Besuch beim VVM in Schönberger Strand:
Ein kleiner Überblick

Seit Juni 1976 betreibt der VVM in den Sommermonaten eine Museumsbahn auf dem 3,9 km langen Abschnitt Schönberg–Schönberger Strand der ehemaligen „Kiel-Schönberger Eisenbahn”. Die Betreibergesellschaft ist die „VVM-Museumsbahn-Betriebsgesellschaft m.b.H.”.

Die Gesamtstrecke der ehemaligen Kiel-Schönberger Eisenbahn verband Kiel und den 25 km entfernten Ort Schönberger Strand an der Ostsee.

Am 15. Juli 1993 wurde eine Straßenbahndemonstrationsanlage eröffnet und später ausgebaut. Sie besteht aus zwei miteinander verbundenen Kehrschleifen. Die Streckenlänge beträgt etwa 400 m. Außerdem gibt es eine Wagenhalle für die Straßenbahnen.

Es fahren historische Straßenbahnen aus Braunschweig, Hamburg, Kiel und Hannover.

Die Anlage Schönberger Strand versteht sich als Regionalverkehrsmuseum des Nordens. Man möchte eine typischen Kleinbahn im Rahmen eines solchen Museums darstellen. Der VVM besitzt eine Vielzahl von entsprechenden Lokomotiven und Wagons.

Die Website des Vereins ist so ausführlich und detailliert, das ich mir bei den Fahrzeugfotos auf dieser Webseite — sie entstanden überwiegend am 1.6.2002 beim Bahnhof Schönberger Strand — fast jeden technischen Kommentar verkneifen kann.

Beachtenswert ist das Bahnhofsgebäude Schönberger Strand. Es wurde 1914 erbaut und zeigt sich im Heimatstil.

Der einzige Bahnsteig des Bahnhofs Schönberger Strand ist niedrig, ungepflastert und teilweise überdacht
Am Bahnhof Schönberger Strand abgestellte Wagen
Schönberger Strand, Draisine Eine Draisine darf nicht fehlen! Übrigens, das Wort ist abgeleitet von dem Namen des Forstmeisters Karl von Drais. Er hatte 1817 in Mannheim eine Maschine mit zwei Rädern und einem Sattel erfunden, aus der später das Fahrrad entwickelt wurde. Im Eisenbahnbetrieb versteht man unter einer Draisine kleine drei- oder vierrädrige Wagen, die durch Handhebel, Fußpedal, Dampf oder Motor fortbewegt werden.
T24 Triebwagen
Auf dem Schild steht:
  • Triebwagen T24: T24 Baujahr 1925 Fabr.Nr. 145450
  • Van der Zypen & Charlier Deutz
  • 150 PS Büssing-NAG Dieselmotor (tatsächlich waren es 135 PS)
  • Ältester betriebsf. zweiachs. Triebwg. in der BRD.
  • Laufleistung ca. 2 Mill. km.
  • 1989 vom Hessenkurier an VVM.

Man beachte die Motorschnauze am linken Ende des Triebwagens.

Vergleichen Sie diesen Triebwagen doch mal mit dem T43 beim DEV!

Der „OLEX/BP” Kesselwagen stammt aus dem Jahr 1879. Er ist das älteste betriebsfähige Fahrzeug des VVM. (Nachtrag 4.7.2019: Nun macht er keinen betriebsfähigen Eindruck mehr.) Der Kessel besteht aus vernieteten Stahlblechen und fasst 12500 Liter.
Güterwagen G10 „Cassel” Zu diesem Gn-Güterwagen „Cassel” bzw „kurzer G10” fiel mir ein, dass ich als etwa 10-jähriger Junge einen Güterwagen „Kassel” für meine Trix Express H0 Modellbahn geschenkt bekommen hatte. Der Aufbau war noch aus lackiertem Weißblech — das Spielwarengeschäft hatte meinem Opa einen Ladenhüter angedreht. Ich war seinerzeit etwas sauer!
Güterwagen G10 „Cassel” Das an der Seitenwand aufgeschriebene Gattungszeichen „Gn” besagt, dass der Wagen mit Luftbremse oder Luftleitung, Dampfleitung oder sonstigen Einrichtungen ausgerüstet und deshalb zur Benutzung als Gepäckwagen oder in Personenzügen geeignet ist.
Das Stellwerk am Ende des Bahnsteigs ist einem Museum angemessen!
Dies Foto habe ich vom Stellwerk am Bahnhof Schönberger Strand aus aufgenommen. Der Bildausschnitt mit der strahlend blauen Werkslokomotive der chemische Fabrik Wolff & Co in Bomlitz (Lüneburger Heide, etwa 5 km nördlich Walsrode bzw. Fallingbostel) wird auf der nächsten Seite gezeigt.

Sambawagen: Beiwagen Typ V7BE
Sambabeiwagen Typ V7BE Der Sambabeiwagen Typ V7BE macht äußerlich einen gut restaurierten Eindruck. Leider fehlt die Wagennummer am Heck. Es dürfte der V7BE mit der Betriebsnummer 4391 sein.
Sambatriebwagen V6E Man sieht an dem Sambatriebwagen, dass man sich um den Erhalt bemüht. Der Triebwagen und sein Beiwagen werden durch Planen vor den Unbilden der Witterung geschützt. Der Fahrzeugtyp ist V6E, Wagennummer offensichtlich 3644, Baujahr 1952.
Nachbau eines Sommerbeiwagenwagens
Viel älter geht es wohl kaum, sollte man meinen. Aber das täuscht! Der Text auf dem Drehgestellschild lautet:
Wagenbauanstalt Hamburg Franke & Pahl.

Die Hamburger Firma Franke & Pahl hatte 1993/1994 den Sommerwagenaufbau gefertigt. Wirklich alt ist der Wagen also nicht, sondern es ist ein Nachbau: Für ein altes Fahrgestell wurde ein passender Aufbau gebaut. Die Wiederinbetriebnahme war 1994.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen „Sommerwagen”. Typisch für einen Sommerwagen ist: Die Sitzbänke gehen über die gesamte Breite, es gibt keine Seitenwände und bevorzugter Antrieb sind ein oder zwei Pferde.

Schönberger Strand, Kastenlore 1897
1897 ist die Fahrzeugnummer, nicht das Baujahr dieser Kastenlore der Hamburger Straßenbahn. Das Baujahr ist 1946 — die Lore wurde auf dem Fahrgestell eines im Krieg beschädigten Beiwagens aufgebaut. 1974 übernahm der VVM die Lore. Sie präsentiert sich wie in den 1950ern. Die Lore ist über Kupplung 5,78 m lang, wiegt 4,2 t und kann 6 t Ladung tragen.
Das Foto zeigt die gleiche Kastenlore sechs Jahre später am 4.9.2009. Die Kastenlore ist nun etwas versteckt worden. Wagen, die im Freien stehen, verfallen in kurzer Zeit. Insbesondere die Holzteile sind davon betroffen. Außerdem werden die Wagen benutzt. Der Erhalt der Fahrzeuge erfordert eine ständige Renovierung und bei begrenzten Mitteln das Setzen von Prioritäten.
Schönberger Strand: Straßenbahn zur Wasserkunst Die Zielanzeige „Wasserkunst” bezieht sich auf den Stadtteil Hamburg-Rothenburgsort.

Dieser Hamburger Straßenbahnwagen 656 gehört zur ersten Serie elektrischer Triebwagen, die die Waggonfabrik Falkenried (in Hamburg) hergestellt hatte. Er wurde 1894 in Dienst gestellt und seitdem etliche Male umgebaut.

1954 wurde die Hamburger elektrische Straßenbahn 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass wurde der 656 von der HHA (Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft) zu einem Museumsfahrzeug zurückgebaut. 1978 kam er zum Schönberger Strand.

Bei der offenen Plattform fragt man sich, wie es der Fahrer im Winter wohl ausgehalten hatte. Im Vorderwagen stand dann ein Kanonenofen. Die Plattform wurde mit Strohmatten ausgelegt.

Zur Beleuchtung im Wagen wurden Petroleumlampen benutzt. Als Streckenlampen wurden ebenfalls Petroleumlampen verwendet. Sie wurden auf Halter an der Stirnseite des Wagens aufgesteckt. Fest eingebaute elektrische Streckenlampen, wie sie der Museumstriebwagen besitzt, kamen erst ab etwa 1915 auf.[51] Man hat mit der Einführung elektrischer Streckenlampen lange gezögert, denn Petroleumlampen leuchten auch dann noch, wenn der Strom ausgefallen ist.

Siehe auch: Der 656 am Tag der Straßenbahn 2003


In Hamburg hat es 1842 den „Großen Brand” gegeben, der des fehlenden Löschwassers wegen weite Teile der Stadt vernichtet hatte. Die Hamburgische Bürgerschaft beauftragte 1844 den englischen Ingenieur William Lindley, die erste zentrale Stadtwasserkunst Hamburgs anzulegen. Das Kernstück dieser Wasserkunst bildete ein 65 m hoher Wasserturm aus Backsteinen am Billhorner Deich in Hamburg-Rothenburgsort. Zwei Dampfpumpen förderten Elbwasser aus drei Ablagerungsbassins in das Steigrohr im Inneren des Turmes. Am oberen Ende und in der Mitte des Steigrohrs bestand eine Verbindung zum Fallrohr, aus dem das Wasser über eine Hauptspeiseleitung in die Stadt strömte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Wasserförderung über diesen Wasserturm eingestellt. Es gibt ihn noch immer — er ist ein Industriedenkmal.

Schönberger Strand: Fahrzeughalle Wenn ich es richtig verstanden habe, handelt es sich um einen von vier ehemaligen Werkstattverschiebewagen, den die Waggonfabrik Falkenried zwischen 1927 und 1929 für ihren Eigenbedarf gebaut hatte.

Das Fahrzeug ist 3 m lang, hat 1,70 m Achsstand und wiegt 4770 kg. Außer diesen vier Verschiebewagen besaß Falkenried einen weiteren Verschiebewagen aus dem Jahre 1920. Der Verschiebewagen von 1920 hatte auf jeder Seite einen Fahrschalter, die vier neueren Verschiebewagen waren nur auf einer Seite mit einem Fahrschalter ausgerüstet.

Man beachte, das der Stromabnehmer an einem eigenem Turm angebracht ist! Die Werkstattverschiebewagen hießen auch „Rangieresel” oder nur „Esel”.

Letztes Upload: 24.03.2023 um 18:31:54 • Impressum und Datenschutzerklärung