Unsere kleine Expedition führt durch den Linne-Teil des Ohlsdorfer Friedhofs. Dessen Vorgeschichte ist diese:
1913-14 wurden 180 ha Gelände für die Friedhofserweiterung nach Osten erworben. Das Gelände war damals noch preußisch. 1915 wurde Wilhelm Cordes Plan für die Friedhofserweiterung genehmigt. Bis 1919 wurden die Erweiterungsarbeiten nach
diesem Plan durchgeführt. 1917, noch vor ihrem Abschluss, verstarb Wilhelm Cordes.
1919 wurde Otto Linne, der damalige Gartenbaudirektor in Hamburg, kommissarischer Friedhofsdirektor. Er änderte den Plan für das Erweiterungsgelände in Hinblick auf Zweckmäßigkeit und Sachlichkeit, räumliche Begrenzung und leichte
Auffindbarkeit der Gräberfelder. Dieser neue Plan wurde vom Senat genehmigt. 1920 begannen, im Rahmen eines Notstandsprogramms zur Beschäftigung von Arbeitslosen, die Arbeiten nach diesem Plan.
Ein Parkfriedhof, wie von Wilhelm Cordes geplant und realisiert, hat zwei Nachteile: Er ist unübersichtlich und die Fläche wird unter dem Aspekt der Belegungsdichte nicht maximal genutzt. Anfang der 1920er wurde deshalb in der
Friedhofsarchitektur die „krumme Linie” von geraden Linien und rechten Winkeln abgelöst.
Der Erweiterungsteil des Ohlsdorfer Friedhofs (sogenannter Linne-Teil) ist ein Musterbeispiel hierfür. Die von Otto Linne entworfenen Erweiterungsflächen erhielten eine geometrische Struktur. Die Gesamtfläche wurde in kleine
überschaubare für sich gestaltete gartenartige Einzelfriedhöfe bzw. Grabquartiere aufgeteilt. Zur Trennung dienten Hecken und Baumreihen. Die Teiche — wie der Prökelmoorteich und der T-Teich — bildeten geometrische Grundformen. Als
Orientierungshilfe wurden bemerkenswerte Schöpfbrunnen aufgestellt.
Die Friedhofsreform, eine Bewegung der damaligen Zeit, änderte auch die Grabgestaltung. Die Art und Gestaltung der Grabsteine wurde vorgeschrieben. Die repräsentativen Grabstätten, die das Bild des Cordes-Teils auch heute noch
wesentlich bestimmen, fehlen deshalb im Linne-Teil.
1920 war der Erste Weltkrieg gerade beendet. Die Grabanlagen dieses und des Zweiten Weltkriegs prägen das Bild des Linne-Teils wesentlich mit.
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