Hemmoor in Niedersachsen: Das Deutsche Zementmuseum in Hemmoor an der Bundestraße B73
Von 1866 bis 1983 wurde in Hemmoor Zement produziert.
Das →Deutsche Zementmuseum ist kein Eisenbahnmuseum. Da das Freigelände ohne Eintritt und jederzeit zugänglich ist, lohnt es sich jedoch, hier eine kleine Besichtigung zu machen.
Betreiber des Museums ist die Kulturstiftung „Zement aus Hemmoor”. Die Portland Cementfabrik Hemmoor AG war einst das größte Insdustrieunternehmen im Elbe-Weser-Dreieck.
Das Deutsche Zementmuseum liegt am Rand von Hemmoor im Ortsteil Warstade direkt neben der Bundesstraße B73. Auf der anderen Straßenseite befindet sich die ehemalige Kreidegrube. Sie lieferte den Grundstoff für die Zementherstellung. Heute bildet sie einen kleinen See.
Hemmoor: Das Deutsche Zementmuseum. Die an Land gesetzte Schute beherbergt die Museumssausstellung.
Die regulären Öffnungszeiten der Ausstellung in der Schute waren bei meinem Besuch im Juni 2004 sehr eingeschränkt (Samstags, Sonn- und Feiertags von 14:00 bis 18:00 im Zeitraum Mai bis Anfang Oktober). Bei einem weiteren Besuch am 3.7.2016 hing jedoch ein Zettel über dem Schild mit den Öffnungszeiten. Daraus ging hervor, dass ein Besuch der Ausstellung im Inneren der Schute nur noch nach Absprache möglich sei.
Besonders bullig sieht die Schute von vorne aus
Die Schute ist 26 m lang, 6 m breit und hat 2,20 m Tiefgang. Die Ladefähigkeit beträgt 215 t. Bis zu 6 solcher Schuten und ein Schlepper bildeten bis
Mitte der 1950er Jahre einen Schleppzug zum Abtransport des Zements nach Hamburg. Auf dem Rückweg brachten die Schuten Kohle für die Produktionsanlagen mit.
Zum Vergleich: Ein dreiachsiger LKW darf maximal 22 t Gesamtgewicht aufweisen. Unterstellt man, dass er dabei 15 t Ladung tragen kann, so könnte die Schute die Ladung von 14 LKWs tragen. Ein aus 6 Schuten bestehender Schleppzug könnte dann soviel transportieren wie 84 LKWs.
Zum Thema Eisenbahn sind zwei Dieselkleinlokomotiven, eine Kreidelore und eine Schienenbiegemaschine ausgestellt. Etliche der Objekte sind mit aussagekräftigen Beschreibungstafeln versehen — diese sind die Quellen für diese Seite meiner Homepage.
Deutsches Zementmuseum Hemmoor, Kreidelore
Das Rohmaterial, die Kreide, wurde mit zwei hintereinandergeschalteten Lorenbahnen von der Kreidegrube ins Werk transportiert. Die Loren wurden durch ein umlaufendes endloses Stahlseil angetrieben. So wurde ein
Höhenunterschied von 100 m überwunden. Die Loren hatten einen Abstand von 20 m. Jede Lore fasst 1,5 m³. Zum Entladen ist eine Seitenwand hochklappbar.
Deutsches Zementmuseum Hemmoor, Teil eines Brennofens
Hinter der Schienenbiegemaschine ist als weiteres Anschauungsstück ein Teil eines Brennofens zu sehen.
Aus der Beschreibungstafel für die Schienenbiegemaschine geht hervor, dass bis 1960 die Transporte innerhalb des Werksgeländes, zur Abraumhalde und zum Hafen
Schwarzenhütten auf Schienen mit Dampflokomotiven und Loren erfolgten. Die Verbindung zum Bahnnetz erfolgte mit Diesellokomotiven.
Deutsches Zementmuseum Hemmoor, Zementmühle
Der Text auf der Erklärungstafel zur Zementmühle lautet:
Zum Herstellen von Normzement wird Klinker, Gipsstein und Anhydrit in Rohrmühlen feingemahlen. Bei der Erstellung von Eisen- bzw. Hüttenzementen wird auch noch Hüttensand mit vermahlen.
Die Zementmühle ist ein gepanzertes Stahlrohr, in dessen Kammern das Mahlgut nacheinander erst von größeren, dann von kleineren Stahlkugeln und zuletzt von stählernen Mahlkörpern durch Schlag und Reibung zu Zement fein gemahlen wird. Die Mühle arbeitet im Kreislauf mit einstellbaren Windsichtern, die den Zement mit der geforderten Feinheit aus dem Mahlgut ausscheiden, zu grobes Gut wird wieder in die Mühle zurückgegeben.
In den letzten Betriebsjahren liefen im Werk 3 Rohrmühlen mit einem Durchmesser von 3,20 bzw. 3,66 m und einer Länge von 10 m, die eine Mahlkapazität von bis zu 70 Tonnen in der Stunde erreichten. Sie wurden von Elektro-Motoren mit einer Leistung von 1600 bzw. 2400 kW angetrieben.