Ohlsdorfer Friedhof • Beim Wasserturm in der Cordesallee:
Werden – Sein – Vergehn

Nr. 23: Das Familiengrab Alexander Kähler (Q25,36-49) Nr. 5: Familiengrab Keitel (O24)
Diese Plastik steht unmittelbar östlich (rechts) neben der auf der vorigen Seite beschriebene Grabwand Wedells. Im Gegensatz zur Grabwand Wedells ist sie von der Cordesallee aus nicht zu sehen, denn sie steht hinter einer Hecke in einem Garten. Man muss die Pforte öffnen, um in den Garten zu gelangen.
Werden-Sein-Vergehn Die Plastik zeigt drei Abschnitte des Lebens: Geburt, Erwachsenenalter, Greisenalter. Sie stammt vom Kunstprofessor Arthur Bock (*1875; †1957) aus Leipzig. Von 1903 bis 1948 schuf er unter anderem etwa 50 Plastiken auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Sein Stil ist unverkennbar.
Werden-Sein-Vergehn Auf den erste Blick mein man, dass Arthur Bocks heroisch wirkenden Plastiken aus der Zeit des Dritten Reiches stammen würden. Das stimmt aber nur sehr begrenzt. Diese Plastik „Werden-Sein-Vergehn” stammt aus (vermutlich) dem Jahre 1915.

Die Statue steht auf dem Familiengrab des Fabrikbesitzers Dr. Max Albrecht.

Das zweite Foto auf dieser Seite ist vom 19.10.2002. Die übrigen Fotos des Grabdenkmals entstanden am 23.10.2012. Offenbar wurde die Statue zwischenzeitlich gereinigt.

Werden-Sein-Vergehn

Das Neugeborene wird hochgehalten

Werden-Sein-Vergehn

Der ermattete Pilger ruht sich aus


Dr. Max Albrecht (*24.10.1851 in Liegnitz/Oberschlesien; †12.12.1925 bei Hamburg) entstammt einer deutsch-jüdischen Juristenfamile. Samuel Albrecht (*1779; †1855), sein Großvater väterlicherseits, war Großkaufmann in Hamburg. Sein Onkel Siegfried Albrecht (*1819; †1885) war Präsident des Hanseatischen Oberlandesgerichts, sein Vetter Adolph(?) oder Adolf Hermann Albrecht war Präsident des Hamburger Landesfinanzamtes.

Max Albrecht war Erdölfachmann und Industrieller. Er promovierte 1871 in Halle. Während des Studiums hatte er sich mit der Chemie der Kohlenwasserstoffe beschäftigt. Ab Ende der 1870er baute er Anlagen zur Herstellung der damals neuen Mineralschmierstoffe u.a. in Hamburg auf. 1883 gründete er in Baku ein eigenes Unternehmen zur Herstellung von Schmierstoffen. 1884 baute er eine entsprechende Fabrikation marktnah in Hamburg auf und gründete die Mineralölwerke Albrecht & Co KG.

Die Firma expandierte und betrieb Fabriken in Baku und Hamburg sowie Umschlagsanlagen in Batum, Stettin und Warschau. Durch den Ersten Weltkrieg verlor das Unternehmen die Standorte in Baku, Batum und Warschau. Man orientierte sich um auf die Verarbeitung amerikanischen Rohöls in neuen Werken in Duisburg und Mannheim.

Informationsquelle für die kurze Biografie: Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke: Hamburgische Biografie — Personenlexikon, Hamburg 2003

Baku ist die Hauptstadt Aserbaidschans. Batum (auch Batumi) ist eine Hafenstadt am Schwarzen Meer im südwestlichen Georgien.

Dr. Max Albrecht und die HHA
Die Hamburger Hochbahn AG (HHA) wurde am 27.5.1911 gegründet. Dem Aufsichtsrat gehörten staatliche Vertreter des öffentlichen Interesses an. Sie hatten kein Stimmrecht, aber sie hatten ein Vetorecht. Zwei der drei Vertreter des öffentlichen Interesses trugen den Namen Albrecht. Es waren der Senatssyndikus Dr. Adolph Albrecht und Dr. Max Albrecht.

1918 wurde die HHA in ein gemeinwirtschaftliches Unternehmen umgewandelt. Der Aufsichtsrat wurde von 13 auf 24 Personen erweitert. Ihm gehörte Dr. Max Albrecht an. Dr. Adolph Albrecht erscheint nicht in der Liste der Aufsichtsratsmitglieder von 1918.

Wilhelm Stein schrieb in der Beschreibung der Ereignisse des Jahres 1925: Am 12. Dezember starb das langjährige AR-Mitglied Dr. Max Albrecht.

Quelle: [47, Seiten 6, 22, 23, 50]

Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:23:03 • Impressum und Datenschutzerklärung