Spuren der Straßenbahnen in Hamburg:
Teil 2 (2002/2003)

Bisher habe ich fünf E-Mails zu diesem Teil meiner Website erhalten.

Die erste E-Mail kam Mitte August 2002. Hier ein Auszug:

Moin Moin,
schöne Seite, die Spuren der Hamburger Straßenbahn […] Drei Stellen wüsste ich da noch, bei denen man was erkennt:

1. Die ehemalige Kehrschleife der Linie 38 (später 44) in Appelbüttel.
Fährt man die Bremer Straße von Harburg aus Richtung Autobahn / Bremen, so ist ca. 200 m hinter dem Langenberg auf der linken Seite noch zu erkennen, dass dort mal was war. Statt der üblichen Hangböschung ist dort ein Plateau erkennbar, das sich als ehemalige Straßenbahnschleife erkennen lässt, allerdings wachsen dort nun Bäume, so dass man auch nur noch die Form der Schleife erkennt. (Anmerkung Fredrik: Die Kehrschleife wurde m.W. am 30. August 1954 außer Betrieb genommen).

2. Schienenreste nördlich der Süderelbbrücke.
Als die Linie 12 im Mai 1971 aus Harburg weg genommen wurde, wurden die Gleise demontiert und die Alte Süderelbbrücke zum Rad- und Fußweg. Allerdings ist in der Dehnungsfuge auf der nördlichen Seite (vielleicht auch auf der südlichen, das weiß ich gerade nicht so genau) noch ca. 10–20 cm Schienenstrang erkennbar, allerdings verrostet, aber eindeutig als Relikt der Straßenbahn erkennbar.
Vergleiche dazu Harburger Elbbrücke

 Schienenbett nördlich des Berliner Tor 3. Schienenbett nördlich des Berliner Tors
Nachdem in der Mitte der Bürgerweide zwischen Berliner Tor und dem Abzweig der Wallstraße irgendwann in den 80ern die Schienen entfernt wurden, kann man im zugewucherten Gewächs kurz vor der Abzweigung noch das Schotterbett erkennen.

Gruß aus dem hintersten Harburg,
Gregor Jacobs

Anmerkung: das Bild zeigt die Bürgerweide von der Brücke Berlinertordamm aus im August 2003 fotografiert.


Gerd Noack schrieb am 14.11.2002 u.a. (hier verkürzt gezeigt):

Kehrschleifen HH-Straßenbahn

Die Linie 15 fuhr von 1968, vom Bahnhof Landwehr kommend, ab Burgstraße weiter bis zur ersten Kehrschleife in der Diagonalstraße.

Die zweite Kehrschleife führte am Ende der Hammer Landstraße rechts in den Bundsensweg (da war sogar noch eine Haltestelle), dann links in den Ewaldsweg und wieder links in die Schurzallee-Nord, wo heute ein kleiner, nicht ausgeschilderter P&R-Platz eingerichtet ist. Ich glaube, unter dem Asphalt müsste man noch drei Parallelgleise ausbuddeln können.

Vor dem Krieg musste man die Süderstraße durchgehend bis zu den Kleingärten an der Schurzallee befahren gekonnt haben. Jedenfalls lagen in den Sechzigern noch Gleise östlich der Braunen Brücke, und die Kehrschleife wird wohl da gelegen haben, wo heute der Hamburger Tierschutzverein sein Domizil hat.

Eine weitere Kehrschleife muss vor meiner Zeit in der Dorotheenstraße – Cäcilienstraße – Sierichstraße – Maria-Louisen-Straße – Dorotheenstraße gewesen sein, denn in den Sechzigern habe ich noch Schienen in der Cäcilienstraße gesehen.(Anmerkungen Fredrik: An Haus Cäcilienstraße 12 befindet sich eine Öse für die Fahrleitung. Gemäß einem Stadtplan von 1928 konnten die Straßenbahnen aus beiden Richtungen der Maria-Louisen-Straße kommend nach Süden in die Sierichstraße einbiegen — hier ist eine Haltestelle im Layout der Sierichstraße zu erkennen. Von der Sierichstraße aus führte die Straßenbahn durch die Cäcilienstraße auf die Gleise in der Dorotheenstraße in Richtung Süden. Als Linienbezeichungen habe ich 27 und 28 auf diesem Stadtplan gefunden.)

[…] hatte die Linie 7 vor 1968 ihren Endhaltepunkt links der Horner Landstraße in der Höhe Horner Rampe in einem kleinen Depot für ca. vier Wagen, und die Linie 2 fuhr über Burgstraße und Horner Kreisel weiter bis zur Horner Rennbahn.


Am 1.Februar 2003 traf die 3. E-Mail ein- ich habe deshalb einen Link zu dem Wartehäuschen in der Wohnsiedlung „Im Grünen Grunde” eingefügt:

Hallo und Guten Tag, ich bin auf Ihre Homepage gestoßen […] und muss sagen eine super Seite. Ich interessiere mich auch für alte Straßenbahnspuren in Hamburg und kenne auch noch welche. Zum Beispiel in der Wohnsiedlung „Im Grünen Grunde” steht noch das alte Stationsvorsteherhaus mitten in der 1977 gebauten SAGA Siedlung. Außerdem gibt es in Eimsbüttel (Anmerkung Fredrik: Oder ist es der Stadtteil Hoheluft-West?) in der Gärtnerstraße in Höhe Nr.29 eine Durchfahrt zu einem früheren Depot. Dieses existiert leider nicht mehr, dort ist jetzt ein Spielplatz. Es sind aber noch Reste der Schienen zu sehen. Dort war ein Betriebshof der Straßenbahn.

Gruß aus HH-Langenhorn von Ulrich Meier


Betriebshof Gärtnerstraße

Gärtnerstraße 29 Links und unten:
Gleise, Depot Gärtnerstraße
Gärtnerstraße 29 Gärtnerstraße 29, Pferdebahnschiene
Bei der Weiche im Vordergrund gut zu erkennen: Die Weiche ist eine „Einzungenweiche”, denn sie besitzt nur auf der rechten Gleisseite eine Weichenzunge.

Das Abstellgleis in Richtung geradeaus war direkt anfahrbar. Die Zufahrt zu den weiteren 9 Hallenabstellgleisen erfolgte über eine Schiebebühne. Deren Übergabestation befand sich vor dem linken Hallentor des auf dem Foto sichtbaren Fassadenrestes. Die Fassadenreste sind übrigens nicht historisch — sie wurden zur Ausschmückung des „Geister- und Ruinenspielplatzes” errichtet.

Phönix-Rillenschiene Die fotografierte Schiene liegt auf dem Hof quer zu den ehemaligen Hallen. Diese Rillenschiene wird noch aus der Pferdebahnzeit stammen. Als im Sommer 1888 die Hamburg-Altonaer & Northwestern Tramways Co. Ltd. hier ihr neues Pferdebahndepot in Betrieb nahm, benutzte sie auslenkbare Pferdebahnwagen. Die tragenden Räder der auslenkbaren Pferdebahnwagen besaßen keinen Spurkranz. Deshalb hat die Schiene links und rechts der Führungsrille annähernd gleich breite Laufflächen.

Die Grafik zeigt den Querschnitt einer Phönix-Rillenschiene.

Nachträge März/ August 2004: Eine zum Betriebshof Gärtnerstraße passende Wandrosette befindet sich am Haus Gärtnerstraße 27. Weitere Wandrosetten in der Gärtnerstraße sind dort aufgeführt. Das Depot wurde 1888 als Pferdebahndepot in Betrieb genommen. In der Fuhlsbüttler Straße existiert nur noch eine einzige Wandrosette. Sie ist am Haus Fuhlsbüttler Straße 775 befestigt.


Stefan Hillmann schrieb am 24.April 2003:

Hallo!
Ich habe noch ein paar Reste der Hamburger Straßenbahn: Als man im vergangenen Jahr in der Conventstraße die Kanalisation erneuerte, förderte man noch Schienen aus dem Asphalt. Ich fragte daraufhin jemanden, der aus der Ecke herkommt, und er meinte, da sei er in den frühen Sechzigern noch mit zur Schule gefahren, später habe man dann schon auf Busverkehr umgestellt.

In der Carl-Petersen-Straße (die ja noch viel länger befahren wurde) kann man noch am Pflaster erkennen, dass da mal Gleise gelegen haben.

Ottensen, bei der St.Marien-Kirche, Lage ehemaliger Straßenbahngleise © Henner Hoppe Auch in Altona (Ottensen) um die St. Marien-Kirche gibt es im Straßenplanum noch Reste.

Ich wundere mich, dass viele Forscher nur „unten” suchen. An vielen Häusern findet man noch jene Kabelhalter, vor allem in Altona. Ich meine, auch in der Bundesstraße welche gesehen zu haben.

Herzliche Grüße, Stefan Hillmann

Anmerkung: Ich bin glücklicher Besitzer eines nachgedruckten Stadtplans von etwa 1900. Demnach fuhr in Ottensen eine Straßenbahn den Straßenzug Eulenstraße – Bei der Reitbahn – Papenstraße (jetziger Name: Ottenser Hauptstraße) entlang. Die Carl-Petersen-Straße hieß damals H.d.Landwehr und Mittelstraße. Auch dort ist eine Straßenbahn eingetragen. Zuletzt fuhr hier die Linie 17 bis 1943 zur Horner Rennbahn. Das Vorhandensein von Kabelhaltern bzw. Wandrosetten in der Bundesstraße kann ich voll bestätigen! Am Haus Eulenstraße 87 hängt noch eine Rosette (Sichtung 4.4.2011).(Fredrik)

Matthias Kunz schrieb am 6.8.03 (ich habe die E-Mail etwas gekürzt):

Hallo Fredrik,
da ich mich auch für Straßenbahnen interessiere, bin ich zufällig auf Deine Seite gestoßen. Eigentlich ist mein Faible ja die Kieler Straßenbahn und die noch reichlich vorhandenen Spuren derselben, aber da ich aus beruflichen Gründen seit drei Jahren in Hamburg wohne, habe ich mich auch schon reichlich über die Hamburger Straßenbahn informiert.

Spuren habe ich auf meinen Spaziergängen auch einige gefunden, die Dir vielleicht noch unbekannt sind:


In diesem Sinne
Beste Grüße! Matthias Kunz

Schienenreste der Straßenbahn, Straßburger Straße, Schienenreste der Straßenbahn in der Straßburger Straße, August 2003
Schienenreste der Straßenbahn, Straßburger Straße, ©Bumblebee Die gleiche Stelle in der Straßburger Straße aus anderer Blickrichtung am 28.7.2009, Fotograf Bumblebee. 2003 war der Sommer sehr heiß und sehr trocken. 2009 war der Sommer deutlich feuchter. Die Pflanzen konnten 2009 offensichtlich besser wachsen.

Zur E-Mail vielleicht einige Hinweise:

  1. Man kann den Verlauf der damaligen Straßenbahnlinie 8 nach Farmsen von der U-Bahn-Haltestelle Dehnhaide aus bis zur Holzmühlenstraße gut verfolgen. Er führt durch die Straßen Dehnhaide, Straßburger Straße und Friedrich-Ebert-Damm. In diesem Bereich sind die Fahrleitungsmasten und die Kabelhalter an den Häusern noch vorhanden, denn sie tragen die Straßenleuchten. Die Kehrschleife am Straßburger Platz (vergl. Karte weiter unten) ist nicht mehr zu erkennen. Die in der E-Mail genannten Schienenreste in der Straßburger Straße, zwischen Elsässer Straße und Nordschleswiger Straße, habe ich aufgrund der E-Mail fotografiert. Diese Strecke ist im Liniennetzplan der Straßenbahn von Sommer 1968 nicht mehr vorhanden.

  2. Beimoorstraße Wenn man schon bei der U-Bahn-Haltestelle Dehnhaide ist, sollte man einen Blick in den weiter unten erwähnten Schaukasten der Geschichtswerkstatt Barmbek und auf die Abdrücke der Kehrschleife Langenrehm werfen. Die Abdrücke finden sich im Straßenpflaster der Beimoorstraße.

  3. Ottensener Industriebahn: Zu den Metergleisen im Industriegebiet um die Ruhrstraße gibt es eine nette Website: www.stillgelegt.de. Eine der Kaelble-Zugmaschinen, die bei dieser Bahn Rollböcke gezogen hatte, ist auf www.privatbahnalbum.de im Bereich „Sonstige AKN-Fahrzeuge” abgebildet.

  4. Hier sind zwei Bilder vom alten Haupteingang zum Tierpark Hagenbeck und etwas Text über Carl Hagenbeck und seinen Tierpark.

  5. Nachtrag 11.4.2005: Am Eckhaus Gazellenkamp mit Basselweg befindet sich eine prächtige Wandrosette. Befahren wurde der Streckenabschnitt Kieler Straße – Stellinger Steindamm – Gazellenkamp vom 27.6.1907 bis zum 18.10.1937 (vergl. Linienchronik, Linie 16). Wie mir Herr Gerhard Hein am 15.9.2008 schrieb, war ein Teil der Strecke länger befahrbar: „Die eingleisige Strecke Kieler Straße – Stellinger Steindamm – Gazellenkamp konnte auch 1946 noch befahren werden. Die Oberleitung war intakt. Im Stellinger Steindamm befand sich ein Kreuzungsgleis, etwa 300 m von der Abzweigung Kieler Straße entfernt. Ich habe es selbst erlebt, wie mit Straßenbahngüterwagen Trümmersteine aus dem Umfeld des Depots Sandweg bis zu einem Gartengrundstück etwa in Höhe des Kreuzungsgleises befördert wurden.”

Um den Barmbeker Bahnhof herum

Straßenbahnnetz in Barmbek, Stand 1939

Die Geschichtswerkstatt Barmbek hat einige Schaukästen aufgestellt. Die Vorlage zur Linienskizze Stand 1939 befindet sich (Stand: 6.Februar 2003) im Schaukasten Hamburger Straße/ südlich Einmündung Weidestraße und ist mit „Verein Verkehrsamateure (VVM)” gekennzeichnet. In der Nähe des Aufstellungsortes befand sich das Straßenbahndepot Mesterkamp.

Für mich besonders interessant ist die Kehrschleife der Linie 7 bei der Stadthalle. Ich hatte mich schon seit langem gefragt, wie es zu der dort aus heutiger Sicht unsinnigen Straßenanordnung gekommen sein mag. Mit der Kehrschleife ist diese Frage jedoch gelöst!

Der farbigen Ausschnitt links oben in der Grafik zeigt einen älteren Gleisverlauf an der Abzweigung Flurstraße/Hellbrookstraße, denn der Verlauf der Gleise war nicht immer so. Beim älteren Verlauf (ebenfalls aus den 1930ern) werden die beiden Richtungsgleise der Straßenbahn in der Höhe der Hellbrookstraße zu einem Gleis zusammengeführt und die Einfädelung des Gleises aus der Hellbrookstraße in Richtung Süden ist noch nicht vorhanden.

Den farbige Ausschnitt rechts unten in der Grafik habe ich aus einem Stadtplan von 1928 abgezeichnet. Er zeigt einen Verlauf der Kehrschleife um das kleine Hafenbecken über zwei Brücken an. Möglicherweise ist diese Darstellung verkehrt, und die Kehrschleife befand sich unmittelbar östlich der Stadthallenbrücke, so dass die Straßenbahngleise hier keine Brücke überqueren mussten. Mir wurde gesagt, dass nach mehreren Augenzeugenberichten und Aufnahmen die Schleife bereits seit etwa 1939 östlich vor der Stadthallenbrücke gewesen sei. Das wird im Bebauungsplan von April 1954 bestätigt (Abgerufen am 6.1.2013 unter www.geoportal-hamburg.de/bplan/BSBarmbek-Nord.pdf). Sämtliche Stadtpläne die ich bisher gesehen habe, zeigen jedoch für die Zeit 1924 bis 1938 einen Schleifenverlauf wie im farbigen Ausschnitt rechts. Vergleiche „Die Kehrschleife am Stadtpark”. Der Verlauf der Wendeschleife wie im Ausschnitt rechts ist durch eine Luftaufnahme aus der fraglichen Zeit belegt. Die Luftaufnahme zeigt ein Straßenbahnwagen westlich des Hafenbeckens etwa bei der eingekreisten 7 im Ausschnitt rechts unten in der Grafik.

Die Gleisverbindung zwischen der Straßenbahn und der Zentralwerkstatt der Hochbahn in der Hellbrookstraße ermöglichte den Transport der U-Bahn-Aufbauten, die in der Werkstatt Falkenried gefertigt wurden, auf die Gleise der Hochbahn. Die U-Bahn-Wagenkästen wurden dazu auf Straßenbahnuntersätze gestellt. Die letzten dieser Transporte fanden in den frühen 1960ern statt. Dabei dürfte es sich um die Umbauten von 100 T-Wagen der 9. bis 13. Lieferung gehandelt haben. Sie wurden von 1959 bis 1961 zu sogenannten Silberlingen aus Nirosta-Stahl umgebaut. Die neue Typenbezeichnung war TU2. Verschrottet wurden sie in der Zeit von August 1969 bis zum 30.Dezember 1970.

Die Straßenbahnstrecke durch die Saarlandstraße einschließlich des Anschlusses an die Zentralwerkstatt der Hochbahn und zum Gleislager Saarlandstraße wurde offiziell am 29.Mai 1963 stillgelegt.

Viel ist von der Straßenbahnstrecke durch die Saarlandstraße nicht mehr zu sehen: Über dem Hauseingang Saarlandstraße 3 und am Haus Saarlandstraße 11 befinden sich Wandrosetten, an Haus Nr.21 ist eine Öse.

Die Stadthalle war als Hauptrestaurant des Stadtparks für große Veranstaltungen vorgesehen. Hier war der Haupteingang des Parks sowie ein dahinter gelegener kleiner Hafen. Der Betrieb der Stadthalle wurde ca. 1922 aufgenommen, die Straßenbahn dahin ging im Juni 1922 in Betrieb. In den 1930er Jahren wurde in dem See vor der Stadthalle eine Freibadeanstalt eingerichtet (Die Badeanstalt existiert heute noch). Die Stadthalle bot mit ihren Sälen, Arkaden und der Terrasse Platz für ca. 10000 Gäste. Sie wurde im 2. Weltkrieg beschädigt, die Überreste wurden 1951 abgerissen. Ein Teil der Grundfläche der Stadthalle beherbergt den sogenannten Modellteich — im Sommer treffen sich dort die Modellkapitäne und führen ihre Schiffe aus. Unbedingt sehenswert ist die Stadthallenbrücke (Ecke Südring mit Saarlandstraße) mit den Keramikfiguren von Richard Kuöhl.

Die zweite Auffälligkeit ist die Kehrschleife der Linie 9. Demnach gab es 1939 den „Rhabarberexpress” (ein Spitzname der Straßenbahnlinie 9 im Abschnitt Fabriciusstraße) noch nicht. Dies ist verständlich, denn das Groß-Hamburg-Gesetz war 1939 erst zwei Jahre alt und Bramfeld gehörte erst seit 2 Jahren zu Hamburg. Der „Neue Schützenhof” ist an dieser Stelle nicht mehr vorhanden. Hier befindet sich jetzt die Schiffsbau-Versuchsanstalt. Auch die Kehrschleife gibt es nicht mehr. Ihr Gelände wird durch einen Gebrauchtwagenhändler belegt.

Vom 30.10.1955 bis zur Einstellung des östlichen Zweiges der Linie 9 am 30.5.1965 fuhr die Straßenbahn vom Bahnhof Barmbek durch die Pestalozzistraße zur Bramfelder Straße. In der Pestalozzistraße sind noch einige Ösen an den Hauswänden zu sehen. Die Straßenbahn folgte der Bramfelder Straße nach Norden und bog in die Fabriciusstraße ein. In der Bramfelder Straße habe ich nur eine einzige Spur gefunden: eine Öse an Haus Nummer 125. (Nachtrag September 2009: Am Haus Bramfelder Straße 108 wurde auf Initiative der Geschichtswerkstatt Barmbek per 12.9.2007 wieder eine Rosette angebracht. Die Rosette hing vorher am Haus Müggenkampstraße 40). Die Straßenbahn folgte der Fabriciusstraße bis zu deren Ende kurz vor der Bramfelder Chaussee. Hier befand sich die Endstation Berner Chaussee mit Kehrschleife. Eine weitere Kehrschleife war an der Owiesenstraße vorgesehen (glaube ich), wurde aber nie gebaut. Zumindest nördlich der Steilshooper Allee fuhr die Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper. Vor dem Friedhofseingang Seehof ist die Haltestelleninsel noch vorhanden.

Von der Schleife Drosselstraße ist nichts mehr zu finden. Der Platz ist nach dem Zweiten Weltkrieg bebaut worden.

Die auf der Karte zu erkennende Linie 21 von Barmbek über Pfenningsbusch, Dehnhaide, Von-Essen-Straße, Ritterstraße zur Hanseatenhalle in Rothenburgsort hatte den Spitznamen „Schlangenlinie”. Auf dieser Strecke waren die Kurven sehr eng, so dass die Fahrgäste tüchtig hin- und hergeschaukelt wurden! Die Strecke wurde am 15.Februar 1927 eröffnet und bis 1943 betrieben. Nur noch am Haus Pfenningsbusch 16 habe ich Rosetten gefunden — und zwar 2 Stück. Sie wurden erst per 17. und 18.12.2003 angebracht. Die links am Haus angebrachte Rosette war vorher am Haus Bundesstraße 23 angebracht. Die rechte Rosette stammt von der Müggenkampstraße 50.

Die Straßenbahn nach Farmsen wurde im April 1963 eingestellt. Nur auf dieser Strecke fuhr ein besonderer Triebwagen, der nach amerikanischem Vorbild im Jahre 1951 gebaute PCC mit der Betriebsnummer 3060. Er war für die anderen Strecken etwas zu breit.

Im oben genannten Schaukasten befindet sich ein Textteil, den ich so wiedergeben möchte (nicht wortwörtlich, also kein Zitat):

Ab 1841 gab es eine Personenbeförderung im Linienverkehr zwischen Hamburg und dem Barmbeker Markt. Die Pferdebusse fuhren durch die sogenannte Hauptstraße (ab 1862 amtlich Hamburger Straße). 1867 wurden die Pferdebusse durch die Pferdebahn abgelöst, und ab 1895 wurden die Straßenbahnen elektrisch betrieben. Die Straßenbahn behielt — neben S- und U-Bahn — ihre Bedeutung als Massenverkehrsmittel in Hamburg bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mittelstreifen

Nicht überall teilte die Straßenbahn die Straße mit dem übrigen Verkehr. Einige Mittelstreifen und auffallend breite Fußwege zeugen davon, beispielsweise:

Haltestelleninseln

Ein Beispiel für Haltestelleninseln ist die Buslinie 102. Die Busse fahren z.B. in der Hoheluftchaussee und im Bereich Dammtor-Gänsemarkt exakt auf der Trasse der abgebauten Straßenbahn. Sogar die alten Haltestelleninseln werden von ihnen benutzt. Die alten Straßenbahnoberleitungsmasten halten nicht nur hier am Dammtor die Straßenleuchten.
Fortsetzung: Spuren der Straßenbahn in Hamburg, Teil 3 (2003)
Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:48:45 • Impressum und Datenschutzerklärung