Ulster Transport Museum:
Triebwagen der Bessbrook and Newry Tramway Company

Die nur 5 km lange 914 mm Schmalspurbahn der Bessbrook and Newry Tramway wurde von 1885 bis 1948 betrieben.

Gebaut wurde sie in erster Linie von der Familie Bessbrook. Die Familie betrieb in Bessbrook eine Flachsmühle. Die Bahn sollte Arbeiter und Waren zwischen Bessbrook und der Endstation der Great Northern Railway (Ireland) in Newry befördern.

Kurz vorher ging die Giant's Causeway Tramway in Betrieb. Deren Fahrstrom wurde mit Wasserkraft erzeugt. Dies war möglicherweise der Grund dafür, dass man im Juli 1884 Kontakt zu Edward Hopkinson aufnahm. Im selben Jahr wurde Edward Hopkinson Chefingenieur des Elekromaschinenbaus bei Mather and Platt in Salford.[1]

Der Vertrag über die zu erbringende Kapazität der Bahn beinhaltete

Der Bau begann im November 1884. Der Probebetrieb dauerte von Oktober 1885 bis April 1886. Er wurde erfolgreich absolviert.

Das Wasserkraftwerk der Bahn wurde in Millvale vom Fluss Camlough gespeist.[2]

Betrieben wurde die Bahn mit zwei Triebwagen, einem Personenbeiwagen und über 20 Frachtwagons für Straßen- und Schienenbetrieb.[3]

Triebwagen der Bessbrook and Newry Tramway Company im Ulster Transport Museum
Die beiden Triebwagen waren von unterschiedlicher Länge: 10  und 6,60 m. Im längeren Triebwagen gab es ein Abteil 1. Klasse für 10 Fahrgäste und ein Abteil 2. Klasse für 24 Fahrgäste. Der kürzere Triebwagen hatte lediglich ein Abteil 2. Klasse. Das Gewicht des längeren Triebwagens wird mit 8380 kg angegeben.

Die Triebwagen fuhren auf zwei Zweiachsdrehgestellen. Allerdings wurde nur ein Drehgestell angetrieben (Achsfolge 2'B'). Der Fahrer stand auf einer offenen Plattform. Zwischen ihm und den Fahrgästen war über dem angetrieben Drehgestell der Edison-Hopkinson-Elektromotor in einem eigenen Abteil untergebracht. Seine Leistung (Stundenleistung?) ist mit 15 kW angegeben. Die Übertragung zu den mit Treibstangen verbundenen Triebrädern des angetriebenen Drehgestells erfolgte mittels Kette(n).

Die Triebwagen erhielten ihren elektrischen Strom aus einer Mittelschiene. Der Rückstrom wurde von beiden Fahrschienen abgeführt. Die Segmente der Strom- und Fahrschienen wurden mit Kupferstreifen elektrisch verbunden. Man kam so auf einen Verlustwiderstand von 0,25 Ohm pro Meile Streckenlänge. Die Triebwagen hatten an beiden Enden jeweils einen Stromabnehmer. An Bahnübergängen waren die Stromschienen unterbrochen.

Die Züge bestanden aus dem Triebwagen und vier Frachtwagons. Sie konnten um den Personenwagen oder um zwei Frachtwagons erweitert werden. Die erreichte Fahrgeschwindigkeit wird mit 6 bis 8 Meilen pro Stunden (9,7 bis 11,3 km/h) bei 30 t Last auf einer Steigung von 5‰ angegeben.


Fußnoten
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  • [1] Benutzte Quelle: en.wikipedia.org, Suchbegriff Bessbrook and Newry Tramway und die daraus abgehenden Verweise. Es geht aus den Texten nicht hervor, ob Edward Hopkinson bereits im Juli 1884 Chefingenieur bei Mather and Platt war, oder ob er bald danach Chefingenieur wurde (Stand 28.7.2014).

    Edward Hopkinson (*28.5.1859; †15.1.1922) war ein englischer Elektroingenieur und ein konservativer Politiker.

    Ausgebildet wurde er im Owen's College (Manchester) und im Emmanuel College (Cambridge). Danach, ab 1882, studierte er Mechanik und Elektrotechnik unter Sir William Siemens (*4.4.1823 in Lenthe bei Hannover; †19.12.1883 in London) und erhielt einen Doktortitel der Londoner Universität.

    Hopkinson war an einer Reihe von frühen Eisenbahnprojekten mit elektrischem Antrieb beteiligt. Hierzu gehören

    1884 trat er der Mather and Platt Engineering Company in Salford als Leiter des Elektromaschinenbaus (electrical engineering department) bei. In der Firma stieg er bis zum stellvertretenden Generaldirektor (vice-chairman) auf.

    1918 wurde er als Kandidat der „Coalition Conservative” für den neuen Wahlkreis Clayton (zu Manchester) aufgestellt. Er gewann die Wahl.

    Er war verheiratet und hatte mit seiner Frau zwei Kinder.

  • [2] Die Fallhöhe des Wasser betrug 8,5 m, der Durchfluss mindestens 14000 m³.

    Aus (8,5*14000*1000)/(24*3600*102) ergibt sich ein mindestes Arbeitspotential des Wasser von 13,5 kW.

    Pro Minute ergibt sich aus 14000/(24*60) eine minimale Durchflussmenge von knapp 10 m³ pro Minute.

    Die von MacAdam Brothers in Belfast gelieferte Turbine war mit 46 kW bei einem Durchfluss von 46,6 m³ pro Minute mit 290 Umdrehungen pro Minute spezifiziert: (8,5*46,6*1000)/(60*102)=64,7 kW, also 71% Wirkungsgrad).

    Die Turbine trieb zwei von Mather and Platt gelieferte Edison-Hopkinson-Generatoren an. Jeder Generator war mit 250 Volt, 72 Ampere (entsprechend 18 kW) bei 1000 Umdrehungen pro Minute spezifiziert.

  • [3] Die Frachtwagons für Straßen- und Schienenbetrieb hatten Räder ohne Spurkranz. Auf dem Bahngleis mussten sie seitlich geführt werden. Dazu hatte man außen neben beiden Schienen des Bahngleises jeweils eine weitere, jedoch um etwa 22 mm abgesenkte, Schiene gelegt. Auf diesem Außengleis liefen die Frachtwagons. Sie wurden somit von beiden Innenschienen auf Spur gehalten.
Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:23:09 • Impressum und Datenschutzerklärung