Die Hamburger Hochbahn hat in diesen Tagen in ihrem Straßenbahnbetrieb zwei neue Modelle eingesetzt. Sie geben einen Begriff davon, wie Hamburgs Straßenbahn später einmal aussehen wird. „Hechtwagen” werden sie von Kennern deshalb genannt, weil sie schon von weitem durch ihre langgestreckte Form und die spitz zulaufenden Enden auffallen.
Für den Fahrgast bieten die neuen Wagen außer dem allgemeinen angenehmen Eindruck manche Ueberraschung. Da ist die besonders gute Federung des ganzen Wagens, das schnelle und doch kaum spürbare Anfahren. Für die Damen gibt es an den Seitenwänden nette kleine Ablagetische. Die Sitze sind gepolstert.
Oben im Wageninnern angebrachte, durch Motorkraft betriebene Ventilatoren sind für die Entlüftung da. Ein Druck auf den Knopf, und der stärkste „blaue Hecht” ist wie weggeblasen. Der Name „Hechtwagen” kann also nicht missverstanden werden.
Es gibt auch kein Klingeln mehr. Der Schaffner gibt dem Fahrer sein Zeichen durch einen diskreten Summer. Der Techniker wird besonders den Fahrerstand beachten, Von einem „Stand” kann eigentlich auch keine Rede mehr sein, denn der Fahrer hat einen bequemen Sitzplatz. Der eine der beiden Wagen hat eine halb selbsttätige Druckknopf-Steuerung, der andere ein ebenfalls neuzeitliches Schaltwerk mit Kurbel. Bei dem Wagen 3068 liegen die Achsbuchsen außen, bei dem Wagen 3069 geben die Innenachsbuchsen, von außen nicht erkennbar, dem Aeußeren des Wagens ein besonderer Aussehen. Im Laufe des Sommers wird wahrscheinlich noch ein drittes Modell mit der Nummer 3067 in den Verkehr eingesetzt werden.
Anders als es im Artikel als „wahrscheinlich” bezeichnet wurde, erfolgte die Inbetriebnahme des Wagens 3067 erst am 18.10.1941.
Technische Daten der V4-Trieb- und Beiwagen | ||||
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Wagennummer: | 3067 | 3068 | 3069 | geplanter Beiwagen |
Hersteller: | Westwaggon | Credé | Uerdingen | Wismar |
Länge ü.Plattformen; | 14,48 m | 14,48 m | 14,60 m | 14,17 m |
Breite: | 2,20 m | |||
Eigengewicht: | 17,6 t | 18,0 t | 15,3t | 10,5 t |
Drehzapfenabstand: | 5,20 m | |||
Achstand im Drehgestell: | 1,60 m | |||
Raddurchmesser: | 660 mm | |||
Sitzplätze: | 32 | 36 | 36 | |
Stehplätze: | 54 | 51 | ? | |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante: | 675–735 mm | 675–780 mm | ||
Motoren: | 4 mal BBC GDTM 1272 je 42 kW | entfällt | ||
Höchstgeschwindigkeit: | 65 km/h | entfällt | ||
Inbetriebnahme: | 18.10.1941 | 13.04.1940 | 10.04.1940 | entfällt |
Ausmusterung/Verschrottung: | .Juli 1943/? | ?/25.07.1945 | entfällt |
Gleich waren auch die Fahrtzielanzeiger der Firma „Brose”, die 4 Schienenbremsen mit je 2900 kg Zugkraft und die aufschiebbaren Fensteroberteile.
Die Wagen hatten je 4 Halbspannungsmotoren, die eine Höchstgeschwindigkeit von 65 Kilometer erlaubten. Die 4 BBC-Motoren vom Typ GDTM 1272 mit 1150„U/min wurden auch in den V5 Triebwagen verwendet. Überdies galten diese Fahrzeuge als Versuchsobjekte für spätere Fahrzeuglieferungen für die HHA.
Diese drei Triebwagen besaßen eine Schwachstromanlage mit einer Batterie von 36 Volt, die zur Ladung hinter einer Kette von 550 Volt Verbrauchern angeschlossen war. Man nannte solche Batterieladungen „Pinkelladung”. Sie befand sich in der Wagenmitte unter dem Fußboden. An ihr waren folgende Verbraucher angeschlossen: Fahrtwender mit den Kontrollleuchten für die Fahrtrichtung, Schaffnersignal, Warnglocke, Überstromschalter und anfangs die Türsteuerung.
Die Lackierung war creme/rot mit hellen Zierstreifen.
Der Wageneinsatz der V4 Triebwagen erfolgte vom Betriebsbahnhof Lehmweg (Kennbuchstabe „N”), denn er befand sich ja direkt neben der Hauptwerkstatt Falkenried, um bei Störungen in diesen Versuchsfahrzeugen schnell „Abhilfe” leisten zu können.
Die Drehgestellrahmen waren als geschweißte Blechkonstruktion erstellt. Die Enden der unter den Lagern angebrachten Blattfedern lagen in Gummipuffern. Die Drehgestelle hatten außenliegende Achsrollenlager. Die Handbremse war als Scheibenbremse mit Wirkung auf Radsatz und Ankerwelle konstruiert. Die Steuerung war eine halbselbsttätige Feinstufensteuerung vom „,System Bockemühl ” bzw. „System Sachsenwerk”, bei der der Fahrer
Erstmals bei HHA-Triebwagen gab es elektrische Fernbedienung für Überstromschalter „Ein”, Weichenstellung, elektrische Warnglocken und „Vor- Rückwärts” Fahrt. Die Anfahr- und Bremswiderstände auf dem Dach lagerten in einem Wassererhitzer, wobei das Wasser im Winter zum Heizen des Fahrgastraumes genutzt wurde. Im Sommer wurde das Wasser durch ein Kühlregister auf dem Dach geleitet und somit durch den Fahrtwind gekühlt.
Anfang 1942 wurde dieser Wagen zum Einrichtungswagen umgebaut. Dabei wurde die automatische Fahrsteuerung ausgebaut, der Fahrer betätigte die Schaltwerksteuerung mit dem Handrad. Die vordere Kontaktstange auf dem Dach und die Trennwände im Fahrgastraum wurden entfernt. Der Wagen wurde auf den Linien 8 und 24 eingesetzt, in den Verkehrsspitzen auch mit einem V5- oder V2-Beiwagen.
Auch dieser Wagen lief vom Betriebsbahnhof Lehmweg auf der Linie 24, doch mehr auf der Linie 3 und seltener mit Beiwagen. Während seiner kurzen Betriebszeit lief er schon mit Reklame von der Firma „Cola Cola”!!
Die Anfahr- und Bremswiderstände wurden auf dem Dach durch den Fahrtwind gekühlt, keine Wasserkühlung. Nach längeren Versuchen mit AEG Feinstufer-Fahrschalter wurde zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme im April 1940 ein Siemens Unterflur- Nockenschaltwerk eingebaut. Dieser Triebwagen war das längste und leichteste Fahrzeug seiner Baureihe. Er hatte im Jahre 1941 einen schweren Unfall, was zur Folge hatte, das sein Kastenuntergestell verstärkt wurde. Auch dieser Wagen wurde 1942 zum Einrichtungswagen umgebaut. Die vordere Kontaktstange wurde entfernt, die linken Türen zugeschweißt, der hintere Fahrerstand entfernt. Die Rauchertrennwand wurde entfernt, dafür kam eine neue Trennwand mit Doppelschiebetür zwischen Vorderplattform und Fahrgastraum. Auch dieser Wagen lief vom Betriebshof N überwiegend auf den Linien 3 und 24, zeitweise mit V5 Beiwagen.
Das Ende der 3 Triebwagen vom Typ V4 wurde folgendermaßen überliefert. Die Wagen 3068 und 3069 waren nach Versuchen im Juli 1943 in Falkenried hintereinander auf Probefahrt. Am Eppendorferbaum fuhr der eine Wagen leicht auf den vorderen Wagen auf. Zur Beseitigung der Schäden mussten beide Wagen zur Hauptwerkstatt Falkenried zurück. Dort befand sich auch der 3067 für eine Reparatur. Hier fielen sie gemeinsam den Bombenangriffen auf Falkenried zum Opfer. Da der 3069 nur einen Teilschaden erlitt, plante man noch einen Wiederaufbau, deshalb wurde er im Bestand auf dem Betriebshof N bis Juli 1945 geführt. Doch dann wurde er doch verschrottet. In den Jahren 1940 bis 1943 gab es folgende Stückzahlen auf dem Betriebsbahnhof „N” bzw. Lehmweg:
Anzahl V4-Triebwagen auf dem Betriebshof Lehmweg | |||
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1940 | 1941 | 1942 | 1943 |
2 | 3 | 3 | 3 |
Strassenbahntriebwagenliste V4 | |||||
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Typ | Inbetriebnahme | Hersteller | Wagennummer | Ausgemustert wann / weil | Bemerkungen |
V4 | 18.10.1941 | Westwaggon | 3067 | 1943 / Kriegsverlust | |
V4 | 13.04.1940 | Credé | 3068 | 1943 / Kriegsverlust | |
V4 | 10.04.1940 | Uerdingen | 3069 | 1943 / Kriegsverlust | Verschrottet Juli 1945 |
Die HHA hatte für alle drei V4-Triebwagen 1938 als Baujahr vermerkt.[172] |