Friedhof Ohlsdorf • Der kleine Ring:
Grabmal Hammond-Norden ex Cohen/Rosenfeld bei Kapelle 1 (T10,218–226)

Frühe Engel — Familiengräber Braasch und Meisner Corporation der Klempner
Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Hammond-Norden ex Cohen/Rosenfeld bei Kapelle 1
Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Hammond-Norden ex Cohen/Rosenfeld bei Kapelle 1 Ein Obelisk aus schwarzem Granit auf einem sechseckigen Sockel bildet das Zentrum dieser Grabanlage östlich der Kapelle 1 auf der gleichen Straßenseite wie die Kapelle 1. Auf der Rückseite des Obelisken steht der Hinweis „ERRICHTET 1884”, auf der Vorderseite das Sinngedicht:

„Liebe und Frohsinn verband die verwandten Seelen im Leben,
Und ihr Sterbliches deckt dieser gemeinsame Stein.”

Zur  i Herkunft siehe weiter unten!

Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Hammond-Norden ex Cohen/Rosenfeld bei Kapelle 1

Die beiden Reliefs aus weißem Marmor in der abgewinkelten Grabwand sind neuer als der Obelisk. Sie wurden 1920 von Paul Wilhelm Henle (*1887; †1962) gefertigt.

Als Vorinhaber der Grabstätte sind Cohen/Rosenfeld angegeben. Laut Inschrift auf dem Obelisken ist der jetzigen Besitzername Hammond-Norden.

Ein weiteres Grabmal dieses Bildhauers steht auf dem Familiengrab Böhm ex Arnstedt.

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass auf dem Ohlsdorfer Friedhof das Familiengrab Hoyer (AC11,1-22) auf einer Schriftplatte diese Inschrift trägt:

Lieb' u. Freundschaft umschling' der Verwandten Seelen im Leben,
Und ihr Sterbliches deck' dieser gemeinsame Stein.
Göttliche Liebe, Du bist's, die der Menschheit Blumen vereinigt,
Irdisch getrennt, sind sie doch ewig verbunden durch Dich.

Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Hammond-Norden ex Cohen/Rosenfeld bei Kapelle 1


Das Wieland-Grab in Oßmannstedt

Einem Friedhofsbesucher fiel auf, dass das Sinngedicht den Bildungsgesetzen eines Epigrammes folgt. Er suchte nach dem Urheber, und erhielt von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen die Information, dass der Dichter Wieland die Inschrift auf dem dreiseitigen Obelisken seiner Familiengrabstätte in Oßmannstedt unweit von Weimar am Nikolaustag des Jahres 1806 selbst gedichtet habe. Sie lautet:

vorge-
tragen
Liebe und Freundschaft umschlang die verwandten Seelen im Leben,
Und ihr Sterbliches deckt dieser gemeinsame Stein.

Die Inschrift ist auf den drei Seiten des dortigen dreiseitigen(!) Obelisken so angebracht, dass sie den Obelisken in halber Höhe umschlingt. Inhaltlich unterscheiden sich die Inschriften durch das auf dem Obelisken in Oßmannstedt versinnbildlichte Wort „umschlang” sowie bei der Wortwahl „Frohsinn” und „Freundschaft”. Ein weiterer Unterschied ist das Material des Obelisken. Hier ist es schwarzer Granit, in Oßmannstedt ist es Seeberger Sandstein, 1807 vom weimarischen Bildhauer Weißer ausgeführt. In beiden Fällen steht der Obelisk auf einem sechseckigen Postament.

Das Wieland-Grab in Oßmannstedt

Die drei Symbole, in Klammern der Teil des auf der jeweiligen Seite des Grabmals dargestellten Textes:

Sophie Brentano, Detail
  • Schmetterling im Rosenkranz, der Schmetterling soll Psyche versinnbildlichen — Sophie Brentano (Liebe und Freundschaft umschlang).
  • Verschlungene Hände im Eichenlaubkranz für Eintracht und Treue — Anna Dorothea Wieland (die verwandten Seelen im Leben).
  • Geflügelte Lyra unter dem Stern der Unsterblichkeit — Christoph Martin Wieland (und ihr Sterbliches deckt dieser gemeinsame Stein).
Anna Dorothea Wieland, Detail Christoph Martin Wieland, Detail

Die Interpretation der drei Symbole habe ich Dr. H. Doering: Chr. M. Wieland''s Biographie (Jena 1853, Verlag von Carl Doebereiner) entnommen. Der entsprechende Textabschnitt lautet hier:

»Für Sophie Brentano war das Emblem einer Psyche mit einem Rosenkranz umgeben gewählt worden; für Wielands Gattin das Sinnbild der Eintracht und Treue: zwei verschlungene Hände in einem Eichenkranz. Die geflügelte Lyra mit dem Stern der Unsterblichkeit darüber ward für Wieland zum Sinnbilde gewählt.«
Letztes Upload: 11.09.2023 um 15:52:27 • Impressum und Datenschutzerklärung