Richard Kuöhl im Kontorhausviertel:
Der Altstädter Hof (1937)

Der Altstädter Hof, Mohlenhofstraße
Mit dem Erlass „Kunst am Bau” vom 22.5.1934 wurde bestimmt, dass bei allen Hochbauten des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der Körperschaften, bei denen Reich, Länder oder Gemeinden die Aktienmehrheit oder die Mehrheit der Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich ein angemessener Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet werden muss.

Im Zusammenhang mit Richard Kuöhl betrifft dies die Steinskulpturen am Altstätter Hof (1937), den Hummelbrunnen und die Wohnbauten Rademachergang (1938).

Der Altstädter Hof ist eines der großen Gebäude im Hamburger Kontorhausviertel. Er wird aus dem Block Steinstraße- Springeltwiete- Altstädter Straße und Mohlenhofstraße gebildet. Der Architekt war Rudolf Klophaus. Das Gebäude wurde von 1935 bis 1937 erbaut und enthält im Erdgeschoss Läden und Geschäfte, in den Stockwerken darüber 220 Wohnungen. Auch das auf der anderen Seite der Mohlenhofstraße gelegene Gebäude und das Bartholomay-Haus (es liegt ebenfalls an der Steinstraße) beherbergen Wohnungen im Kontorhausviertel.

Das obere Foto zeigt eine Teilansicht des Altstädter Hofes an der Mohlenhofstraße. Bemerkenswert sind die Statuen über den Eingängen. Das in der Verlängerung der Mohlenhofstraße sichtbare Kontorgebäude ist das Chilehaus.

Der Altstädter Hof, Altstädter Twiete, Fackelläufer Der Altstädter Hof, Altstädter Twiete
Mitten durch den Altstädter Hof führt die Altstädter Twiete. Das Foto zeigt den Durchblick von der Steinstraße aus Richtung Süden auf das Kontorhaus Sprinkenhof. In diesem Hof findet man das Relief des olympischen Fackelläufers.
Betrachtet man nur den oberen Teil des Fackelläufers, so wirkt die Darstellung sehr steif. Der Läufer scheint eher zu stehen als zu laufen

Einige der Statuen über den Hauseingängen des Altstädter Hofes

Der Altstädter Hof, Nachtwächter Foto links: Der vollständig ausgerüstete NachtwächterDie biedermeierlichen Statuen am Altstädter Hof stellen Menschen mit typischen Berufen im alten Hamburg — eben in der Altstadt — dar. Leider sind die Sandsteinstatuen ziemlich verwittert. Wer dargestellt wird, ist für mich nicht in jedem Fall eindeutig.

An der Ecke Mohlenhofstraße mit Steinstraße gegenüber dem Altstädter Hof ist die große Figurengruppe „Die Mutter” angebracht. Sie stammt ebenfalls von Kuöhl und ist aus der gleichen Zeit. Bei der Mutter ist leider der Kopf abgebrochen (Stand: September 2004, deshalb nicht fotografiert). Die Statue zeigt eine Mutter, um die sich ihre Kinder geschart haben. Die Geste der Mutter drückt Schutz für die Kinder aus. Man kann diese Statue auf verschiedenste Weise interpretieren. Hier nur einige Beispiele:

  • Darstellung der Frau in ihrer von den Nationalsozialisten bevorzugten Mutterrolle.
  • Kindergärtnerin bzw. Kindermädchen, die einige Kinder zusammensucht, bevor die Gruppe die vielbefahrene Steinstraße überqueren will.
  • Am Sonntagmorgen: Eine Kirchgängerin. Sie vergewissert sich erneut, dass die Frisuren der Kinder in Ordnung sind, denn es geht gleich in die Jacobikirche zum Gottesdienst.
  • Eine Kapitalistin, die ihren Kinder ein letztes Mal an die Verhaltensmaßregeln erinnert, bevor das ehemalige Finanzamt auf der gegenüberliegenden Straßenseite betreten wird. Hier galt es, einen möglichst ärmlichen Eindruck zu machen!
Der Altstädter Hof, Nachtwächter, Detail Der Hund des Nachtwächters
Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Fischer Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Matrose Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Schornsteinfeger
Fischer



Matrose



Schornsteinfeger

Der Schornsteinfeger („Sottje” auf Hamburgisch) erhält durch die Katze etwas Anheimelndes.

Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Soldat oder Polizist Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Musikant Links: Soldat
Oder ist der Soldat wohl gar ein Polizist?

Rechts: Musikant
Die Berufsbezeichnung dieses Herrn auf Hamburgisch ist:

Pannkokenbläser

Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Postbote oder vielleicht Straßenverkäufer Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Markthändler bzw. Gemüsehöker Links: Postbote oder vielleicht Straßenverkäufer
Vielleicht wäre „Hausierer” eine bessere Berufsbezeichnung für diesen Angehörigen des Wandergewerbes(?)

Rechts: Markthändler bzw. Gemüsehöker

Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Kindergärtnerin oder Kinderbetreuerin Der Altstädter Hof im Kontorhausviertel, Vierländer Blumenmädchen bzw. Haushälterin Links: Kindergärtnerin
Vielleicht ist „Kinderbetreuerin” eine bessere Berufsbezeichnung!

Rechts: Vierländer Blumenmädchen bzw. Haushälterin

Der Altstädter Hof, zwei Katzen Die Hausecke Steinstraße mit Springeltwiete spricht alle Katzenliebhaber besonders an!
Letztes Upload: 24.03.2023 um 18:32:09 • Impressum und Datenschutzerklärung