Das Hannoversche Straßenbahnmuseum (HSM):
Akkulok — Kurvenschmierwagen — Zugmaschine

HSM, Zugmaschine (ZM) 3991 und — halb unter der Plane — Kurvenschmierwagen (KS) 3981
Dieser Beitrag ist zwei Straßenbahnfahrzeugen der Hamburger Hochbahn (HHA) gewidmet, die es 2001 noch im HSM gab. Mittlerweile sind sie dort nicht mehr vorhanden: Der Kurvenschmierwagen 3981 wurde 2014 an Privat abgegeben und wird bei Eggebek im Kreis Schleswig-Flensburg aufgearbeitet.[Informationsstand August 2015] Die Zugmaschine 3991 wurde 2003 im Hannoverschen Straßenbahnmuseum verschrottet.

Im Oktober 1947 und im November 1948 gingen die beiden neu gebauten Akkuloks mit den Betriebsnummern 2030 und 2031 in Betrieb. Sie waren von der Werkstatt Falkenried auf Drehgestellen von im Krieg zerstörten V5-Straßenbahn-Triebwagen aufgebaut worden. Die Akkuloks hatten vorne und hinten einen Fahrerraum. Ihr geschlossener Stahlaufbau war grau lackiert. Als Sicherung beim Schleppen der Bauzüge waren zusätzlich Ketten an den Puffern der Lokomotiven befestigt.

Im Wageninneren standen die Akkumulatoren auf Gestellen. Damit deren Dämpfe abziehen konnten, waren seitlich oben am Wagenkasten Entlüftungsschlitze eingearbeitet.

Die Rolle der Akkuloks bei der Trümmerräumung in Hamburg
nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit der Grundstücks- und Flächenräumung wurde begonnen, nachdem die öffentlichen Verkehrsflächen, dann die Verkehrswege und dann das Stadtzentrum vom Trümmerschutt geräumt waren.

Die Straßenbahn wurde überwiegend zur Räumung der Verkehrswege eingesetzt. 1947 begann im großen Stil die Grundstücks- und Flächenräumung. Die Straßenbahn war dazu in den Stadtteilen westlich der Alster gut geeignet, da dort das Straßenbahnnetz engmaschig war und die dortige durchschnittliche Entfernung zu den Abladeplätzen nur 5 km betrug.[157, Seite 182f]

Gebaut wurden die beiden Akkuloks, damit bei der Grundstücks- und Flächenräumung vom Trümmerschutt eine Beladung der Transportzüge an Gleisen ohne Oberleitung möglich ist. Die Akkuloks zogen die Transportzüge vom Hauptgleis auf das Stichgleis zum Beladen. Nach der Beladung schoben sie die Transportzüge wieder zurück auf das Hauptgleis. Das Hauptgleis war mit Oberleitung ausgestattet, das Stichgleis war ohne Oberleitung. Die fehlende Oberleitung erleichterte den Betrieb der Bagger und Kräne.

Bei voller Akkuladung war ein etwa 6-stündiger Betrieb möglich. Danach wurden die Akkumulatoren an der Fahrleitung wieder aufgeladen.[157, Seite 181f]

Eine der beiden Akkuloks wurde zur Trümmerräumung eingesetzt. Die zweite Akkulok wurde am Flughafen Fuhlsbüttel genutzt. Dort rangierte sie die Bauzüge zwischen dem Flughafengelände und der Straßenbahnendhaltestelle.

Nach Abschluss der Straßenbahnunterstützung bei der Trümmerräumung konnten die Akkumulatoren aus den Lokomotiven entfernt werden. Das geschah 1954 und 1957. Lok 2030 erhielt die neue Betriebsnummer 2002 und wurde im Mai 1957 vorläufig abgestellt. Die Lok 2031 erhielt die Nummer 2003 und wurde 1955 zu einem Kurvenschmierwagen umgebaut. Dabei wurden anstelle der Lüftungsschlitze auf jeder Seite vier gummigefasste Fenster eingebaut. 1958 und 1960 erhielten die Fahrzeuge einen gelborangenen Anstrich und den rot und weiß gestreiften Warnanstrich an einigen Kanten (siehe Foto oben).

Akkulok 2030 — 2002 — 2161 — 3991
Hersteller,
Baujahr:
Falkenried, 1947
Länge über
Puffer:
9,45 m
Breite:2,24 m
Radstand:3,30 m / 1,60 m
Eigengewicht:Als Akkulok 24780 kg,
als Zugmaschine 16300 kg plus 8,7 t Ballast.

Die Zugmaschine wurde mit Ballast beschwert, damit sie die 26,5 t schweren VG-Gelenktriebwagen abschleppen konnte.

Für die Abschiedsparade am 1.10.1978 zog die Zugmaschine Fahrzeugnummer 3991 einen angeblichen Pferdebahnwagen vom Hamburger Rathausmarkt zum Betriebshof Lokstedt. Dies war der letzte Zug, der Streckengleise der Hamburger Straßenbahn befuhr.

Akkulok 2031 — 2003 — 2171 — ZM 3981
Hersteller, Baujahr:Falkenried, 1948
Länge über
Puffer:
9,45 m
Breite, Höhe:Breite 2,24 m, Höhe 2,88 m
Radstand:3,30 m / 1,60 m
Laufkreis-
durchmesser:
660 mm
Antrieb:42 kW
Eigengewicht:Als Kurvenschmierwagen 16260 kg.

Der Kurvenschmierwagen schmierte die Kurven mit einem Mineralöldestillat von 95% igen Graphit und einem Zusatz zur Verbesserung der Haftfähigkeit und Druckfestigkeit.[40] Der Schmierstoffbehälter fasste 630 Liter. Die beiden Schienen wurden aus Spritzdüsen mit im Sommer 2 bar, im Winter 4 bar besprüht. Die Spritzdüsen wurden durch einen zwischen beiden Drehgestellen eingebauten Führungsradsatz über die beiden Schienen des Gleises geführt.

Der Bediener der Schmiereinrichtung konnte durch eine geöffnete Bodenklappe deren Funktion überwachen.

Die Zugmaschine (ZM) 3991 rangiert zu verschrottende V7E oder V6E-Triebwagen im Betriebshof Nedderfeld
Das nicht datierte Foto zeigt die Zugmaschine 3991 vermutlich 1977 im Betriebshof Lokstedt alias Nedderfeld. Wie aus anderen Fotos hervorgeht, dürfte der erste der beiden V6E- bzw. V7E-Triebwagen hinten auf dem Gleis der V7E mit der Betriebsnummer 3350 sein. Die HHA musterte alle V7-Triebwagen von 1970 bis 6/1977 aus. Bemerkenswert ist die auf dem Foto fast unsichtbare Scharfenbergkupplung (Zwischenkupplung?) vorne an der Zugmaschine.
Quellenangabe: [40] Die Fotos auf dieser Seite stammen aus der Sammlung des verstorbenen Hochbahners Hans-Peter Martin.

Siehe auch Ausstellung von Straßenbahnmodellen im Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf (Winter 2012/2013)

Letztes Upload: 30.07.2023 um 15:55:29 • Impressum und Datenschutzerklärung