Nach vielen weiteren Diskussionen erfolgte 1844 die Genehmigung zum Bau. Robert Stephenson setzte die geplante Führung der Strecke seines Vaters um.
Zwei besonders bemerkenswerte Brückenbauwerke gibt es auf der Strecke. Beide sind nicht weit voneinander entfernt. Es sind die Bahnbrücke über die Mündung des Flusses Conwy bei Conwy und die Britanniabrücke über den Menaikanal. Beide Brücken wurden als Röhrenbrücken (tubular bridges) mit zwei parallel verlaufenden rechteckigen Stahlröhren und je einem Eisenbahngleis im Röhreninneren erbaut. Beim Entwurf und Bau beider Brücken waren Robert Stephenson und William Fairbairn federführend.
Anfang der 1830er Jahre begannen er und Eaton Hodgkinson (*26.2.1789 Anderton, Grafschaft Cheshire; †18.6.1861 Salford) die Suche nach dem optimalen Querschnitt von Eisenträgern.
William Fairbairn stellte Anfang April 1845 Modellversuche an, um die optimale Röhrenform für die Britanniabrücke zu ermitteln. Robert Stephenson hatte runde Röhren vorgesehen, William Fairbairn änderte aufgrund seiner Versuche den Querschnitt in rechteckig. Ab Ende August 1845 wurde der Professor Eaton Hodgkinson hinzugezogen. Er steuerte die Mathematik zur Berechnung der Statik der Tunnelröhren bei.
Auch die Admiralität hatte ein Wörtchen mitzureden. Sie verlangte, dass während der gesamten Bauzeit die Meeresstraße für die Schifffahrt offen zu bleiben habe. Auch unterhalb der Fahrbahn sollten keine Tragwerke die Schifffahrt gefährden. Schon damals war bekannt, dass eine Hängebrücke für Eisenbahnen nicht geeignet ist.
![]() Die Menaibrücke, von Church Island aus gesehen (Juni 2010) |
![]() | Der Architekt war Thomas Telford (*1757; †1834). Ihre Spannweite beträgt 176 m. Ihre Durchfahrhöhe für Schiffe ist mit 30 m ausgelegt. Die Brücke gilt als die erste moderne Hängebrücke der Welt. 2005 wurde ihre Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit beantragt. |
Gemeinsam mit William Fairbairn entwickelte Robert Stephenson das Konzept der stählernen Röhrenbrücke mit selbsttragenden Stahlröhren.
Der Grundstein für die Britanniabrücke wurde am 10.4.1846 gelegt. Am 12.5.1846 erfolgte die Grundsteinlegung für die Conwy-Bridge in Conwy. Die größere der beiden Brücken, es ist die Britannia-Brücke, wurde am 18.3.1850 für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Die Conwy-Bridge war bereits früher fertig gestellt worden.
Die Britanniabrücke hatte 234530 £ Baukosten verursacht. In ihr steckten rund 2 Millionen Niete. Als Material für die Pfeiler wurde ― wie bei der Menaibrücke ― Kalkstein aus Penmon an der Südostspitze von Anglesey verwendet. Die Pfeiler sind nicht massiv, sondern hohl. Bis zu 1500 Arbeiter waren gleichzeitig an der Baustelle beschäftigt.
Brücke | Gesamtlänge | Gewichtsangaben | Anordnung |
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Conwy-Bridge | 120 m | 1180 t je Röhre |
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Britanniabrücke | 460 m | 1580 t je lange Röhre.
Das Gesamtgewicht aller Röhren wurde mit 9360 t angegeben. |
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![]() Conwybrücke, Einschwimmen der zweiten Tunnelröhre[111] |
![]() Conwybrücke, eine Tunneltröhre wird mittels Pontons eingeschwommen. Bildquelle: Luke Hebert: The Engineer's and Mechanic's Encyclopædia (Volume 1),London 1848 (MDCCCXLVIII), Kapitel: The iron tubular bridge over the river Conway |
Die Montage am Ufer erfolgte auf Gerüsten, die über das Wasser der Flutlinie ragten. Zum „Stapellauf” wurde bei beginnender Flut beidseitig neben die betreffende Röhre je ein Ponton mit Stützpfeilern geschleppt. Beim Steigen des Wassers hoben die Pontons die Röhre an. Man schleppte die Röhre so zwischen die Brückenpfeiler, dass sie bei einsetzender Ebbe auf vorbereitete Lager in den Pfeilern aufsetzte. Anschließend wurden die Röhren auf die volle Höhe der Pfeiler hochgewunden.
![]() Die Britanniabrücke in ihrer ursprünglichen Form |
![]() | Dies Foto zeigt den museal an der Britanniabrücke aufgestellten Rest einer Tunnelröhre.
Zu erkennen sind oben und unten die Gurte aus zellenförmigen Röhren mit quadratischem Querschnitt. Im Inneren der Röhre verlief genau ein Bahngleis. Der Zug hatte viel Platz, denn das Röhreninnere war 4,5 m breit. Die Höhe der Röhren betrug zwischen 7 und 9 m. Dies Teil wird eher 7 m hoch sein. Auch in der Höhe hatten die Lokomotiven reichlich Platz, denn Lokomotiven der damaligen Zeit waren um 4,50 m hoch. Die beiden Seitenwände waren vollständig geschlossen ― im Inneren war es zappenduster. Bildquelle: |
![]() Die Britanniabrücke im Jahre 2005 Bildquelle: Ausschnitt aus www.wikipedia.de, Stichwort Britanniabrücke, Britannia Bridge taken from the Nelson memorial on the Menai Strait with train crossing, hochgeladen am 10.1.2005, ©Andrew Dixon, Benutzername: Velela. Der Urheber hat das Bild gemeinfrei gestellt. |
![]() Britanniabrücke Juni 2010 |
Artur Fürst schrieb richtig: Die Britannia-Brücke hat den für den Eisenbahnbetrieb recht unangenehmen Mangel, dass es in ihrem Innern dunkel ist. Bei später errichteten Balkenbrücken ging man daher vom vollen Balken ab, man löste ihn in einem Gitterbalken auf.
[101, Seite 148]
Artur Fürst behielt mit der Aussage Recht, dass Dunkelheit und Eisenbahnbetrieb nicht zueinander passen. Allerdings wird er das Feuer von 1970 nicht vorhergesehen haben: Am 23.Mai 1970 suchten einige Jungen zur nächtlichen Stunde an der Brücke nach Vogelnestern. Sie verwendeten Fackeln als Lichtquelle ― die Holzverkleidung der Brücke fing Feuer.[11, Seite 453] Es gibt unterschiedliche Darstellungen des Geschehens: An →anderer Stelle steht, dass es vermutlich zwei Jungendliche (two youths are believed) waren, die nach Vogelnestern und Fledermäusen suchten. Auf →youtube ist ein Beitrag zu sehen, in dem einer der angeblich(?) beteiligten Jugendlichen interviewt wird.
Nach dem Brand hingen die Röhren der Röhrenbrücke sichtbar durch und die Brücke war unbenutzbar. Die Brücke wurde neu und anders aufgebaut. Die Pfeiler blieben dabei erhalten. 1974 konnte der Eisenbahnbetrieb wieder aufgenommen werden, 1980 wurde das zusätzliche Straßendeck eröffnet. Es trägt die Straße A55.