Richard Kuöhl und Wohnblöcke:
Der Mildestift in Barmbek

Der Mildestift wurde 1925/1926 und somit kurz vor dem Adolf-von-Elm-Hof in Hamburg Barmbek gebaut. Der Adolf-von-Elm-Hof liegt dem Mildestift an der Dennerstraße gegenüber. In beiden Fällen waren der Architekt Friedrich R. Ostermeyer und der Architekturplastiker Richard Kuöhl tätig.

Man kann sich einen Scherz erlauben und sagen, dass der Mildestift in einer wirklich malerischen Umgebung liegt. Alle drei flankierenden Straßen sind nach Hamburger Malern benannt worden:

  • Baltasar Denner, 1685–1749
  • Siegfried Bendixen, 1784–1865 und
  • Carl Julius Milde, 1803–1875.

Carl Julius Milde hatte sich zusätzlich mit Lithographien beschäftigt.

Die Wirklichkeit sieht anders aus, denn in der Dennerstraße tobt der innerstädtische Kraftfahrzeugverkehr.

Bauschmuck am Mildestift in Hamburg-Barmbek, Dennerstraße An der Dennerstraße ist von dem keramischen Bauschmuck am wenigsten zu sehen. Das mag daran liegen, dass ein großer Teil der Hausfront von Efeu überrankt ist. Nur am Treppenhauseingang Dennerstraße 14 fallen die grobschlächtigen in Klinkerkeramik ausgeführten Gesichter auf.

Efeuranken verdecken den gleichen Bauschmuck am Hauseingang Dennerstraße 10. Vielleicht ist er dort nur noch unvollständig erhalten, denn im Zweiten Weltkrieg sind in der näheren Umgebung Fliegerbomben gefallen.

Bauschmuck am Mildestift in Hamburg-Barmbek, Dennerstraße

Bauschmuck am Mildestift in Hamburg-Barmbek, Bendixenweg

Eingangstür am Mildestift in Hamburg-Barmbek, Bendixenweg Dieses Foto und das Foto vorher:
Besonders im Bendixenweg fallen Keramikreliefs an den Treppenhäusern auf. Zusammen mit vorspringenden Backsteinen betonen sie die Treppenhäuser.

Das Motiv der Keramikreliefs stellt einen Baumzweig dar. Ein ähnliches Motiv findet sich am Ehrenmal Großhansdorf/Schmalenbeck (1926).

Erkervorbau Mildestift in Hamburg-Barmbek, Mildestieg Die Schauseite des Gebäudekomplexes liegt am Mildestieg. Wuchtige annähernd quadratische Vorbauten betonen zwei Treppenhäuser. Die große Fläche der Vorbauten ist durch Fenster und expressionistisch gestaltete Keramikflächen horizontal gegliedert.

Das oberste Stockwerk mit seinem Flachdach wirkt zu Recht aufgesetzt. Ursprünglich befand sich an seiner Stelle ein Dachgiebel über dem Vorbau.

Mein Eindruck ist, dass die großflächige Wärmeschutzverglasung nicht zum Stil des Wohnblocks passt. Früher waren es Sprossenfenster gewesen — das passte besser! Man kann daraus die Vermutung ableiten, dass der Gebäudekomplex erst nach Einbau der großflächigen Fenster unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Reliefs am Erkervorbau Mildestift in Hamburg-Barmbek, Mildestieg
Der Artikel „Zwei Wohnhausblöcke des Architekten Friedrich Ostermeyer B.D.A. zu Hamburg” von Dr.Ing. Hans Bahn in der Zeitschrift „Der Neubau” Berlin, Heft 5 vom 10.März 1928 vergleicht diesen Wohnungsblock mit Wohnhäusern an der Kieler Straße. Auch dort waren Friedrich R. Ostermeyer und Richard Kuöhl tätig. Die Häuser an der Kieler Straße sind zwei Jahre jünger als der Wohnungsblock „Mildestift”. Der Autor des Zeitschriftenartikels stellt die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede sehr anschaulich dar.
Letztes Upload: 24.03.2023 um 18:32:07 • Impressum und Datenschutzerklärung