In den Mitte 2017 aus der Sammlung von Herrn Hans Peter Martin erhaltenen Unterlagen sind einige zusammengeheftete Blätter enthalten. Sie betreffen die anfänglichen stationären elektrischen Anlagen zur Zeit der Einführung des elektrischen Straßenbahnbetriebs in Hamburg im Zeitraum ab 1893 bis Ende Juni 1895. Es handelt sich um Seiten aus einer gedruckten Vorlage. Die Seitennummern gehen von 59 bis 66.
Die Vorlage liegt mir lediglich als Negativ und somit in papierfarbener weißliche Schrift auf schwarzem Untergrund vor. Sie ist nicht fotokopierfähig. Leider ist aus der Vorlage keinerlei Quellenangabe ersichtlich. Bei der nachfolgenden in Teilen verkürzten Abschrift wurde die historische Schreibweise beibehalten. Ergänzungen und Hinweise sind an der ins gelbliche gehenden Hintergrundfarbe wie bei den Tabellenköpfen zu erkennen. Die in der Vorlage enthaltenen Tabellen wurden an die Möglichkeit der Webdarstellung angepasst. Deshalb sehen sie optisch anders aus als in der Vorlage. Der sachliche Inhalt ist jedoch vollständig erhalten geblieben. Es sei darauf hingewiesen, dass die Übernahme der Stromerzeugung für die neue elektrische Straßenbahn erhebliche Erweiterungen des Kraftwerkes an der Poststraße erforderte.[→Unter Hamburg.de: „Der Mühlenkanal” (Abruf 7.4.2018)] Das Kraftwerk hatte anfänglich eine Leistung von lediglich 700 kW und lieferte täglich nur von 13 bis 23 Uhr Elektrizität.[→Electrum-Hamburg (Abruf 7.4.2018)] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
StrassenbahnIm Jahre 1893 ertheilten die Hamburger Behörden der Hamburger Strasseneisenbahngesellschaft die Genehmigung der probeweisen Einführung des electrischen Betriebes und zwar zunächst für die Linien:
Der hohe Senat der freien und Hansestadt Hamburg hat diese Genehmigung an die Bedingung geknüpft, dass der electrische Strom zum Betrieb der Strassenbahn von den »Hamburgischen Electricitätswerken« entnommen wird. Am 8. Mai 1894 kam infolgedessen zwischen der Firma Schuckert & Co. in Nürnberg als der Inhaberin der Konzession für die Versorgung Hamburgs mit electrischer Energie und der Union Electricitätsgesellschaft als der Unternehmerin zur Umwandlung des Pferdebahnbetriebes in electrischen nach dem System Houston ein diesbezüglicher Vertrag zu Stande, welcher später auf die Aktiengesellschaft „Hamburgische Electricitätswerke” übertragen wurde.[1] Die Stromzuführung für die 3 oben genannten Linien erfolgte von der Centrale in der Poststrasse durch unterirdische Kabel nach 3 Speisepunkten. Die der Kabelberechung zu Grunde gelegten Stromstärken ergaben folgende Kupferquerschnitte:
Die Spannung des abzugebenden Stromes darf an den Speisepunkten nur zwischen 490 und 540 Volt betragen. Die gelieferte electrische Energie wird an den Speisepunkten gemessen durch je 2 Verbrauchsmesser, von denen der eine von der Electricitäts-Aktiengesellschaft Schuckert & CO., der andere von der Union Electricitätsgesellschaft erstellt ist. Vor Inbetriebnahme werden die Electricitätszähler durch die physikalisch-technische Reichsanstalt auf ihre Richtigkeit geprüft. Der Strom wird berechnet nach dem Durchschnitt der Angaben beider Messer und beträgt der Preis pro Kilowattstunde 12,8 Pf., bis zu einem jährlichen Verbrauch von 2 500 000 Kilowattstunden. Sobald diese Verbrauchsziffer überschritten wird, reduzirt sich der Preis auf 12,5 Pf. pro Kilowattstunde. Da der Betrieb der drei Probelinien zur vollsten Zufriedenheit der Hamburger Bevölkerung sich gestaltete, so ertheilte der hohe Senat bald nach Eröffnung desselben die Genehmigung zum Ausbau des gesammten Strassenbahnnetzes für den electrischen Betrieb. Nachstehende Zusammenstellung gibt ein Bild über die dem electrischen Betrieb übergebenen Linien, Eröffnungstermine der einzelnen Linien und Länge der Geleise sowie Anzahl der benutzten Motorwagen.
Ringlinie: Am 17.Febr. 1894 fanden die Versuchsfahrten auf der Ringlinie statt und am 28. desselben Monats die Abnahmefahrten durch die Behörden.
Alsterring: Linien ab Barmbeck: Am 31.Jan. 1895 wurde auf der Strecke Barmbeck - Rathhausmarkt der electrische Betrieb eingerichtet. Seit dem 31. Mai 1895 fährt ein Theil der Wagen dieser Linie über Rathhausmarkt nach St.Pauli, Langereihe und bildet so die jetzige Linie Barmbeck - St. Pauli über Mundsburgerdamm. Am 25. Juni wurde der Rest der bis jetzt nach dem Rathhausmarkt fahrenden Wagen nach den Landungsbrücken weiter geführt. Energie-Verbrauch für den elektrischen Straßenbahnbetrieb | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Original folgt eine monatliche Übersicht für die Monate Februar 1894 bis Juni 1895. Diese wird hier nicht gezeigt. U.a. geht daraus hervor, dass sich in den einzelnen Monaten der Stromverbrauch pro Wagenkilometer zwischen 405 und 473 Wattstunden bewegte. Die gemachten Angaben zu den Fahrzeugdaten und Fahrgeschwindigkeit stimmen nicht vollständig mit der Dokumentation von Hermann Hoyer[51, Seiten 13 bis 18] überein. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als Energieverbrauch für die Anhängerwagen ist ein Drittel des Bedarfs für die Motorwagen angenommen. Die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit ist in der Stunde auf 12 km einschliesslich des Anhaltens festgesetzt. Die höchste Fahrgeschwindigkeit darf 16 km pro Stunde nicht überschreiten. Die Motorwagen haben einen Fassungsraum für 20 Sitzplätze zu je 0,5 m Breite und 10 Stehplätze nebst Stand für Schaffner und Führer. Die Anhängerwagen besitzen 14 Sitzplätze und 12 Stehplätze einschliesslich Standplatz für Schaffner und Führer. Die Untergestelle der Motorwagen sind zweiachsig mit 1,7 m Radstand und 0,75 m Raddurchmesser. Die verwendeten Motoren leisten normal 20 PS und maximal 30 PS; ihr Gewicht beträgt etwa 800 Kilo und besitzt jeder Motorwagen nur einen Elektromotor. Die Beleuchtung der Wagen geschieht durch 5 hintereinandergeschaltete Glühlampen. Die tägliche Betriebsdauer beträgt 18½ Stunden; der Betrieb beginnt morgens 6½ Uhr und endet nachts 1 Uhr. Um einen Einblick in die fortschreitende Entwicklung der Betriebsmittel in der Centrale in der Poststrasse zu erhalten, möge Nachfolgendes ausgeführt sein. Von Eröffnung im März 1894 bis 1. Sept. 1894 standen in der Poststrassencentrale 2 Transformatoren à 180 Ampère und 1 Unionmaschine von 180 Ampère zur Verfügung und in der Unterstation St. Pauli vom 12. Mai 1894 ab 1 Transformator von 230 Ampère sowie 1 Unionmaschine von 120 Ampère. Für die Strom-Abgabe aus der Unterstation in St. Pauli an die oberirdische Kontaktleitung wurde ein provisorischer Speisepunkt in der Wilhelminenstrasse eingerichtet und hierzu eine vorhandene Speiseleitung des Lichtnetzes von St. Pauli benützt. Im Nov. 1894 wurde in der Centrale in der Poststrasse ein weiterer Transformator für 320 Ampère aufgestellt, ausserdem sind 2 600pferdige Maschinenaggregate für Lichtbetrieb durch Hintereinanderschaltung ausschliesslich für Strassenbahnzwecke disponibel gemacht worden, dagegen die Unionmaschine in der Poststrasse sowie der Uniontransformator in St. Pauli abgebrochen und 1 Transformator 180 Ampère in St. Pauli aufgestellt. Im December 1894 wurde der in der Unterstation in St. Pauli befindliche Transformator von 320 Ampère nach der Centrale in der Poststrasse transferrirt und in St. Pauli hierfür ein Transformator von 180 Ampère aufgestellt. Nachdem im Jahre 1895 durch eine Primärmaschine ein 600pferdiges Maschinenaggregat für eine Spannung von 550 Volt montiert war, war der Bestand der Betriebsmittel für Strassenbahnzwecke folgender:
Künftighin soll der Strassenbahnbetrieb aus der Centrale in der Poststrasse verlegt und die Stromversorgung für Strassenbahnzwecke grösstentheils von dem in Bau begriffenen Electricitätswerk an der Zollvereinsniederlage, welches zur Aufnahme für 6 Maschinenaggregate à 1200 PS projektiert und gegen Ende dieses Jahres in Betrieb genommen wird, erfolgen. LeitungsnetzDas im Betrieb befindliche oberirdische Drahtnetz, welches in einer Höhe von etwa 6 m über dem Strassenniveau gelegen, aus Kupferdrähten von 53 qmm Querschnitt besteht, ist durch entsprechende Streckenausschalter in 11 Abtheilungen zerlegt, deren jede unabhängig ven den anderen durch die von den Centralen ausgehenden unterirdischen Speiseleitungen mit electrischer Energie versorgt wird. Die unterirdisch verlegten Kabelleitungen sind eisenbandarmierte Bleikabel aus der Fabrik Felten & Guilleaume in Mülheim am Rhein. Dieselben sind grösstentheils im Fahrdamm in einer Tiefe von 1 m verlegt und schliessen sich an den Speisepunkten hinter einer Hauptbleisicherung und dem Electricitätsmesser in entsprechender Weise an die oberirdische Kontaktleitung an.Die Speisepunkte sind in der Regel in den Wartepavillons der Strassenbahn und wo diese nicht angängig, in besonders hierfür aufgestellten, eisernen Schutzkästen eingerichtet. Aus nachstehenden Zusammenstellungen sind Länge, Querschnitt und Lage der Strassenbahnleitungen zu ersehen.
413 m 101 qmm Kupferquerschnitt wurden versuchsweise als isolirter Rückleiter verlegt in der Schmiedestrasse und Brandstwiete vom Speersort bis Dovenfleeth. Insgesammt
Insgesammt
Zusammenstellung des Leitungsnetzes für den Straßenbahnbetrieb, verlegt bis 30. Juni 1895.
Das gesammte Kabelnetz für den Strassenbahnbetrieb besteht demnach aus:
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Die letzte Tabelle der Vorlage stellt die monatlichen erzeugten Elektrizitätsmengen den nutzbaren abgegebenen Elektrizitätsmengen und somit den Verlusten gegenüber. Die monatlichen Verluste hielten sich im Bereich von 15,2% bis 30,9%. Im Durchschnitt über den gesamten betrachteten Zeitraum von Juli 1894 bis Juni 1895 beliefen sie sich auf 20,7%. Diese Tabelle sollte gemeinsam mit den Eröffnungsterminen der einzelnen Linien betrachtet werden. Deshalb ist in der Webdarstellung die Spalte „Eröffnung von” ergänzt worden.[vergl. erste Tabelle auf dieser Webseite] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
FußnotenDas Anklicken der Fußnotennummer führt in den Text zurück.
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