2 Uhr30 ab alle 20 Minuten. Diese Einladung dient als Eintrittskarte | ||
Gepfl. Promenadenanzug. |
Antwort erbeten |
Es fuhr auf beiden Richtungsgleisen je ein Zug vom Rathausmarkt nach Barmbeck. Dies kam in der Einladung dadurch zum Ausdruck, dass von beiden auf der Einladung vorgedruckten Haltestelleneingängen der unpassende durchgestrichen wurde.
Eine Formulierung in der Einladung ist nicht ganz eindeutig. Zur Klarstellung: Es wurde kein Imbissstand besichtigt, sondern es wurde ein gepflegter Imbiss eingenommen.
Der Pressedienst der Hamburg-Information hat am 6. Januar 1987 unter dem Titel Sensation mit „unheimlichen” Tunnelstrecken
geschrieben, dass 450 nur männliche Ehrengäste mit Zylindern und Melonen an der Eröffnungsfahrt bei bitterer Kälte vom Rathausmarkt nach Barmbek (damals noch mit „ck” geschrieben) teilnahmen
. Möglicherweise waren zu der Eröffnungsfahrt ausschließlich männliche Ehrengäste eingeladen worden.
Der 15.Februar 1912 war ein Donnerstag.
Auf die Ansprache des Baudirektors Wilhelm Friedrich Viktor Stein folgte die Ansprache des Bürgermeisters Dr. Johann Heinrich Burchard:
Der freundlichen Einladung der Bauverwaltung für die Hamburger elektrische Hochbahn sind die hier anwesenden Mitglieder des Senats und der Bürgerschaft mit besonderem Vergnügen und herzlichem Danke gefolgt. Es war durchaus berechtigt, den Tag der Eröffnung der Hochbahn durch eine Feier auszuzeichnen und sich zu vergegenwärtigen, ein wie großes Maß von Schwierigkeiten zu dem heutigen Ereignis zu überwinden war. Herr Direktor Stein hat uns die Entwicklung des großen Unternehmens, dessen erster bedeutender Teil nunmehr vollendet ist, in beredeten Worten geschildert. Vom Rathausmarkt bis nach Barmbeck ist die hoch und untergrund geführte Bahnstrecke vollendet; in kurzem wird auch der Betrieb auf der ganzen Ringlinie eröffnet werden und im Laufe weniger Jahre werden die Zweiglinien nach Eimsbüttel und Hammerbrook folgen. Mit lebhafter Anerkennung begrüßen wir das seither Geleistete, das wir neben den bewährten Beamten unseres Ingenieurwesens der Siemens & Halske A.-G. und der Elektricitäts-Gesellschaft — beide weltbekannt und vielgerühmt — verdanken, und sehen der weiteren Entwicklung des gewaltigen Werkes mit Zuversicht entgegen. Die großen Erwartungen, die wir hegten, sind nicht getäuscht worden. An festem Willen zum Schaffen, an eiserner Energie, souveräner Beherrschung der Technik und verständnisvollem Zusammenwirken mit den hamburgischen Instanzen haben die Erbauer der Hochbahn es zu keiner Zeit fehlen lassen. Der Senat und die Bürgerschaft sind hierfür dankbar.
Wie haben sich bei uns in wenigen Jahrzehnten die öffentlichen Beförderungsmittel auf dem festen Lande verändert! Im Jahre 1866 trat, lebhaft begrüßt, zunächst nur auf bevorzugten Strecken, die Pferdebahn an die Stelle des alten Omnibus. Es folgte der Dampfbetrieb auf der Wandsbeker Linie, bis im Jahre 1893 der Senat den elektrischen Straßenbahnbetrieb genehmigte, eine Neuerung, die wegen der Veränderung des Straßenbildes zunächst vielfach unliebsam beurteilt wurde.
Und weiter: welche Veränderung im Laufe der letzten 30 Jahre inbetreff der Bewohnung großer Stadtteile. Der Zollanschluss entvölkerte die Kehrwieder-Wandrahminsel und trieb Tausende und Abertausende in die langedehneten Stadtteile sich entwickelnder früherer Vororte. Ihnen folgten die Scharen der infolge der fortschreitenden Sanierung aus der städtischen Neustadt und der nördlichen Altstadt dislozierten Bewohner, und neue Menschenmengen aus der südlichen Altstadt schickten sich an, die altgewohnten Wohnungen zu verlassen. Dazu kommt der stetig wachsende Zuzug und die normal sich vollziehende Zunahme der ortsansässigen Bevölkerung. Da galt es vorzusorgen für eine zeitgemäße Ausbildung der Beförderungsmittel, die Schaffung guter Verbindungen zwischen dem Mittelpunkte der Stadt und ihrer Peripherie, sowie zwischen den einzelnen Stadtteilen untereinander, und nicht zum wenigsten zwischen den früheren Vororten und den Arbeitsstätten der Hafengegend diesseits und jenseits der Elbe. Die beiden Elbtunnel, die elektrische betriebene Vorortsbahn und jetzt die Hochbahn reden eine vernehmliche Sprache.
So dürfen wir mit einiger Befriedigung heute zurückschauen, aber auch zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Man hört wohl dort gelegentlich der Besorgnis Ausdruck geben, ein Stadtstaat wie der unsrige laufe Gefahr, über den staatlichen Interessen die kommunalen zu vernachlässigen. Auf dem Gebiete der öffentlichen Beförderungsmittel ist diese Sorge gewiss nicht begründet. Wir werden auch die schwierige Frage einer besseren Gestaltung der Straßenbahnverbindung zwischen den Vororten am rechten Alsterufer und den Vororten am linken Alsterufer zu ersprießlicher Lösung bringen: Wir Hamburger sind nicht immer rasch von Entschluss, aber was wir schließlich in Angriff nehmen, pflegt gut zu werden. Und wie der Vorortsverkehr der Staatsbahn, wird sich der Verkehr auf der Hochbahn gedeihlich entwickeln.
Dem Aufsichtsrat der Hochbahn Aktiengesellschaft, dessen Vorsitzender auch hier sein allbekantes glänzendes Organisationstalent bewähren wird, gehören drei Vertreter der öffentlichen Interessen Hamburgs an, und das gewaltige Hochbahnunternehmen, mit seinem Palladium, der allbeherrschenden elektrischen Kraft, wird getragen werden von der Gunst unserer Bevölkerung. Es ist eine alte Erfahrung, daß jede neue Beförderungsmöglichkeit die Zahl der Beförderung Suchenden steigert. — Für alle Hamburger ist die Hochbahn geschaffen; allen soll sie nützen, nicht zum wenigsten der großen Arbeiterbevölkerung, die in der Zeit vor 7 Uhr morgens jede beliebige Strecke für 10 Pfennig wird durchfahren, und für den gleichen Betrag zu beliebiger Tageszeit in die entlegensten Stadtteile zurückkehren können.
Die Hochbahn AG bringt dem Senat und der Bürgerschaft wie dem ganzen Hamburg Vertrauen und guten Willen uneingeschränkt entgegen. Wir wollen es uns dafür unsererseits an Vertrauen und guten Willen nicht fehlen lassen. Dessen zum Zeugnis erheben wir die Gläser zu dem Rufe: „Die Erbauer unserer Hochbahn, die uns dieses Fest bereiten, leben hoch!”