Ohlsdorfer Friedhof • Nordteich und Stiller Weg:
Das Familiengrab Dralle bei Kapelle 7 (AC20,128–156/AC21,224–233)

Faster-Fetrás und Stockhausen Das Familiengrab Gumprecht
Nur etwa 20 m vom Grabmal Stockhausen entfernt ist das Familiengrab Dralle. Steht man vor dem Grabmal Stockhausen, wendet man sich nach rechts und geht weniger als 10 m bis zur Abzweigung des ersten Fußweges nach rechts. Es handelt sich um einen Fußweg mit zwei Reihen Fußwegplatten im Mittelabstand einer Autofahrspur. Das erste Grabmal auf der rechten Seite an diesem Fußweg ist das Familiengrab Dralle.
Nur mit Mühe lassen sich die Inschriften unter der Nische mit der Marmorstatue entziffern. Es sind die Inschriften für den Firmengründer Georg Justus Dralle und seine Frau Elisabeth Dorothea Dralle, geb. Richter.
Friedhof Ohlsdorf, Familiengrab Dralle Sicher hat die Nische die mit etwa 2,20 m überhohe Marmorstatue vor den Unbilden der Witterung geschützt. In ihrer rechten Hand hält die dargestellte Frau den schreibbereiten Gänsekiel. Sie scheint nachzusinnen. Vielleicht ist sie sich nicht schlüssig, was sie als nächstes auf ihrer Schrifttafel (oder ist es das Buch des Lebens?) dokumentieren möchte.

Nun gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die Frau soll Nemesis, die Göttin der vergeltenden Gerechtigkeit, darstellen. Dann enthält die Schrifttafel ein Verzeichnis von später zu vergeltenden Missetaten.
  • Die Frau trägt das Buch des Lebens. Im Buch des Lebens werden die Namen aller Gott wohlgefälligen Menschen eingetragen, die je gelebt haben. Dann wird es sich bei der Frau nicht um Nemesis handeln!
  • Es gibt Vorstellungen von Verzeichnissen, in denen die Taten der Menschen festgehalten werden. Am Tag des jüngsten Gerichts werden diese personengengebundenen Verzeichnisse ausgewertet.
Friedhof Ohlsdorf, Familiengrab Dralle Vermutlich hat sich der Bildhauer Hans Dammann bei der Gestaltung der Frisur dieser Statue besonders viel Mühe gegeben. Die Kosmetik- und Feinseifenfirma Dralle ist sehr erfolgreich gewesen. Besonders bekannt war deren ab 1889 vertriebenes „aseptisches Birkenwasser”. Später hieß dies Produkt „Birken-Haarwasser” und „Birkin”.
Der spätere Firmengründer Georg Justus Dralle (*31.3.1817 in Beverungen; †10.3.1895 in Hamburg) hatte seine berufliche Laufbahn als Angestellter einer chemischen Fabrik in Minden begonnen. Er zog nach Hamburg um. Dort erhielt er 1852 den Bürgerbrief und eröffnete am 1.10.1852 ein Verkaufsgeschäft und eine kleine Fabrikation für Parfüm und Seifen. Im Dezember 1852 heiratete er Elisabeth Dorothea Louise Richter (*6.11.1826 in Hamburg; †9.3.1901 in Altona). Viele seiner Kinder und Nachkommen waren später mit dem Unternehmen befasst.

1876 gründete Dralle eine Zweigniederlassung mit einer Fabrikationsstätte im preußischen Altona. Im gleichen Jahr traten seine Söhne Emil und Julius in die Fabrik ein. 1880 verlegte Dralle seinen Hamburger Betrieb ins preußische Ottensen. Das hatte zollrechtliche Gründe — Hamburg mit St.Pauli und Altona waren seinerzeit ein Freihandelsgebiet und somit aus Sicht des Deutschen Reiches Zollausland. 1880 verkündete Reichskanzler Bismarck, das Reich beabsichtige, Altona und St. Pauli vom Freihandelsgebiet Hamburgs zu trennen.

1886 wurde die OHG Georg Dralle mit den Gesellschaftern Georg, Emil und Julius Dralle handelsgerichtlich eingetragen. Das Unternehmen Dralle expandierte auch in der Folgezeit prächtig. Es wurden Niederlassungen und Fabrikationsstätten in mehreren Ländern errichtet.

1976 wurde ein neues Werk an der Gründgensstraße in Hamburg-Steilshoop eröffnet. 1991 wurde das Unternehmen jedoch an den französischen Kosmetikkonzern L´Oreal verkauft. L´Oreal schloss das Hamburger Werk bereits zum Jahresende. Ortmann & Herbst, ein auf Getränkeabfüllmaschinen spezialisierte Maschinenbaubetrieb, zog anschließend in das ehemalige Dralle-Werk an der Gründgensstraße ein.

In der deutschen Wikipedia steht ein Artikel über das Unternehmen. Auf der Ahnenforschungsseite der Familie Dralle ist im Bereich „Ahnenforschung Privat” eine Ahnentafel zu finden.


A8-Beiwagen der Hamburger Straßenbahn mit Reklame für Birkenwasser von Dralle
Der Reklametext am Straßenbahnbeiwagen lautet: Gesundes Haar durch Dr. Dralle's Birkenwasser. Das Foto zeigt ihn in den 1930ern beim Kuppeln vor dem Straßenbahnbetriebshof Dorotheenstraße.[52, Seite 57]
Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:23:03 • Impressum und Datenschutzerklärung