Die Linie U1 der Hamburger Hochbahn:
Ohlsdorf

Bahnhofseingang Ohlsdorf am 27.4.2002
Bahnhofseingang Ohlsdorf am 4.4.2018
Fast 16 Jahre liegen zwischen den beiden ähnlichen Fotografien oberhalb auf dieser Seite. Die drei Bäume links in beiden Fotos sind in den 16 Jahren merklich gewachsen! Das Bahnhofsgebäude hat eine andere Farbe erhalten und die Beschilderung über dem Eingang hat sich geändert. Auch die Bushaltestelle und die Fuhlsbüttler Straße wurden in der Zwischenzeit verändert.
Bahnhof Ohlsdorf im Jahre 1906
Das friedhofsseitige Bahnhofsgebäude des Architekten Eugen Göbel (bzw. Henry Grell; siehe Informationskasten am Ende dieser Seite) wurde vom Ansichtskartenverlag Knackstedt & Näther bereits 1906 für eine Ansichtskarte genutzt.

Das Gebäude wurde im Villen- bzw. Landhausstil gebaut und stammt aus dem Jahr 1906. Es machte damals einen deutlich freundlicheren Eindruck, denn die seitlichen Anbauten waren größer und hatten Dächer mit Dachziegeln ― passend zum Hauptgebäude. 1906 wurde das Hauptgebäude von einem Uhrturm auf dem Dach gekrönt.

Erst in den 1920ern wurde der viertürige Vorbau am Eingang errichtet. In der Halle, die sich unmittelbar hinter dem gezeigten Eingang befindet, wurden früher Fahrkarten verkauft. Besonders reizvoll war hier ein Schaukasten mit dem Modell einer Dampflokomotive Baureihe 24 „Steppenpferd”. Nach Einwurf eines Groschens wurde das Modell beleuchtet und das Triebwerk drehte sich. Ich meine, der Schaukasten steht jetzt im Museum für Hamburgische Geschichte.

In den seitlichen Anbauten, die auf dem Bild zu erkennen sind, waren früher Dienst- und Sozialräume und öffentliche Toiletten untergebracht. Die freiliegende Balkendecke der Halle ist noch vorhanden.

Hinter dem Bahnhofsgebäude verläuft ein rund 100 m langer breiter Fußgängertunnel unter dem Bahndamm hindurch. Der Tunnel unterquerte bis zu 9 Gleise ― so geht es aus einem Gleisplan von 1914 hervor. Die Gleise lagen nicht unmittelbar nebeneinander, denn südlich des Tunnels waren drei Bahnsteige. Nördlich des Tunnels erstrecken sich Abstellgleise- sowohl für die S-Bahn als auch für die U-Bahn.

Die gesamte Bahnhofsanlage ist ein Kuriosum – kein Wunder, denn sie wurde mehrfach umgebaut. So kommt es, dass sich die Fahrgäste der S-Bahn durch ein enges Treppenhaus zwischen Bahnsteig und Tunnel drängen, während die Fahrgäste der U-Bahn eine herrlich breiten Treppe benutzen können. Das gebührenfreie und große öffentliche WC im Bahnhofsgebäude wurde geschlossen, denn der Betrieb eines öffentlichen WCs ist Aufgabe der Stadtverwaltung, aber nicht Aufgabe der Bahnbetreiber. Das ging wohl doch nicht: Ein kleines gebührenpflichtiges WC wurde neu eingebaut.

Im Fußgängertunnel haben sich verschiedene Geschäfte niedergelassen ― man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass dieser Tunnel das wahre Zentrum von Ohlsdorf ist!

Bahnhof Ohlsdorf, Alsterdorfer Straße/gegenüber Sommerkamp Bahnhof Ohlsdorf, Alsterdorfer Straße/Sommerkamp
Der Fußweg rund um den Bahnhof Ohlsdorf zeigt die Insellage des Bahnhofs: Bahnbrücken überqueren südlich des Bahnhofs die Alsterdorfer Straße und nördlich des Bahnhofs die Alsterdorfer Straße.

Die breite Eisenbahnbrücke über die Alsterdorfer Straße hatte ursprünglich ein reich verziertes Stahlgeländer und die Brückenpfeiler verjüngten sich nach unten hin. Die aufwändige Gestaltung sollte zum nahe gelegenen Ohlsdorfer Friedhof passen.

Bei der Eisenbahnbrücke über die Alsterdorfer Straße fällt ein zugemauerter ehemaliger Zugang zur S-Bahn mit hübscher Bausubstanz auf. Hier ist an der Nordseite der Alsterdorfer Straße ist ein zu diesem ehemaligen Eingang gehörender Turm aus rotem Porphyr zu sehen. Ein Gegenstück dazu steht an der Einmündung der Straße Sommerkamp in die Alsterdorfer Straße.

Bahnhof Ohlsdorf, zugemauerter Eingang zur Alsterdorfer Straße
Der zugemauerte Eingang am 14.3.2009. Wie an der Bodenmarkierung zu erkennen ist, soll man vor dem Eingang keine Fahrzeuge parken.

Der Architekt war Eugen Göbel. Auf alten Fotos vom Bahnsteig der S-Bahn sieht man einen zu diesem Zugang passenden Treppenabgang.[63,Seite 20/21]


Zwischen den Brücken der S-Bahn und der U-Bahn führt von der Alsterdorfer Straße aus eine mit Kopfsteinen gepflasterte Straße aufwärts zum ehemaligen Güterbahnhof Ohlsdorf. Jetzt betreibt hier die HHA ein Materiallager für den Oberbau. Die Straße ist in dem bekannten Hamburg-Roman „Die Bertinis” von Ralph Giordano erwähnt. Eine ebenfalls wichtige Rolle in dem Roman spielt der große karreeartige Häuserkomplex aus dunkelrotem Klinker in der Alsterdorfer Straße bei der Bodelschwinghstraße. Er befindet sich etwa 500 m von hier aus die Alsterdorfer Straße in Richtung Stadt hinunter auf der Seite mit den geraden Hausnummern.

Das Materiallager für den Oberbau hat Gleisanschluss zur Eisenbahn (Güterumgehungsbahn) und im Bereich des Bahnhofs Ohlsdorf Gleisanschluss zur U-Bahn. So können Fahrzeug- und Oberbauanlieferungen per Schiene erfolgen.


Blick vom südlichen Bahnsteigende auf die über die Alsterdorfer Straße führende Brücke für die U-Bahn

Bahnhof Ohlsdorf, Im Grünen Grunde am 16.8.2004
Dies Foto zeigt das bunte Heck eines Busses der Firma Jasper in der Straße „Im Grünen Grunde” an der Rückseite des Bahnhofs Ohlsdorf im August 2004. Man beachte die bunten Scheiben im Dach über dem Bahnsteig!

Ganz im Gegensatz zu dem alten Zugang in Richtung Friedhof steht der Zugang am anderen Ende des langen Fußgängertunnels zur Straße „Im Grünen Grunde”. Das Architektenbüro „trapez architektur” aus Hamburg hat hier um die Jahrtausendwende sehr kreativ gearbeitet: Der Tunneldurchgang und die Treppenanlage zur Hochbahn werden durch zwei ineinander geschobene Pultdächer abgedeckt. Am 13.7.2001 wurde ein Bahnhofsfest gefeiert: Damit war eine zweijährige Modernisierungsphase offiziell beendet – dazu gehörte auch dieses Dach.

Die farbige Verglasung ergibt ein aufmunterndes Farbenspiel. Somit werden diejenigen Fahrgäste, die zu einer Trauerfeier auf den Ohlsdorfer Friedhof mit der Hochbahn anreisen, seelisch unterstützt! Analoges gilt für die vielen Berufstätigen, die hier auf dem Weg zur oder von der Arbeit vorbeieilen.

Bahnhof Ohlsdorf, oben am Treppenaufgang zur U-Bahn am 26.12.2004
Der Treppenaufgang zum Bahnsteig der U-Bahn ist besonders breit geraten. Auch der Bahnsteig ist besonders breit geraten. Das liegt daran, dass 1917 zum ursprünglich vorhandenen einen Bahnsteig der Hochbahn ein zweiter westlicher hinzukam. Nun hatte die Hochbahn zwei Bahnsteige mit insgesamt vier Gleisen.

Die Kehr- und Abstellanlage
Bahnsteig U-Bahn Ohlsdorf am 29.8.2010
Den besten Überblick über den Bahnsteig der U-Bahn-Station Ohlsdorf hat man vom benachbarten S-Bahnhof Ohlsdorf aus. Nach links auf dem Foto geht es in Richtung Süden zur Haltestelle Sengelmannstraße. In Richtung Norden – rechts im Bild – geht es zur Haltestelle Klein Borstel. Der Treppenaufgang zum Bahnsteig befindet sich recht unscheinbar rechts im Bild.

Das beherrschende Gebäude auf dem Bahnsteig wurde von 1984 bis 1986 erbaut. Es beinhaltet eine Streckenzentrale der U-Bahn.

1917, 1932 und 1978
Die Skizze zeigt schematisiert einen Planungsstand von 1917, einen Gleisplan von 1932 und einen Gleisplan von 1978. Informationsquellen für die Skizzen 1917 und 1978 sind zwei Reproduktionen aus Anne Frühauf: Die Bauwerke des Schienenverkehrs in Hamburg, Hamburg 1994, Informationsquelle für die Skizze 1932 ist Benno Wiesmüller: Bahnhof Ohlsdorf in der Zeitschrift „eisenbahn magazin” Heft 9/1983, Seite 90 (Düsseldorf). Bei der Skizze 1932 sind die Weichen markiert.

Die beiden Bahnsteige der U-Bahn wurden 1937 zusammengelegt. Dafür wurden die zuletzt 1936 benutzten inneren Gleise entfernt. Die beiden vorhandenen Schutzdächer über dem einen Bahnsteig erinnern daran.

Auf den damaligen äußeren Gleisen (das sind die Gleise, die jetzt noch liegen) hielten die Züge auf ihrem Weg zwischen Langenhorn und Kellinghusenstraße. Auf den inneren, jetzt nicht mehr vorhandene Gleisen, hielten die Züge, die in Ohlsdorf aus- oder eingesetzt wurden. Zwischen den Bahnsteiggleisen der S-Bahn und der U-Bahn befand sich das Gütergleis nach Ochsenzoll.

1914 errichtete die Hochbahn in Ohlsdorf ein elektromechanisches Reiterstellwerk über den beiden inneren Gleisen zwischen der Haltestelle und den Abstell- bzw. Kehrgleisen. 1930 wurde eine halbselbsttätige Stellwerksanlage eingerichtet und in Betrieb genommen. Am 14.5.1932 wurden die Kehrgleise außer Betrieb genommen. Nun konnte das Stellwerk Ohlsdorf stillgelegt werden. Noch in den 1930er Jahren wurde das Reiterstellwerk abgebrochen.

Zum Sommerfahrplan 1962 kehrten wieder U-Bahnen im Ohlsdorf. Dazu hatte man an alter Stelle eine neue Gleisanlage eingerichet. Gesteuert wurde die Abstellanlage von einem Drucktastenrelaisstellwerk im Raum des Haltestellenwärters. 1984 übernahm die auf dem Bahnsteig errichtete Streckenzentrale (siehe Foto weiter oben) die Bedienung der Ohlsdorfer Abstellanlage.[50, Seite59f]


In der Umgebung des Bahnhofs Ohlsdorf
Bahnbrücken in Ohlsdorf über die Fuhlsbüttler Straße am 17.12.2007
Setzt man den Weg um den Bahnhof herum fort, so gelangt man am nördlichen Ende der Straße „Im Grünen Grunde” wieder zur Fuhlsbüttler Straße. Hier, nördlich des Ohlsdorfer Bahnhofs in der Höhe des „Neuen Krematoriums”, überqueren die U- und S-Bahnbrücken die Fuhlsbüttler Straße. Dies Bild ist in Richtung Süden am Abend des 17.12.2007 entstanden. Im Vordergrund befindet sich die U-Bahn-Brücke, dahinter die beiden etwas neueren S-Bahn-Brücken aus den Jahren 2003 und 2006. Der Baustil aller drei Brücken ist ähnlich. Allerdings fehlt der U-Bahn-Brücke die rote Farbapplikation der beiden S-Bahn-Brücken.

Das Baufahrzeug verdeutlicht, dass seinerzeit an der Erweiterung der S-Bahn von Ohlsdorf zum Flughafen in Fuhlsbüttel gebaut wurde. Zwischen den beiden S-Bahn-Brücken ist eine Rampe angelegt, die einen Zugang zum Bahndamm bietet.

Falls Sie sich für die Straßenbahn interessieren: Es gibt in der Nähe des Ohlsdorfer Bahnhofs zwei Überbleibsel von der ehemaligen Straßenbahn. Es handelt sich um eine Wandrosette und ein historisches Wartehäuschen.

S-Bahnwerk Ohlsdorf von der Feuerbergstraße aus
Den besten Blick auf das nahegelegene S-Bahn-Werk Ohlsdorf hat man von der Feuerbergstraße aus. Hier führt eine Straßenbrücke über die Gleise. Dies Foto entstand Mitte März 2008.

Im S-Bahn-Werk Ohlsdorf werden die Aufgaben eines Bahnbetriebswerks (Bw) und eines Ausbesserungswerks (AW) durchgeführt.

Zu dem Architekten des Zugangsgebäudes an der Friedhofsseite

Ich habe fünf Buchquellen und einen Eintrag in der deutschen Wikipedia verglichen. Die einander widersprechenden Textpassagen sind nachfolgend aufgeführt und zitiert.
  • Die Bahnhofsgebäude der Vorortsbahn sind vom hamburgischen Baumeister Architekt Göbel entworfen, meist unter Anlehnung an Barockformen, Barmbeck im neuzeitlichen Landhausstil (später verändert) und Ohlsdorf in Art ländlicher Backsteinbauten.[169, Band II, Seite 387]

  • Die 1907 als Verbindung zwischen Stadt und Friedhof ebenfalls nach Plänen des Architekten Göbel errichtete Anlage erhielt 1912 durch die Hochbahn und 1918 durch die Alstertalbahn eine erhebliche Erweiterung.[8, Seite 64]

  • Die Planung für das zweistöckige Zugangsgebäude an der Straße Im Grünen Grund stammt von dem Architekten Grell.[50, Seite 42]

  • Ebenfalls vom Architekten Goebel entworfen, wurde an der Fuhlsbüttler Straße das Empfangsgebäude errichtet, das frei von historisierenden Mustern dem sogenannten Heimatstil verbunden in der Art ländlicher Backsteinbauten erstellt wurde.[63, Seite 20]

  • Architekt Henry Grell schuf an der Fuhlsbüttler Straße ein Empfangsgebäude im Landhausstil als Zitat der auch im Alstertal entstehenden Villenviertel.[100, Seite 58]

  • Das Empfangsgebäude wurde zwischen 1904 und 1907 nach Plänen von Henry Grell im Landhausstil errichtet.[de.wikipedia.org, Stichwort: Bahnhof Hamburg-Ohlsdorf, abgerufen am 5.3.2012]
Letztes Upload: 17.05.2023 um 10:36:53 • Impressum und Datenschutzerklärung