![]() Bahnhofseingang Ohlsdorf am 27.4.2002 |
![]() Bahnhofseingang Ohlsdorf am 4.4.2018 |
![]() Bahnhof Ohlsdorf im Jahre 1906 |
Das Gebäude wurde im Villen- bzw. Landhausstil gebaut und stammt aus dem Jahr 1906. Es machte damals einen deutlich freundlicheren Eindruck, denn die seitlichen Anbauten waren größer und hatten Dächer mit Dachziegeln ― passend zum Hauptgebäude. 1906 wurde das Hauptgebäude von einem Uhrturm auf dem Dach gekrönt.
Erst in den 1920ern wurde der viertürige Vorbau am Eingang errichtet. In der Halle, die sich unmittelbar hinter dem gezeigten Eingang befindet, wurden früher Fahrkarten verkauft. Besonders reizvoll war hier ein Schaukasten mit dem Modell einer Dampflokomotive Baureihe 24 „Steppenpferd”. Nach Einwurf eines Groschens wurde das Modell beleuchtet und das Triebwerk drehte sich. Ich meine, der Schaukasten steht jetzt im Museum für Hamburgische Geschichte.
In den seitlichen Anbauten, die auf dem Bild zu erkennen sind, waren früher Dienst- und Sozialräume und öffentliche Toiletten untergebracht. Die freiliegende Balkendecke der Halle ist noch vorhanden.
Hinter dem Bahnhofsgebäude verläuft ein rund 100 m langer breiter Fußgängertunnel unter dem Bahndamm hindurch. Der Tunnel unterquerte bis zu 9 Gleise ― so geht es aus einem Gleisplan von 1914 hervor. Die Gleise lagen nicht unmittelbar nebeneinander, denn südlich des Tunnels waren drei Bahnsteige. Nördlich des Tunnels erstrecken sich Abstellgleise- sowohl für die S-Bahn als auch für die U-Bahn.
Die gesamte Bahnhofsanlage ist ein Kuriosum – kein Wunder, denn sie wurde mehrfach umgebaut. So kommt es, dass sich die Fahrgäste der S-Bahn durch ein enges Treppenhaus zwischen Bahnsteig und Tunnel drängen, während die Fahrgäste der U-Bahn eine herrlich breiten Treppe benutzen können. Das gebührenfreie und große öffentliche WC im Bahnhofsgebäude wurde geschlossen, denn der Betrieb eines öffentlichen WCs ist Aufgabe der Stadtverwaltung, aber nicht Aufgabe der Bahnbetreiber. Das ging wohl doch nicht: Ein kleines gebührenpflichtiges WC wurde neu eingebaut.
Im Fußgängertunnel haben sich verschiedene Geschäfte niedergelassen ― man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass dieser Tunnel das wahre Zentrum von Ohlsdorf ist!
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Der Fußweg rund um den Bahnhof Ohlsdorf zeigt die Insellage des Bahnhofs: Bahnbrücken überqueren südlich des Bahnhofs die Alsterdorfer Straße und nördlich des Bahnhofs die Alsterdorfer Straße.
Die breite Eisenbahnbrücke über die Alsterdorfer Straße hatte ursprünglich ein reich verziertes Stahlgeländer und die Brückenpfeiler verjüngten sich nach unten hin. Die aufwändige Gestaltung sollte zum nahe gelegenen Ohlsdorfer Friedhof passen. Bei der Eisenbahnbrücke über die Alsterdorfer Straße fällt ein zugemauerter ehemaliger Zugang zur S-Bahn mit hübscher Bausubstanz auf. Hier ist an der Nordseite der Alsterdorfer Straße ist ein zu diesem ehemaligen Eingang gehörender Turm aus rotem Porphyr zu sehen. Ein Gegenstück dazu steht an der Einmündung der Straße Sommerkamp in die Alsterdorfer Straße. |
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Der zugemauerte Eingang am 14.3.2009. Wie an der Bodenmarkierung zu erkennen ist, soll man vor dem Eingang keine Fahrzeuge parken.
Der Architekt war Eugen Göbel. Auf alten Fotos vom Bahnsteig der S-Bahn sieht man einen zu diesem Zugang passenden Treppenabgang.[63,Seite 20/21] |
Das Materiallager für den Oberbau hat Gleisanschluss zur Eisenbahn (Güterumgehungsbahn) und im Bereich des Bahnhofs Ohlsdorf Gleisanschluss zur U-Bahn. So können Fahrzeug- und Oberbauanlieferungen per Schiene erfolgen.
![]() Blick vom südlichen Bahnsteigende auf die über die Alsterdorfer Straße führende Brücke für die U-Bahn |
![]() Bahnhof Ohlsdorf, Im Grünen Grunde am 16.8.2004 |
Ganz im Gegensatz zu dem alten Zugang in Richtung Friedhof steht der Zugang am anderen Ende des langen Fußgängertunnels zur Straße „Im Grünen Grunde”. Das Architektenbüro „trapez architektur” aus Hamburg hat hier um die Jahrtausendwende sehr kreativ gearbeitet: Der Tunneldurchgang und die Treppenanlage zur Hochbahn werden durch zwei ineinander geschobene Pultdächer abgedeckt. Am 13.7.2001 wurde ein Bahnhofsfest gefeiert: Damit war eine zweijährige Modernisierungsphase offiziell beendet – dazu gehörte auch dieses Dach.
Die farbige Verglasung ergibt ein aufmunterndes Farbenspiel. Somit werden diejenigen Fahrgäste, die zu einer Trauerfeier auf den Ohlsdorfer Friedhof mit der Hochbahn anreisen, seelisch unterstützt! Analoges gilt für die vielen Berufstätigen, die hier auf dem Weg zur oder von der Arbeit vorbeieilen.
![]() Bahnhof Ohlsdorf, oben am Treppenaufgang zur U-Bahn am 26.12.2004 |
![]() Bahnsteig U-Bahn Ohlsdorf am 29.8.2010 |
Das beherrschende Gebäude auf dem Bahnsteig wurde von 1984 bis 1986 erbaut. Es beinhaltet eine Streckenzentrale der U-Bahn.
![]() 1917, 1932 und 1978 |
Die beiden Bahnsteige der U-Bahn wurden 1937 zusammengelegt. Dafür wurden die zuletzt 1936 benutzten inneren Gleise entfernt. Die beiden vorhandenen Schutzdächer über dem einen Bahnsteig erinnern daran.
Auf den damaligen äußeren Gleisen (das sind die Gleise, die jetzt noch liegen) hielten die Züge auf ihrem Weg zwischen Langenhorn und Kellinghusenstraße. Auf den inneren, jetzt nicht mehr vorhandene Gleisen, hielten die Züge, die in Ohlsdorf aus- oder eingesetzt wurden. Zwischen den Bahnsteiggleisen der S-Bahn und der U-Bahn befand sich das Gütergleis nach Ochsenzoll.
1914 errichtete die Hochbahn in Ohlsdorf ein elektromechanisches Reiterstellwerk über den beiden inneren Gleisen zwischen der Haltestelle und den Abstell- bzw. Kehrgleisen. 1930 wurde eine halbselbsttätige Stellwerksanlage eingerichtet und in Betrieb genommen. Am 14.5.1932 wurden die Kehrgleise außer Betrieb genommen. Nun konnte das Stellwerk Ohlsdorf stillgelegt werden. Noch in den 1930er Jahren wurde das Reiterstellwerk abgebrochen.
Zum Sommerfahrplan 1962 kehrten wieder U-Bahnen im Ohlsdorf. Dazu hatte man an alter Stelle eine neue Gleisanlage eingerichet. Gesteuert wurde die Abstellanlage von einem Drucktastenrelaisstellwerk im Raum des Haltestellenwärters. 1984 übernahm die auf dem Bahnsteig errichtete Streckenzentrale (siehe Foto weiter oben) die Bedienung der Ohlsdorfer Abstellanlage.[50, Seite59f]
![]() Bahnbrücken in Ohlsdorf über die Fuhlsbüttler Straße am 17.12.2007 |
Das Baufahrzeug verdeutlicht, dass seinerzeit an der Erweiterung der S-Bahn von Ohlsdorf zum Flughafen in Fuhlsbüttel gebaut wurde. Zwischen den beiden S-Bahn-Brücken ist eine Rampe angelegt, die einen Zugang zum Bahndamm bietet.
Falls Sie sich für die Straßenbahn interessieren: Es gibt in der Nähe des Ohlsdorfer Bahnhofs zwei Überbleibsel von der ehemaligen Straßenbahn. Es handelt sich um eine Wandrosette und ein historisches Wartehäuschen.
![]() S-Bahnwerk Ohlsdorf von der Feuerbergstraße aus |
Im S-Bahn-Werk Ohlsdorf werden die Aufgaben eines Bahnbetriebswerks (Bw) und eines Ausbesserungswerks (AW) durchgeführt.