In Groß Borstel, bei der Straße „Am Licentiatenberg”, stand von 1922 bis März 2006 ein Klinkerkubus mit einem Grauguss-Adler auf einer übergroßen halben Kanonenkugel. Baurat Max Schmidt aus Hamburg war der Architekt.
![]() | Das Kriegerdenkmal am Licentiatenberg. Ob das Grabmal für Fritz Stavenhagen als Vorbild diente? | |
![]() | Der Adler mitsamt der halben Kanonenkugel stammt von Richard Kuöhl. Der Adler symbolisiert die ungebrochene Kraft.
Dr. Rudolf Schmidt schrieb dazu: | |
![]() | Die Inschrift auf der großen Graugussplakette mit dem Stahlhelm
lautete:
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Der Adler deutet auf eine Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg 1870/71 hin, aber die (möglicherweise nachträglich angebrachtem ???) Plaketten erinnern an 72 Groß Borsteler Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Jedoch bezieht sich der Text „Niemand hat grössere Liebe denn die dass er sein Leben lässet für seine Freunde” auf den Zweiten Weltkrieg.
1997 (in einer anderen Quelle habe ich 1999 gefunden) wurde ein Gegendenkmal „Schützengraben – Soldatengrab” nach einem Entwurf des Hamburger Künstlers Gerd Stange errichtet. Nun konnte man das alte Denkmal aus einem Schützengraben am Rande des Berges mit Blick durch ein Periskop bewundern. Allerdings funktionierte im Februar 2003 das Periskop nicht mehr, und die Erklärungstafel am Gegendenkmal machte einen ungepflegten Eindruck.
Dem Grauguss-Adler ging es im Februar 2003 besser, denn jemand hat ihn – wie auf dem Foto weiter oben zu erkennen ist – mit einem Weihnachtsbaum geschmückt! So richtig ernst werden Heldendenkmäler wohl nicht mehr genommen. Eine sehr erfreuliche Entwicklung!
Es ist fast schon eine Ironie: Mit dem hinzugefügten Schützengraben entstand eine Denkmaltrilogie, denn der Groß Borsteler Licentiatenberg ist ein aufgeworfener Grabhügel aus der Bronzezeit.
Im Oktober 2005 wurde festgestellt, dass das Denkmal durch Verwitterung und Vandalen so stark beschädigt war, dass ein Abtrag nicht zu umgehen sei. Die zuständigen Behörden und Interessengruppen machten sich Gedanken über eine Lösung. Seit März 2006 ist der Sockel samt Denkmal wegen Renovierungsarbeiten abgetragen. Der Kulturausschuss empfahl, bei der Bezirksversammlung zu beantragen:
Informationsquellen u.a.: Drei Artikel der „TAZ-Hamburg” aus den Jahren 1996 bis 1999, die Erklärungstafel am Gegendenkmal, das Hamburger Abendblatt vom 14.Oktober 2005. Die Angaben zum Architekten und das Zitat finden sich in dem Artikel Dr. Rudolf Schmidt: Großplastiken Richard Kuöhls, Hamburg, Deutsche Bauzeitung Nr. 25 vom 27.März 1929, Seite 225 ff.