![]() Dies Fahrzeug der Pneumatic Despatch Company sieht aus gutem Grund nicht stromlinienförmig aus: Es handelt sich um das Fahrzeug einer Rohrpostanlage. Sogar die Räder sind so untergebracht, dass sie keinen Freiraum für vorbeiströmende Luft lassen. |
Die London Pneumatic Despatch Company (gelegentlich als „Dispatch” geschrieben) wurde am 30.Juni 1859 gegründet. Man wollte ein unterirdisches Tunnelsystem in der Londoner Innenstadt für den Pakettransport einrichten.
Es wurde zunächst eine oberirdische Teststrecke im Stadtteil Battersea gebaut. Am 20.Februar 1863 wurde der erste Streckenabschnitt zwischen dem Bahnhof Euston und dem Postamt (Sorting Office bzw. North Western District Office) Eversholt Street eröffnet. Die Strecke war etwa 500 Meter lang, der Tunnel war 711 mm breit und 838 mm hoch. Eine Kapsel konnte 35 Säcke transportieren und benötigte etwa eine Minute Fahrzeit. Es fanden 13 Transporte pro Tag statt.
Fact: In 1927 the Post Office opened an electric underground railway which ran between Paddington and the East District Post Office in Whitechapel Road, London. This railway, still operating in 1996, carried 35.000 mail bags daily.
Text einer Erklärungstafel im National Railway Museum, York (2002)
Später wurde die Strecke von Euston aus nach Holborn erweitert. Dieser Teil wurde am 10.Oktober 1865 in Betrieb genommen. Es folgte eine letzte Verlängerung zur Newgate Street. Somit war die Strecke Euston – Newgate Street etwa 4,5 km lang. Die gesamte Fahrzeit betrug etwas über eine Viertelstunde. Die Postkarren waren nur unwesentlich langsamer und die Post verzichtete 1874 auf die weitere Benutzung der Tunnel. Der Betrieb wurde eingestellt. Erst 1921 (oder 1924 ?) kaufte die Post den Tunnel, um in ihm Telefonkabel zu verlegen.
1930 wurden vier der Kapseln nördlich von Euston wiedergefunden. Mindestens zwei davon sind erhalten geblieben. Eine davon befindet sich jetzt im NRM. Die Kapsel wurde sowohl für die Teststrecke in Battersea als auch später für den Betrieb zwischen Euston und dem Postamt Eversholt Street benutzt.
Thomas Webster Rammel, einer der Entwickler dieser Rohrpostbahn, hatte bereits 1857 eine pneumatisch betriebene Hochbahn für den Personentransport vorgeschlagen. Später stellte er sich eine pneumatisch angetriebene Tunnelbahn vor. Zwischen den Stationen sollten Gruppen von Passagierkapseln fahren — aus Sicherheitsgründen immer genau eine einzige Gruppe zwischen zwei Stationen.
Auf der Crystal Palace Exhibition 1864 wurde eine 600 Yard (540 m) lange einspurige Demonstrationsbahn betrieben. Realisiert werden sollte eine solche Bahn zwischen Waterloo und Charing Cross quer unter der Themse.
Man erhoffte sich einen regen Zuspruch, denn damals waren alle Themsebrücken mautpflichtig.
Vorgesehen war eine spätere Verlängerung der Strecke im Norden zur Tottenham Court Road. Im Süden sollte eine Verlängerung nach Elephant and Castle erfolgen.
Man sah drei Züge, eine einzige Tunnelröhre von 18 Fuß Durchmesser und eine Zugfolge von 2 Minuten vor. Von den drei Zügen sollte jeweils ein Zug fahren. Gleichzeitig sollte bei den beiden anderen Züge der Fahrgastwechsel erfolgen.
Der Bau der Bahn begann gegen 1865. Anfang 1867 war der erste Tunnelabschnitt fertig gestellt. Das Flussbett war ausgebaggert, Pfeiler zur Halterung der im Wasser auf dem Grund der Themse liegenden Tunnelröhre waren gebaut.
Das Vorhaben scheiterte jedoch wegen der 1866er Finanzkrise. Eine der beteiligten Banken brach zusammen und die Bauarbeiten wurden 1868 eingestellt.
Diese Londoner Rohrpostbahn war Vorbild für das später weit verzweigte Rohrpostnetz in Berlin.
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