Historische Postkarten und Fotos mit Hamburger Straßenbahnen:
Mittelweglinie 1897-1900, Georgsplatz 1898, Trambahn in Bahrenfeld 1899,
Hamburg Altonaer Centralbahn 1898, Endhaltestelle Mühlenkamp 1910,
Graskeller etwa 1900, Hoheluft (Breitenfelder Straße) etwa 1916


Mittelweglinie 1897 – 1900
Wagen 540 der Mittelweglinie zum Rathhausmarkt
Dies Bild ist ein Teil einer Postkarte vom Verlag & Lichtdruck v. Knackstedt & Näther aus Hamburg. Das Aufnahmedatum lässt sich relativ genau datieren. Der Wagen 540 wurde 1896 gebaut, aber erst 1897 begann man, die Richtungsschilder auf dem Plattformdach mit Laternen zu beleuchten. Die Mittelweglinie mit ihrem charakteristischen Dachzeichen „M” wurde am 2.9.1900 eingestellt. Sie wurde am 3.9.1900 mit einer anderen Linie zur Linie 19 „Kleiner Alsterring” mit einem ganz anderen Dachzeichen vereint.
Einige Hinweise zu dem Bild:

Georgsplatz 1898
Der Georgsplatz in Hamburg St. Georg, Postkarte gelaufen 11.11.1898
Der Verlag und Lichtdruck von Knackstedt & Näther hat diese Karte produziert. Auf ihrer Rückseite besagt ein Stempelabdruck „Sammlung Werner Oppermann”.

Das Dachzeichen des Straßenbahnmotorwagens verrät seine Linienführung: Es ist die der späteren Linie 10. Seine Fahrzielangabe nennt den „Pferdemarkt”, also den jetzigen Gerhart-Hauptmann-Platz. Auf der Originalkarte ist die Wagennummer zu entziffern: Es ist 869.

Horst Buchholz schreibt zu dieser Karte: […] im Hintergrund überquert ein Wagen der Ringbahn [26] die Kreuzung; ein weiterer Zug kommt aus der Ernst-Merck-Straße.[74, Seite 39] Wagen 869 wurde also kurz vor seiner Endstation in der Lilienstraße fotografiert.


Steindamm am Hotel Schadendorf 1894 und um 1897–1900
Steindamm, Pferdenbahnwagen auf der Fahrt von St.Pauli nach Barmbek beim Hotel Schadendorf
Diese Originalaufnahme von Wilh. Dreesen, Hof.-Photogr. Flensburg,1894 veröffentlichte der Verlag von Otto Meissner in Hamburg. Gedruckt wurde das Bild vom Lichtdruck Sinsel & Co.,Leipzig-Plagwitz.. Die Wagenummer 4?? des Pferdebahnwagens ist nicht eindeutig lesbar. Der geschilderte Linienweg deutet auf die spätere Linie 9 hin. Bereits per 31.5.1895 war diese Linie elektrifiziert!

Zu Wilhelm Anton Georg Dreesen (*31.3.1840 Rendsburg; †18.12.1926 Flensburg) existiert ein Eintrag in der deutschen Wikipedia (Abruf 6.7.2021).

Steindamm am Hotel Schadendorf um 1897–1900

Dachzeichen Linie 1 von 1897 bis 1900 Diese Postkarte hat der Verlag Stengel & Co. in Dresden und Berlin unter der Ser.V. 8333 herausgegeben. Offenbar wurde sie gut verkauft, denn sie wird häufig auf ebay angeboten. Es gibt das gleiche Motiv auch mit dem etwas umfangreicheren Text „Steindamm (Handelsakademie u. Hotel Schadendorf)”.

Die Postkarte lässt sich gut zeitlich einordnen, denn nur vom 22.6.1897 bis etwa 1900 war das links dargestellte Dachzeichen bei der späteren Linie 1 in Benutzung. Der Triebwagen in Bildmitte zeigt es.

Der passende Adressbucheintrag lautete: Hotel Schadendorf, Anna Habich, geb. Moser, (früher Hotel Métropole), Gr. Allee 1, P.5

Nach Eröffnung des Hauptbahnhofs gab das Hotel Werbepostkarten heraus. Auf ihnen wurde auf die Besonderheiten des Hotels hingewiesen:

1913, also einige Jahre später, war der niedrigste Übernachtungspreis auf 2.50 Mk gestiegen.[135, Anzeige Seite 881]


Trambahn in Bahrenfeld 1899
Trambahn Bahrenfeld 1899
Dies Bild ist unterschrieben mit „Fig. 183. Hamburg-Altonaer Trambahn, Endstation der Linie Bahrenfeld”.

Ich konnte einen Abzug des Fotos über Ebay erwerben. Den Urheber des 1899 fotografierten Bildes habe ich nicht ermitteln können. In der mir bekannten Straßenbahnliteratur taucht das Bild dreimal auf. In einem Fall wird als Quelle ein verstorbener Sammler angegeben, im zweiten Fall fehlt eine Quellenangabe und im dritten Fall ermöglicht der abgedruckte Bildnachweis keinen eindeutigen Rückschluss auf den Besitzer. In allen Fällen wird der Urheber nicht angegeben. Falls jemand den Urheber oder die Stelle der ersten Veröffentlichung bezeichnen kann, wäre ich für eine Information dankbar!

1899 übernahm die SEG die Hamburg-Altonaer Trambahn mitsamt deren 82 Triebwagen. 80 der Triebwagen waren 1897 gefertigt worden, zwei weitere folgten 1899. Hergestellt hatte sie die Waggonfabrik W.C.F. Busch in Hamburg-Eimsbüttel.

Die Wagen waren über Puffer 8,48 m lang. Für damalige Verhältnisse waren sie mit zwei Motoren zu je 14,7 kW recht kräftig motorisiert. Die Wagen wurden Anfang der 1930er aus dem Liniendienst herausgenommen und überwiegend bis 1936 verschrottet. Einige wurden zu Arbeitswagen umgebaut und als Schleifwagen bis in die 1950er genutzt.

Trambahn Wagenhalle Bahrenfeld 1899
Dies mit „Fig. 191.” gekennzeichnete Foto zeigt die Einfahrt zu einer Wagenhalle des Trambahn-Depots in Bahrenfeld. Besonders wird auf die elektrisch angetriebene Schiebebühne hingewiesen. Dies und die beiden folgenden Fotos liegen mir als Abzüge aus der Sammlung von Hans-Peter Martin vor. Die ursprüngliche Quelle ist offensichtlich die gleiche wie bei der Postkarte „Fig. 183. Hamburg-Altonaer Trambahn, Endstation der Linie Bahrenfeld”.
Trambahn Wagenhalle Hoheluft 1899
Dies mit „Fig. 188.” gekennzeichnete Foto zeigt das Innere einer Halle des Trambahn-Depots in Hamburg-Hoheluft (Gärtnerstraße).
Trambahn Wagenhalle Hoheluft 1899
Dies mit „Fig. 187.” gekennzeichnete Foto zeigt eine Wagenhalle des Trambahn-Depots in Hamburg-Hoheluft (Gärtnerstraße). Hier waren offenbar zwei elektrisch angetriebene Schiebebühnen vorhanden.

Hamburg Altonaer Centralbahn 1898
Hamburg-Altonaer Centralbahn Ges. (1898)
1978 verwendete die HHA das gleiche Foto für eine Postkarte. Es zeigt einen Straßenbahnzug der Hamburg Altonaer Centralbahn Gesellschaft (HAC). Der Zug besteht aus dem Triebwagen 78 und dem Beiwagen 123. Am Triebwagen wird auf den Fahrpreis von 10 Pfg. hingewiesen. Bei der Konkurrenz — gemeint ist die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) — hätte die Fahrt zwischen Hamburg und Altona 15 Pfg. gekostet.

Viele der Bücher, die die Geschichte der Straßenbahn in Hamburg behandeln, zeigen dies Foto. Vermutlich wurde es 1896 fotografiert. Allerdings ist der Fotograf nicht bekannt. Möglicherweise hatte damals eine Firma den Fotografen beauftragt. Aber auch hier ist nicht bekannt, welche Firma es gewesen sein könnte. In Frage käme die Betreiberfirma (HAC) oder der Hersteller des Triebwagens. Aber auch hier ist nicht klar, ob der Triebwagen von Busch, von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G. (MAN) oder von der SEG (Falkenried) gebaut wurde. Die Angaben in den verschiedenen Büchern zum Hersteller sind widersprüchlich.

Das Foto bereichert u.a.:
[16, Seite 75], [29, Seite 105], [44, Seite 90], [52, Seite 33] und [74, Seite 48]


Endhaltestelle Mühlenkamp etwa 1910
Endhaltestelle Mühlenkamp etwa 1910
Die neue Straßenbahnlinie 35 nahm am 1.10.1909 den Betrieb zwischen dem Mühlenkamp in Hamburg-Winterhude und der Veddel auf. Die Linie vermied die Innenstadt: Sie verlief über Kuhmühle und Heidenkampsweg. Ab dem 18.12.1909 ging es über Veddel hinaus zur Schleife Klütjenfelder Straße und somit zum Freihafen.

An der Endstation Mühlenkamp hatte ein Fotograf etliche Fotos gefertigt. Sie alle zeigen Straßenbahnpersonal der Straßen Eisenbahn Gesellschaft (SEG) vor ihren Fahrzeugen. Alle diese Fotos sind offenbar aus der gleichen Perspektive aufgenommen worden. Sicher hatte der Fotograf ein Stativ verwendet!

Abzüge dieser Fotos gelangten in den Umlauf. Sie schlummern bei Sammlern und schmücken die Literatur über die Straßenbahn in Hamburg.

Zwei dieser Abzüge haben den Weg zu mir gefunden. Nun schmückt einer davon diese Webseite.

Das Straßenbahnpersonal ist anhand der Dienstnummern an den Mützen zu identifizieren. Von links nach rechts stehen neben dem Triebwagen die Träger der Mützen mit den Nummern 64, 1587, 1561 und 1695. Der auf dem Rammeisen sitzende Pendelschaffner trägt die Mütze mit der Nummer 710. Die Nummer des Fahrers fällt aus dem Rahmen: 4083.

Der Triebwagen hat Veddel – Freihafen geschildert. Am seitlichen Laufschild auf dem Dach dieses Triebwagens steht: Freihafen ‧ Veddel ‧ Heidenkampsweg ‧ Winterhude Mühlenkamp. Die Aufschrift „Mühlenkamp” ist in etwas kleinerer Schrift ausgeführt. Eigentlich hätte hier das Laufschild der Gegenrichtung sichtbar sein müssen: Winterhude Mühlenkamp ‧ Heidenkampsweg ‧ Freihafen. Da hat wohl Jemand nicht aufgepasst!

Der Fahrschalter des Triebwagens ragt zur Hälfte aus der Wagenplattform hinaus. Die Streckenlaterne vorne an der Plattform ist nicht angebracht, denn das Foto entstand zur Tageszeit.

Der Fotograf wird damals wirklich geschickt gewesen sein: Die Züge der Linie 35 fuhren alle 10 Minuten. Zur Hauptverkehrszeit fuhren sie sogar alle 5 Minuten. Innerhalb weniger Minuten musste er das Straßenbahnpersonal passend aufgestellt bekommen, das Foto oder die Fotos schießen und seine Gerätschaften für die nächste Straßenbahnbesatzung bereitmachen. Vermutlich verwendet er eine Kamera mit lichtempfindlichen Platten und ein Stativ. Eine dieser neumodischen leichten Rollfilmkameras für Personenaufnahmen zu verwenden – so etwas machte seinerzeit ein seriöser Photograph (noch) nicht!


Graskeller
Graskeller in Hamburg, etwa 1900
Auch diese Bildpostkarte hat der Verlag und Lichtdruck von Knackstedt & Näther herausgeben. Sie zeigt einen Straßenbahnzug der Linie 16 auf seinem Linienweg. Von der Straße Heiligengeistbrücke kommend biegt er in die Straße Graskeller ein. Rechts unten auf der Karte ist ein Triebwagen der Linie 21 angeschnitten. Er kommt aus der Straße Großer Burstah.

Interessant ist die kreisrunde Verkehrsinsel. Der Zug der Linie 16 fährt links dran vorbei!

An dem Eckhaus Graskeller mit Alter Wall ist der Firmenname Haasenstein & Vogler A.G. zu erkennen. Es handelte sich um eine „Annoncen-Expedition”. Der Buchhändler Carl Ferdinand Eduard Haasenstein (*13. 2.1828 Gräfentonna (Thüringen); †22.5.1901 in Birkenwerder bei Berlin) hatte im Februar 1855 in Altona die „Annoncen-Expedition Ferdinand Haasenstein” gegründet. Es war erste Annoncen-Expedition in Europa. Annoncen-Expeditionen vermittelten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Schaltung von Annoncen zwischen Zeitungen und Werbetreibenden. Sie gelten als Vorläufer der Werbeagenturen.

Die Bildpostkarte trägt auf der Rückseite den Stempel „Sammlung Lachmund”. Herr Fritz Lachmund (*23.2.1911 Hamburg; †1.11.1997 Hamburg) hatte eine umfangreiche Sammlung aufgebaut. Die Sammlung wurde nach seinem Tode verkauft.[Deutsche Wikipedia, Suchbegriff Fritz Lachmund, Abruf 7.10.2017]

Leider ist die Rückseite der Postkarte so beschädigt, dass kein Hinweis auf eine Jahreszahl auszumachen ist. Aufgrund des Schriftfeldes auf der Vorderseite ist zu vermuten, dass die Karte am Anfang des 20. Jahrhunderts produziert wurde. Dafür spricht auch, dass von der U-Bahn-Haltestelle Rödingsmarkt nichts auf der Karte zu sehen ist. Die umfangreichen Bauarbeiten begannen dort vor 1910.


Hoheluft (Breitenfelder Straße) etwa 1916
Hoheluft (Breitenfelder Straße) etwa 1916: Frauen müssen als Ersatz für die in den Krieg einberufenen Männer den Straßenbahnfahrdienst durchführen.
An der Endstation Hoheluft in der Breitenfelder Straße posieren etliche Personen des Fahrpersonals am und im zweiachsigen Triebwagen 1587. Im Straßenbahnzug sitzen und stehen bereits Fahrgäste. Außerdem lugt ein Knabe vor dem Eingang der Gastwirtschaft hervor.

Das Foto dürfte während des Ersten Weltkrieges gegen 1916 entstanden sein. Mein Exemplar des Fotos ist vom Archiv der Hamburger Hochbahn gestempelt. Allerdings existieren in der Straßenbahnliteratur vollständigere Reproduktionen des gleichen Fotos mit breiterem linken und oberen Rand.[74, Seite 138 und 75, Seite 10]] Somit lassen sich die Fragmente der Beschriftung links und rechts des Eingangs zur Gastwirtschaft etwas vervollständigen. Links vom Eingang steht Gastwirtschaft Wenigste…, rechts vom Eingang steht Clublokal Wilhelm We…

Die Zieltafel auf dem Dach des Triebwagens 1587 ist beschriftet mit Über St. Pauli nach Barmbeck Marktplatz. Das Laufschild an der Schürze lautet auf Rödingsmarkt und das seitliche Laufschild unterhalb der Fenster vermerkt Bis Hoheluft.

In Betrieb genommen wurde der Triebwagen am 4.10.1984 als Wagen 655. Ab 1925 hatte er die Nummer 2570, ab 1847 die Nummer 2385. Ausgemustert wurde er am 28.9.1954.

Letztes Upload: 08.01.2023 um 08:07:56 • Impressum und Datenschutzerklärung