Die Linie U1 der Hamburger Hochbahn:
Kiekut

Hochbahn-Haltestelle Kiekut am 8.8.2004
„Kiekin” wäre wohl der besser passende Stationsname gewesen, denn die Station „Kiekut” liegt in einem Einschnitt. Der scheinbar zugehörige Berg liegt 330 m nördlich von der Station. Er ist immerhin 70 m hoch!

Um 1890 wurde in dem Bereich ein hölzerner Vermessungsturm errichtet. Von dort aus hatte man einen schönen Rundblick. Der Turm ist nicht mehr vorhanden. Man sollte meinen, dass der Name „Kiekut” mit diesem Aussichtspunkt zu tun haben könnte. Dies stimmt nicht – der Name stammt von einer im Nebenerwerb betriebenen Wirtschaft „Kiekutkat”. So steht es auf Schmalenbecker Straßen- und Wegenamen. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, unter „Alte Postkarten” die alten Ansichten der Kiekutkat, des Turmes und der Haltestelle zu betrachten.

Fahrzielanzeige in der Hochbahn-Haltestelle Kiekut am 8.8.2004 Links ist die Fahrzielanzeige aus dem oberen Foto etwas größer dargestellt.

„Kiekut” sollte ursprünglich „Schmalenbeck Ost” heißen. Ich habe jedoch nicht bestätigt gefunden, dass sie jemals wirklich diesen Namen trug. Die Station wurde am 17.Juni 1922 eröffnet.

Auf dem Bahnsteig unter dem Bahnsteigdach am 28.7.2022. Die untere Zeile der Fahrzielanzeige sprang gerade um. Mittlerweile wird auch hier WLAN angeboten.
Der Eingang zur Haltestelle Kiekut ist von der Straße Barkholt aus zugänglich. Foto vom 16.8.2015
Das alte Zugangsgebäude wurde durch ein neues Gebäude mit einigen Verkaufsläden ersetzt. Anfänglich war gar kein Zugangsgebäude vorhanden. Zwischen Zugangsbrücke und Straße befand sich lediglich eine doppelflügelige Tür in einer Holzwand.[28, Foto auf Seite 57]

In einer Pressemitteilung vom 4.5.2020 gab die HHA zur Haltestelle Kiekut bekannt: Umfangreiche Untersuchungen der Schäden im Mauerwerk haben ergeben, dass ein Abriss und Neubau der Schalterhalle notwendig ist. Die Abrissarbeiten können bereits am 11. Mai beginnen. Fertigstellung und Eröffnung der neuen Schalterhalle ist für Mitte 2021 geplant.

Diese Pressemitteilung war zu optimistisch, denn in der Pressemitteilung vom 10.1.2022 steht: Heute starten die Bauarbeiten für die neue Schalterhalle an der U-Bahn-Station Kiekut. Die alte Schalterhalle der Haltestelle, die in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert, musste im Frühjahr 2020 aufgrund von Schäden im Mauerwerk abgerissen werden. Die Planungen hatte die HOCHBAHN zwischenzeitlich noch einmal überarbeitet. Nun liegt die Genehmigung für den Neubau vor. Die Arbeiten sollen im Frühsommer 2022 abgeschlossen sein.

Eingang zur Haltestelle Kiekut am 16.8.2015

An die Vorhalle schließt sich der Übergang zum Bahnsteig an. Das erste Foto auf dieser Seite wurde im August 2004 von dem Übergang aus fotografiert. Die beiden hier folgenden Fotos wurden von der Brücke im Verlauf der Straße „Bei den rauhen Bergen” aus aufgenommen – allerdings mit deutlich unterschiedlicher Brennweiten.
16.8.2015: Haltestelle Kiekut, Übergang zwischen Eingang und Bahnsteig
16.8.2015: Blick von der Brücke im Verlauf der Straße „Bei den rauhen Bergen” über das Bahnsteigdach der Haltestelle Kiekut zu den Laternen auf dem Bahnsteig. Unten im Bild ist die Bahnsteigüberdachung.
Zwischen Schmalenbeck und Kiekut biegt die Hochbahnstrecke urplötzlich aus der Ost-West-Richtung in eine Nord-Süd-Richtung ab. Dies hat historische Gründe. Erste Planungen sahen vor, dass die Hochbahnstrecke von Volksdorf kommend durch Wulfsdorf bis an die Eisenbahnstrecke und dann neben ihr bis zum gemeinsamen Bahnhof Ahrensburg gebaut werden sollte. Sie sollte dann in einem Tunnel die Eisenbahnstrecke unterqueren und durch das Tal der Aue von Nordwesten kommend über Großhansdorf zur Endstation in Schmalenbeck führen. Die geplante Endstation sollte an der Ecke Barkholt mit Kortenkamp liegen – das ist fast genau dort, wo sich heute die Haltestelle Kiekut befindet.

Man stellte jedoch fest, dass die Schaffung eines gemeinsamen Bahnhofs in Ahrensburg sehr kostspielig gewesen wäre, denn auch die Eisenbahnstrecke hätte dazu umgebaut werden müssen. Ahrensburg hätte sich an den Kosten beteiligen müssen; das wollte oder konnte man nicht. Auch die Grundeigentümer in Ahrensburg waren gegen diese Trassenführung. Die Lübecker Eisenbahn befürchtete, es könnten Fahrgäste abwandern. Somit wurde die Streckenführung so umgeplant, dass sie südlich an Ahrensburg vorbei durch unbebautes Gebiet führte.


5.12.2013: Der DT4.5 187 fährt gegen einen umgestürzten Baum
Am 5.12.2013 gegen 23:45 fuhr der stadtauswärts fahrende U-Bahn-Zug zwischen den Haltestellen Kiekut und Großhansdorf gegen eine mitsamt ihrem pilzbefallenen Wurzelwerk umgestürzte Buche von stattlichen 50 cm Stammdurchmesser. Der Zug schob den querliegenden Baum 200 m über das Gleis. Die Fahrt endete an der Bahnbrücke über den Wöhrendamm (ziemlich genau in der Mitte der Strecke zwischen Kiekut und Großhansdorf). Der Baumstamm prallte gegen die Aufbauten der Brücke. Die Wucht hob den führende Wagen leicht an, so dass er entgleiste. Er überquert noch die Brücke und kam dann zum Stehen. Der Zugfahrer und bis auf einen (er erlitt leichte Prellungen) blieben alle 6 Fahrgäste des Zuges unverletzt. Einzig der Fahrer musste sich aufgrund des Schocks medizinisch betreuen lassen.

Rasch traf die Freiwillige Feuerwehr Großhansdorf ein. Die Fahrgäste konnten den Zug zunächst nicht verlassen, weil der havarierte Zug auf dem Bahndamm stand. In jener Nacht bei Dunkelheit, Sturm und regendurchnässtem Untergrund wäre ein selbstständiger Abstieg vom Bahndamm zu gefährlich gewesen. Die Feuerwehr Ahrensburg kam zu Hilfe. Die Insassen des Zuges wurden mittels deren Drehleiter evakuiert.

Hinweise: Die in dieser Schilderung gemachte Aussage zu den Personenschäden ist wahrscheinlich verkehrt. Grund: Diese Schilderung des Unfalls basiert auf verschiedenen damaligen Zeitungsberichten. Die darin enthaltenen Angaben hinsichtlich der Anzahl der verletzten Fahrgäste sind unterschiedlich.

Zum Unglückszeitpunkt tobte der Orkan „Xaver”. Er hatte die Buche entwurzelt.

Beschädigt wurde aus der DT4.5-Garnitur mit der Betriebsnummer 187 der Wagen 187-4.


Am Zug wurde nur der führende Wagen schadhaft. Offensichtlich war der Wagenkasten deformiert, die Achsen und Drehgestelle beschädigt und die Türsäulen verzogen. Der beschädigte führende Wagen konnte am 7.12.2013, dem Samstag nach dem Unglück, mit einem Schwerlastkran vom Bahndamm gehoben werden. Die drei übrigen Wagen der Zuggarnitur wurden über das Gleis abgefahren.

An der Trasse wurden die Stromschiene und die Brücke beschädigt. Die Hochbahn schätzte den Sachschaden auf € 1,5 Millionen beim Zug und € 0,5 Millionen bei der Brücke.

Hinsichtlich des beschädigten ersten Wagens stellte die Hochbahn fest, dass eine Reparatur in eigener Werkstatt nicht möglich ist. Der Reparaturauftrag ging an die Firma FWM Fahrzeugwerke Miraustraße GmbH in Hennigsdorf bei Berlin. In Hennigsdorf wurde der Schaden behoben. Die Reparatur hatte ungefähr € 0,7 Millionen gekostet. Die erste Kostenschätzung der Hochbahn belief sich auf das Doppelte. Wer für den Schaden am Wagen und an der Brücke aufkommen muss, war Mitte Juli 2015 noch nicht entschieden.[147 Stormarn-Ausgabe, 22.7.2026, Christine Weiser: Die Rückkehr der Orkan-Bahn]

Letztes Upload: 13.05.2023 um 15:15:53 • Impressum und Datenschutzerklärung