Bildhauer Richard Kuöhl:
Das Fritz-Schumacher-Haus ex Pathologiegebäude im Universitätskrankenhaus Eppendorf

Gelegentlich fühlt man sich als interessierter Laie von zu vielen fremdwörtlichen Fachbegriffen überfordert. In diesem Sinne:
  • Bei der Pathologie geht es um abnormale und krankhafte Vorgänge und Zustände im Körper und deren Ursachen.

    Im Falle des Universitätskrankenhauses Eppendorf bezeichnet(e) das Wort Pathologie auch das zugehörige Institutsgebäude. Seit 2007 heißt dies Gebäude offiziell Fritz-Schumacher-Haus. Seit 2010 beherbergt es die Akademie für Gesundheit mit em Medizinhistorischem Museum im Zentralbau und im rechten Seitenflügel.
  • Attika bezeichnet die vertikale Erhöhung eines Bauwerks über den Dachverband hinaus. Eine Attika verdeckt somit das Dach (oder zumindest Teile des Daches?)
  • Risalit bezeichnet einen horizontalen Vorsprung in zumeist (also nicht immer) ganzer Höhe des Gebäudes. Ein Risalit beginnt auf Bodenhöhe. Beginnt der Vorbau weiter oben, dann ist es ein Erker.
    • Mittelrisalit: Risalit in der Gebäudemitte.
    • Seitenrisalit: Risalit nicht in der Gebäudemitte.
    • Eckrisalit: Bei diesem Risalit treffen zwei (meist) rechteckig zueinander verlaufende Gebäudeflügel zusammen.
    • Als Söller wird die offene Plattform oberer Stockwerke bezeichnet.
  • Pilaster sind in die Mauern eingearbeitet pfeilerartige Formelemente.

Nach diesen Vorbemerkungen möchte ich die in der Sekundärquelle[239, Teil 2 (Werkverzeichnis) Seiten 215ff] verwendeten Fachbegriffe auch hier einstreuen!

Das Pathologiegebäude, die Informationstafel am Eingang
Die Informationstafel am Eingang weist auf die lange Planungsdauer für dies Gebäude hin. Fritz Schumacher schrieb dazu »Das verwickelte Gefüge von Speziallaboratorien für chemische, physiologische und anatomische Pathologie ergibt ein Wesen, dem man wohl nur ganz gerecht werden könnte mit der Architektursprache, die erst nach dem Kriege zur Ausbildung kam.«[Stufen der Lebens, Berlin 1935]

Der Bau begann 1913. Der Weiterbau wurde 1915 eingestellt, denn der Rohbau wurde zum Lazarett umgerüstet. 1924 ― nach der Inflation ― wurde weitergebaut. Die Fertigstellung erfolgte 1926.

Das Pathologiegebäude in fast voller Breite
Der Mittelrisalit bildet gehört zum fünfstöckigen Hauptgebäude. Das oberste Stockwerk ist ein Dachgeschoss. Vor dem Hochpaterre ragt der Anbau für den „Großen Hörsaal” heraus. Dessen fünf große Bleiglasfenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Davon abgesehen hat das Gebäude diesen Krieg gut überstanden. In der oben angegebenen Sekundärquelle wird dieser teil des Vorbaus als Zweigeschossig, ursprünglich für Fortbildungszwecke konzipiert, (Universitätsgründung 1919). Fünf große Fenster in der gebogenen Risalitfront, gegenüberliegende Innenwand konkav gebogen beschrieben.

Links und rechts am Mittelrisalit ist je ein Eingang mit Treppenhaus vorhanden, denn es war eine Trennung der Pathologie und den übrigen Bereichen des Institutsgebäudes erwünscht. Die Pathologie residierte im rechten Flügel. Dessen vergoldete Inschrift weist nun auf das dortige Medizinhistorische Museum hin.

Für den außen angebrachten keramischen Bauschmuck und für die prächtige keramische Verzierung in den Treppenhäusern wird Richard Kuöhl genannt.

Das Pathologiegebäude, die Uhr unter der Zierattika
Das Pathologiegebäude, die große Uhr Unterhalb und vor der Zierattika thront die große Uhr im Dachgeschoss. Weinlaub, Weintrauben, Ähren und andere Früchte umranken ihr Ziffernblatt.

Interpretiert werden kann die Umrankung als »Wissenschaftliche Arbeit in der Zeiteinheit ist Leistung und bedeutet Frucht der Arbeit«[Zitat laut Sekundärquelle von Adolf Friedrich Holstein, 2010]

Das Pathologiegebäude, die Gefäße oben auf den Pilastern des Hauptgebäudes Oben auf den sechs Pilastern des Hauptgebäudes stehen runde Gefäße mit Deckel. Der Schädel links könnte einem Widder gehören, der Schädel rechts einem Schaf. Quer dazu scheinen Knäufe zum Aufhängen des Topfes angebracht zu sein.
Das Pathologiegebäude, die Balkonbrüstung über dem Hörsaalrisalit Die Balkonbrüstung über dem Vorbau für den Hörsaal wird durch schwarze Keramikgitter verziert. Die fünf großen Fenster des Hörsaals sind von untereinander aufgereihten Keramikplatten mit kreuzartigen Mustern verziert.
Das Pathologiegebäude, Keramikplatten auf den Brüstungsfelden des vierten Geschosses Unter den fünf Fenstern der vierten Geschosses verzieren jeweils 12 im Muster 4 mal 3 zusammengesetzte Keramikplatten die Brüstung. Bei genauer Betrachtung des Fotos fällt die konkave Biegung der Wand auf.

Das Schumacher-Denkmal vor dem Eingang zum Medizinhistorischen Museum
Das Schumacher-Denkmal vor dem Eingang zum Medizinhistorischen Museum Das Schumacher-Denkmal vor dem Eingang zum Medizinhistorischen Museum
Das Schumacher-Denkmal vor dem Eingang zum Medizinhistorischen Museum
Die lebensgroße Halbstatue zeigt Fritz Schumacher beim Betrachten eines Bauplans für das Pathologiegebäude. Die Signatur AfH 08 besagt, dass Prof. Dr. Adolf Friedrich Holstein die Halbstatue 2008 modelliert hat. Gegossen wurde sie offensichtlich in der Bildgiesserei Michael Wittkamp in Elmenhorst.
Letztes Upload: 24.03.2023 um 18:32:08 • Impressum und Datenschutzerklärung