![]() | Für mich ist der alte Budapester U-Bahnwagen Nummer 12 aus dem Jahre 1895 ein Star im Hannoverschen Straßenbahnmuseum. Mit einem solchen Bonbon hatte ich hier gar nicht gerechnet! Die heutige Budapester „Kleine U-Bahn” alias „Ferencz József Földalatti Villamos Vasút” (übersetzt „Elektrische Untergrundbahn Franz Joseph”), alias „Millenniums-Linie” alias „Földalitti” war die erste Untergrundbahn des europäischen Kontinents. Sie wurde auftragsgemäß genau am 2.5.1896 fertig gestellt. Dies war der Tag, an dem Kaiser Franz Joseph I. die Milleniumsweltausstellung zum 1000-jährigen Bestehen Ungarns eröffnete. Seinerzeit gehörte Ungarn noch zu Österreich. |
Die Vorgeschichte zur Budapester U-Bahn ist diese: Siemens & Halske erhielt 1890 den Auftrag zum Bau einer Unterpflasterbahn in Budapest. Die Stadtväter Budapests waren von der Lichterfelder Straßenbahn in Berlin und der neuen elektrischen Londoner U-Bahn so begeistert, dass auch sie eine U-Bahn haben wollten.
Die U-Bahn wurde von Siemens & Halske gebaut. Die Strecke hat eine Länge von 3,68 Kilometern mit 9 Haltepunkten und führt von der Innenstadt zum Stadtwäldchen (Széchenyi fürdöbis zum Gizella tér, dem heutigen Vörösmarty tér). 3,22 Kilometer der Strecke verlaufen im Tunnel, 460 Meter verlaufen oberirdisch.
Die Tunnelstrecke liegt unter dem Straßenpflaster, noch oberhalb der Kanalisation. Deshalb ist der Tunnel nur 2,85 m hoch. Damit die Fahrzeuge möglichst niedrig sind, haben sie einen gekröpften Rahmen. Eine Doppelfahrleitung an der Tunneldecke versorgte diese Bahn mit dem 350 V Gleichspannung für den Fahrstrom. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 40 km/h. Weitere technische Daten sind: Wagenlänge 11,1 m, Wagengewicht 15 t, Normalspur 1435 mm.
![]() | Aufgrund des gekröpften Rahmens ist der
Fahrgasteinstieg ebenerdig. Der Fahrer kniete(!) über dem Drehgestell in einer von den Fahrgästen abgetrennten Kabine. Zum Einbau eines Fahrersitzes oder zum Stehen ist die Führerkabine zu niedrig. In die Kabine gelangte der Fahrer durch Öffnen eines der Frontfenster. Auf dem obersten Foto dieser Seite ist der Türgriff zu erkennen. |
Für den Betrieb der U-Bahn wurden insgesamt zehn Doppeltriebwagen erworben: 19 Triebwagen und einen Salonwagen mit der Wagennummer 20. Der Salonwagen war für den Kaiser Franz Joseph I. eingerichtet gewesen. Kaiser und Salonwagen wurden 1918 abgeschafft.
An der Herstellung eines U-Bahnwagens sind fast immer mehrere Hersteller beteiligt. Die elektrische Ausrüstung des ausgestellten Triebwagens stammt von Siemens & Halske, der wagenbauliche Anteil wurde in Ungarn gefertigt. Wagen dieses Typs waren bis 1973 im Einsatz!
Genaueres steht de.wikipedia.org unter dem Suchbegriff „Metro Budapest”
![]() | Die Fahrgäste saßen fast im Halbrund auf ihren Holzbänken. Laut Museumsbroschüre wurden über 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Renovierung des Wagens gesteckt. |
![]() | Blick gegen die Decke im Türbereich. Die Budapester U-Bahn hatte keine mitfahrenden Schaffner. Die Stationswärter schlossen an jeder Station die Fahrgäste im Wagen ein. |
![]() | Offenbar wurde in Ungarn einiges modernisiert: Fabrikat „Ganz”. |