![]() Kriegerdenkmal Dammtor |
Im „Hamburger Fremdenblatt” vom 25.7.1936 sagte Kuöhl zur Marschrichtung: Die aus wohlerwogenen Gründen gewählte Marschrichtung, wie sie das Denkmal zeigt, bei der die linke Körperseite dem Beschauer zugekehrt ist, ergab im übrigen die Möglichkeit, die Ausrüstung zu zeigen, die der Frontkämpfer im Weltkrieg besaß. Das Seitengewehr, der Spaten, die Beilpicke, der Brotbeutel, die Feldflasche, das Fernglas, die Kartentasche und Ordensauszeichnungen wären bei einem Marsch in entgegengesetzter Richtung höchstens andeutungsweise zu sehen gewesen.
Die 76er legten verständlicherweise Wert darauf, Kämpfer so dargestellt zu sehen, wie sie sie aus dem Weltkrieg in Erinnerung haben.
[132, Seite 246]
Kuöhl hat das Denkmal signiert. Die Signatur ist hinter dem letzten Soldaten in der Höhe des Stiefelschaftes eingeritzt.
Der nationalsozialistische Senat in Hamburg benötigte ein Heldendenkmal. 1934 wurde ein Wettbewerb für ein Denkmal für das Hamburger Infanterieregiment 76 ausgeschrieben, an denen sich reichsdeutsche arische Architekten und Bildhauer, die der
Reichskammer der bildenden Künste angehören
, beteiligen konnten.[1]
![]() | Richard Kuöhls Konzept gewann den 3. Preis des Wettbewerbs und Kuöhl erhielt den Auftrag über die „Großtaten der Vergangenheit” mit einem „Brückenpfeiler der Zukunft”.[2] Bauherr des Denkmals waren die Traditionsvereine des Infanterieregiments 76. Die Vorgeschichte des Denkmals wird ausführlich in →shahinyalda.blogspot.de (abgerufen 10.8.2012) geschildert. Finanziert wurden Denkmal, Ehrenhain und die gärtnerische Gestaltung mit 45000 RM an Spenden und weiteren 25000 RM von städtischer Seite.[222, Seite 491] Am 15.März 1936 war die Einweihung mit einer Militärparade. General der Kavallerie Wilhelm Knochenhauer sagte (Quelle: Die Welt, 29.10.1999) bei der Einweihung: |
Vermutlich hatte sich der General Wilhelm Knochenhauer die Einweihung etwas festlicher vorgestellt. Eingeladen waren der Reichskriegsminister General Werner Eduard Fritz von Blomberg (*2.9.1878 in Stargard, Pommern; †13.3.1946 in Nürnberg an Darmkrebs), der Oberbefehlshaber des Heeres, General Thomas Ludwig Werner Freiherr von Fritsch (*4.8.1880 in Benrath; †22.9.1939 gefallen bei Praga, Warschau), der Bürgermeister Carl Vincent Krogmann und der Reichsstatthalter Karl Kaufmann. Sie alle kamen nicht zur Einweihung. Adolf Hitler bzw. sein Büro schickte ein Telegramm: „Den zur Denkmalsweihe versammelten ehemaligen 76ern danke ich für ihre Grüße, die ich in kameradschaftlicher Verbundenheit herzlich erwidere. Adolf Hitler”.[132, Seite 239. Dienstgrade per 15.3.1936]
Noch ein weiteres Mal wurde Richard Kuöhl für dies Denkmal beauftragt. Am 11.November 1958 wurde die von ihm gestaltete Gruftplatte für die 6000 im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten des Regiments 76 im Ehrenhof des Denkmals eingeweiht. „Zur Ehre der Gefallenen und Vermißten des Zweiten Weltkrieges” steht auf der 2½ Tonnen schweren Gruftplatte aus Muschelkalkstein.[3]
Meine Mutter hat es einmal richtig formuliert: „Wahnsinn”, und mir dies Heldendenkmal als Antikriegsdenkmal interpretiert. So kann es den Helden von damals gehen!
Genau wie meine Mutter damals, wenn auch nicht so prägnant formuliert, sieht es der „Verein zur Erhaltung des 76er Denkmals” (seit dem 11.1.1995 „Bund für Denkmal-Erhaltung e.V., nicht mehr begrenzt auf das 76er-Denkmal). Der Verein interpretiert das Denkmal als Mahnmal gegen den Krieg. Er hat es jedoch nicht leicht, denn das Denkmal wird häufig mit Farbe beschmiert.
Nach Ende des 2. Weltkrieges gab es Bestrebungen, dies Denkmal zu entfernen. Unmittelbar nach dem Kriege wurde es nicht gesprengt, da der kommissarische Nachkriegs-Denkmalpfleger Hopp den britischen Besatzungsbehörden versicherte, es handelte sich nur um ein Mahnmal für die getöteten Soldaten einer Hamburger Ehrenkompanie. Viel später kam man auf die Idee, das Denkmal endgültig stehen zu lassen und ein Gegendenkmal daneben zu errichten.
1982 fand ein Künstlerwettbewerb statt, der 107 Entwürfe erbrachte. Es galt, den Platz so umzugestalten, dass aus einer Kriegsverherrlichung ein Mahnmal gegen den Krieg wird.
Die Entscheidung der Jury ist wegen der Vorgehensweise umstritten, denn die Juroren befanden keinen Entwurf als zur Ausführung geeignet. Die Kunstkommission empfahl, den Juroren Alfred Hrdlicka (*27.2.1928 in Wien; † 5.12.2009 in Wien) zu beauftragen ― und so geschah es.
Das Konzept von Alfred Hrdlicka sah eine offene Anlage vor, deren Teile die Form eines zerbrochenen Hakenkreuzes bilden würden. Deren Themen sollten die Folgen des Krieges darstellen:
![]() Die Schriftart erinnert an Frakturschrift. Es ist jedoch keine Frakturschrift! |
Es gibt viele Seiten im Internet, die sich mit dem gelernten Kesselschmied und späteren „Arbeiterdichter” Heinrich Lersch (1889–1936) und gerade mit diesem Gedicht beschäftigen. Man kann mit einer Internet-Suchmaschine nach diesen Seiten suchen, um sich eine eigene Meinung zu bilden!
Soldatenabschied von Heinrich Lersch
Lass mich gehen, Mutter lass mich gehen!
All das Weinen kann uns nichts mehr nützen, denn wir gehen, das Vaterland zu schützen! Lass mich gehen, Mutter lass mich gehen! Deinen letzten Gruß will ich vom Mund dir küssen: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen! Wir sind frei, Vater, wir sind frei! Tief im Herzen brennt das heiße Leben, frei wären wir nicht, könnten wir`s nicht geben. Wir sind frei, Vater, wir sind frei! Selber riefst du einst in Kugelgüssen: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen! Uns ruft Gott, mein Weib, uns ruft Gott! Der uns Heimat, Brot und Vaterland geschaffen, Recht und Mut und Liebe, das sind seine Waffen, uns ruft Gott, mein Weib, uns ruft Gott! Wenn wir unser Glück mit Trauern büßen: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen! Tröste dich, Liebste, tröste dich! Jetzt will ich mich zu den andern reihen, du sollst keinen feigen Knechten freien! Tröste dich, Liebste, tröste dich! Wie zum ersten Male wollen wir uns küssen: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen! Nun lebt wohl, Menschen, lebt wohl! Und wenn wir für euch und unsere Zukunft fallen, soll als letzter Gruß zu euch hinüber hallen: Nun lebt wohl, ihr Menschen, lebt wohl! Ein freier Deutscher kennt kein kaltes Müssen: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen! |
»Denkmalswettbewerb Infanterie-Regiment „Hamburg” Nr. 76.
Zur Erlangung von Entwürfen für ein Erinnerungsdenkmal schreibt der Bund der 76er Vereine e.V. einen Wettbewerb aus. Zugelassen sind reichsdeutsche, arische Architekten und Bildhauer, die der Reichskammer der bildenden Künste angehören (oder zur Aufnahme gemeldet sind) und entweder in Groß-Hamburg ihren Wohnsitz haben oder dort geboren sind bzw. im Inf.-Regt. „Hamburg” (2. Hanseatische) Nr. 76 gedient oder gekämpft haben. Als Preise sind vorgesehen:
1. Preis: RM. 1500;
2. Preis: RM. 1000;
3. Preis: RM. 750;
4. Preis: RM. 500.
Der Ausschreiber behält sich vor, weitere Entwürfe anzukaufen. Letzter Einsendetermin: 9. April 1934. Die Wettbewerbsbedingungen sind durch die Behörde für Technik und Arbeit, Hochbauwesen, Hamburg, Bleichenbrücke 17, Zimmer 96, unentgeltlich zu beziehen. Die Preisrichter werden nachträglich bekanntgegeben.«
»In dem unter Hamburger Architekten und Bildhauern ausgeschriebenen Wettbewerb erhielt
den 1. Preis: Architekt BDA Erich zu Putlitz;
den 2. Preis: Bildhauer E. E. Becker;
den 3. Preis: Bildhauer R. Kuöhl;
den 4. Preis: Architekt BDA Rud. Matzen mit Bildhauer Oskar Witt.«