Bildhauer Richard Kuöhl:
Die Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder

Die Gorch-Fock-Halle des Architekten Fritz Schumacher in Hamburg-Finkenwerder beim Fährschiffanleger in der Straße Focksweg wurde von 1929 bis 1930 errichtet. Es ist eine wirklich schlichte Flachdachhalle mit einer Pfeilervorhalle. Errichtet wurde sie als Bürgerhaus für den wachsenden Stadtteil Finkenwerder. Genutzt wurde sie als Veranstaltungsort und als Turnhalle.

Durch die offene Pfeilervorhalle an der Frontseite gelangen die Besucher in die eigentliche Halle. Über dem Eingang unter dem Vordach ist eine Plastik von Richard Kuöhl angebracht.

Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Frontseite am 20.6.2004
Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Frontseite am 10.5.2017
Die beiden Fotos zeigen die Front der Gorch-Fock-Halle im Frühsommer 2004 und 2017. Einige Veränderungen sind zu verzeichnen. Erneuert wurden beispielsweise die Lampen links und rechts der Pfeilervorhalle, die Türschlösser mitsamt ihrer Beschläge und die Fahrradständer.
Gorch-Fock-Halle Finkenwerder, Plastik über dem Eingang Das Vordach schützt die Besucher und die Plastik vor den Unbilden des Wetters. Für den Hobbyfotografen macht es allerdings eine gleichmäßige Ausleuchtung des Motives praktisch unmöglich — daraus ergibt sich die schlechte Bildqualität.
Nur mit Mühe und nicht bei jedem Licht lässt sich erkennen, dass die Oberfläche der Keramik verschiedenfarbig ist
Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Plastik über dem Eingang Dargestellt ist ein etwas verkniffen blickender gesund und kräftig aussehender Seemann am Ruder eines Bootes. Offenbar hat er sechs Möwen aufgescheucht, die jetzt die Flucht ergreifen.

Hans Kinau / Gorch Fock war zur Kaiserzeit ein Heimatschriftsteller. Ab 1906 arbeitete er als Angestellter bei der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG). Im Ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. 1915 wurde er eingezogen und war als Infanterist im Reserve Inf.-Rgt. 207 in Serbien, Russland und bei Verdun im Einsatz. Im März 1916 wurde er auf eigenen Wunsch vom Heer zur Marine versetzt. Er fiel als Matrose am 31.Mai oder 1.Juni 1916 in der Skagerrak-Seeschlacht. (Ich habe in verschiedenen Quellen beide Angaben gefunden. Gorch Fock diente auf dem Kleinen Kreuzer „Wiesbaden”. Der Kleine Kreuzer „Wiesbaden” erhielt zu Beginn der Schlacht am 31.5.1916 gegen 20 Uhr einen Volltreffer im Maschinenraum und trieb anschließend unter Beschuss zwischen den Schlachtlinien. Das Schiff sank am Morgen des 1.6.1916.[www.deutsche-schutzgebiete.de/sms_wiesbaden.htm und andere, abgerufen am 25.12.2012])

Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Plastik über dem Eingang
Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Plastik über dem Eingang
Die Inschrift „GORCH FOCK ZUM GEDÄCHTNIS” mit Geburts- und Sterbedatum 22.8.1880 und 31.5.1916 macht überdeutlich, wer hier geehrt werden soll.

Neben humorvollen Erzählungen aus dem Leben von Fischern und Seeleuten (1912 ― Seefahrt ist Not, 1915 ― Fahrensleute) dichtete Gorch Fock auch plattdeutsche Kriegslieder.


Links und rechts der Plastik wurden auf Vorschlag des Bruders Rudolf Kinau (*23.3.1887 Finkenwerder; †19.11.1975 Finkenwerder) zwei große Schrifttafeln mit einem Vers von Gorch Fock angebracht:[208,Seite 278]
Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, Teil der Inschrift
DIE*HEIMAT*IST
DER*SCHLÜSSEL
ZU*DER*SEELE
*DES MENSCHEN
  DANN ABER GIBT
ES MENSCHEN DIE
DER SCHLÜSSEL ZU
IHRER HEIMAT SIND
Mir unverständlich ist die seltsame Anordnung der Sterne im linken Schriftfeld. Das linke Schriftfeld enthält 6 Sterne, das rechte keinen einzigen Stern. Die 6 Sterne könnten den Buchstaben F ergeben.
Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, die Statue über dem Eingang Gorch-Fock-Halle in Finkenwerder, die Statue über dem Eingang
Heinrich Kinau, der Vater von Johann Wilhelm Kinau alias Gorch Fock, war Hochseefischer. Seit 1876 gehörte ihm der Besan-Ewer HF125(?) „Cäcilie”. Vielleicht hatte er Modell gestanden?
Letztes Upload: 24.03.2023 um 18:32:11 • Impressum und Datenschutzerklärung