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Straßenbahnen in Hamburg: |
Dies ist eine bebilderte und textlich erweiterte Version des entsprechenden Abschnittes aus meiner Sambawagenseite. Die meisten Bilder entstanden am 25.4.2003 im Museum für Hamburgische Geschichte. Die Modelle befinden sich dort im ersten Obergeschoss. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Das im London's Transport Museum fotografierte Fahrzeug ist ein Doppeldecker-Pferdebus der 1855 gegründeten „London General Omnibus Company”. Weitere Fotos von Londoner Pferdeomnibussen und Pferdebahnen sind dort:
Im Jahre 1625 wurde in London die zweirädrige Pferdedroschke eingeführt. 1829 verkehrte in der englischen Metropole erstmals der Pferdeomnibus des Wagenbebauers George Shillibeer (*1797; †1866). Der Omnibus wurde von 3 Pferden gezogen und konnte 16 bis 18 Fahrgäste in seiner Kabine aufnehmen. Dieser Omnibus hatte keine Decksitze.[→en.wikipedia.org/wiki/George_Shillibeer] Die nächste Innovation war die Pferdestraßenbahn, die 1832 zuerst in New York von zwei Pferden über verlegte Schienen gezogen wurde. Die erste europäische Pferdestraßenbahn folgte 1854 in Paris.
Die erste öffentliche Pferdeomnibuslinie mit festem Fahrplan und Fahrpreisen in Hamburg führte seit dem 31.10.1839 von Altona-Palmaille über das Nobistor und das Millerntor zum Schweinemarkt (der Schweinemarkt befand sich in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs auf dem Gelände des jetzigen Kaufhauses Saturn). Die Linie wurde von der Firma Basson & Co. betrieben. Sie besaß anfänglich vier gebrauchten Wagen aus England. Jeder Wagen konnte ein Dutzend Fahrgäste aufnehmen. Der Einstieg war an der Wagenrückseite. Die Linie wurde um das Jahr 1841 bis Barmbek verlängert. Das cremefarbene Pferdeomnibusmodell im Hintergrund des Bildes stellt eines dieser ersten Fahrzeuge von Basson & Co. dar. Der Text der Aufschrift unter dem Dach lautet: **** ERSTE LINIE ****, unter den drei Seitenfenstern: Von der Steinstraße nach der Palmaille. Die Wagen der Pferdeomnibuslinie Hohenfelde-Graskeller (Firma C.H. Soltau, C.H. Hopf Nachf., am 1.Juli 1883 umgewandelt in: Omnibus-Aktien-Gesellschaft vorm. Soltau) hießen Badehose oder Badebüx, da sie einen rot-weißen Anstrich in den Landesfarben Hamburgs hatten. Die Linie wurde am 1.3.1876 für die Strecke Hohenfelde – Graskeller eröffnet. Ab Mai 1883 wurde sie bis zum Graskeller, ab 5.3.1886 bis zum Zeughausmarkt verlängert. Eingestellt wurde die Linie zum 30.4.1890. Vorher betrieb diese Firma eine Linie Uhlenhorst – Graskeller, und zwar vom 22.Mai 1875 bis zum 30.April 1876. Einige Tage nach der Einstellung, am 6.Mai 1890, traten die Pferdeomnibusse ihre Verabschiedungsfahrt an. Sie wurden dabei zum Teil vierspännig und mit Vorreiter gefahren! Die Innenstädte von Hamburg und Altona waren von den Pferdeomnibussen befreit. Die Pferdestraßenbahn hatte als das fortschrittlichere Verkehrsmittel die Konkurrenz besiegt. Lediglich in den Vororten hielt sich der Pferdeomnibus noch etliche Jahre. Als Beispiel sei die Pferdeomnibuslinie Ohlsdorf – Langenhorn - Ochsenzoll genannt. Sie wurde 1902 eröffnet und bis 1916 betrieben.
Die Entwicklung der Straßenbahn in Deutschland begann am 22.Juni 1865 mit Inbetriebnahme der ersten Pferdebahn in Berlin durch die „Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft E. Besckow”. Lange vorher, im Jahre 1846, wurde in Berlin die
erste Konzession für einen Pferdeomnibus erteilt. Er konnte bis zu 25 Fahrgäste befördern und erreichte 5 bis 6 km/h Reisegeschwindigkeit. Die Pferdestraßenbahn war doppelt so schnell wie der Pferdeomnibus und konnte 50 Fahrgäste aufnehmen. Die mechanischen
Reibungsverluste des Schienenverkehrs sind geringer als die des Straßenverkehrs, insbesondere bei Kopfsteinpflaster...
Bereits 1866 folgte Hamburg mit seiner ersten Pferdebahn. Daran erinnert eine Bilderecke im Heimatmuseum Wandsbek und eine rote Texttafel in der Wendemuthstraße am jetzigen Busdepot in Hamburg Wandsbek. Ihr Textinhalt ist:
Die rot lackierten zweistöckigen Pferdebahnwagen mit Platz für 56 Personen lieferte die Firma Lauenstein. Allerdings waren die Plätze im Oberdeck für weibliche Fahrgäste nicht zugänglich! Die Pferde waren normannische Schimmelhengste, belgische Rappen sowie mecklenburgische Braune und Füchse. Der Bau der 10,5 km langen Strecke war in nur einigen Monaten abgeschlossen. Die Probefahrten begannen im Juli 1866, die offizielle Eröffnungsfahrt für die Prominenz war am 11.August, die Inbetriebnahme am 16.August 1866. Im ersten Jahr des Bestehens wurden 1203437 Fahrgäste befördert. Bereits ein Jahr später, am 8.6.1867, wurde eine Zweigstrecke vom Mühlendamm nach Barmbeck eröffnet. Der Inhaber der Konzession der Pferdeomnibuslinie sah keine Zukunft mehr für seinen Betrieb und handelte weise: Er verkaufte seinen Betrieb und übernahm(?) das Uhlenhorster Fährhaus.[1]
Ab 1879 bis Mitte 1897 wurden auf der Pferdebahnstrecke zwischen Rathausmarkt und Wandsbek die Wagen von Dampflokomotiven gezogen. Wegen ihres Aussehens nannte man sie „Plätteisen”.
Das Modell der Straßenbahn im Museum für Hamburgische Geschichte stellt den Beiwagen 54 und die Lokomotive 13 dar. In Fahrtrichtung -so ist es auf einem Foto zu erkennen- wurde vor die Lokomotive ein Stoßfänger gehängt, dessen Form an die Spitze eines Plätteisens erinnert. Im Buch von Carsten Prange: Auf zur Reise durch Hamburgs Geschichte, Hamburg 1990 habe ich über diese Dampfstraßenbahn Folgendes gefunden: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]() Pferdebahnwagen der Hamburg-Altonaer Pferdebahn-Gesellschaft neben dem Gewerbemuseum in der Brockestraße um 1890 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Beschilderung des auslenkbaren Pferdebahnwagens nennt den Verlauf St. Georg – St. Pauli – Ottensen. In dieser Länge wurde die Linie ab dem 18.8.1881 befahren. Hier wurde der elektrische Linienbetrieb gemeinsam mit der Verlängerung der Strecke bis zum Berliner Tor am 26.1.1896 von der Hamburg-Altonaer Centralbahn (HAC) aufgenommen. Ab dem 7.3.1896 wurde die Strecke nur noch elektrisch befahren.
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![]() Möglicherweise kannte der Modellbauer das Foto vom Pferdebahnwagen 52! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Extra für den Betrieb dieser Linie vom Altonaer Rathaus über Reeperbahn, Millerntor, Alter Steinweg, Graskeller, Alter Wall bzw. Großer Burstah zum Rathausmarkt wurde die „Hamburg-Altonaer-Pferdebahn-Gesellschaft”
gegründet. Streckeneröffnung war am 15.April 1878.
Der Grund für diese „auslenkbaren” Pferdebahnwagen waren die engen Straßen in Altona. Sie ließen keine Pferdebahn zu. Der Ingenieur Keifler aus Kopenhagen ließ sich einen Pferdebahnbetrieb mit zweispännigen Wagen genehmigen. Die vier Räder hatten jedoch keinen Spurkranz, so dass die Wagen wie ein Pferdeomnibus auf dem Straßenpflaster fahren konnte. Vorne rechts am Wagen befand sich vor dessen Vorderrad ein Laufrad, das den Wagen in der Spur hielt. Es konnte angehoben werden, wenn die Schienen verlassen werden sollten. Da die Pferdebahnstrecken eingleisig waren, musste bei der Begegnung zweier Wagen ein Wagen das Gleis verlassen. Als Besonderheit sei angemerkt, dass es den auslenkbaren Wagen der „Hamburg-Altonaer-Pferdebahn-Gesellschaft” gestattet war, die langsameren Pferdestraßenbahnwagen der „Großen Hamburg-Altonaer-Straßenbahn-Gesellschaft” zu überholen. Beide Gesellschaften benutzten auf einigen Streckenabschnitten dasselbe Gleis. Die nicht auslenkbaren Wagen der Großen Hamburg-Altonaer-Straßenbahn-Gesellschaft fuhren einspännig und waren deshalb langsamer. Als Perambulatorbetrieb beziehungsweise Perambulatorsystem wird eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts praktizierte Methode bezeichnet, die Vorteile einer Pferdestraßenbahn (geringe Rollreibung und ruhigerer Lauf) mit denjenigen eines Pferdeomnibusses (größere Flexibilität) zu verknüpfen. Dabei waren die Wagen mit vier glatten und auf den Achsen drehbaren Laufrädern ohne Spurkränze ausgestattet, während ein zusätzliches fünftes Rad als Leitrad beziehungsweise Führungsrad fungierte und die Spur hielt. Perambulatorwagen sind somit eine frühe Form eines Zweiwegefahrzeugs, eines Spurbusses beziehungsweise einer Tramway sur pneumatiques. Letztlich konnte sich der Perambulatorbetrieb nirgendwo dauerhaft gegenüber der herkömmlichen (Pferde-)Straßenbahn durchsetzen. Der Name Perambulator stammt von lateinisch per = mit, mittels, durch und ambulare = reisen, wandern; demzufolge in etwa: Auslenkbetrieb beziehungsweise Auslenkwagen.→Deutsche Wikipedia, Suchwort Perambulatorbetrieb, Abruf 10.6.2020 Das Bild zeigt das Modell eines frühen elektrischen Triebwagens der Straßenbahnlinie „Ringbahn”. Ein Wagen dieses Typs fährt beim VVM in Schönberger Strand. Ab dem 14. Juni 1881 wurde die Ringbahn durch die innere Stadt eingeführt. Sie fuhr zunächst als Pferdebahn. Insgesamt waren in Hamburg die Pferdebahnen vom 16.8.1866 bis zum 18.12.1922 in Betrieb. Als Wagen wurden Ein- und Zweidecker (mit Obergeschoss) mit einem oder zwei Pferden verwendet. Die einspännige Pferdebahn in Hamburg bot für die Fahrgäste 12 Sitzplätze. Die tägliche Arbeitszeit eines Pferdes betrug 3 bis 4 Stunden. In dieser Zeit wurden etwa 25 km Fahrstrecke zurückgelegt. Die Arbeitszeit der Kutscher und der Schaffner war länger ― bis zu 15 Stunden täglich! Die Pferde bei der Wandsbeker Pferdebahn waren nach 2 Jahren abgearbeitet und wurden ersetzt. Der US-amerikanische Autor Theodore Dreiser schreibt in dem ersten Kapitel von Band 2 seiner dreibändigen Romantriologie „Triologie der Begierde” über die Pferdebahn in Chicago:
Wohl eher etwas für das Kinderzimmer ist dies 28 cm breite Pferdebahnrelief aus Grauguss. Es ist das Motiv des Hintergrundbildes. Außerdem wurde es für das Pferdebahn- und Pferdeomnibussymbol bei den Zeittafeln über den Personennahverkehr in Hamburg verwendet. Das Pferdebahnrelief zeigt überdeutlich herabgezogene Schürzen an den Schmalseiten des Wagens. Wenn das Pferd stürzt, sollen die Schürzen Verletzungen des Pferdes durch den rollenden Wagen verhindern. Die Schürzen der echten Pferdebahnwagen sind nicht ganz so ausgeprägt; bei den Pferdeomnibussen fehlen sie! Kurzübersicht Hamburger Pferdebahnen und Wandsbeker Dampfstraßenbahn
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FußnotenDas Anklicken der Fußnotennummer führt in den Text zurück.
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