![]() Hier stehen ein Obelisk und ein stilisiertes Kreuz dicht hintereinander auf einer Wiese in der Bergstraße des Ohlsdorfer Friedhofs. Beide ehren Flieger, die bei Abstürzen umgekommen sind. Der Obelisk erinnert an den Absturz bei Bathurst. |
![]() Blick vom Bathurst-Obelisken in Richtung Bäumer-Säule auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf. Die Denkmale der Familiengräber Heinr. Alb. Meyer und Hermann Wittlinger stehen weiter entfernt jenseits der Bergstraße. |
Sie flogen für Deutschland
Bathurst (Westafrika)
26. November 1938
Die Junkers Ju 90 D-AIVI „Preußen” stürzte am 26. November 1938 in Bathurst (Gambia) ab. 12 Grabplatten sind im Kreis um den Obelisken angeordnet.
Der Obelisk trägt oben an seinen vier Seiten die Symbole von BMW, Junkers (der Flügelmann bzw. „Der fliegende Mensch”, ein stilisierter Ikarus) und Lufthansa sowie den Reichsadler aus dem Luftwaffenhoheitszeichen. Man vermutet, dass dem Reichsadler das Hakenkreuz entfernt wurde. Der Obelisk wurde von Ludwig Kunstmann entworfen — so geht es aus dem Artikel von Helmut Schoenfeld unter dem Titel „Die Grabstätte der Bathurst-Flieger in Ohlsdorf” in der Ausgabe Nr.105 vom Mai 2009 der „Zeitschrift für Trauerkultur” hervor.
| „Der fliegende Mensch”, das Logo der Junkers-Flugzeugwerke AG, wurde 1924 von Friedrich Peter Drömmer (*16.01.1869 Kiel; †22.01.1968 Gräfeling) entworfen. Herr Drömmer war von 1923 bis 1933 Leiter der Werbeabteilung der Junkers-Werke in Dessau.
Der Obelisk besteht aus Muschelkalk und ist 7 Meter hoch. Er wurde Ende 1941 errichtet. Ein →Foto des Flugzeuges wird auf der hier verlinkten Internetseite gezeigt. Im Textteil wird die Entwicklungsgeschichte der Ju 90 beschrieben. |
![]() „Der große Dessauer”, Modell im Verkehrsmuseum Dresden |
Das Ganzmetall-Großraum-Verkehrsflugzeug Junkers - Ju 90, Spitzname „Der große Dessauer”, konnte 40 Passagiere befördern. Die Ju 90 D-AIVI „Preußen” wurde von vier BMW-Motoren angetrieben. Das Foto zeigt ein Modell dieses Flugzeugtyps im Verkehrsmuseum Dresden, August 2007.
Technische Daten der Junkers Ju 90 | |
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Max. Geschwindigkeit: | 380 km/h |
Leistung: | 4 * 750 PS |
Reichweite: | 2092 km |
Dienstgipfelhöhe: | 5750 m |
Baustoff: | Duralumin, Ganzmetall, Glattblechbauweise |
Bauart: | freitragender Tiefdecker mit doppeltem Seitenleitwerk |
Höhe: | 7,50 m |
Spannweite: | 35,00 m |
Länge: | 26,00 m |
Fluggewicht: | 22000 kg |
Besatzung: | 4 bis 7 |
Fluggäste: | 40 |
Verwendungszweck: | Viermotoriges Großraum-Schnellverkehrsflugzeug für Personen und Fracht |
Von der Ju 90 wurden insgesamt 18 Maschinen überwiegend für die Lufthansa gebaut. Nach Kriegsbeginn trat die Lufthansa ihre Ju 90-Maschinen nach und nach an die Luftwaffe ab. Lediglich die D-AURE „Bayern” blieb bei der Lufthansa. Sie wurde am 9.8.1944 nach einer Zwischenlandung in Stuttgart von amerikanischen Tieffliegern in Brand geschossen.
Die militärische Weiterentwicklung der Ju 90 war die Ju 290.
Ein anderes bekanntes Langstreckenflugzeug aus dieser Zeit ist die Focke Wulf 200 „Condor”. Mit ihr wurde 1938 der erste Nonstopflug von Berlin nach New York durchgeführt. Er dauerte 24 Stunden.
Besat- zung | Passa- giere | Geschwin- digkeit km/h | Verwendung im 2. Weltkrieg | |
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FW 200 „Condor” | 4 | 26 | 420 | maritimer Fernaufklärer und Fernbomber |
Ju 90 | 4 bis 7 | 40 | 350 bis 380 | Langstreckenaufklärer und Transportflugzeug |
![]() Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Paul Bäumer am 10.11.2009 |
![]() Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Paul Bäumer am 10.11.2009 |
![]() Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Paul Bäumer und der Bathurst-Obelisk am 31.1.2021 |
Es war ein großes Begräbnis mit zehntausenden(!) von Hamburgern.
Paul Wilhelm Bäumer war im Ersten Weltkrieg einer der erfolgreichsten Jagdflieger der Jagdstaffel Boelcke. Er errang 43 Luftsiege. Er war genauso populär wie beispielsweise Manfred Freiherr von Richthofen aus der gleichen Jagdstaffel. Auf →www.frontflieger.de befindet sich u.a. ein Foto von ihm.
Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Bäumer am 7. November 1922 in Hamburg die Bäumer Aero GmbH. Die Firma hatte ihre Werkstatt am Platz des heutigen Luftfrachtzentrums auf dem Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel. Mitte der 20er Jahre war ihr zweisitziger Tiefdecker „Sausewind” ein erfolgreiches Produkt. Die „Sausewind” war damals eine technische Sensation. Sie war auf Schnelligkeit getrimmt, der Rumpf hatte die aerodynamisch günstige Form eines Torpedos. Die beiden Piloten saßen hintereinander.
Am 15. Juli 1927 stürzte Paul Wilhelm Bäumer mit einer „Rofix”[→Wikipedia, Suchbegriff Rohrbach Ro IX, Abruf 24.6.2019] der Berliner Rohrbach-Flugzeugwerke am Rande des Kopenhagener Flughafens Kastrup in den Oeresund. Die Bäumer Aero GmbH wurde am 14. Oktober 1932 aus dem Handelsregister gelöscht.
Vor seiner Kriegskarriere war er Zahntechniker. Nach dem Krieg war er als Zahnarzt tätig. Erich Maria Remarque nennt in seinem Roman „Im Westen nichts Neues” den Protagonisten ebenfalls „Paul Bäumer”. Der Roman erschien 1928. Remarque war einer von Bäumers Patienten.
Im Web findet man einiges über die Bäumer Aero GmbH und die „Sausewind”. Ein Beispiel ist die Seite →Bäumer Aero GmbH.
Technische Daten der Bäumer Aero B IV a „Sausewind” | |
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Baujahr: | 1928 |
Besatzung: | 2 |
Länge: | 6,25 m |
Spannweite: | 9,00 m |
Flügelfläche: | 11,20 qm |
Höchstgeschwindigkeit: | 230 km/h |
Motor: | 3-Zylinder Wright L4 |
Leistung: | 65 PS |
Dienstgipfelhöhe: | 6000 m |
Reichweite (max.): | 2000 km |