Die Linie U1 der Hamburger Hochbahn:
Jungfernstieg

Übersichtskarte Haltestellenkonglomerat Jungfernstieg

Die Haltestelle Jungfernstieg bildet zusammen mit der Haltestelle Rathaus eines der beiden großen Haltestellenkonglometate des schienengebundenen Nahverkehrs in Hamburg. Das andere Haltestellenkonglomerat besteht aus Hauptbahnhof, Hauptbahnhof Nord und Hauptbahnhof Süd.
Übersichtskarte Haltestellen Jungfernstieg und Rathaus
Ursprung der Übersichtskarte: Own workOpenStreetMap contributors, Karte Bahnhof Jungfernstieg, durchgeführte Änderungen von Fredrik Matthaei: Bildausschnitt, Bildgröße und Farbanzahl verkleinert CC BY-SA 2.0


Eingangsanlage Neuer Wall/Jungfernstieg

Eingang U-Bahn Jungfernstieg/Neuer Wall
Bei der Eingangsanlage Neuer Wall zur Haltestelle Jungfernstieg wurde viel Glas verbaut. Die Treppe nach unten beginnt unter der beleuchteten Hinweistafel mit der weiß erscheinenden Aufschrift „Jungfernstieg” oberhalb des PKWs. Die Überdachung der Treppe erscheint als schwarzer Balken oberhalb des Schriftzuges Beutin. Der weihnachtliche Schmuck beweist, dass die Aufnahme am 8.12.2007 abends gemacht wurde.

Das Modehaus Beutin residiert nicht mehr am Jungfernstieg. Im Herbst 2011 eröffnete an dieser Stelle das 2000 Quadratmeter große Geschäftslokal des Computerherstellers Apple.

Geht man vom Jungfernstieg auf der Höhe Neuer Wall in die Unterwelt, so gelangt man in die Eingangshalle. Sie wurde 2008 umgestaltet.
Hier geht es von der Eingangshalle per Rolltreppe in die tiefste Ebene. Dort fahren die Linien U2 und U4.

Bahnsteighalle Jungfernstieg tief (U2 und U4)

Die Haltestelle besteht aus zwei Bahnsteiginseln mit je zwei Gleisen. Die äußeren Gleise sind für die U4 vorgesehen. Die Tunnelwand ist bunt verkleidet.
Blickt man von einer Bahnsteiginsel zur anderen, so überwiegen die Farben gelb und weiß

Eingang Alstertor

Jungfernstieg, Eingangshalle Alstertor
Jungfernstieg, Eingangshalle Alstertor Foto links: Die „Kommandobrücke” unter der Schiffsgrafik.

Älter ist die Gestaltung der Eingangshalle am Alstertor. Von hier aus hinab zu den Bahnsteigen der Linie U2 und später der Linie U4 gelangt man über eine Zwischenebene. In der Zwischenebene angelangt — und mit etwas Fantasie — glaubt man, auf der Kommandobrücke eines Schiffes zu stehen!

Jungfernstieg, Eingangshalle Alstertor In der Eingangshalle Alstertor überwiegt die Farbe gelb.

Fußgängertunnel zwischen den Haltestellen Jungfernstieg und Rathaus

Am 1.10.1958 wurde ein langer Fußgängertunnel eröffnet, der die Station Rathausmarkt mit der Station Jungfernstieg verbindet. Beide Stationen erhielten den gemeinsamen Namen „Rathaus”. Später, am 2.6.1973 erhielt der Jungfernstieg-Teil auf dem Volksfest zur Inbetriebnahme des Streckenabschnitts Hauptbahnhof-Nord – Jungfernstieg – Gänsemarkt wieder den alten Namen „Jungfernstieg”.[99, Ausgabe 2/73]
Genau unter dem Fußgängertunnel verläuft die U-Bahn-Strecke zur nächsten Haltestelle Meßberg
Der Fußgängertunnel wurde nach einer Renovierung Ende September 1995 als „Passage der Städtepartnerschaften” neu eingerichtet.[99,Ausgabe 3/1995] In seiner Mittelachse hängen von der Decke einige beleuchtete Schaukästen herab. Diese präsentieren die 8 mit Hamburg verbundenen Partnerstädte Chicago, Dresden, León in Nicaragua, Marseille, Osaka, Prag, Shanghai und St. Petersburg. Eine weitere Städtepartnerschaft besteht seit dem 1.7.2010 zu Dar es Salaam.

Nachtrag 17.4.2022: Mittlerweile hängen die 8 Schaukästen nicht mehr von der Decke herab. Statt dessen stehen 8 Schaukästen an den gleichen Stellen auf dem Boden. Im unteren Bereich ist dezent der Hinweis „Ströer” angebracht. Ein Geschäftsbereich von Ströer ist Plakatwerbung.

Am Ende des Fußgängertunnels. Die Rolltreppen führen zum Bahnsteig der U1. Nach rechts geht ein weiterer Durchgang ab.
Die Fahrtreppenanlage am Ende des Fußgängertunnels in größerer Darstellung. Diese Fahrtreppenanlage verbindet den Fußgängertunnel mit dem Bahnsteig der U1. Im Hintergrund des Fotos ist eine weitere Fahrtreppenanlage zu erahnen. Auch sie verbindet Fußgängertunnel und Bahnsteig der U1.
Hamburger Hochbahn, Jungfernstieg, Fahrtreppe zur U1 am 17.7.2021
Die Fahrtreppenanlagen zeigen sich nach dem großen Umbau der U1-Haltestelle Jungfernstieg im neuen Design. Die Designgrundsätze sind etwas weiter unten (gelblicher Hintergrund) auf dieser Seite erläutert.
Jungfernstieg, Treppe zwischen den Bahnsteigen der S-Bahn und der U1
Auch die Treppe zwischen dem Bahnsteig der S-Bahn und dem darüber liegenden Bahnsteig der U-Bahn-Linie U1 macht nach dem Neudesign der U1-Bahnsteighalle einen anderen Eindruck als vorher. Es soll damit erreicht erreicht werden, das man den Eindruck gewinnt, man befände sich unter der Wasseroberfläche. Das funktioniert!
Hamburger Hochbahn, Jungfernstieg, der Aufzug zwischen den beiden Fahrtreppenanlagen am 17.7.2021.
Der Aufzug zwischen den beiden Fahrtreppenanlagen wurde am 15.4.2021 in Betrieb genommen. Damit war die U1-Haltestelle Jungfernstieg barrierefrei.

Jungfernstieg, Bahnsteig der U1

Hinweis: Fast alle Fotos von der Bahnsteighalle der U1 sind seit der letzten Augustwoche 2020 nicht mehr aktuell. Vorher, ab dem 5.6.2020, war der Innenstadtstrecke der Linie U1 zwischen Stephansplatz und Hauptbahnhof Süd wegen des Umbaus für den barrierefreien Zugang gesperrt gewesen. Bei der Haltestelle Jungfernstieg der U1 wurde die Zeit der Streckensperrung auch für die Umgestaltung des Bahnsteighalle genutzt.

Nun zeigen sich die Hintergleiswände in mattschwarz, der Bahnsteigbelag ist ein heller Terrazzo-Boden und die ehemals weiße Decke hat seltsam spiegelnde Metallplatten erhalten. Die neue Decke soll den Raum optisch anheben und größer wirken lassen. Es steckt aber noch eine ganz andere Idee dahinter: In ihrer sich spiegelnden Form vermittelt die Decke den Eindruck einer Wasseroberfläche. Damit wird die Lage der Haltestelle unter der Alster symbolisiert.[Hochbahnblog, Abruf 28.8.2020] Mit dem Kontrast zwischen den dunklen Hintergleiswänden und der hellen sonstigen Bahnsteiggestaltung soll die Bahnsteighalle optisch größer wirken als sie baulich ist. Die spiegelnde Decke soll die Raumhöhe optisch verdoppeln.[WRS - Architekten & Stadtplaner, Abruf 30.8.2020]

Bahnsteighalle Jungfernstieg, Abfahrt nach Großhansdorf am 17.7.2021

Bahnsteig Jungfernstieg der Linie U1 etwa im Sommer 2009.

1974 wurden die Wandkacheln erneuert. Danach war ihre Farbe bis zur Umgestaltung im Sommer 2020 rotorange. (©Marcus Schomacker. Die Linkangabe im Foto ist veraltet.)

Die Fahrtreppen (auch Rolltreppen genannt)
1934 bot die Haltestelle den Fahrgästen ein neues Spielgerät, denn hier gab es die ersten Rolltreppen der Hamburger U-Bahn. Bereits im März 1928 waren die ersten Fahrttreppen in Hamburg im Karstadt-Kaufhaus an der Hamburger Straße in Barmbek in Betrieb genommen worden.

Auf einem Foto aus dem Jahre 1934[39,Seite 134] sind zwei an der gleichen Rolltreppe angebrachte „Verkehrsschilder” zu sehen. Das erste Schild zeigte in einem dicken roten Rand den Text

Nicht stehen bleiben!

Das andere Schild zeigte den Text

Nur rechts
stehen bleiben
Links überholen!
Tiere tragen.

Darüber werden sich die Fahrgäste wohl schon damals amüsiert haben. Wenn man verbotenerweise stehen bleibt, soll man das doch bitte auf der rechten Seite tun.

Stolz kann die Hamburger Hochbahn AG darauf sein, dass sie als fortschrittliches und zukunftsgerichtetes Unternehmen bereits 1934 die Rechtschreibreform vom 1.8.1998 eingeführt hatte. Weniger fortschrittliche Institutionen schrieben bis zur Rechtschreibreform hier „stehenbleiben”.

Meiner Erinnerung und dieser Quelle[28, Seite 66] nach waren in der Haltestelle Jungfernstieg zwei „alte” Rolltreppen vorhanden. Davon abweichend wird in der Literatur auch von nur einer Rolltreppe berichtet. Sie wurde 1971 erneuert.[99,Heft 2/1973]

Der geschnitzte Eichenstamm
Auf dem Bahnsteig der U1 ist ein während der Bauarbeiten gefundener alter Eichenstamm zu bewundern. Er wurde vor fast 800 Jahren in den zweiten Alsterdamm eingebaut. Den ersten Alsterdamm ließ Graf Adolph III von Schauenburg gegen Ende des 12. Jahrhunderts nebst einer Mühle und einer Brücke bauen (Große Johannisstraße / Großer Burstah). Am zweiten Alsterdamm hatte man ab 1235 etwa 15 Jahre lang gebaut. Dabei wurden hunderte von Eichenpfählen verwendet. Der zweite Alsterdamm hieß Oberdamm, später Reesendamm, heute Jungfernstieg.
U-Bahn Jungfernstieg, Eichenstamm 7 Jungfrauen, ©Henner Hoppe Der gefundene Eichenstamm wurde vom Künstler Professor Richard Josef Luksch bearbeitet. Die Schnitzarbeit stellt 7 Jungfern dar; jede symbolisiert ein Jahrhundert des Bestehens der Stadt Hamburg. Richard Josef Luksch hat die Aufstellung des Stammes nicht mehr erlebt, denn der Stamm wurde erst 1937 aufgestellt. Bei der Eröffnung der Haltestelle Jungfernstieg war lediglich ein verkleinertes Modell des Stammes vorgestellt worden.
U-Bahn Jungfernstieg, Eichenstamm 7 Jungfrauen, ©Henner Hoppe
Für Fotografen stellt der Eichenstamm eine Herausforderung dar. Meine Versuche, den Stamm zu fotografieren, ergaben nur unbrauchbare Bilder. Henner Hoppe stellte mir jedoch seine Fotos zur Verfügung. Danke!
Zum oben erwähnten Bildhauer Richard Josef Luksch: Er hatte ab 1907 einen Lehrauftrag an der Hanseatischen Kunstschule für bildende Künste. Geboren wurde er am 23.Jan. 1872 in Wien, gestorben ist er am 21.April 1936 in Hamburg. Er ist im Familiengrab Falke auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt: Grabnummer AC7,109-113.

Weitere Informationen über Richard Luksch.


Über die Haltestelle Jungfernstieg

Eine recht häufig benutzte Formulierung lautet: Verkehrsknoten Jungfernstieg unter der Binnenalster mit fünf Verkehrsebenen übereinander: Straßenverkehr, Alsterschifffahrt, Linie U1, City-S-Bahn und ganz unten — 16 Meter unter dem Alsterwasserspiegel — die gemeinsamen Bahnsteige der Linien U2/u4.

Diese Formulierung ist irreführend, denn an keiner Stelle liegen fünf Ebenen direkt übereinander. Sie liegen teilweise versetzt übereinander. Nur bei der Reesendammbrücke liegen vier Ebenen direkt untereinander — hier fehlt lediglich die gemeinsame viergleisige U-Bahn-Station für die Linien U2 und U4.

Die drei Ebenen für S- und U-Bahn liegen alle in unterschiedlichen Richtungen. Zusammen mit dem Fußgängertunnel zur U-Bahn-Station Rathausmarkt ergibt sich ein Netz an Fußgängertunneln und Zugängen, wie man es von der Londoner Untergrundbahn her kennt.

Die Bauarbeiten an der Station Jungfernstieg in der ursprünglichen Ausführung bereiteten gewaltige Schwierigkeiten. Die Verlängerung der Strecke Kellinghusenstraße-Stephansplatz endete ab dem 25.3.1931 in einer provisorisch eingerichteten Haltestelle Jungfernstieg.

Erst drei Jahre später, am 28.4.1934, wurde die fertige Station Jungfernstieg nach Fertigstellung des Alstertunnels unter der Reesendammbrücke in Betrieb genommen. Die Bahnsteighalle war in den Hamburger Landesfarben mit hellroten und weißen Kacheln verkleidet. Sogar die Mittelstützen in der Bahnsteigmitte waren verkleidet — so etwas hatte es vorher in Hamburg noch nie gegeben!


Eine kleine Revolution …
[…] begann am Montag den 27.11.1950 am Ausgang Bergstraße/Ballindamm der Station Jungfernstieg. Anstelle der mit einem Schalterbeamten besetzten Ausgangssperre wurde ein Drehkreuz in Betrieb genommen. Die Fahrgäste sollten nun ihre abgefahrenen Fahrkarten in einen Kasten werfen. Vorher mussten sie die alten Fahrkarten beim Schalterbeamten abgeben.

Das Verfahren bewährte sich. Ab dem 14.6.1951 hatten fast alle U-Bahn-Stationen unbewachte Ausgänge. Mechanische Sperren sorgten dafür, dass niemand den Ausgang als Eingang missbraucht.

Lediglich in den Haltestellen St. Pauli, Sternschanze, Hauptbahnhof und Berliner Tor wurden die mit Schalterbeamten besetzten Ausgangssperren vorerst beibehalten.

Quelle: Zwei Artikel im Hamburger Abendblatt vom 25.11.1950 und 13.6.1951

Letztes Upload: 15.07.2023 um 09:30:10 • Impressum und Datenschutzerklärung