![]() Blick von der Norderstraße aus auf den Findling auf dem Familiengrab Wessely |
![]() Familiengrab Wessely: Auf dem Findling ist parallel unter dem Nachnamen die Jahreszahl 1920 lesbar. Die Holzkreuze sind den 1944 gefallenen beiden Söhnen von Christine und Curt Jacob Wessely gewidmet. |
Links und rechts neben dem Freiraum bzw. Blumenbeet vor dem Findling sind kleine Grabsteine angeordnet. Besonders auffällig sind fünf Grabsteine auf der rechten Seite, denn sie bestehen aus Terrakotta. Jeder dieser Grabsteine zeigt Mohnkapseln links und rechts der Schrifttafel. Mohn bringt den Schlaf. Das Symbol drückt Hoffnung aus, denn auch dem tiefstmöglichen Schlaf, dem Todesschlaf, folgt ein Erwachen. Alle fünf Terrakotta-Grabmale habe ich fotografiert.
Hinweise: Die für diese Seite überwiegend verwendete Informationsquelle ist →Hartwig Fiege: Die Keramikerfamilie Wessely. Dort wird die Familien- und Firmengeschichte zeitlich umfassender ― bis 1967 ― und detaillierter geschildert als hier auf meiner Webseite. Für Kenner der Hamburger Straßenbahn wird es von Interesse sein, dass Adam Hermann Wessely 1896 eine Keramikfabrik an der Straße Falkenried 3 bis 5 in Betrieb nahm. 1898 ließ er an der gleichen Ecke (Lehmweg mit Falkenried) die Wohnhäuser Lehmweg 18 und Falkenried 1 errichten.
Prof. Dr. Hartwig Fieges Artikel erscheint in der im vorigen Absatz angegebenen Website in gekürzter Form. Vollständig und mit einige Bildern versehen ist er abrufbar unter →Deutsche Digitale Bibliothek, Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter, Band 11, Hamburg 1987, ab Seite 257 (Abruf 16.4.2023).[Dort auf Viewer klicken und nach Seite 257 zurückgehen]
| Harry Wessely (*15.12.1876; †29.2.1920) ist einer der beiden Söhne von Mathilde und Adam Hermann Wessely. Sein Sterbejahr 1920 ist auf dem Findling angegeben. Dies Terrakotta-Grabmal steht dem Findling am nächsten.
Harry hatte ein Metallhandwerk erlernt. Er wanderte nach Swakopmund (Küstenstadt in Deutsch-Südwest-Afrika, nun Namibia) aus. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und starb hier bald darauf an Grippe. | |
| Adam Hermann Wessely (*7.08.1845 Königsberg; †7.03.1922 Hamburg) wurde am 5.04.1862 als Töpfergeselle freigesprochen. Danach zog er als Wandergeselle in westlicher Richtung durch Deutschland und fand im Oktober 1863 bei den Gebrüdern August, Johannes und Heinrich Spiermann Arbeit. Die Gebrüder betrieben eine seit 1760 bestehende Ofen- und Tonwarenfabrik am Bäckerbreitergang 74. | |
Es kam zu einer Verlobung mit Johannes Spiermanns Tochter Mathilde. Eine Auflage gab es dabei: A.H. Wessely sollte bis zur beiderseitigen Volljährigkeit Hamburg verlassen. Also ging er wieder auf Wanderschaft und kehrte als wohlhabender Mann Ende Sommer 1869 nach Hamburg zurück.
Am 20.11.1870 fand die Hochzeit statt. Im Mai 1870, einige Monate vor der Hochzeit, hatte A.H. Wessely sich selbstständig gemacht. August Spiermann verstarb am 19.01.1879. Ab dem 1.01.1880 war Adam Hermann Wessely der alleiniger Inhaber der nun in A. H. Wessely umbenannten Firma. | ||
| Mathilde Wessely geb. Spiermann (*13.09.1848; †12.06.1935) war die Ehefrau von Adam Hermann Wessely. Die Heirat fand am 19.11.1870 statt.
Die Ehe blieb nicht kinderlos: Drei Töchter (Clara, Elsa und Maria) und zwei Söhne (Harry und Curt). Clara, Harry und Curt sind auf dieser Familiengrabstätte beigesetzt. Die Keramik von Mathilde Wesselys Grabmal zeigt eine von den anderen vier Terrakotta-Grabmalen deutlich abweichend dunklere Färbung. | |
| Dieser Curt Jacob Wessely (*4.06.1887 Hamburg-Groß Borstel; †20.06.1977 Hamburg) führte die Firma ab der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg weiter. Am 6.10.1967 konnte der 80-Jährige die Firma dem Töpfermeister Herbert Kohlwey übergeben. | |
| Curt Wessely heiratete am 9. April 1919 die am 27. Mai 1897 geborene Christine Busch aus Klein Borstel. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, der am 20. Dezember 1920 geborene Curt Jakob und der am 9. Oktober 1922 geborene Hermann Christian.[→zitiert aus https://wessely-kohlwey.de.tl/, (Abruf 14.04.2022)] |
| Frau Anna Perl geb. Weiler verstarb 1949. Hermann Perl überlebte sie um 18 Jahre. Der Bildhauer Otto Gottlieb Hermann Perl (*05.04.1878 Königsberg; †12.01.1967 Hamburg) war ein Neffe von Adam Hermann Wessely (Hermann Perls Mutter war A. H. Wesselys Schwester). A. H. Wessely richtete Hermann Perl am Falkenried ein Atelier ein. Bekannt wurde Hermann Perl durch die reiche keramische Ausschmückung des Alten bzw. St. Pauli Elbtunnels; diese wurde von ihm gestaltet und bei Wessely hergestellt. Auch Baukeramiken, Kriegerdenkmale und Grabmale gehen auf Hermann Perl zurück.[Linkliste nach Architekten, Bildhauern und Firmen] Somit ist zu vermuten, dass die nur 60 cm hohe Stele von ihm geschaffen wurde. Sie steht etwas abgesetzt seitlich neben dem Findling des Familiengrabs Wessely. | |
| Mit Mühe lässt sich ein Teil der Inschrift entziffern:
?… Spiermann (*12.1802; †11.1879;) und Frau ?… Spiermann geb. Bug?… (*20.5.1812; †3.6.1880) wurde dieser Stein gewidmet. Es dürfte sich um den Grabstein für Adam Hermann Wesselys Schwiegereltern handeln. Seit 1839 führten die Gebrüdern August, Johannes und Heinrich Spiermann eine seit 1760 bestehende Ofen- und Tonwarenfabrik am Bäckerbreitergang 74. Hier fand der 18-jährige Adam Hermann Wessely im Oktober 1863 Arbeit. Außerdem verliebte er sich in die drei Jahre jüngere Tochter Mathilde des Johannes Spiermann. |