![]() | Was war geschehen? Im jetzigen Überseequartier der Hamburger HafenCity, ziemlich genau dort, wo gegenwärtig (Ende 2018) das von Unilever gemietete Verwaltungsgebäude steht, ereignete sich am 7.12.1909 um 15 Uhr eine sehr heftige Explosion. Explodiert war der nur kurz vorher fertig gestellte neue 4-hübige Teleskop-Gasspeicher.[1]
Das 71 m hohe Bauwerk von 74 m Durchmesser und 30 000 t Gewicht[2]
war zur Hälfte, d.h. mit 100 000 m3 Gas, gefüllt gewesen.
Die Untersuchung der Explosionsursache ergab, dass die Stahlträger am Boden des Wasserbassins zu schwach bemessen waren. Dadurch brachen Bodenbleche; das für die Abdichtung des Gasbehälters verwendete Wasser lief aus und überflutete das Gelände des Gaswerks. Das nun ausströmende Gas entzündete sich. Das folgende Feuer verursachte um 16:30 auch die Explosion des benachbarten älteren Gasspeichers. Insgesamt waren 30(? oder 20 — widersprüchliche Angaben) Todesopfer und 42 Verletzte zu beklagen.[3] Von den Todesopfern wurde 16 in der hier beschriebenen Grabstätte beigesetzt. |
![]() Die Granitfindlinge des Denkmals sollen 1910 bei Bauarbeiten für die Turnhalle des Eimsbütteler Turnverbandes e.V. gefunden worden sein. Die angebrachte Tafel trägt die Inschrift:
DEM ANDENKEN DER AM 7. DEZEMBER 1909 BEI DEM BRANDE AUF DEM GROSSEN GRASBROOK VERUNGLÜCKTEN GEWIDMET. |
![]() | Die Gemeinschaftsgrabstätte wurde kurz vor Aufnahme der hier gezeigten Fotos restauriert. Das an der neu aufgestellten Sitzbank angebrachte Schild bezieht sich darauf. |
![]() Gaswerk Grasbrook im Jahre 1910 von der gegenüberliegenden Elbseite aus gesehen.[300] |
[↑2] Technische Angaben u.a. laut →www.gaswerk-augsburg.de, Abruf am 9.2.2021.
Weitere Einzelheiten sind in der →deutschen Wikipedia unter dem Suchbegriff „Gasometer Grasbrook” beschrieben. Folgt man den dortigen Links, kann man erfahren, wie ein Teleskop-Gasspeicher funktioniert und wie es zum unpassenden Ausdruck „Gasometer” für diese Art von Gasspeichern gekommen ist.
[↑3] Die Anzahl der Todesopfer wird — je nach Quelle — mit 14, 20 oder 30 angegeben. Auch für die Anzahl der Verletzten werden je nach Quelle unterschiedliche Zahlen genannt.
Ein von Charles Trampus gefertigtes eindrucksvolles Foto von dem Brand ist auf →gettyimages veröffentlicht.
»Das schreckliche Brandunglück der Gaswerke auf d. Grasbrook
Die Explosion zweier Gasometer am 7. Dezember 1909.
Um 3 Uhr flog der mit einem Kostenaufwand von 14 Million Mark erbaute neue Riesen-Gasometer, der grösste d. Kontinents, in die Luft und um 4½ folgte der alte Gasometer nach.
Vierzehn Tote und 40 Verletzte zählte man.«
»1908 begann der Umbau des Gaswerks Grasbrook zur Erhöhung seiner Leistungsfähigkeit. Das Werk vermochte von allen drei Werken am billigsten zu produzieren, weil es zufolge seiner Lage am offenen Elbstrom das Entlöschen der englischen Kohle aus den Schiffen ohne Zwischenlagerung gestattet; ferner konnte man annehmen, das dies Werk als Mittelpunkt für die städtische Gasversorgung mit einer großen Zunahme des Gasverbrauchs zu rechnen haben werde. Der Umbau des Werkes wurde dadurch beschleunigt, dass an dem Westufer des Magdeburger Hafens zwischen diesem und dem Gaswerksgebiet ein Schuppen für Südfrüchte hergestellt werden sollte; um für diesen die nötigen Tiefe nebst der erforderlichen Fläche für eine Straße und die Ladegleise zu erhalten, musste die Grenze des Werkes im Norden um 25 m, im Süden um 5 m nach Westen verschoben werden. Dafür wurde 1908–1909 die Gaswerkstraße an der Nordseite des Werkes zum Fabrikplatz entfernt, und durch diesen Streifen ein Teil des abgebrochenen Geländes wieder gewonnen.
Westlich vom neuen Kohlenspeicher errichtete man 1908–1909 nach Beseitigung des dortigen alten 15 500 cbm fassenden Behälters und unter Mitbenutzung des Platzes der Ammoniakfabrik, einen Gasbehälter von 200 000 cbm Inhalt mit einem Durchmesser von 71 m, gleich der Höhe des alten, 1914 abgebrochenen Gasturms (Schornstein). Der Behälter liegt mit seiner unteren Fläche so hoch überm Gelände des Werkes, dass die Eisenbahn unten durchgeführt werden konnte. Kaum in Betrieb genommen, brach am Nachmittag des 7. Dezember 1909 der Boden des hochgelegenen Wasserbeckens dieses Behälters durch und das unter Druck ausströmende Gas geriet in Brand. Die Flammen übten weithin eine verheerende Wirkung. Das Dach des nur 8 m von dem großen stehenden, älteren 50 000 cbm-Behälters fing Feuer; da die Feuerwehr nicht genügend einzugreifen vermochte, brannte auch dieser aus, indessen ohne Menschen zu verletzen. Insgesamt verbrannten etwa 130 000 cbm Gas. Bei dem Bruch des großen Behälters wurden 72 Menschen verletzt, davon fanden 20 infolge der Brandwunden ihren Tod, deren 13 unmittelbar nach dem Unglück, während von den 16 schwer verletzten Leuten nachher noch sieben starben. Von den 20 Toten wurden vier auf Verlangen der Angehörigen auswärts beerdigt, 16 konnten auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur letzte Ruhe auf Kosten der Deputation für das Beleuchtungswesen, die auch für eine würdige Ausstattung der Grabstätte und für die Aufstellung eines Gedenksteines sorgte. Für die hinterbliebenen Witwen und Waisen (11 bzw. 30) kamen zufolge Aufrufs rund 54 000 Mark zusammen (Grasbrooknotspende). Aus diesen Mittel erhielten die Hinterbliebenen Entschädigungen und laufende Unterstützungen.
Der Betrieb des Werkes konnte am nächsten Tag wieder aufgenommen werden. […] Der kleinere ausgebrannte Behälter kam am 7. November 1910 wieder in Betrieb. Die Wiederherstelllung des 200 000 cbm Behälter-Bauwerks dauerte bis gegen Ende 1911; am 20. November des gen. Jahres war auch er wieder betriebsfertig.«