Friedhof Ohlsdorf • Der kleine Ring:
Familiengrab Wolffson bei Kapelle 1 (S11,592–597, 602–607, 615–620)

Corporation der Klempner Das Grabmal Nugent ex Rolfing
Ohlsdorfer Friedhof, Familiengrab Wolffson bei Kapelle 1
Man könnte meinen, dass ein Spaßvogel tatsächlich einen prächtigen Sarkophag oben auf das Grabmal gestellt hat. Das Grabmal besteht aus rotem Sandstein und ist knapp über 4 m hoch. „Familie Wolffson” steht auf der Platte über dem Palmenwedel.

Dies große Grabmal steht etwas weiter in Richtung Osten am gleichen Fußweg wie das ehemalige Gemeinschaftsgrab der Corporation der Klempner.

In dem Buch Kurt Grobecker: Hamburger Sternstunden (Hamburg 1995) taucht diese Bemerkung im Abschnitt „Zaghaftes Ende eines langen Unrechts: Die Verordnung zur Gleichstellung der Juden in Hamburg” auf:

Auch Isaak Wolffson, später ein angesehener Jurist, sollte als frischgebackener Doktor der Rechtswissenschaften die Bedeutung des Hamburger Bürgerrechts zu spüren bekommen.

Dr. Isaac Wolffson (*21.1.1817; †12.10.1895) war jüdischer Abstammung — deshalb konnte er vor 1849 kein Hamburger Bürger werden. Er hatte mehrfach seine Zulassung für ein Anwaltsbüro in Hamburg beantragt, aber sie wurde ihm als Nichtbürger verweigert. Erst dank der 1849 erlassenen Verordnung konnte er das Bürgerrecht erlangen.

Von 1859 bis 1889 war Dr. Isaac Wolffson Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Von 1861 bis 1863 war er Präsident der Bürgerschaft. Von 1871 bis 1881 war er für die Nationalliberale Partei Abgeordneter im Deutschen Reichstag. Ab 1890 gehörte er der Kommission für die Zweite Lesung des Bürgerlichen Gesetzbuches an. 1879 wurde er zum ersten Präsidenten der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer für Hamburg, Lübeck und Bremen gewählt.

Büste Wolffson im Oberlandesgerichtsgebäude in Hamburg
Die Inschrift lautet:
I.WOLFFSON J. U. DR.
VORSITZENDER DER HANSEATISCHEN ANWALTSKAMMER
von 1879 – 1895
Am 12. 10.1928 wurde in der Vorhalle des Oberlandesgerichtsgebäudes in Hamburg eine Büste von Wolffson aufgestellt. Die Büsten von Dr. Ernst Friedrich Sieveking (*24.6.1836; †13.11.1909) und Dr. Isaac Wolffson blicken sich hier gegenseitig an.

Bereits im Stadtplan von 1928 tauchen die Namen Wolffsonsbrücke und Wolffsonsweg auf. Im Stadtplan von 1938 heißt der Wolffsonsweg „Lützowstraße”. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden etliche Straßennamen zurückgeändert. 1947 wurden in Hamburg-Alsterdorf nach Dr. Isaac Wolffson benannt bzw. erneut benannt: Wolffsonbrücke, Wolffsonstieg und Wolffsonweg.

Isaac Wolffsons Lebenslauf weist einige Parallelen mit dem von Dr. Gabriel Riesser auf.

Sein Sohn, der Rechtsanwalt Dr. Albert Wolffson (*1847; †1913), gehörte ebenfalls dreißig Jahre lang (von 1880 bis 1910) der Hamburgischen Bürgerschaft an. Er wurde im gleichen Familiengrab beigesetzt.

Seine Tochter Selly Agnes Wolffson (*30.11.1849; †18.3.1936) setzte sich bis ins hohe Alter im sozialen Bereich ein. Nach dem Tod ihres Vaters richtete sie einige als Haushaltsschulen betriebene Schulküchen ein, denn sie war der Überzeugung, dass eine Arbeiterfamilie wesentlich besser materiell versorgt sein würde, wenn die Hausfrau gut wirtschaften könne.[204, Seiten 251ff]

Beigesetzt wurde sie im gleichen Familiengrab. 1985 wurde nach ihr die Agnes-Wolffson-Straße in Hamburg-Bergedorf benannt.

Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:23:02 • Impressum und Datenschutzerklärung