Verkehr nach dem Friedhof. Eine bedeutende Verkehrsvermehrung brachte die am 11. April 1895 erfolgte Eröffnung des elektrischen Betriebes der Straßenbahn Barmbek–Ohlsdorf, die starke Vermehrung der Fahrten, Anhängung von Wagen sowie Ermäßigung des Fahrgeldes wie wesentliche Abkürzung der Fahrzeit. Weitere Steigerungen der Friehofsbesuche[3] traten ein, als am 5. Dezember 1906 die Vorortsbahn und am 1. Dezember 1914 die Hochbahn nach Ohlsdorf in Betrieb gesetzt wurden.[Der Ohlsdorfer Friedhof und der Nahverkehr]
Für den Verkehr auf dem Friedhof gab es vor dem Kriege Stellwagen[4] , die vom Eingang der Fuhlsbüttler Straße zu den Kapellen fuhren. Mit der Inbetriebnahme der Erweiterung auf dem Bramfelder Gelände wuchsen die Entfernungen sehr an, weshalb Ende Mai 1923 an den Werktagen versuchsweise eine halbstündige Autobusverbindung vom Vorortsbahnhof Ohlsdorf bis zur Kapelle 12 auf Bramfelder Gebiet in Betrieb gesetzt wurde.[Der Ohlsdorfer Friedhof und der Nahverkehr, dort unter 25.5.1923]
2. Ausdehnung des Friedhofgebietes. 1896 erwarb der Staat an der Nordseite des Friedhofs auf der Klein-Borsteler Feldmark 15,4 ha für 53 Pfennige das qm; der zwischen diesen Ländereien gelegene Feldweg wurde 1898 zu letzterem hinzugezogen.
Als 1899 die Bürgerschaft eine Verlängerung der gesetzlich auf 15 Jahre bemessenen Ruhezeit anstrebte, erfolgten wieder neue Flächenankäufe in Klein-Borstel: 12,6 ha für 57 Pfennige und 2,52 ha für 1,25 Mark das qm, 1900 noch zusammen 25,4 ha für etwa 95 Pfennige und 1901 rund 0,9 ha für 2,70 Mark das qm.
1913 kamen an der Ihlandstraße weitere 2,5 ha hinzu zum Quadratmeterpreis von 8,50 Mark.
Trotz dieser fortgesetzten kleineren Ankäufe erwies der Central-Friedhof sich infolge schneller Zunahme der Bevölkerung Hamburgs Band 1/Seite 612 sowie auch zufolge der mit dem zunehmenden Wohlstand steigenden Neigung der Käufer von Grabstellen für die eigenen Angehörigen und deren Nachkommen eine möglichst große Zahl zusammenliegender Gräber zu sichern, ungeachtet wiederholter Erweiterungen für die Ansprüche auf Ausweisung von Grabstellen nicht mehr genügend.[5]
Um die Schönheit der vorhandenen Anlage als Waldfriedhof späteren Geschlechtern zu erhalten, gliederte man dem Friedhofsgelände 1913 eine große angrenzende Fläche von etwa 175 ha auf preußischen Gebiet an, zum Duchschnittspreise von 2,15 Mark das qm; ein Übergang des in der Gemeinde Bramfeld gelegenen Geländes in Hamburgische Staatshoheit kam dabei nicht in Frage. Der Gemeinde Bramfeld wurden als Entschädigung hamburgischerseits 360000 Mark als Beitrag für Herstellung einer Kläranlage zur Reinhaltung des Alsterlaufs von Schmutzabflüssen gezahlt. Der neue dritte Eingang ist an die Stelle gelegt, wo das erworbene Gelände nördlich des Dorfes Bramfeld die Landstraße nach Bergstedt berührt.[Friedhofseingang Bramfelder Chaussee] Die über das Gelände des erweiterten Friedhofs führenden öffentlichen Wege, die aufgehoben wurden, hatte Hamburg durch ein um das Friedhofsgebiet herumführende Straße zu ersetzen.
Das so für die Friedhofserweiterung erworbene Gelände dehnt sich in annähernd geradliniger Verlängerung seines alten Nordrandes nach Osten bis an die Bergstedter Landstraße in Bramfeld. Seine südliche Begrenzung bildet der nicht in den Friedhof miteinbezogene langgestreckte Bramfelder See, an dessen Nordrande für Hamburgische Kosten ein Spazierweg hergestellt und der Gemeinde Bramfeld zu freiem Eigentum überwiesen wurde.[Friedhofseingang Seehof und Bramfelder See (dort auch Folgeseite)]
Auch 1914 erwarb der Staat noch Ländereien auf Bramfelder Gebiet zur Erweiterung des Friedhofs. Im Norden des Prökelmoors wurden 2,5 ha und zwischen dem Nordrand des neuen Friedhofsgeländes und der Wellingsbütteler Grenze außerdem noch 15 ha angekauft, beide Flächen für 2 Mark das qm; zu dem selben Preis kamen 1915 beim Prökelmoor noch mehrere Stücke, zusammen groß 1,7 ha, hinzu.
Für die Erweiterung des Central-Friedhofs sind seit 1895 bis 1915 in Anspruch genommen: auf Hamburger Gebiet 50 ha, auf Preußischem Gebiet 182,9 ha, außerdem für den jüdischen Begräbnisplatz 3,2 ha. 1914 umfasste das für Beerdigungszwecke hergerichtete Friedhofsgebiet eine Gesamtfläche von etwa 195 ha, Ende 1920 rund 247 ha. Die Entfernungen in dem gesamten Friedhofsgebiet wurden durch diese Ausdehnung recht große. Vom Haupteingang in Ohlsdorf bis zur alten Ostgrenze hat man rund 2 km Band 1/Seite 613 zu gehen und von da bis zum zukünftigen dritten Eingang an der Landstraße nach Bramfeld mehr als 2 km, so dass von einer Seite zur anderen etwa 4½ km zurückzulegen sind.
Erweiterungsarbeiten, Skulpturen und Denkmäler. 1896 wurden die Arbeiten im Waldgürtel (Ostseite) fertig und 1897 die Steinschlagarbeiten in der Hauptallee, der Waldstraße und der Bergstraße vollendet. Der Haupteingang wurde an die Fuhlsbüttler Straße angeschlossen; es erfolgte auch die Bepflanzung der Staffelanlage und des etwas erhöht angelegten Ehrenfriedhofes, der für Personen bestimmt ist, die sich besonders um den Hamburger Staat verdient gemacht und keine Angehörigen mehr haben; auch bei der Räumung der alten Friedhöfe finden die Gebeine hochverdienter Männer und Frauen dort ein Ehrengrab.[Althamburgischer Gedächtnisfriedhof] Die erste derartige Beisetzung erfolgte Mitte Mai 1900 mit den Resten des Vincent Placcius (1642–1699), der als Professor am Johanneum sein Vermögen zu einer Stipendienstiftung und anderen milden Zwecken bestimmt hatte, denen die Zinsen noch dienen. 1804 bei Abbruch des Domes wurden seine sterblichen Reste nach dem St. Georger Friedhof an der Kirchenallee überführt. Auf dem Platz vor der oberen Staffel des Ehrenfriedhofes ward eine überlebensgroße Christusfigur (Geschenk von Fr. Wencke, Bildhauer Xaver Arnold) in Marmor am 15. Juli 1905 enthüllt.
Mit Herrichtung der 1896 in Klein-Borstel erworbenen rund 15 ha wurde 1899 begonnen; die Arbeiten kamen 1901 zum Abschluss. Auf dem 1896 entstandene „Geologischen Hügel” an der Waldstraße östlich vom Nordteich sind die, bei den Entwässerungsarbeiten in großer Menge gefundenen, sog. nordischen Geschiebe aus beiden Eiszeiten zu einer Felspartie vereinigt.[6]
Am 2. Oktober 1903 erfolgte die Grundsteinlegung des Denkmals für die Opfer der „Primus-Katastrophe” südlich der Kapelle 5; auf einem Sandsteinsockel steht als Sinnbild des Friedens eine Christusfigur aus Marmor (Professor Echtermeier, Braunschweig). Auf dem Platz wurden von den 99 geborgenen Opfern (es fanden im ganzen 101 Menschen in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1902 auf der Elbe bei Nienstedten ihren Tod) 78 bestattet. Die Einweihung des Denkmals erfolgte am 4. Mai 1904.[Die „Primus”-Opfer]
1905 begann man mit der Herrichtung weiterer 32 ha auf der Klein Borsteler Feldmark, 1906 erfolgten dort die ersten Beerdigungen. Die Verunglückten auf dem Grasbrook (s. Band 2 ,Abschn. VI. 6A/Seite 291) haben 1910 ihren Platz westlich der Kapelle 7 erhalten.[Die Gemeinschaftsgrabstätte für 16 Opfer der Explosion des Gasspeichers auf dem Grasbrook am 7.12.1909]
1913 wurden die Flächen an der Südseite der Ihlandstraße, Band 1/Seite 614 weil bei der beständigen starken Zunahme der Bevölkerung Hamburgs trotz der Herabsetzung der für die gemeinsamen Gräber bisher gewährten Ruhezeit von 25 auf 20 Jahre nur noch für absehbare Zeit der nötige Raum zur Anlage neuer Gräber vorhanden war, durch Aufhebung des für sie begrenzenden Teils der genannten Straße in unmittelbare Verbindung mit dem übrigen Gelände des Friedhofs gesetzt und für Beerdigungszwecke hergerichtet.[7] Die Verbindung mit dem jenseits der Landesgrenze nach Steilshoop führenden Feldweg blieb durch einen Fußweg östlich vom jüdischen Begräbnisplatz erhalten.
Einen 1,5 ha großen Teil des neu erworbenen Bramfelder Geländes in der Nähe der fünften Kapelle grenzte man im Herbst 1914 ab und richtete ihn zur Beschäftigung vieler Leute als Notstandsarbeit her, teils als Ruhestätten für die in den Hamburger Lazaretten ihren Wunden erlegenden Kriegern. Zum Schmücken dieses Krieger-Ehrenfriedhofs wurde 1914 die Summe von 15000 Mark bewilligt. 1914–1919 erfolgte der Ausbau der Kriegerehrenallee,[8] auch anderweitige Steinschlagbahnen wurden hergestellt.
Ende 1920 waren auf dem Ehrenfriedhof 2686 deutsche und 333 fremde Krieger beigesetzt.
Der an der Ostseite des Friedhofs vom Forsthof nach Klein Borstel und Wellingsbüttel führende, größtenteils längs der Landesgrenze verlaufende Fahrweg wurde der Erweiterung des Friedhofs auf Bramfelder Gebiet wegen 1914 aufgehoben.
1915 führte man den sich den Windungen des alten Weges angepassten Spazierweg am Bramfelder See aus. Die erforderliche Bodenmengen entnahm man dem anstoßenden, durch Senkung des Wasserspiegels teils trocken gelegten Seegrunde. Der Strandweg erhielt 11 m Breite, wovon 7½ m auf den Fahrweg entfallen. Gleichzeitig stellte man auch den 14 m breiten Fahrweg an der Nordseite längs der neuen Friedhofsgrenze her, der von der Landstraße Hellbrook–Sasel abzweigt und nach Klein-Borstel führt.
1916 begannen die Erweiterungsarbeiten auf dem neu erworbenen Gelände nach dem der natürlichen Beschaffenheit des Geländes angepassten Entwurf des Friedhofsdirektors Cordes. Die Gesamtausgabe für die Herrichtung des insgesamt 176½ ha umfassenden Gebiets wurde 1916 auf 3,2 Millionen Mark veranschlagt ohne die im Laufe der Zeit auszuführenden Kapellen und das Verwaltungsgebäude. Bereits 1917 musste man das neue Gelände in steigendem Umfange für Gräber in Benutzung nehmen; da die Wege von den Kapellen 3 und 5 allmählich zu weit wurden, so errichtete man auf den Plätzen der Kapellen 9 und 10 vorläufig zwei einfache, schlichte Notkapellen aus Holz und Band 1/Seite 615 die Zufuhrtstraße dahin her. 1918 wurde, wegen des gesteigerten Bedürfnisses nach Ausweisung von Gräbern mit den Arbeiten auf dem neuen Gelände fortgefahren. Zur Herrichtung weiterer Grabflächen höhte man das tiefliegende Gelände zwischen Prökelmoor und Bramfelder See auf und legte 1919 zwischen den Kapellen 9 und 10 eine Verbindungsstraße an, dgl. von Kapelle 10 nach der noch zu erbauenden Kapelle 11.
Seit dem 2. November 1919 erfolgten auf Antrag der Arbeiter zur Durchführung der völligen Sonntagsruhe auf dem Central-Friedhof keine Beerdigungen mehr.
Am 10. März 1920 (dem 80. Geburtstag des verstorbenen Friedhofsdirektors Wilh. Cordes) wurde sein Denkmal am Südrande des Rosariums eingeweiht, inmitten einer einfachen Pilastergestaltung mit Architrav die Stele mit seinem Bildnis.[9] Ausgeführt ist das Denkmal nach Entwurf des Oberbaudirektors Schumacher in fränkischem Muschelkalkstein vom Bildhauer Ulmer.
1921 beschloss die Friedhofsdeputation zu Ehren des verstorbenen Direktors und in Anerkennung seiner Verdienste um den weit über Deutschland hinaus berühmt gewordenen Ohlsdorfer Friedhof, die bisherige Hauptallee daselbst mit dem Namen „Cordes-Allee” zu bezeichnen.
1919 übernahm der Gartendirektor Linne, dessen Entwurf für die weitere Herrichtung eines Gräberfeldes bei der zukünftigen Kapelle 12 von Senat und Bürgerschaft genehmigt und wofür die Summe von 2 Millionen Mark bewilligt war, kommissarisch die Stelle des Friedhofsdirektors. Während die Corde'sche Gestaltung des Geländes den landschaftlichen Friedhof anstrebt und die Gräberfelder in Anlagen verbirgt, also eine Park schafft mit eingegliederten Grabfeldern, weicht der Linnesche Entwurf hiervon wesentlich ab, das Gräberfeld herrscht vor; die verschiedenen Arten von Gräbern sind in einzelnen von Hecken und Baumwänden gebildeten großen Räumen untergebracht. Da bei einer derartigen Gestaltung der eigentliche Grabschmuck zum Hauptaugenmerk wird, so erließ die Friedhofsdeputation im September 1920 bezüglich des neuen Erweiterungsgebietes Richtlinien für die Aufstellung von Grabmalen.
Mit der Herrichtung des Geländes wurde im März 1920 begonnen, wegen der außerordentlichen Arbeitslosigkeit als Notstandsarbeit. Diese Erweiterungsarbeiten wurden nach Bewilligung weiterer Mittel im großen ganzen im Mai 1921 beendet. Inzwischen war auch die Notkapelle 11 erbaut[10] und mit der NotKapelle 12 begonnen; für diese Band 1/Seite 616 mussten im Dezember 1921 zu der anfänglichen Anschlagsumme von 370000 Mark noch 132400 Mark nachbewilligt werden, sie wurde 1922 in Holzfachwerk vollendet.
1922 im Oktober wurden für die Herrichtung weiterer Grabflächen auf der Bramfelder Seite zehn Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Hierfür kamen aber infolge der zunehmenden Geldentwertung bereits im Jahre 1923 weitere 38,4 Millionen und im März genannten Jahres noch 45,2 Millionen Mark Nachforderungen hinzu. Gegen Ende des Jahres begannen auch die Herstellungsarbeiten des Einganges zum Ohlsdorfer Friedhof von dieser Seite her, nachdem hierfür sowie für die Wege zum Anschluss an den übrigen Teil des Friedhofes 4,7 Millionen Mark bewilligt worden waren. Auch diese Summe reichte keineswegs, es mussten 1923 hierfür noch rund 67 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden.
4. Das Krematorium (s. Tp. II S. 478 u. Hb. u. s. B. 1914 Bd. II. S. 297 u. f.). 1904 wurde auf dem Gelände des Krematoriums[11] eine Friedhofsanlage geschaffen, nachdem 1903 das Gesetz über das Feuerbestattungswesen abgeändert worden war, um die vorerst im Eigentum des Vereins für Feuerbestattung verbleibende Anlage für immer zu erhalten. Die Aschenreste sind zum Teil auf dem Gelände des Krematoriums, zum Teil auf dem allgemeinen Ohlsdorfer Friedhof auf Urnenplätzen oder in Familiengräbern beigesetzt worden; ein Teil ist auch nach auswärts oder in den Besitz der Angehörigen übergegangen.
Anfang 1915 erwarb der Staat das Krematorium zwecks Ermäßigung der Feuerbestattunskosten. Auch hatte die Zahl der Feuerbestattungen seit 1910 (678 Leichen), wo die Feuerbestattung in Preußen zugelassen wurde, ständig abgenommen.
Für das 7035 qm große Grundstück mit Krematorium und Urnenfriedhof zahlte der Staat 275000 Mark. Von dem Kaufpreis wurden nach Einlösung von Schuldscheinen und rückständiger Zinsen 200000 Mark dem hamburgischen Staat unter der Bedingung wieder überwiesen, dass die Zinsen davon ausschließlich für Verbesserungen und Verschönerung des der Friedhofsdeputation unterstellten Krematoriums verwendet werden.
Das Gelände des Krematoriums erfuhr 1915 zufolge der Straßenbauten in Umgebung des Alsterkanals eine Einschränkung; an der neuen Uferstraße wurde ein zweiter Eingang hergestellt.
Seit der Inbetriebnahme am 19. November 1892 sind im Krematorium bis Ende 1920 insgesamt 11156 Leichen eingeäschert.
5. Wasserversorgung. Als die bisher durch zwei Band 1/Seite 617 Windräder beschaffte Wasserversorgung für die Gärtnerei und zwei Behälter für die Rohrleitungen des Friedhofes bei längerer Dürre und Windstille nicht ausreichten, ward 1896 auf dem Lagerplatz ein nach Bedarf in Betrieb gesetzter Petroleummotor aufgestellt und das dortige Windrad nach der Baumschule an der Fuhlsbüttler Straße versetzt. Später kam ein zweiter Motor hinzu.
1898 wurde der Turm am Ostende der Hauptallee zur Aufnahme zweier weiterer Wasserbehälter errichtet und 1906–1907 bzw. 1912 je ein Behälter östlich der Kapelle 6 bzw. 7 aufgestellt.
Das Bramfelder Erweiterungsgebiet hatte man anfänglich an die oben erwähnte aus zwei Brunnen gespeiste Wasserleitung angeschlossen; als diese Anlage jedoch nicht mehr ausreichte, ging man der Kostenersparnis wegen 1923 zur Versorgung des Gesamtrohrnetzes auf dem Friedhof durch die Stadtwasserkunst über, wofür im Oktober 1922 zusammen 12,4 Millionen Mark bewilligt wurden. Hierdurch wurde zugleich für Trinkwasser auf dem Friedhof gesorgt und der Einbau von Feuerwehrhydranten ermöglicht. Infolge der Teuerung mussten jedoch bereits im März 1923 hierzu noch 8,6 Millionen Mark nachbewilligt werden.
6. Gärtnerei und Baumschule. Die Einrichtung der Friedhofsbaumschule (Tp. II. S. 477) an der Fuhlsbüttler Straße, südlich der Feuerbergstraße, wurde 1897 vollendet. 1911 erbaute man auf dem Lagerplatz neben der alten Gärtnerei nördlich vom Nebeneingang (Fuhlsbüttler Straße) ein Unterkunftshaus für die Mitarbeiter (1910 etwa 250) auf dem Friedhof.
An dem 1913 aufgehobenen östliche Teil der Ihlandstraße wurden seit 1907 zwei Flächen zur Gärtnerei und Baumschule benutzt. Diese hatte man 1913 nebst der am zweiten Eingang belegenen 2,15 ha großen Friedhofsgärtnerei, die vom Damm der Alstertal- und der Langenhorner Bahn großenteils in Anspruch genommen wurde, nach den insgesamt 4,5 ha großen, sich längs der Vorortsbahn hinter der Friedhofsbaumschule entlangziehenden Flächen verlegt. 1913 stellte man daselbst ein Gebäude für Überwinterung der Pflanzen her.
7. Der Kalzinierofen[12] wurde 1899 zur Vernichtung der Überreste an Knochen, Hobelspänen, Kleidungsstücken und Teilen der Holz- und Metallsärge, sowohl der Räumung der nach Ablauf der Ruhejahre frei gewordenen Gräber in Ohlsdorf als auch der alten Friedhöfe, in den damaligen südöstlichen Ecke des Friedhofsgeländes an der Ihlandstraße erbaut und Ende des genannten Jahres in Betrieb gesetzt. Durch einen Koksgenerator wird im Band 1/Seite 618 Verbrennungsraum des Ofens eine Temperatur von etwa 1000° C erzeugt, die die eingeschütteten Reste in Asche verwandeln. Für die von den alten Begräbnisplätzen an der Kirchenallee kommenden Reste blieb der Ofen bis zum 19. März 1900 ununterbrochen in Betrieb. Mit diesem Tage waren die Ausgrabungen der Leichen auf den alten Friedhöfen an der Kirchenallee beendet, soweit das Gelände zum Bau des Hauptbahnhofes nötig war.
Der Rest der Jacobi-Begräbnisplatzes an der Seite des Steintorplatzes bei der Kirchenallee wurde nur geebnet und in Anlagen verwandelt. Die ausgegrabenen, nicht völlig verwesten Leichen hat man in 977 Kisten nach Ohlsdorf überführt und dort in allgemeinen Gräbern auf der Klein-Borsteler Seite wieder beigesetzt.
Auf den alten Friedhöfen waren an verschiedenen Stellen die Särge bis zu 5½ m Tiefe zu sechs, ja sieben übereinander gestellt. Ausgegraben wurden etwa 30000 Leichen.
Die Asche aus dem Kalzinierofen hat man am östlichen Waldrande südwestlich der Kapelle 5 wieder beigesetzt auf einem 50 m langen länglich runden Platz, dem Denkmalhof, auf dem ringsum die erhaltenen Denkmäler wieder aufgestellt worden sind.
8. Das Verwaltungsgebäude wurde 1908–1910, als das für die Verwaltung des Friedhofes errichtete kleine vorläufige Haus im Norden des Haupteinganges nicht mehr genügte, auf dem dafür am Haupteingang bestimmten Platz errichtet und kam Anfang 1911 in Benutzung. Das alte Häuschen wurde abgebrochen, der Raum den vorhandenen Anlagen angeschlossen und die damit zusammenhängenden Straßenarbeiten ebenfalls 1911 beschafft. 1910 bis 1911 erbaute man auch am Haupt- wie am Nebeneingang je eine Bedürfnisanstalt und ein Pförtnerhäuschen. Die vier 1911 errichteten Pfeiler der Tore des Haupteinganges sollen mit Marmorflachbildern, die die vier Lebensalter darstellen, geschmückt werden.[14]
9. Endgültige Kapellenbauten. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof sind, wie eingangs erwähnt, alle Bekenntnisse gleichberechtigt; die Kapellen sind deshalb keine Kirchen; sie dienen für Feierlichkeiten, als Warteraum und zum Einstellen der Leichen; an diesen Zweckmäßigkeitsbauten fehlt deshalb jeglicher auf irgendein Bekenntnis hinweisender Schmuck.
1896–1898 ward die Kapelle 4 im Süden des Friedhofs nahe der Ihlandstraße erbaut. 1902 entstand im Nordosten an der Kapellenstraße die fünfte Kapelle; an der Verlängerung dieser Straße erbaute 1904–1905 das Hochbauwesen der Baudeputation die sechste Kapelle im Norden des Friedhofsgeländes auf ehemals Klein-Borsteler Gebiet; sie kam am 30. August 1905 in Benutzung.
Band 1/Seite 619 1907–1908 ward Kapelle 7 ebenfalls auf Klein-Borsteler Seite erbaut und am 18. Oktober 1908 in Gebrauch genommen. 1910 bis 1912 entstand die achte Kapelle, westlich der vorhergehenden, nahe der Norderstraße; sie kam Ende August 1912 in Betrieb.
Die Kapellen 9–13[13] sind als vorläufige Bauten in dem auf Bramfelder Gebiet belegenden Friedhofsgelände in den Jahren 1917–1923 erbaut (s. Band 1/Seite 616).
10. Friedhofserschließungen, Grabräumungen in Ohlsdorf. Der alte St. Georger Begräbnisplatz an der Kirchenallee fiel am 18. Januar 1897 an den Staat zurück. Am 1. November begann die Räumung dieses und des St. Jacobi-Friedhofes daselbst. (s. Band 1/Seite 617).
Der Begräbnisplatz bei der Hammer Kirche wurde am 31. März 1899 geschlossen. Die völlige Schließung der evangelisch-luherischen Begräbnisplätze vor dem Dammtor und in Eppendorf erfolgte am 31. Dezember 1904. Die Ruhezeit für diejenigen vor dem Dammtor lief am 31. Dezember 1919 ab.
Die Räumung gemeinsamer Gräber auf dem Ohlsdorfer Friedhof begann vom 1. Januar 1908 an mit den Jahrgängen 1877–1882, von da an jährlich fortlaufend für jene Gräber, für die die Ruhezeit abgelaufen war. Die gesetzliche Ruhezeit beträgt „mindestens 15 Jahre”. Stillschweigend sind vorerst 25 Jahre gewährt, seit 1913 ist mit Zustimmung des Senats und der Medizinalbehörde die Ruhezeit auf 20 Jahre festgesetzt.
Die sieben vor dem Dammtor liegenden lutherischen Begräbnisplätze (St. Petri, Nicolai, Catharien, Michaelis, St. Pauli, Gertrud, St, Maria-Magdalenen) sind am 1 Januar 1895 der Friedhofsdeputation unterstellt worden.
Der katholische und der reformierte Begräbnisplatz fielen am 1. April 1899 an die Stadt zurück; gleichzeitig begann die 15 jährige Ruhezeit, während welcher für die Unterhaltung und allmähliche Aufhebung der Begräbnisplätze seitens der Friedhofsdeputation zu sorgen ist.
1907 wurden die Einzelverwaltungen auf den Begräbnisplätzen aufgehoben und die Flächen nach und nach durch Beseitigung der trennenden Hecken in eine einheitliche Anlage verwandelt.
11. Der jüdische Begräbnisplatz ist durch Vertrag von 1882 dem Vorstand der deutsch-israelitischen Gemeinde unter Beitritt der portugisisch-jüdischen Gemeinde als Teil des allgemeinen Friedhofes in Ohlsdorf überlassen worden. Während der Dauer des Friedhofes darf eine Räumung oder Neubelegung Band 1/Seite 620 von Grabstellen nicht verlangt werden; für dies Zugeständnis, das eine Verminderung der Gebühreneinnahme für den Staat zur Folge hatte, bezahlte die Gemeinde das qm der überlassenen Fläche mit 60 Pfg., entsprechend dem damaligen Preis der Friedhofsländereien.
1905 erwarb die Gemeinde vom Staat etwa 4,35 ha hinzu, davon 1,84 ha für 60 Pfg., 2,51 ha für 1 Mark das qm entsprechend den derzeitigen gezahlten Bodenpreisen, so dass der anfänglich 6,16 ha umfassende Friedhof 10,51 ha groß wurde. Die Herrichtung der Vergrößerungen beschaffte die Gemeinde auf eigene Kosten.
Der alte Begräbnisplatz der deutsch-israelitischen und der portugiesisch-jüdischen Gemeinde außerhalb des Dammtors neben der Straße An der Verbindungsbahn wurde 1900 geschlossen.
1915 stellte die deutsch-israelitische Gemeinde für gefallene jüdische Krieger in Ohlsdorf einen Ehrenplatz bereit. Auf diesem Platz sind bis Ende 1920 beigesetzt 83 deutsche und ein fremder Krieger.
Am 17. September 1922 wurde die nach Steilshoop zu gelegene Vergrößerung des israelitischen Friedhofes eingeweiht; er umfasste nunmehr auf Hamburger Gebiet 10,5 ha, in der Steilshooper Gemarkung 1,7 ha, zusammen 12,2 ha, von denen 6,1 ha hergestellt und 3,2 ha geweiht sind.
12. Friedhofszählung. Über die Beerdigungen auf dem Ohlsdorfer Friedhof bis 1920 geben folgende Zahlen Auskunft:
im Jahr | sind beerdigt | Beerdigungen insgesamt einschließlich Einäscherungen |
---|---|---|
1895 | 11 458 | 172 750 |
1900 | 12 215 | 230 207 |
1905 | 12 652 | 293 474 |
1910 | 13 964 | 362 793 |
1915 | 14 077 | 434 042 |
1919–1920 1.1.1919–31.3.1920 | 20 129 | 500 267 |
Der Friedhof soll nicht eine Stätte der Toten und Verwesung sein. Freundlich und lieblich soll Alles dem Besucher entgegentreten und dadurch der Ort aus der umgebenden Landschaft herausgehoben und geweiht werden.Zitiert aus. W. Cordes, Friedhof zu Ohlsdorf-Hamburg, Führer, Hamburg o.j. (1887), Seite 14.
des Friedhofsbesuchstatt „der Friedhofsbesuche”.
Die erwähnten vier Marmorflachbilder an den vier Pfeilern wurden möglicherweise nicht realisiert. Z.B. Pythagoras verglich vier Lebensphasen mit den vier Jahreszeiten.