York, National Railway Museum:
Die „Mallard”

Auf diese stromlinienverkleidete Dampflokomotive sind alle Engländer und das NRM besonders stolz: Keine Dampflokomotive ist offiziell jemals schneller gefahren als diese Lokomotive!
Für die Indienststellung ihres silberfarbenen Stromliniengliederzugs „The Silver Jubilee” am 28. März 1935 ließ die LNER (London & North Eastern Railway) vier ihrer Lokomotiven A4 „Pacific” stromlinienförmig verkleiden. Der Zug erreichte auf der Strecke zwischen London und Newcastle die Geschwindigkeit von 100 Meilen pro Stunde (160 km/h). Zwischen 1936 und 1938 entstanden 31 weitere Exemplare dieses Typs, die bis 1966 im Dienst blieben (Lokomotivnummern 60001 bis 60034).

Am 3. Juli 1938 erreichte die A4 mit der damaligen Nr. 4468 „Mallard” zwischen Grantham und Peterborough eine Geschwindigkeit von 126 Meilen pro Stunde (202,6 km/h) innerhalb einer 5 Meilen langen Messstrecke. Sie zog 7 Schnellzugwagen hinter sich her — einer davon war ein Messwagen. Somit gilt die Lokomotive „Mallard” offiziell als schnellste Dampflokomotive der Welt — auch wenn der Rekord auf einer Gefällstrecke erzielt wurde. Innerhalb der 5 Meilen langen Messstrecke erreichte sie knapp 5 Sekunden lang diese hohe Geschwindigkeit. Während dieser knapp 5 Sekunden legte sie 306 Yard (280 m) zurück.

Damit war der Geschwindigkeitsrekord der deutschen Stromliniendampflokomotive 05002 vom 11.Mai 1936 auf der Strecke Hamburg–Berlin zwischen Wittenberge und Nauen von 200,4 km/h eindeutig geschlagen.

Ich habe noch ein Foto von der „Mallard” aus der Zeit gefunden, als sie noch die Nummer 4468 hatte und nicht im Museum stand. Sie war damals nicht blau lackiert, sondern eher grünlich.

Im Februar 2014 existierten noch 6 Lokomotiven dieses Typs. Drei davon sind im Privatbesitz und sie haben — anders als die drei Loks im Museumsbesitz — Betriebszulassungen für öffentliche Eisenbahnstrecken.[David Wilkes: Reunited one last time — six of Britain's greatest steam engines, Daily Mail, 20.2.2014]

Es sind:

Aus dem Wörterbuch und Brehms Tierleben: Mallard = Stockente, Wildente. Der Erpel hat einen grünen Kopf und Oberhals, eine rötlich-braune Vorderbrust, braun und schwärzlich gefärbten Oberrücken, graue Oberflügel, prachtvoll blauen, beidseitig weiß gesäumten Spiegel, schwarzgrünen Unterrücken und Bürzel (Schwanz). Etliche der gebauten A4-Lokomotiven erhielten die Artbezeichnungen schnellfliegender Vögel. Gresley selbst unterhielt an seinen Landhäusern Zufluchtsorte für Wildenten und andere Wasservögel.[126,Seite 200]

„Flying Scotsman” war auch der Name einer Dampflokomotive, die auf der Strecke London–Edinburgh eingesetzt wurde. Sie gilt in England als eine der berühmtesten Dampflokomotiven. Am 5.April 2004 wurde sie von der Firma Flying Scotsman Plc. an das National Railway Museum verkauft.

Die Seite Hornby-Zugpackung März 2003 zeigt diese Lokomotive.

Mallard A4 Class LNER, England, 1935
Typ:Schnellzuglokomotive
Antrieb:einfache Dampfexpansion,
Heißdampf
Zylinder (Ø * Hub):drei 470*660 mm
Kesseldruck:17,5 bar
gebaute Exemplare:35
gebaute Versionen:2
Länge:21647 mm (mit Tender)
Fassungsvermögen
Wasser:
23 m3
Fassungsvermögen
Kohle:
18 t
Anmerkung: Für die Kohlemenge von 18 t trägt der Tender recht wenig Wasser. Vielleicht wurde Wasser während der Fahrt nachgetankt. Die englische Eisenbahn besaß die dafür erforderlichen Einrichtungen.
Achsfolge:2'C1'
Spurweite:1435 mm
Treibrad-
durchmesser:
2032 mm
Höchstge-
schwindigkeit:
202 km/h
Gewicht:170 t (mit Tender)
Reibungsgewicht:67 t
Zugkraft:16086 kg

Vorgeschichte der „Mallard”

Der Chefingenieur der London & North Eastern Railway (LNER), Sir Nigel Gresley, besuchte 1934 Deutschland, um den zweiteiligen dieselelektrischen Schnelltriebwagen „Fliegender Holländer” zu sehen. Damals war dies der schnellste Zug der Welt. Er legte die 287 km lange Strecke Hamburg – Berlin in 137 Minuten zurück: Durchschnittsgeschwindigkeit 126 km/h.

Gresley kam zur Überzeugung, dass sich eine solche Leistung auch mit Dampftraktion erreichen ließe. So erreichte am 30.11.1934 der „Flying Scotsman” zwischen Leeds und London King Cross mit 169 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord.[11,Seite 235]

Im September 1935 war der 25. Jahrestag der Krönung von George V. Die LNER wollte zu diesem Anlass eine neue Zugverbindung zwischen London und Newcastle unter der Bezeichnung „Silver Jubilee” eröffnen. Deren Züge sollten von stromlinienverkleideten Dampflokomotiven gezogen werden. Die Prototyplokomotive „Silver Link” verließ am 7.9.1935 das Herstellerwerk. Auf ihren Erprobungsfahrten erreichte sie am 27.9.1935 eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Am 30.9.1935 begann ihr Streckendienst. Zunächst als einzige Lok auf der neuen Linie leistete sie in den ersten beiden Wochen täglich 863 km bei 108 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.[115,Seite 97f]

Die „Mallard” ist von gleicher Bauart wie die „Silver Link”.


00-Modelle der „Mallard”

Die beiden folgenden Fotos von 00-Modellen der Stromlinienlokomotive entstanden im Hornby Visitor Centre am 23.12.2013.
Nein, dies ist nicht „Mallard”, aber die Lokomotive 4498 war von gleicher Bauart. Sie hat den Namen „Sir Nigel Gresley” erhalten. Das Modell wird nicht die Reichweite des Vorbilds erreicht haben, denn es handelt sich um eine Uhrwerkslokomotive von der Meccano Limited aus Liverpool.
Dies Modell stellt die „Mallard” dar. Im Vordergrund — und deshalb auf dem Foto etwas größer — ist das Innenleben der Modelllokomotive zu sehen. Der Elektromotor ist in der Lokomotive. Der Tender ist mit einem Gewicht beschwert. Die Kabel zwischen Tender und Lokomotive leiten den elektrischen Strom vom Tender zur Lokomotive.

Je nach Gehäuse konnten die Fahrwerke für Tender und Lokomotive für ein Modell der A4 wie die „Mallard” oder für ein Modell der A3 wie die „Flying Scotsman” genutzt werden.
Letztes Upload: 09.07.2023 um 11:21:22 • Impressum und Datenschutzerklärung