Straßenbahnen in Hamburg:
Straßenbahn-Motorwagen V1 und der Dreiachser

Der Dreiachser, Baujahr 1896

Dreiachser Straßenbahnmotorwagen der SEG (Foto der Wagenbauanstalt Falkenried, 1896)
In Hamburg fuhren die ersten vom Fahrdraht gespeisten elektrischen Straßenbahnen am 5.3.1894 im Linieneinsatz. Bis zum Abschluss der ersten Stufe der Straßenbahnelektrifizierung 1897 wurden 387 zweiachsige Straßenbahnmotorwagen gefertigt. Erstmals in 1896 durften die zweiachsigen Motorwagen einen Beiwagen führen. Dazu wurden zunächst die alten Pferdebahnwagen verwendet.

Rasch kam man auf die Idee, größere Motorwagen zu verwenden. Man könnte so den Beiwagen einsparen, und das rechnet sich:

kleiner 2-achsiger Triebwagen mit Beiwagengrößerer 3- oder 4-achsiger
Triebwagen ohne Beiwagen
Personalbedarf pro Zug:2 Schaffner, 1 Fahrer1 Schaffner, 1 Fahrer
Umsetzen des Motorwagens
an der Endhaltestelle:

Abkuppeln, ans andere Ende des Beiwagens fahren
(erfordert 2-mal Richtungswechsel), Ankuppeln,
Richtungswechsel.

1 einziger Richtungswechsel
Sehr schnell kaufte die SEG ein dreiachsiges Lenkgestell des Herstellers „Robinson Radial Truck Ltd”. Ihre Wagenbauanstalt Falkenried setzte einen entsprechend verlängerten Wagenkasten mit zwei Längssitzbänken für insgesamt 30 Fahrgäste drauf und nahm den Motorwagen 1896 in Betrieb. Es zeigte sich, dass die Kurvenläufigkeit dieses dreiachsigen Straßenbahnmotorwagen nicht optimal war. Deshalb blieb er ein Einzelstück.

Er wurde 1909 zu einem vierachsigen VH-Triebwagen umgebaut. Sein Äußeres wurde an das Äußere der VH-Wagen angepasst. Er erhielt die neue Wagennummer 1132.

Die V1-Vierachser, Baujahre 1897 bis 1901

Straßenbahnmotorwagen VE der SEG (Foto der Wagenbauanstalt Falkenried, 1897)

1897 hatte Falkenried 10 neue vierachsige Straßenbahnmotorwagen gebaut. Die beiden vermutlich 1897 entstandene Fotos der Wagenbauanstalt Falkenried zeigen die 1897 gebauten vierachsigen VE-Straßenbahnmotorwagen mit den Betriebsnummern 916 und 919.

Straßenbahnmotorwagen VL der SEG auf der Drehscheibe (Foto der Wagenbauanstalt Falkenried, 1898)

Straßenbahnmotorwagen VL der SEG auf der Drehscheibe. Interessant ist die im ersten der beiden Fotos des Wagens 925 sichtbare Fahrleitung über der Drehscheibe.(Foto der Wagenbauanstalt Falkenried, 1898)
Ein Jahr später wurden VL-Triebwagen gefertigt. Dazu gehörte auch der Triebwagen 925. Die Drehgestelle der VL-Wagen hatten Blattfedern. Die Drehgestelle der VE-Wagen waren mit Schraubenfedern ausgestattet.

Bis 1909 wurden insgesamt 50 neue vierachsige Motorwagen in Betrieb genommen. Nach dem Umbau des Dreiachsers standen 51 Vierachser zur Verfügung.

Der DreiachserDie 50 Vierachser
Hinweis:Der Dreiachser wurde 1909 zum Vierachser umgebaut. Nach dem Umbau gelten auch für ihn die Eintragungen in der rechten Spalte.
Wagenkasten:7,62 m lang7,80 m lang
Plattform:offenoffen, verkleidet ab Umbau 1925–1927
Länge über Puffer:11,04 m11,20 m Nach Umbau 1925–1927: 11,26 m
Achsstand:5,70 m
Radstand der Drehgestelle:VE: 1,30 m. VL und VH: 1,40 m,
Radstand nach Umbau 1925–1927: 1,60 m
Drehzapfenabstand 4,60 m
Motoren:2 * 10,2 kW
(GE 800)
1909 Umbau zum Vierachser,
2 * 16,7 kW
(GE 52)
bis einschließlich 1900: 2 * 10,2 kW(GE 800),
neue Wagen ab 1901: 2 * 16,7 kW (GE 52),
1902 bis 1903: 25 ältere Wagen wurden auf
2 * GE 52 umgerüstet
1927 wurden alle Wagen auf 4 * GE 52 umgerüstet.
Wagennummern bis 1909:ab 600
  • 1897: 910–919 (VE, Drehgestelle mit Schraubenfederung)
  • 1898: 920–925 (VL, Drehgestelle mit Blattfederung)
  • 1899: 926–929
  • 1900: 930–949(VH, hölzerner Drehgestellrahmen, Schraubenfederung)
  • 1901: 950–959
Wagennummern ab 1909:11321182–1131
Wagennummern und
Typenbezeichnung ab
Umbau 1925–1927:


2051, V1


2000–2050, V1
H0-Modell eines V2T beim VVM im Lokschuppen Aumühle Das Foto links zeigt einen V1-Triebwagen als H0-Vitrinenmodell im Lokschuppen Aumühle bei Hamburg. Das Vorbild ist der V1-Triebwagen 2001 nach seinem Umbau 1925.
Gesicht eines Hamburger Straßenbahnwagens V1 ab Mitte der 1925er Der Ausschnitt aus dem Foto des ersten 1925 umgebauten V1-Triebwagens zeigt dessen neue Wagenstirn. Ähnlich sahen auch die Frontpartien der Motorwagen Z1 und Z2 aus, nachdem deren Plattformen verglast waren. Die verglasten Frontpartien der V1-, Z1- und Z2-Triebwagen waren beides: Häßlich und zweckmäßig.
Durch das große Fenster in der Mitte blickte der Fahrer. Da die Straßenbahnmotorwagen damals keine Scheibenwischer hatten, konnte der Fahrer dies Fenster nach innen öffnen und während der Fahrt reinigen. Das kleine Fenster darunter ließ sich nicht öffnen. Es wäre mit der Fahrkurbel ins Gehege gekommen.

Die beiden hohen schmalen Fenster zu beiden Seiten neben den Mittelfenstern ließen sich öffnen. Der Fahrer konnte dann die draußen angehängten Weichenstellstangen bedienen. In den 1920ern hing rechts und links je eine Weichenstellstange, denn es gab noch einige Einzungenweichen. Mit Abschaffung der Einzungenweichen wurde die links angebrachte Weichenstellstange entbehrlich.

Erst 1931 begann man in Hamburg, Straßenbahnmotorwagen mit handbetätigten Scheibenwischern auszurüsten.

Bei den Bombenangriffen Ende Juli 1943 wurden 18 V1-Motorwagen zerstört. Im Zeitraum Juli 1944 bis Oktober 1944 wurden die verbliebenen V1-Motorwagen zu Gütermotorwagen umgebaut. Dazu wurden die Sitzbänke entfernt, große Schiebetüren eingebaut und die seitlichen Fensterscheiben durch Sperrholzplatten ersetzt. Die umgebauten Wagen waren überwiegend im Betriebshof Sandweg beheimatet.

In der Nacht vom 12. auf den 13.Oktober 1944 wurde das Gelände des Betriebshofes Sandweg erneut von Bomben getroffen. 8 weitere V1-Motorwagen wurden dabei zerstört.

Am 20.März 1945 wurde der ehemalige Dreiachser 2051 zerstört,

Somit belief sich der Bestand an V1-Motorwagen bei Kriegsende 1945 auf 24 Stück. 1947 wurden sie neu auf 2001 bis 2024 nummeriert und dienten als Arbeitswagen verschiedener Schattierungen. Die meisten davon wurden 1951/52 verkauft. Im Dezember 1951 konnten somit die restlichen 9 Wagen erneut umnummeriert werden: 2001 bis 2009.

Am längsten in Betrieb blieben davon die beiden Reklamewagen 2007 und 2009: Bis Februar und März 1960.


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