Ohlsdorfer Friedhof • Nordteich und Stiller Weg:
Grabmale Diederichsen und Familie Dall

Grabwand Traun/Bruhn Heinrich Freiherr von Ohlendorff Familiengrab
Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Diederichsen (AC17, 31-50) Caesar Scharff hat dies 1901 aufgestellte Grabmal geschaffen. Die in der Literatur genannte Interpretation besagt, dass der Fährmann Charon die jung Verstorbene in seine Nachen zieht. Die Inschrift oberhalb der Figuren lautet: „Ihr müsst alle diese Strasse wandeln.” Sie unterstützt diese Interpretation.

Friedhof Ohlsdorf, Grabmal Diederichsen (AC17, 31-50)

Zu der oben genannten Interpretation steht die Gestik der Frau und ihre Körperhaltung im Widerspruch. Ich habe eher den Eindruck, als ob sie den Nachen gerade verlässt und der freundliche Fährmann hilft ihr dabei. Unglücklicherweise hat der Seewind ihr langes Gewand verheddert. Deshalb ist sie etwas verlegen, so dass sie mit der Hand über ihr Haar streicht.

Dies Denkmal gilt als Musterbeispiel des Jugendstils.

Was mag Caesar Scharff dazu veranlasst haben, zwei Sphinxe links und rechts vor die Grabwand zu setzen? Sie haben eindeutig Männerköpfe und symbolisieren somit den ägyptischen Sonnengott. Aber wo ist die Verbindung zwischen Ägypten und den klassischen griechischen Sagen zu finden? Will die junge Frau vielleicht einen ägyptischen Tempel besichtigen? Dann wäre der bärtige Herr gar kein Fährmann, sondern er wäre ein Fremdenführer. Er hat ihr das Innere des Tempels gezeigt. Die Augen der Frau konnten sich beim Verlassen des dunklen Tempels nicht schnell genug an das helle Tageslicht anpassen. Dadurch ist sie gestolpert, aber ihr Fremdenführer konnte sie gerade noch vor dem Sturz bewahren. Nun schaut sie auf: Reflexartig schützt sie mit ihrer freien Hand die Augen vor dem gleißenden Sonnenlicht.

Ist eine solche Interpretation nicht naheliegender als die aus weiter Ferne herbeigeholte Interpretation aus der griechischen Sagenwelt? Caesar Scharff (*2.12.1864; †21.10.1902) können wir nicht mehr dazu befragen.

Literaturhinweis: Barbara Leisner: Caesar Scharff — ein Jugendstilkünstler auf dem Ohlsdorfer Friedhof [238, Ausgabe Nr. 73 / II, Mai 2001] Sehr eindrucksvolle Fotos auch von diesem Grabmal sind im Blog von Michael Wassenberg zu sehen.



Friedhof Ohlsdorf, Familiengrab Hans Dall
Friedhof Ohlsdorf, Familiengrab Hans Dall Schräg hinter dem Denkmal Diederichsen steht am parallel geführten nächsten Weg diese eindrucksvolle Grabwand. Gefertigt hat sie die Gießerei Behmer &  Co. aus Altona. Es ist kaum zu glaube, dass diese etwa 4 m breit Grabwand 1934 gefertigt wurde! Sie passt gar nicht in jene Zeit!

In jeder oberen Ecke der vier Schrifttafeln der Grabwand ist das Haupt einer Putte enthalten.

Die linke Schrifttafel der Grabwand dokumentiert eine Tragödie. Bertha Dall und Graf Otto von Schwerin sind als Verlobte umgekommen im Como-See in Italien, 22.April 1912. Die nächste Tafel ist der Mutter, Frau Bertha Dall geb. Sottorf gewidmet. Sie starb am 25.2.1934. Ihr Ableben war wohl der Anlass für die Errichtung des Grabmals.
An jedem der beiden seitlichen Pfeiler ist eine Putte dargestellt. Links trägt sie ein Kreuz, rechts eine Fackel. Der Platz um die Putten ist reichlich mit Motiven aus Flora und Fauna ausgeschmückt.

Friedhof Ohlsdorf, Familiengrab Hans Dall

Weit oben am Denkmal — quasi im Paradies — studieren zwei Putten ein Buch. Vielleicht sind in dem Buch die Taten der Verstorbenen verzeichnet?


Zum nächsten Ziel, dem Mausoleum Ohlendorff, gelangt man, indem man zurück in Richtung auf das Grabmal Traun/Bruhn geht und dem gebogenen Weg weiter nach links folgt. Der gebogenen Weg führt wieder zum Bach. Dem Bach folgt man weiter in Richtung Osten.

Das Mausoleum liegt neben einem weiteren kleinen Teich. Vom Teich aus betrachtet, sieht es aus wie der Rodelhügel eines Kinderspielplatzes.

Letztes Upload: 25.03.2023 um 04:23:03 • Impressum und Datenschutzerklärung