Friedhof Ohlsdorf • Der kleine Ring:
Das Familiengrab Rave (J14,378–381)

Kapelle 4 und Hanseatische Kampfgenossen Der Naturlehrpfad im Bereich der Kapelle 4
Der Marinemaler Professor Christopher Rave hätte ganz sicher dies schöne Motiv gemalt. Da er hier begraben ist, müssen wir jedoch davon ausgehen, dass er es nie gesehen hat.

Grabmal Marinemaler Professor Christopher Rave

Die beiden ersten Fotos auf dieser Seite sind aus den Jahren 2002 und 2003. Das dritte Foto ist vom 17.6.2015. Die Rhododendren wurden zurückgeschnitten und das Denkmal wurde offenbar renoviert.
Auch nach dem Schneefall und in der eisigen Kälte des 30.Januars 2021 verlassen Christopher Rave und sein Vogel nicht ihren Platz!

Das Grabmal des Marinemalers Professor Christopher Rave (*20.2.1881; †13.1.1933) auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist zwar recht auffallend, aber etwas schwer zu finden. Ein kleiner Tipp: Es ist in der Nähe des Naturpfades bei „Die Eiche”, nur einen Steinwurf nordnordöstlich von Kapelle 4 entfernt.

Grabmal Marinemaler Professor Christopher Rave. Ist es ein Seeadler?
Der mit Hut und Mantel bekleidete Herr Rave sitzt auf einem aus Felssteinen gebildeten Stuhl. Der Stuhl steht auf einem Sockel.

Der Sockel besteht wohl aus Granit, seine Farbe mag an Korallen erinnern.

Raves linke Hand ruht auf dem Wanderstock. Oder ist es Pilgerstab?

Ein Buch — vielleicht ein Reiseführer — liegt aufgeschlagen auf seinen Knien. Rave hält mit seiner rechten Hand die Seiten des Buches fest. Er macht einen müden und in sich gekehrten Eindruck.

Hinter Rave sitzt ein Seeadler. Beide schauen in die gleiche Richtung, sie scheinen etwas in der Ferne zu beobachten.

Signatur Valentin Kraus aus München am Sockel der Statue

Auch eine andere Interpretation der Statue ist denkbar. In der antiken Überlieferung symbolisiert der Adler die innere Betrachtung, das Sichversenken, die geistige Erkenntnis. Vielleicht ruht sich Christopher Rave gerade auf einer Wanderung aus und sinnt über sein Leben nach.

Das Grabmal stammt von dem Bildhauer und Maler Valentin Kraus aus München, einem der Schüler von Christopher Rave. Es soll Rave als „Wanderer zwischen den Welten” symbolisieren.

Der Marinemaler Professor Christopher Rave hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er stellte sich die Aufgabe, eine Geschichte der Seefahrt über 8000 Jahre in 300 Ölgemälden zu zeichnen. Das beschäftigte ihn von 1900 bis 1909. 1911 stellte er seine 300 Gemälde der Seefahrtsgeschichte in Hamburg aus. Ein Postkartenverlag reproduzierte alle Gemälde und veröffentlichte sie als „Marine-Galerie, 8000 Jahre Schiffahrt in Wort und Bild”. Rave konnte seine Gemälde verkaufen. Der Verbleib der meisten seiner Bilder ist nicht bekannt. Das Abschlussgemälde seiner Seefahrtsgeschichte „Die brandenburgische Flotte vor Emden” im Format 4,80 * 3,50 m befindet sich im Besitz der Hamburger Kunsthalle. Einige Reproduktionen seiner Gemälde findet man per Suchmaschine im Internet.

Er erlebte 1910 die Strandung des Laeisz-Fünfmasters „Preußen” vor Dover an Bord mit. Die „Preußen” war vorher mit einem Dampfer kollidiert. Er nahm als quasi Bildberichterstatter an der deutschen Arktis-Expedition unter Leutnant Schröder-Stranz teil (1912 bis 1913). Nur wenige Teilnehmer überlebten. Einem der Teilnehmer, dem Ozeanografen Dr. Hermann Rüdiger, rettete Rave das Leben, indem er ihm erfrorene Teile der Füße und Finger amputierte. Beide haben ihre Erlebnisse in Buchform veröffentlicht:

Hermann Rüdiger: Die Sorge-Bai
Christopher Rave: Im Eis verirrt

Christopher Rave erkrankte an Kehlkopfkrebs. Die Erkrankung trieb ihn in den Freitod.

So hat Christopher Rave den Hilfskeuzer SMS Seedadler gemalt.

Felix Graf Luckner, der „Seeteufel”, ist ebenfalls auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.


Auf der Website der Familie Rave steht im Download-Bereich eine PDF-Datei über die Marinemalerei, über Christopher Rave und die unglücklich verlaufende Arktis-Expedition. Ein weiterer Bericht über die Expedition ist auf „einestages” (Spiegel Online) zu entdecken.
Letztes Upload: 06.04.2023 um 06:21:28 • Impressum und Datenschutzerklärung